Scheidenkrebs

Synonyme

Vaginalkarzinom, Vulvakarzinom
engl.: vaginal carcinoma

Definition

Der Scheidenkrebs (Vaginalkarzinom, engl. Vaginal carcinoma) ist eine sehr seltene bösartige Veränderung des Scheidenepithels. Aufgrund der Seltenheit und den Schwierigkeiten, das Vaginal- Karzinom frühzeitig zu erkennen, sind die Heilungschancen eher schlecht.

Hinweis

Alle hier gegebenen Informationen sind nur allgemeiner Natur, eine Tumortherapie gehört immer in die Hand eines erfahrenen Onkologen (Tumorspezialisten)!!!

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Was können typische Anzeichen sein?

Im frühen Stadium verursacht ein Scheidenkarzinom oftmals keine Symptome und bleibt daher lange unentdeckt. Typische Anzeichen für Scheidekrebs können sein: Blutungen außerhalb der Periode, ungewöhnlicher Ausfluss, unangenehmer Geruch, Schmerzen beim Wasserlassen oder während des Geschlechtsverkehrs. Frauen, die von einem oder mehreren dieser Symptome betroffen sind, müssen dringend einen Frauenarzt aufsuchen und die Beschwerden mit ihm abklären.

Häufigkeit

Primäre Vaginal- Karzinome sind sehr selten. Die Häufigkeit wird auf 0,5 von 100 000 Frauen geschätzt. Dabei sind Plattenepithelkarzinome (ausgehend vom Epithel der Haut/ Schleimhaut) bei älteren Frauen am häufigsten. Sie kommen in 90% der Fälle vor. Gefolgt von hellzelligen Adenokarzinomen (aus Drüsengewebe hervorgehend). Noch seltener als diese sind Sarkome (vom Bindegewebe ausgehend) oder Melanome (Pigmentzelltumor) der Vagina. Etwa die Hälfte dieser Karzinome befindet sich im oberen Scheidendrittel, die andere Hälfte an der Scheidenhinterwand.
Viel häufiger gilt die Vagina als Ort der Sekundärausbreitung eines Tumors. Oft breiten sich Tumore der Gebärmutter, der Eierstöcke, des Rektums oder der Blase auf die Vagina aus und führen dort zu Metastasierungen.

Krankheitsentstehung

Das Plattenepithelkarzinom (Scheidenkrebs) kann von jeder Zelle der Scheide ausgehen. Am häufigsten entwickelt es sich jedoch im hinteren Scheidengewölbe.
In der Vergangenheit wurden Mütter zur Vermeidung einer Frühgeburt mit Diäthylstilböstrol behandelt. 1% der geborenen Mädchen erkrankten im Kindesalter an einem hellzelligen Adenokarzinom der Vagina. Die überwiegende Zahl der Fälle wurde in den USA beobachtet. In Deutschland sind keine dieser Vorfälle bekannt. Dies zeigt, dass eine hoch dosierte Östrogenbehandlung in der Embryonalperiode kanzerogen wirken kann.
Ein weiterer Risikofaktor für den Scheidenkrebs sind die Humanen Papillomaviren (HPV) vom Typ 16 und 18. Sie führen zu warzenähnlichen Veränderungen der Schleimhaut und können entarten.
Der Scheidenkrebs wächst sehr schnell in das umliegende Bindegewebe ein. So greift es aggressiv auf Blase, Rektum und Gebärmutter (wo auch entsprechende Polypen als Vorstufe aufgetreten sein können). über. Aufgrund der ausgeprägten Lymphknotenversorgung der Scheide kommt es zu einer schnellen Metastasierung in die Lymphknoten und damit zur Streuung in weitere Organe.

Die Stadien des Vaginalkarzinoms (Scheidenkrebs) werden nach FIGO bzw. der TNM Klassifikation unterteilt. Dabei wird unterschieden, wie viele Organe mitbetroffen sind, oder ob das Karzinom nur auf die Vagina beschränkt ist. Zum anderen wird der Lymphknotenbefall angegeben und Metastasierungen in weiter entfernt liegende Organe. FIGO unterscheidet 6 Stadien. Wobei die Unterteilung nach der Ausbreitung des Karzinoms in die Umgebung erfolgt. Stadium 1 bedeutet dabei „Carcinoma in situ“ (sog. Oberflächenkarzinom). Stadium 6 bedeutet eine Ausbreitung in entfernt liegende Organe.
Je nach Stadium, sind die Heilungsaussichten sehr schlecht. Die Therapie wird schwieriger und aussichtsloser, wenn der Tumor in die Lymphknoten gestreut und bereits andere Organe befallen hat.

Symptome

Die große Gefahr des Vaginalkarzinoms (Scheidenkrebs)liegt in der Symptomlosigkeit. Die Patienten bemerken oft erst Veränderungen des Ausflusses oder Blutungen (Regelblutung), wenn es zu einem geschwürigen Zerfall der Oberfläche gekommen ist. Dann können, besonders nach dem Geschlechtsverkehr, blutig- wässriger oder übel riechender Ausfluss auffällig werden. Ist das Vaginalkarzinom noch weiter fortgeschritten, kann es zu Fistelbildungen zwischen Vagina und Blase oder Rektum kommen. Hat sich der Tumor auf das umgebende Gewebe ausgebreitet können Unterleibsschmerzen oder funktionelle Organstörungen auftreten.

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Schmerzen beim Scheidenkrbs

Scheidenkrebs verursacht zu Beginn keine Schmerzen und erst in fortgeschrittenen Stadien treten Schmerzen im Unterleib auf. Die Schmerzen verstärken sich beim Wasserlassen oder während des Geschlechtsverkehrs und können von Blutungen oder Ausfluss begleitet sein.

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Ausfluss beim Scheidenkrebs

Scheidenkrebs führt zu wässrigem, bräunlichem Ausfluss aus der Vagina, der übel riechen kann. Der Tumor in der Scheidenwand kann kleine blutende Geschwüre bilden. Diese offenen Stellen können dann von Bakterien besiedelt werden und sondern durch die Infektion Sekret ab. Ungewöhnlicher Ausfluss ist ein Warnzeichen für Scheidenkrebs und sollte umgehende durch einen Arzt abgeklärt werden.

Blutung beim Scheidenkrebs

Blutungen außerhalb der normalen Periode können ein Anzeichen für Scheidenkrebs sein. Die Blutungen sind rötlich-braun und treten häufig nach den Geschlechtsverkehr auf. Beim Scheidenkrebs wächst ein Tumor in der Wand der Vagina und dringt in das Gewebe ein. Krebsgeschwüre wachsen typischerweise sehr schnell und sind gut durchblutet, da die Tumorzellen viel Sauerstoff und Nährstoffe aus dem Blut benötigen. Durch kleine Verletzungen der Scheidenwand bilden sich blutige Geschwüre und es kommt zu den charakteristischen Blutungen aus der Scheide.

Welche Stadien gibt es?

Je nach Ausdehnung des Scheidenkrebses im Körper erfolgt eine Unterteilung in vier Stadien:

Stadium 0: Dabei handelt es sich um ein sehr frühes Stadium, bei dem sich der Scheidenkrebs noch nicht ausgebreitet hat. Der Tumor ist noch relativ klein und hat nur die Scheide befallen.
Stadium 1: In diesem Stadium ist nur die Scheidenwand vom Tumor betroffen.
Stadium 2 : Die Tumorzellen haben sich in das umliegende Gewebe der Scheide ausgebreitet.
Stadium 3: Der Tumor hat sich auf das Becken ausgebreitet und Beckenorgane und dort liegende Lymphknoten befallen.
Stadium 4-A: Der Enddarm oder die Blase sind vom Krebs befallen.
Stadium 4-B: Die Tumorzellen haben sich auf andere Körperregionen ausgebreitet und z.B. Metastasen in der Lunge gebildet.

Wie sieht das Frühstadium aus?

Zu Beginn verursacht Scheidenkrebs keine Schmerzen, wodurch er lange wachsen kann bis er schließlich bemerkt wird. Im Frühstadium sind die häufigsten Symptome rötlich-braune Zwischenblutungen und Ausfluss.

Im Frühstadium der Krebserkrankung kommt es zu Veränderungen in der Schleimhaut der Vagina. Die Tumorzellen wachsen in den obersten Schichten der Scheidenwand, wobei das Karzinom erst wenige Zellschichten dick ist und als Oberflächenkarzinom bezeichnet wird. Dieses Stadium nennt der Arzt Stadium 0 oder „Carcinoma in situ“. Das bedeutet, dass sich der Krebs noch am Ursprungsort befindet und keine Metastasen gebildet hat. Außerdem sind im Anfangsstadium von Scheidenkrebs die Lymphknoten im Beckenbereich noch nicht befallen. Im weiteren Verlauf wächst der Tumor tiefer in das Gewebe der Scheide ein und erreicht schließlich die Beckenwand und befällt weitere Organe.

Metastasen des Scheidenkrebs

Im fortgeschrittenen Stadium bildet der Scheidenkrebs Tochtergeschwülste (Metastasen) aus und kann in andere Organe eindringen. Häufig werden zuerst die Organe des Beckenraums, vor allem die Harnblase und der Enddarm, befallen. Später breiten sich die Metastasen über die Lymphknoten und den Blutstrom bis in die Leber und die Lungen aus.
Der Arzt stellt mittels einer Ultraschalluntersuchung oder Computertomographie (CT) von Becken und Bauch sowie einer Röntgenuntersuchung des Brustkorbs fest, ob der Scheidenkrebs bereits Metastasen gebildet hat.

Diagnose

Die Diagnose des Scheidenkrebs ist oft ein Zufallsbefund bei der gynäkologischen Routineuntersuchung.
Das fortgeschrittene Karzinom geht mit einem Zerfall der Epitheloberfläche einher und blutet bei Berührung leicht. Somit ist es für den Gynäkologen leichter zu erkennen und lokalisieren.
Bei kleinen Karzinomen besteht jedoch die Gefahr, dass sie übersehen werden. Umso wichtiger ist eine gründliche Untersuchung mittels des Kolposkop. Außerdem sollte jährlich eine zytologische Untersuchung des Vaginal- Epithels durchgeführt werden. Eine weitere Möglichkeit bietet die Schiller- Jodprobe: Durch betupfen des Vaginalepithels mit Jod färben sich die gesunden, glykogenhaltigen Epithelien braunrot an.
Sind bei diesen Diagnostikverfahren Auffälligkeiten aufgetreten schließen sich weitere Untersuchungen an. Hierzu gehört in der Regel eine Biopsie und Sonographie um die umliegenden Organe beurteilen zu können. Zur Klärung, ob Harnwege oder der Enddarm befallen sind, wird eine Rektoskopie (Enddarmspiegelung) und eine Urethrozystoskopie (Spiegelung der Harnwege) durchgeführt. In Ausnahmefällen können auch eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) zur spezifischen Diagnostik gemacht werden. Dabei wird der gesamte Bauchraum auf Metastasen und Tumorbildungen untersucht.

Therapie

Eine herdförmige Dysplasie, ein Carcinoma in situ oder ein sehr kleines Vaginal- Karzinom (Scheidenkrebs) kann durch eine großzügige Entfernung des betroffenen Areals behandelt werden. In einigen Fällen, können diese Karzinome mit einem Laser behandelt werden.
Das invasive Scheidenkarzinom bedarf jedoch einer individuell geplanten Therapie. Bei begrenzten Karzinomen wird eine Radikaloperation mit Entfernung sämtlicher gefährdeter bzw. befallener Organe durchgeführt. Hat sich das Karzinom zu weit ausgebreitet steht die Strahlentherapie an erster Stelle. Problematisch ist, dass durch die Bestrahlung auch Urethra, Blase und Rektum mitbehandelt werden. Dies führt häufig zu Fistelbildungen und stellt ein großes Problem für die Strahlenbehandlung des Vaginalkarzinoms dar. Für die Strahlenbehandlung stehen zwei Möglichkeiten zur Verfügung. Zum einen die Bestrahlung aus unmittelbarer Tumornähe (Brachytherapie). Diese kann entweder direkt von innen angewendet werden, oder durch die Haut (perkutan). Eine andere Möglichkeit ist die Bestrahlung von einer entfernt liegenden Strahlenquelle (Teletherapie). Die Chemotherapie wird in der Regel nur bei Metastasierung und Tumorbildung in anderen Organen angewendet.

Heilungschancen

Scheidenkrebs ist eine äußerst seltene Erkrankung, deren Heilungschancen maßgeblich von der Größe und Ausbreitung des Tumors abhängt. Wird der Krebs in einem frühen Stadium (Stadium 0 oder 1) entdeckt und operativ entfernt oder durch Strahlentherapie behandelt, bestehen gute Behandlungserfolge. Generell ist Scheidenkrebs gut behandelbar, wobei die Heilungschancen mit fortgeschrittenem Stadium sinken. Daher ist es wichtig, dass der Krebs frühzeitig im Rahmen einer gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung entdeckt wird.

Prognose

Da der Scheidenkrebs lange Zeit symptomlos bleibt, wird die Therapie oft erst sehr spät begonnen. Zum Zeitpunkt der Therapie hat das Karzinom oft schon in die Nachbarorgane und die Lymphknoten gestreut. Die dann in Frage kommende Strahlentherapie ist sehr schwierig und geht mit vielen unerwünschten Nebenwirkungen einher. Man rechnet bis heute mit einer 5- Jahres- Überlebensrate von 47%. Die seltenen Sarkome und Melanome der Vagina haben noch mal eine deutlich schlechtere Prognose.
Erfolgt die Behandlung jedoch sehr früh und erfolgreich, so ist eine Heilung möglich.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.01.2011 - Letzte Änderung: 22.10.2021