Entzündung am Zeh

Einleitung

Eine Entzündung am Zeh ist ein relativ häufiges und vielfältiges Beschwerdebild, bei der im Zeh ein entzündlicher Prozess im Gewebe, an Gelenken oder im Knochen von statten geht. Oftmals sind harmlose Veränderungen wie ein entzündetes Nagelbett verantwortlich, es können aber auch systemische Krankheiten hinter einer Entzündung am Zeh stecken, die sich dann besonders durch eine Entzündung im großen Zeh zeigen.

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Symptome

Die Entzündung am Zeh verursacht eine Reihe unspezifischer, aber für eine Entzündung typische Symptome. Zunächst schmerzt der Zeh, anfangs bei Belastung und später auch in Ruhe. Der Schmerz wird als stechend spitz beschrieben und verschlimmert sich bei Berührung oder Bewegung. Häufig wird ein pochender Schmerz wahrgenommen, was sich durch kleine pulsierende Arterien erklären lässt.

Zusätzlich ist der Zeh gerötet und geschwollen, teilweise lässt sich eine Überwärmung der betroffenen Stelle feststellen.  Siehe auch hier: Geschwollener Zeh
Als letztes Zeichen einer Entzündung ist die Funktion des Zehs, also die Beweglichkeit und Belastbarkeit eingeschränkt. Zusätzlich zu diesen Symptomen kommen einige für die jeweilige Ursache spezifische Symptome wie blutige Austritte bei einem eingewachsenen Zehennagel.

In einigen Fällen ist die Entzündung eitrig, was auf eine bakterielle Ursache schließen lässt. Wenn eine rheumatoide Arthritis Auslöser der Beschwerden ist, zeigen neben dem Zeh unter Umständen auch andere Gelenke im ganzen Körpern ähnliche Symptome.

Bei der Gicht als Ursache ist oft ein plötzliches Auftreten starker Schmerzen vor allem am großen Zeh typisch.

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Ursachen

Eine Entzündung am Zeh kann zahlreiche Ursachen haben, die von einer leichten lokalen Entzündung bis hin zu einer systemischen Grundkrankheit reichen können.

Einfachste Ursache einer Entzündung am Zeh ist eine Nagelbettentzündung, die in den meisten Fällen den großen Zeh betrifft. Das Nagelbett ist die Hautschicht, die direkt unter dem Nagel liegt und normalerweise gut gegen äußere Reize abgeschirmt ist. Jedoch kann es im Rahmen von kleinen Verletzungen im Bereich des Nagelwalls oder der angrenzenden Haut zum Einwandern von Erregern kommen. Klassisch wäre hier ein eingedrungener Holzsplitter. Als Erreger kommen Bakterien, Viren und auch Pilze in Frage. Diese Erreger haben unter dem Nagel ein sehr gutes Milieu, um sich schnell zu vermehren und die Entzündung am Zeh auszulösen.

Auch fehlerhafte Nagelpflege, die zur Austrocknung der Haut führt, oder der häufige Kontakt zu Chemikalien können kleine Risse in der Haut verursachen und eine Entzündung begünstigen.

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Eine weitere verbreitete Ursache ist ein eingewachsener Zehennagel, der im Verlauf auch eine Entzündung am Zeh hervorruft. Dieses Krankheitsbild betrifft meist den großen Zeh. Ursächlich für einen eingewachsenen Nagel sind zum einen zu enges Schuhwerk, das den Nagel am freien Wachstum hindert, zum anderen kann auch ein zu-kurz-Schneiden vor allem an den Rändern des Nagels ein Einwachsen fördern.

Es gibt daneben auch Formen einer Entzündung am Zeh, denen keine lokale Ursache oder Beschädigung zu Grunde liegen, sondern verschiedene Grundkrankheiten. So ruft die Gicht typischer Weise als erstes Anzeichen der Erkrankung eine Entzündung am großen Zeh hervor. Dieses Phänomen ist so charakteristisch, dass es einen Eigennamen, Podagra, bekommen hat. Die Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der zu viel Harnsäure im Blut vorliegt. Die Produktion von Harnsäure kann im Rahmen zahlreicher Vorgänge erhöht sein oder die Niere ist (zusätzlich) nicht mehr fähig, überschüssige Harnsäure auszuscheiden. Diese lagert sich dann als Kristalle in Gelenken ab und ruft dort eine Entzündung mit plötzlichen, starken Schmerzen und Schwellungen hervor. Bei der Gicht wird unterschieden zwischen einem akuten Gichtanfall und einem chronischen Verlauf.

Außerdem muss bei einer isolierten Entzündung an einem Zeh an eine rheumatologische Ursache wie der rheumatoiden Arthritis gedacht werden, auch wenn dabei der Zeh meist nicht die Erstmanifestation ist. Diese Krankheit zählt zu den Autoimmunerkrankungen, was bedeutet, dass der Körper Stoffe produziert, die eigenes Gewebe angreifen. Genaue Ursachen und Mechanismen sind noch nicht vollends verstanden.

Diagnose

Am Anfang der Diagnose sollte eine genaue Erfragung der Beschwerden durch den Arzt stehen. Dabei können eventuell der Entzündung vorausgegangene Aktivitäten oder Auslöser wie Schnitte oder andere kleine Verletzungen herausgearbeitet werden. Auch sollte nach besonderen Belastungen der Zehen durch Arbeit, Sport oder Schuhwerk geschaut werden. Die Frage nach bekannten Vorerkrankungen kann direkt am Anfang in Richtung Gicht oder Rheuma denken lassen.

Den Zeh mit der Entzündung zu betrachten ist ein weiterer Schritt, um Farbe und Schwellung des Zehs sowie den Zustand des Nagels zu beurteilen. Ein eingewachsener Zehennagel kann so auf Anhieb diagnostiziert werden. Ebenso ist die Entzündung des Nagelbetts am Zeh in erster Linie aufgrund der Rötung und Schwellung mit einhergehenden Schmerzen eine Blickdiagnose, die zusammen mit der Befragung des Betroffenen nach möglichen Ursachen eine Behandlung rechtfertigt. Um einen verantwortlichen Erreger zu identifizieren, macht ein Abstrich vom betroffenen Zeh Sinn. Hiermit können Bakterien, Pilze und Viren sicher nachgewiesen und auch gezielt behandelt werden.

Ist die Beweglichkeit stark eingeschränkt und bestehen die Beschwerden schon länger, kann in seltenen Fällen ein Röntgen oder eine Magnetresonanztomografie veranlasst werden, um die Beteiligung von Knochen oder Sehnen auszuschließen.

Die Diagnose der Gicht wird in ähnlicher Weise vor allem klinisch gestellt, dazu kommt eine laborchemische Komponente. Neben des typischen, plötzlichen Auftretens der Entzündung am Zeh als Zeichen der Gicht wird der Arzt eine Blutprobe abnehmen und auf bestimmte Werte untersuchen. Erhöhte Harnsäurespiegel und Entzündungswerte unterstreichen den Verdacht. Sollten Zweifel bestehen, lassen sich Harnsäurekristalle direkt durch eine Probe aus dem betroffenem Gebiet nachweisen.

Die Diagnose einer rheumatologischen Ursache ist komplizierter und sollte durch einen Rheumatologen gestellt werden. Grundlagen sind hier die klinische Beobachtungen wie Steifigkeit im Zeh, Entzündung und der Befall mindestens eines weiteren Gelenks. Laborwerte, die zur Diagnose rheumatoide Arthritis führen, sind Entzündungswerte und bestimmte Antikörper, die spezifisch für diese Art von Erkrankung sind.

Therapie

Je nach Ursache für die Entzündung am Zeh stehen verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung. Im Falle einer Entzündung des Nagelbetts ist eine erste Maßnahme, den Zeh zu schonen und auf eine Entlastung des Nagels zu achten. Unterstützend können Fußbäder z.B. mit Kamille und entzündungshemmende Salben verwendet werden, sodass die einfache Entzündung am Zeh nach wenigen Tagen ausheilen sollte. Ist dies nicht der Fall, ist der Zeh einem Arzt zu zeigen, der dann eine spezifische Therapie gegen einen bestimmten Erreger mit Antibiotika bzw. Mitteln gegen Viren oder Pilze einleiten kann.

Eitrige Ansammlungen unter dem Zehennagel werden eventuell durch ein kleines Loch im Nagel, der in einigen Fällen mit entfernt werden muss, abgeführt. Selten kommt es vor, dass die Entzündung am Zeh schon lange anhält und den Knochen erreicht hat. Hier kann eine Operation nötig sein.

Die Therapie eines eingewachsenen Zehennagels ist meist Fußpflegern/Podologen oder Dermatologen vorbehalten. Hier wird zunächst konservativ versucht, den Nagel am Wachstum ins Gewebe hinein zu hindern und die Entzündung zu lindern. Fußbäder weichen den Nagel auf, bevor eine Behandlung mit antientzündlichen Salben und anschließendem Verband erfolgt. Ein Podologe kann eine spezielle Verbandstechnik anwenden, um den Nagel leicht anzuheben und so umgehend für Entlastung zu sorgen. Als nächste Stufe steht eine Art Nagelspange zur Verfügung, die bis zu einem Jahr getragen wird und die Fehlstellung des Nagels am Zeh korrigieren soll. Wenn genannte Maßnahmen nicht ausreichen, kann der Nagel operativ unter lokaler Betäubung entfernt werden, gegebenenfalls wird auch das Nagelbett mit verkleinert.

Wurde als Ursache für die Entzündung am Zeh eine Gicht diagnostiziert, kommen bestimmte Schemata zur medikamentösen Behandlung dieser Erkrankung zum Einsatz. Im akuten Gichtanfall kommen symptomatisch entzündungs- und schmerzhemmende Mittel wie Ibuprofen zum Einsatz. Daneben wird Colchicin gegeben, was die Einlagerung der Harnsäure in die Gelenke verhindert, sowie Cortison. Dieses besitzt ebenfalls sehr gute antientzündliche Wirkungen. Nach dem Anfall wird bei der chronischen Form Allopurinol angewendet, welches direkt die Bildung von Harnsäure hemmt. Auch sollte auf eine bestimmte, purinarme Ernährung geachtet werden.

Sollte die Diagnose Rheuma lauten, kommt ebenfalls eine Kombination aus verschiedenen Medikamenten als Basistherapie, sowie modifiziert im Schub zum Einsatz. Zusätzlich beeinflussen eine gezielte Physiotherapie oder Wärme-Kälte-Therapien den Verlauf positiv.

Komplikationen

Eine Entzündung am Zeh ist insgesamt eher komplikationsarm. In einigen schwerwiegenden Fällen kann es zu länger andauernden Beschwerden kommen, die operativ behandelt werden müssen. Sehr selten führt eine Nagelbettentzündung zur Beteiligung der Knochen im Zeh. Bleibt eine Gicht oder die rheumatoide Arthritis längere Zeit unbehandelt, wird die Entzündung chronisch und es kann zu Verformungen der Gelenke im Zeh kommen.

Prognose

Eine Entzündung am Zeh heilt, solange keine Grunderkrankung ursächlich ist, in den meisten Fällen spontan nach einigen Tagen aus und bedarf nur bei längeren Beschwerden einer besonderen Therapie. Die Gicht ist wie Rheuma eine chronische Erkrankungen, die nicht geheilt, aber meist kontrolliert werden kann. Der Verlauf ist im Einzelfall sehr unterschiedlich.

Prophylaxe

Gute Fußhygiene ist die beste Prophylaxe eines eingewachsenen Zehennagels oder einer Nagelbettentzündung. Die Nägel sollten nicht zu kurz geschnitten werden, außerdem ist ein Austrocknen der Fußhaut durch zu häufiges Waschen zu vermeiden. Passendes Schuhwerk verhindert eine druckbedingte Entzündung und sorgt kleinen Verletzungen am Zeh z.B. durch einen Splitter vor. Prophylaktisch gegen Gichtanfälle wirkt eine bestimmte Diät, bei der sogenannte Purine so wenig wie möglich aufgenommen werden. Gegen das Auftreten von Rheuma sind leider keine sinnvollen Maßnahmen bekannt, die das Ausbrechen verhinder. Man kann den Krankheitsverlauf aber durch regelmäßige Kontrollen oder Physiotherapie effektiv beeinflussen.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 24.11.2015 - Letzte Änderung: 30.03.2024