Gingivostomatitis herpetica/ Die Mundfäule

Definition

Die Mundfäule ist eine Erkrankung, die vor allem die Schleimhaut des Rachens und des Mundes betrifft. Sie wird durch das Herpes Virus ausgelöst und auch als Gingivostomatitis herpetica bezeichnet.

Die Mundfäule ist sehr schmerzhaft und tritt vor allem bei kleinen Kindern bis zum 3. Lebensjahr auf. Aufgrund des viralen Erregers stehen nur eine begrenzte Anzahl von symptomatisch wirkenden Medikamenten zu Verfügung. Charakterisiert wird die Mundfäule durch kleine Bläschen an der Mundschleimhaut. Manchmal öffnen sich auch die Bläschen und es entstehen schmerzhafte kleine Schleimhautdefekte.

Ursachen

Auslösende Ursache der Mundfäule sind virale Erreger aus der Gruppe der Herpes-Viren. Herpes-Infektionen können neben der Mundschleimhaut  auch an den Lippen  und den Geschlechtsorganen entstehen, sowie auch durch eine Gürtelrose an einer oder mehrerer Hautstellen des Körpers offensichtlich werden.

Über die Hälfte der Menschen tragen den Herpes Virus in sich. Bei vielen wird er im Laufe des Lebens keine Beschwerden und Erkrankungen auslösen. Bei Kindern bis zum dritten Lebensjahr kann aber durch den Herpes Virus die Mundfäule ausgelöst werden. In seltenen Fällen können auch Erwachsene von einer Mundfäule betroffen sein.

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Symptome

Die ersten Symptome einer Mundfäule sind Rötung der inneren Wangen- oder Rachenschleimhaut und kleine schmerzende Bläschen, die auch eröffnet sein können und so Defekte in der Schleimhaut verursachen können. Weiterhin typisch für eine Mundfäule sind mäßige bis starke Fieberschübe, die vor allem am Mittag und am Abend besonders stark ausgeprägt sein können. Die Patienten beschreiben meistens einen säuerlichen Geschmack und weisen auch einen unangenehmen Mundgeruch auf.

Weiterhin typisch für das Vorhandensein einer Mundfäule ist ein starker Speichelfluss. Die Patienten müssen dadurch vermehrt schlucken, was zusätzlich die Lebensqualität lindert. Da es sich um eine Infektion handelt, reagiert der Körper mit seinem Immunsystem mehr oder weniger stark. So schwellen Lymphknoten an den typischen Stellen, wie unter den Armen und in der Leiste sowie am Hals an.
Die Lymphknoten sind außerdem druckschmerzhaft und können leicht gerötet sein. Manchmal kann auch der gesamte Hals von außen druckschmerzhaft sein. Wichtig ist für den Arzt, zusätzlich die Mandeln zu überprüfen, da auch eine Mandelentzündung oder eine Seitenstrangangina verantwortlich für die Beschwerden sein kann.

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Fieber

Fieber ist ein häufiges Begleitsymptom der Gingivostomatitis herpetica und meist wird erst durch die Entwicklung von Fieber der Betroffene oder die Eltern des betroffenen Kindes auf die Erkrankung aufmerksam. Die Fiebertemperatur kann dabei 40 Grad überschreiten, sollte aber unter ärztlicher Beobachtung stehen, da darüber hinaus steigende Temperaturen über 42 Grad lebensbedrohlich sind. Daher werden fiebersenkende Medikamente eingesetzt, um das Fieber nicht zu stark steigen zu lassen. Für Kleinkinder gibt es diese dabei als Zäpfchen oder in Saftform, für Erwachsene oder Jugendliche sind diese in Tablettenform. Auch Hausmittel wie Wadenwickel oder einen gekühlten Waschlappen auf der Stirn können zur Unterstützung angewendet werden

auf der Zunge

Bei der Gingivostomatitis herpetica können neben den Schleimhäuten in Mund- und Rachenraum auch die Zunge und der Gaumen von den Symptomen betroffen sein. Das Auftreten von Erosionen und Blasen auf der Zunge ist dabei besonders schmerzhaft, da die Zunge ständig in Bewegung ist und in Kontakt mit anderen Strukturen. Durch den Kontakt zu Zähnen, Mundboden und Gaumen entsteht dadurch ständig Reibung und starke Beschwerden. Betroffene können die Zunge mit betäubenden Gelen behandeln, um das Essen und Sprechen etwas erträglicher zu machen. Die Symptome klingen dabei nach Ausstehen der Erkrankung auch hier vollständig ohne Narbenbildung ab.

Diagnose

Die Diagnose ist meistens durch die Krankenbefragung und durch die körperliche Untersuchung zu stellen. Meistens ist das Alter des Patienten in Verbindung mit den typischen Hauterscheinungen an der Mundschleimhaut wegweisend. So sind vor allem kleine Kinder bis zum dritten Lebensjahr von dieser Infektionskrankheit betroffen. Befragung der Eltern über Beginn und Dauer der Krankheitserscheinungen sowie ein Blick in den Rachen sichern die Diagnose in den meisten Fällen. Bestehen Zweifel über die Erkrankung kann eine Blutuntersuchung den Virus nachweisen.
Ob der Herpes Virus aber einfach nur im Blut nachzuweisen ist (wie bei jedem zweiten Menschen) oder aber, ob der Virus auch die Munderkrankung auslöst, ist meistens durch das Labor nicht herauszufinden. Wichtig ist aber in dem Zusammenhang, dass ein fehlender Herpes Nachweis im Blut eine Mundfäule als Erkrankung in jedem Fall ausschließt. In diesem Fall muss dann nach einer anderen Ursache gefahndet werden.

So ansteckend ist die Mundfäule

Bei der Erkrankung der „Mundfäule“ ist es wichtig, dass der Betroffene keinen Kontakt zu anderen, besonders nicht zu anderen Kindern hat, da ansonsten eine Ansteckungsgefahr besteht. Sie wird durch Tröpfcheninfektion  weitergegeben, wobei Husten, Niesen oder einfaches Sprechen mit anderen Menschen ausreichen kann, um diese anzustecken.

Eine örtliche Komplikation stellt dabei vor allem bei Kindern eine Nagelbettentzündung dar. Diese entsteht durch Nägelkauen und besonders durch Fingerlutschen bei Kleinkindern. Der Virus kann so auf den Nagel gelangen und diesen infizieren. Übertragen wird die Erkrankung bei Kleinkindern meist durch die Eltern, da diese einen Herpes-Ausbruch beispielsweise an der Lippe nicht ernst nehmen und das Kind küssen oder das Wasserglas mit dem Kind teilen.

Die Mundfäuleerkrankung in der Schwangerschaft ist für das ungeborene Kind nicht schädlich. Das Immunsystem von Neugeborenen ist allerdings noch nicht komplett ausgebildet. Deshalb sollten an Mundfäule erkrankte den Kontakt zu kleinen Kindern meiden.

Auch Ärzte und Zahnärzte müssen sich mit Handschuhen, Mundschutz und Schutzbrille vor einer möglichen Übertragung der Krankheitserreger schützen.

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Welcher Arzt behandelt die Mundfäule?

Der richtige Arzt für die „Mundfäule“ ist in erster Linie der Zahnarzt. Dadurch, dass die Erkrankung durch die Begleitsymptome wie Fieber und Abgeschlagenheit primär auffällt, wird meist als erstes der Hausarzt oder Kinderarzt aufgesucht. In der Regel sprechen sich die Allgemeinmediziner mit den Zahnärzten in einem Fall der Gingivostomatitis herpetica ab, um einen gemeinsamen Therapieweg einzuschlagen.

Verlauf der Mundfäule

In der Mundhöhle gibt es einen charakteristischen Verlauf der „Mundfäule“. Zuerst treten schubweise zahlreiche stecknadelkopfgroße Bläschen auf hochrot entzündeter Schleimhaut auf. Die Anzahl beträgt etwa fünfzig bis über hundert einzelne Bläschen. Diese haben allerdings nur eine kurze Verweildauer und wandeln sich in gelbliche, meist kreisrunde Vertiefungen um, so genannte Erosionen. Sie sind von einem hochroten Rand umgeben und sind mit einer Fibrinschicht (einem Protein des Blutgerinnungssystems) bedeckt. In diesem Stadium entstehen für den Betroffenen starke Schmerzen.

Die Schleimhautveränderungen treten vorwiegend in dem vorderen und mittleren Bereich der Mundhöhle auf. Gleichzeitig ist an der gesamten Mundschleimhaut eine starke Gingivitis (=Zahnfleischentzündung). Das Zahnfleisch ist feuerrot, geschwollen und mit einem Fibrinbelag übersät. Das sorgt für den unangenehmen Mundgeruch, weswegen die Erkrankung der Gingivostomatitis herpetica im Volksmund als Mundfäule bezeichnet wird.

Die umliegenden Lymphknoten schwellen an, sind prall und hart und beim Tasten sehr schmerzhaft. Auch Schluckbeschwerden sind dadurch möglich. Der Betroffene hat vermehrten Speichelfluss und beim Zähneputzen starke Beschwerden, da das geschwollene Zahnfleisch bei jeder Berührung unangenehme Schmerzen verursacht.  Die sich anfänglich rasch entwickelnden Symptome innerhalb der Mundhöhle bilden sich in der Regel unter Bettruhe und Schonung innerhalb von zehn bis vierzehn Tagen zurück, bei Kleinkindern ist die Erkrankung oft nach einer Woche bereits überstanden.

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Prognose der Mundfäule

Die „Mundfäule“ hat zwar einen schubartigen, sehr schmerzhaften Verlauf, klingt aber in der Regel ohne Nachwirkungen nach zwei bis maximal drei Wochen ab, ohne dass Narben in der Mundhöhle verbleiben oder ähnliches.

Dabei ist allerdings darauf zu achten, den Körper zu schonen und sich nicht zu überanstrengen, um keine Komplikationen wie eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) oder bei Kindern eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute (Meningoenzephalitis) zu riskieren, die bleibende Schäden davontragen würden. Weiterhin ist auch der körperliche Kontakt aufgrund des Risikos des Ansteckens der Erreger zu vermeiden, bis die Erkrankung ausgestanden ist.

Inkubationszeit

Die Inkubationszeit einer Gingivostomatitis herpetica, also die Zeit, die eine Krankheit braucht, um von einer Ansteckung zum Ausbruch zu führen, beträgt vier bis sechs Tage.

Erst nach dieser Zeit beginnt die akute Erkrankung und es treten die ersten Symptome auf. Dazu zählen Fieber, Abgeschlagenheit, Erbrechen und starke Unruhe. Sogar Krampfneigung sowie typische Veränderungen in der Mundhöhle mit üblem Mundgeruch, verstärktem Speichelfluss und regionalen Lymphknotenschwellungen treten auf.

Dauer

Sind die Patienten bereits Träger des Herpes-Virus, kommt es oft nicht zu einem Ausbruch der Mundfäule. Kommen bei manchen jedoch mehrere Faktoren, wie Stress oder andere Infektionen, zusammen, kommt es zu einem plötzlichen Ausbruch der Krankheit. Die Erkrankung schreitet schnell voran, nach Fieber folgen die schmerzhaften Schleimhautdefekte. Sie erreicht schon nach 2-3 Tagen ihren Höhepunkt. Danach beginnt die Abheilungsphase, die nochmal ca 3 Tage dauert. Die Krankheitsdauer sollte somit 7-10 Tage nicht überschreiten.

Behandlung

Da es sich bei der Mundfäule um eine Virusinfektion handelt, sind die Behandlungsmöglichkeiten sehr begrenzt und auf eine symptomatische Behandlung beschränkt. Die Mundfäule ist ungefährlich, da sie aber mit mäßigen bis starken Fieberschüben und Schmerzen im Bereich der Mundschleimhaut einhergeht, kann es sinnvoll sein, die Symptome zu behandeln. Fiebersenkend wirken Ibuprofen als Tablette (oder Saft für Kinder) sowie Paracetamol als Zäpfchen. Zusätzlich haben diese Medikamente neben der fiebersenkenden Wirkung auch eine schmerzlindernde Wirkung.
Des Weiteren können die Schmerzen in der Mundschleimhaut mit Gurgel-, und Spüllösungen behandelt werden. Lokal auf der Schleimhaut wirksame Schmerzmittel in Form von betäubenden Gels und Cremes können Linderung verschaffen.
Die medikamentöse Therapie kann mit gekühltem Kamillentee, Wasser und Milch unterstützt werden.
In manchen Fällen kann der Einsatz des antiviralen Medikaments Aciclovir helfen den Virus zu bekämpfen, dies ist aber nicht immer sinnvoll. Die Entscheidung sollte immer der behandelnde Arzt treffen.

Diese Medikamente werden bei der Mundfäule eingesetzt

Da das klassische Krankheitsbild der Gingivostomatitis herpetica die Folge einer Infektion mit dem Herpes-simplex- Virus vom Typ 1 ist, kommen Medikamente zum Einsatz, die die Viren bekämpfen. Diese Medikamentengruppe wird als Virostatika bezeichnet. Die Virostatika kommen nur dann zum Einsatz, wenn das Immunsystem des Patienten nicht alleine die Bekämpfung des Virus schafft. Als klassisches Virostatikum bei Gingivostomatitis herpetica gilt dabei das Aciclovir.

Ein zusätzliches Antibiotikum kommt nur bei Nachweis einer bakteriellen Superinfektion, also einer zusätzlich zur Virusinfektion vorliegenden Infektion mit Bakterien, zum Einsatz. Um die Begleitsymptome einzudämmen, werden weiterhin noch fiebersenkende Medikamente verschrieben. Dazu zählt klassisch das Schmerzmittel Paracetamol. Dabei sollte je nach Patientengruppe und Anordnung des Arztes die Höchstdosis nie überschiritten werden. Bei starken, anhaltenden Schmerzen können stärkere Schmerzmittel bis hin zu Opioiden verschrieben werden.

Weiterhin sollte gegen die Veränderungen der Mundschleimhaut mit einer Mundspüllösung, die Chlorhexidindigluconat  in einer Konzentration von 0,2% enthält, täglich zweimal gespült werden. Das Chlorhexidindigluconat sorgt durch seine antibakterielle und antivirale Wirkung für einen schnelleren Eliminierung der Mundschleimhautveränderung und der rascheren Regeneration der Mundflora. Diese Anwendung sollte eine Dauer von zwei Wochen allerdings nicht überschreiten.

Wichtig ist, dass der Patient versucht, trotz der Schmerzen bei der Mundhygiene gründlich zu reinigen, damit die Symptome sich nicht noch verschlimmern. Nach Zurückbilden der „Mundfäule“ sollte die benutzte Zahnbürste durch eine neue ausgetauscht werden. Weiterhin muss der Betroffene während der Erkrankung strenge Bettruhe einhalten und viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Da durch die Schwellungen und Rötungen der Mundschleimhaut die Nahrungsaufnahme sehr schmerzhaft ist, können lokalanästhetisch wirksame Mundgele wie Dynexan oder Xylocain eingesetzt werden, die die Mundhöhle betäuben und dadurch die Nahrungsaufnahme erträglicher machen.

Hausmittel

Es gibt zahlreiche Hausmittel, die alle für die symptomatische Behandlung einer Mundfäule geeignet sind. Zur Fiebersenkung sollten als Hausmittel Brennesselltee getrunken werden sowie auch regelmäßige Wadenwickel durchgeführt werden. Die schmerzenden Schleimhautläsionen können mit entzündungshemmenden Gurgellösungen, wie Kamillenlösung gut behandelt werden.
Hierzu sollte entweder Kamillentee oder aber Kamillosan in ein Wasserglas gegeben und 10-20 Minuten ziehen gelassen werden. Danach sollten für jeweils 30-40 Sekunden kleine Schlucke im Mund behalten und gespült werden. Die Kamille sort dafür, dass sich die Mundschleimhaut schneller regeneriert und auch weniger schmerzhaft ist.

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Wann braucht man Antibiotika?

Antibiotika werden nur dann benötigt, wenn nachgewiesen ist, dass eine bakterielle Infektion vorhanden ist. Das tritt nur sehr selten auf, weshalb Antibiotika nur sehr selten angewandt werden. Mit einem Abstrich der Mundschleimhaut wird im Labor das Keimspektrum und die Erreger der Gingivostomatitis herpetica identifiziert und dann gezielt behandelt.

Homöopathie bei Mundfäule

Neben den schulmedizinischen Maßnahmen gegen Mundfäule und neben den Hausmitteln gibt es auch einige homöopathische Ansätze, die ebenfalls dazu beitragen können, dass symptomatische Beschwerden dieser Erkrankung reduziert werden. Gegen hohes Fieber sollte Belladonna, aus der Tollkirsche gewonnen, eingesetzt werden. In homöopathischer Form wird es als Globuli eingenommen. Die Einnahme sollte mehrmals am Tag für ca 5-7 Tage erfolgen.
Zunächst kann es generell nach der Einnahme homöopathischer Medikamente zu einer leichten Erstverschlechterung kommen, bevor es zu einer Besserung kommt. Weiterhin kommen Borax und Lachesis bei der symptomatischen Behandlung der Mundfäule zum Einsatz. Sie sorgen vor allem für eine Abheilung der Schleimhautdefekte im Mundbereich und sollen zu einer Reduktion des Schmerzes führen.
Weitere homöopathische Medikamente gegen Mundfäule sind: Acidum muriadicum und Lycopodium. Beide Präparate werden eingesetzt bei generellen Defekten und Entzündungen im Mundbereich.

Schüßler-Salze gegen Mundfäule

Auch die der Homöopathie angelehnte Behandlung mit Schüßler-Salzen kann bei einer Mundfäulenerkrankung zum Einsatz kommen. Bei der Auswahl des richtigen Schüßlersalzes sollte auf jeden Fall große Genauigkeit auf die vorangehende Krankenbefragung gelegt werden. So ist es sehr wichtig neben Beginn und Dauer der Erkrankung auch weitere Begleitsymptome zu erfragen. Wenn neben den Schleimhautläsionen und dem Fieber auch andere Symptome, wie Unruhe oder Schlaflosigkeit auftreten, kann ein anderes Schüßler-Salz zum Einsatz kommen, als wenn diese Symptome nicht vorhanden sind.
Bei einer Mundfäule wird vornehmlich Kalium Phosphoricum eingesetzt. Hiervon sollten 3-6 Tabletten 3 mal täglich eingenommen werden. Die Einnahme sollte über einen Zeitrahmen von ca. 1-2 Wochen erfolgen. Bei ausbleibender Besserung kann die Behandlungsdauer auch noch um eine Woche verlängert werden.

Gingivostomatitis herpetica

beim Baby

Gingivostomatitis herpetica oder „Mundfäule“ kann bereits bei Neugeborenen auftreten. Hier herrscht Vorsicht und direkte Therapie, da durch das noch nicht gut ausgeprägte Immunsystem die Gefahr einer Herpes – Encephalitis besteht und dadurch bleibende Hirn- und Augenschädigungen entstehen können. Dabei sollte streng beobachtet werden, dass genug Flüssigkeitszufuhr stattfindet und ob noch ausreichend Tränenfluss und Urinausscheidung vorhanden ist, um ein Dehydrieren auszuschließen.

Bei besonders schweren Fällen werden auch bei Neugeborenen Virostatika wie Aciclovir eingesetzt, um Komplikationen und bleibende Schäden zu vermeiden. Betäubende Gels für eine erleichterte Nahrungsaufnahme und fiebersenkende Medikamente als Zäpfchen sind ebenfalls indiziert. Die genaue Dosierung muss dabei durch den Kinderarzt angeordnet werden.

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beim Kind

Kinder zwischen zwei und vier Jahren sind die primäre Altersgruppe der Erkrankung Gingivostomatitis herpetica. Eine Erstinfektion verläuft dabei wie bei allen Infektionskrankheiten im Vergleich zum Erwachsenen relativ mild. Bei den meisten Kindern mit intaktem Immunsystem verläuft die „Mundfäule“ nur eine Woche und klingt dann vollständig ab.

Erfahren Sie mehr zum Thema unter: Mundfäule beim Kind und Kleinkind

Die Übertragung der Herpes simplex Viren erfolgt meist durch die Eltern, falls bei einem Ausbruch von Lippenherpes das Kind geküsst wird oder das Besteck und Trinkgläser gemeinsam genutzt werden. Während der Erkrankung sollte darauf geachtet werden, dass scharfe oder besonders heiße Speisen und Getränke nicht verabreicht werden, um die Beschwerden nicht noch zu vergrößern. Generell ist es wichtig, dass eine ausreichende Menge an Flüssigkeit zu sich genommen wird. Bei Kindern herrscht durch die Schmerzen beim Trinken durch ein Verweigern schnell die Gefahr des Austrocknens.

Das Fingerlutschen und Nägelkauen sollte auch verhindert werden, da ansonsten eine Nagelbettinfektion droht. Bevorzugt werden sollten kühle Nahrungsmittel und strikte Bettruhe.

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Gefürchtet sind bei Kindern allerdings Komplikationen wie die Meningoenzephalitis, eine Entzündung des Gehirns sowie der Hirnhäute. Die Meningoenzephalitis tritt primär bei Kindern auf, die bereits durch vorausgegangene Infektionskrankheiten wie Masern oder Scharlach geschwächt sind und deren Immunsystem dadurch nicht ausreichend gegen die Viren ankämpfen kann.

beim Erwachsenen

Die „Mundfäule“ oder Gingivostomatitis herpetica kann auch im Erwachsenenalter auftreten. Wie bei allen eigentlich frühkindlichen Infektionskrankheiten können Erstinfektionen als Erwachsener einen erheblich heftigeren Verlauf als Konsequenz aufweisen. Die Infektion mit dem Typ 1 des Herpes Simplex Virus tritt bei Erwachsenen vor allem bei Patienten auf, deren Immunssystem medikamentös herunter reguliert wird, wie beispielsweise nach Chemotherapie oder bei einer HIV Erkrankung. Bei Erwachsenen gilt ähnliches wie für Kinder. Es gilt strenge Bettruhe und das meiden von körperlichem Kontakt zu Mitmenschen. Weiterhin muss viel getrunken werden, um eine Dehydrierung zu vermeiden. Fiebersenkende Medikamente und Virostatika werden gegebenenfalls bei heftigen Symptomen durch den Arzt oder Zahnarzt verschrieben.

während der Schwangerschaft

Es kann vorkommen, dass Frauen in der Schwangerschaft selbst an der Mundfäule erkranken. Meistens sind sie zuvor von einem ihrer Kinder, das selbst erkrankt war, angesteckt worden. Mundfäule wird von dem Herpes Virus ausgelöst, das fast jeder zweite Mensch in sich trägt. Ein Ausbruch in der Schwangerschaft ist weder für die Schwangere, noch für das ungeborene Kind gefährlich. Eine Behandlung mit Aciclovir muss in den seltensten Fällen erfolgen. Dabei sollte auch bedacht werden, dass eine Heilung durch Aciclovir fast genauso lange dauern kann, wie die körpereigene Heilung durch das eigene Immunsystem.
Wichtig ist vor allem die symptomatische Behandlung der Frau. Kommt es also zu Fieber in der Schwangerschaft, sollte mit Paracetamol und nicht mit Ibuprofen das Fieber gesenkt werden. Weiterhin können Kamille-oder Salbeilösungen dazu beitragen, dass die schmerzhaften Läsionen im Mundbereich schneller abheilen und weniger schmerzhaft sind.

Aphten im Mund

Die Erkrankung der „Mundfäule“ ist früher als Stomatitis aphtosa bezeichnet worden, weil die Medizin damals einen Zusammenhang mit chronisch wiederkehrenden Aphten vermutet hat. Mittlerweile ist wissenschaftlich belegt, dass chronisch rezidivierende (immer wiederkehrende) Aphten nichts mit der Erkrankung der Gingivostomatitis herpetica zu tun haben, weshalb der frühere Begriff als veraltet gilt und nicht mehr verwendet wird. Aphten  haben keine virale Ursache und sind dadurch klar von einer „Mundfäule“ abzugrenzen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.11.2016 - Letzte Änderung: 28.11.2022