Fremdländische Heilpflanzen

Agar-Agar

Synonyme und Gattung: Gelidium amansii lamour, Rotalgen

Pflanzenbeschreibung: Das zarte, verzweigte Gewächs wird bis zu 25 cm lang. Es wächst vor den Küsten Mexikos und Kaliforniens sowie an den Küsten des Indischen Ozeans. Im Sommer werden die Algen von Tauchern am Meeresboden geerntet.

Man wäscht sie mit Süßwasser und legt sie auf Matten zum Trocknen aus. Um die gelierenden Substanzen daraus zu gewinnen werden sie mit Wasser und Säure gekocht. Die gelierenden Substanzen können danach abgeseiht werden. Durch Einfrieren löst sich daraus der Agar und bleibt nach dem Auftauen als blättrige Masse zurück. Diese wird dann erneut getrocknet und kann dann erst gebraucht werden.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile: Aus der gesamten Pflanze werden gelierende Substanzen gewonnen.

Inhaltstoffe: Kohlenhydrate, Eiweiß, Rohfaser

Heilwirkung und Anwendung: Agar-Agar quillt im Darm und wird deshalb als mildes Abführmittel eingesetzt. Er dient allerdings häufiger als Grundsubstanz für Bakteriennährböden und wird in der Lebensmittelindustrie als Bindemittel gebraucht.

Nebenwirkungen sind bei normaler Dosierung keine bekannt.

Aloe

Synonyme und Gattung: Aloe ferox mill, Affodillgewächse/ Grasliliengewächse

Pflanzenbeschreibung: Von der Gattung der Affodillgewächse gibt es mehr als 200 Arten. Ursprünglich in Ost- und Südafrika zuhause findet man sie heute auch im Mittelmeerraum und in Indien. Die Aloe ferox ist eine stattliche Pflanze, die bis zu 5 m hoch werden kann.

An der Spitze der kräftigen Stängel wächst ein Kranz von lanzettenartigen, fleischigen Blättern, die bis zu 50 cm lang werden können. Am Rand sitzen purpurfarbene Stacheln, in der Mitte wachsen lange, walzenförmige Blütentrauben, die einzelnen Blüten sind bis zu 3 cm lang und meist blassrosa.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile: Heilende Wirkung haben die Blätter der verschiedenen Aloearten.

Gesammelt wird der bittere Saft, welcher beim Schneiden der Blätter abfließt. Man schichtet die Blätter in einem Gefäß und sammelt den Saft. Dieser wird anschließend, meist im Wasserbad eingedickt, beim Erkalten erstarrt er und kommt so in den Handel. Pur so gut wie nie gebraucht wird Aloe dann Tropfen, Pillen oder auch Zäpfchen zugesetzt.

Inhaltstoffe: Aloin, Emodin, Harze, Bitterstoffe.

Heilwirkung und Anwendung: Aloe wirkt stark abführend, entfaltet seine Wirkung im Dickdarm und ist Bestandteil vieler Abführmittel zusammen mit anderen Abführdrogen. Durch die enthaltenen Bitterstoffe kann Aloe auch die Gallensekretion anregen.

Anwendung in der Homöopathie: Die Homöopathie verwendet Aloe bei Durchfällen und Blähungen mit Leberbeteiligung, besonders bei morgendlichen Durchfällen. Typisch ist die große Schwäche nach den Durchfällen. Gebräuchlichst sind die Potenzen ab der D4.

Nebenwirkungen: Bei Überdosierung können die Nieren geschädigt werden. Auch Schwangere sollten Aloe nicht einnehmen. Außerdem ist, wie bei allen Abführmitteln, ein Dauergebrauch zu vermeiden.

Ananas

Synonyme und Gattung: Ananas comosus, Ananasgewächse, Bromeliaceae

Pflanzenbeschreibung: Die Ananas ist in Mittel- und Südamerika beheimatet. Dort wächst sie auch wild, wird inzwischen aber auch in Kulturen angebaut. Aus einer robusten dauerhaften Blattrosette mit langen, harten, gebogenen Blättern (am Rand mit spitzen Dornen besetzt) wächst nach drei Jahren ein Blühtrieb. Dieser trägt an der Spitze violette Blüten, aus denen sich die Früchte entwickeln.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile: Der Saft der reifen Früchte.

Inhaltstoffe: Bromelain, Vitamin C, Mineralstoffe, Fruchtsäuren, geringe Mengen ätherisches Öl.

Heilwirkung und Anwendung: Bromelain ist ein Enzym, welches die Eiweißverdauung fördert. Meist wird es aus dem Saft heraus isoliert und dann Präparaten zugesetzt, welche bei Magen- und Darmbeschwerden lindernd wirken.

Nebenwirkungen sind bei normaler Dosierung keine zu befürchten.

Artischocke

Synonyme und Gattung: Cynaria scolymus, Korbblütengewächse

Pflanzenbeschreibung: Bei Artischocken handelt es sich um große, distelartige, bis zu zwei Meter hohe Pflanzen mit schuppenartig angeordneten, fleischigen Blättern mit großen, violetten Blütenständen. Die Blütenhüllblätter und der Blütenboden werden auch als Gemüse verzehrt. Artischocken kommen hauptsächlich im Mittelmeerraum vor.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile: Die Blätter erntet man zur Blütezeit, die Hüllblätter kurz nach dem Aufblühen. Die Wurzeln werden im Herbst ausgegraben.

Inhaltstoffe: Cynaropikrin, Cynarin, Flavonoide, Gerbstoffe.

Heilwirkung und Anwendung: Cynaropikrin ist außergewöhnlich bitter. Zusammen mit Cynarin wirkt es bei Verdauungsstörungen, Leber- und Gallenerkrankungen, sowie bei einem erhöhtem Cholesterinspiegel. Der Wirkstoff Cynarin wird oft in Fertigarzneimitteln verarbeitet.

Nebenwirkungen sind keine bekannt.

Bitterholz

Synonym und Gattung: Quassiae lignum, Bitterholzgewächse, Fliegenholz

Pflanzenbeschreibung: Die Pflanze wächst strauchig oder als kleiner Baum von bis zu 2 m Höhe. Die gefiederten Blätter sitzen an einem geflügelten Blattstiel. Die Blüten sind endständig in Trauben oder in Rispen angeordnet. Sie sind rot bis fleischfarben gefärbt. Das Holz der Pflanze ist weiß und leicht spaltbar. Die Pflanze stammt aus Südamerika.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile: Das Holz der Stämme und Äste. Diese werden nach dem Fällen zerkleinert.

Inhaltstoffe: Bitterstoffe (Quasinoide), Alkaloide.

Heilwirkung und Anwendung: Die Droge wurde früher in der Volksmedizin als Wurmmittel gebraucht, ist aber wenig wirksam und deshalb in Vergessenheit geraten. Ebenso verhält es sich mit seiner Anwendung als Mittel gegen Insekten. Heute wird Bitterholz lediglich noch zur Appetitanregung und zur Verdauungsförderung gebraucht, meist in Arzneizubereitungen gegen Magen-, Darm- und Gallenbeschwerden.

Zubereitung: Man übergießt 1 Teelöffel zerkleinertes Bitterholz mit ¼ l kochendem Wasser und lässt es 10 Minuten ziehen. Danach wird es abgeseiht. Der Sud wird dann ungesüßt vor den Mahlzeiten getrunken.

Nebenwirkungen: Die Droge kann in größeren Mengen die Magenschleimhaut reizen. Bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren und Schleimhautentzündungen sollte sie nicht angewendet werden. Auch Schwangere sollten von der Anwendung absehen.

Boldo

Synonyme und Gattung: Peumus boldus, Monimiengewächse

Pflanzenbeschreibung: Ein immergrüner, dem Lorbeer ähnlicher Strauch, der bis zu 6m hoch wachsen kann. Die Blätter eiförmig, lederartig, kurz gestielt, ganzrandig und nach oben gebogen. An der Unterseite glatt, oben fallen zahlreiche helle Höckerchen auf. Reibt man die Blätter zwischen den Fingern riechen sie pfefferminzähnlich.

Die Blüten sind in Trauben angeordnet, stark duftend, weiß oder gelb. Daraus reifen kleine, gelblich-grüne Beeren.

Ursprünglich stammt die Pflanze aus Chile, kommt aber inzwischen auch in Nordafrika vor. Auf trockenen Böden gedeiht sie am besten.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile: Die Blätter.

Inhaltstoffe: Alkaloide (Boldin), ätherische Öle ( Ascaridol, Eukalyptol), Flavonoide.

Heilwirkung und Anwendung: Selten enthalten Pflanzen ätherisches Öl und Alkaloide gleichzeitig. Die Wirkstoffe stimulieren die Magensaft- und Galleproduktion, steigern die Harnausscheidung, wirken krampflösend und haben eine leicht hypnotische Wirkung. Boldo ist als Bestandteil von Teemischungen zu finden. Manchmal mischt man Boldo auch dem Matetee bei. In Chile wird ein Absud aus Boldo auch als Mittel gegen Würmer genutzt, ist aber nur schwach wirksam.

Zubereitung: 1 Tasse getrocknete Boldoblätter werden mit einer großen Tasse kochendem Wasser übergossen, 10 Minuten ziehen lassen und ungesüßt zu den Mahlzeiten trinken.

Kombination mit anderen Heilpflanzen: Meist ist Boldo Bestandteil von gallenwirksamen Teemischungen. Man kann Boldo gut mit Wermutkraut, Löwenzahnwurzel oder/und Pfefferminzblättern zu gleichen Teilen mischen.

Die Zubereitung und Dosierung wie oben beschrieben.

Anwendung in der Homöopathie: Bodo wird aus den getrockneten Blättern hergestellt und vornehmlich bei Gallenleiden, Magen- und Darmbeschwerden angewandt. Gebräuchlichste Potenzen sind die D2 und D3.

Nebenwirkungen: Bei Überdosierung von Boldo kann es zu psychischen Symptomen wie Halluzinationen kommen. Auch Schwindel und Erbrechen sind beobachtet worden. Bei Teemischungen die Boldo enthalten ist die Gefahr der Überdosierung gering. Bei Einzelanwendung sollte unbedingt darauf geachtet werden eine Überdosierung zu vermeiden.

Brechwurzel

Synonyme und Gattung: Rötegewächse, Ruhrwurzel, Brasilianische Wurzel, Ipecac, sehr giftig!!!

Pflanzenbeschreibung: Bei der Brechwurzel handelt es sich um einen bis zu einem halben Meter hohen Strauch. Der Wurzelstock besteht aus vielen Wurzeln die mit einer dicken, geringelten Rinde umgeben sind. Daraus wächst ein einzelner Stängel, welcher nur im oberen Bereich Blätter trägt. Der Blattstiel ist kurz, die Blätter sind gegenständig angeordnet, ledrig, glatt und dunkelgrün. An der Basis wachsen zwei kleine, weißliche Nebenblätter. Kleine, fünfzählige weiße Blüten vereinigen sich in köpfchenförmigen Blütenköpfchen, die von Hüllblättern umgeben werden. Aus den Fruchtknoten entwickeln sich etwa erbsengroße, purpurrote bis schwarzblaue, fleischige Steinfrüchte.

Vorkommen: Zuhause ist die Pflanze in den tropischen Regenwäldern Südamerikas von Nicaragua bis Brasilien. Die Pflanze wächst langsam, kann aber auch in Kulturen angebaut werden.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile: Die Wurzel. Die knotig verdickten Nebenwurzeln liefern den Wirkstoff und werden eigentlich das ganze Jahr über ausgegraben, lediglich unterbrochen durch die Regenzeit.

Inhaltstoffe: Verschiedene Alkaloide ( Emetin, Cephaelin), Iridoide

Heilwirkung und Anwendung: Früher wurde die Brechwurz hauptsächlich dazu gebraucht Erbrechen auszulösen. Im siebzehnten Jahrhundert wurde die Brechwurz als Mittel gegen die Ruhr gehandelt, daher auch der Name Ruhrwurzel. Heute verwendet man die Brechwurz als gutes Mittel zur Verflüssigung von zähem Sekret bei Husten und Bronchitis. Zusammen mit Eibisch wird die Brechwurz oft in Hustensäften gebraucht. Die Brechwurz ist wegen ihrer Giftigkeit für den Laien zur Selbstmedikation nicht geeignet.

Anwendung in der Homöopathie: Das Mittel Ipecacuanha ist verschreibungspflichtig bis zur D3. Es ist ein wichtiges Mittel und wird eingesetzt in erster Linie bei Bronchitis, Keuchhusten, Asthma. Aber auch bei Magen-Schleimhautentzündung, Schwangerschaftserbrechen, Sommerdurchfällen, Reisedurchfällen, Migräne und Bindehautentzündung am Auge wirkt die Brechwurzel lindernd auf die Beschwerden. Typisch ist die Überlaunigkeit und reizbare Stimmung der Patienten. Keuchhusten ist verbunden mit Erstickungszuständen und viel Schleimrasseln. Bei Bronchitis großblasiges Rasseln über der gesamten Lunge.

Alle Symptome werden begleitet von einer allgemeinen Brechneigung wobei Erbrechen keine Erleichterung der Beschwerden bewirkt. Die Beschwerden verschlimmern sich abends und nachts.

Gebräuchlichste Dosierung sind D3, D4 und D6

Nebenwirkungen: Pulver aus Ipecacuanha reizt die Haut und die Schleimhäute stark, es können sich Entzündungen und juckende Bläschen bilden.

Bei innerlicher Anwendung führt die Droge zu Erbrechen, blutigen Durchfällen mit Krämpfen bis zum Schock oder Koma.

Die Anwendung ist für den Laien nicht geeignet. Eine Anwendung ist nur nach ärztlicher Verordnung oder Vorschrift durchzuführen.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter:

Autor: Dr. Nicolas M. Gumpert Veröffentlicht: 25.09.2014 - Letzte Änderung: 22.10.2021