Fixateur externe

Definition

Mit dem Begriff 'Fixateur externe' wird ein operatives Verfahren beschrieben, mit welchem Knochenbrüche oder andere Erkrankungen der Knochen behandelt werden können. Normalerweise können Knochenbrüche je nach Schweregrad mit der Anlage eines Gipsverbands oder operativ mit Schrauben und Platten versorgt werden.
Der Fixateur externe kommt in der Regel dann zum Einsatz, wenn die den Knochen umgebenden Weichteile so verletzt sind, dass eine Operation mit den klassischen Methoden der Rekonstruktion nicht möglich sind. Auch in Notfallsituationen und bei Patienten mit vielen Verletzungen ist die Anlage eines Fixateurs externe eine etablierte Behandlungsmethode. 

Mit der Technik des Fixateurs externe werden Schrauben in die betroffenen Knochenfragmente eingebracht. Im Gegensatz zu den üblichen Operationsmethoden ragen die eingebrachten Schrauben jedoch aus dem Körper und werden mit einem Metallsteg verbunden. So kann eine Fixierung und Heilung der Knochenfragmente erreicht werden, ohne dass die den Knochen umgebenden Weichteile zu stark geschädigt werden.

Indikationen

Die Anlage eines Fixateurs externe kann bei einer Reihe unterschiedlicher Erkrankungen und Verletzungen nötig sein. Besonders häufig wird die Anlage nach schweren Knochenbrüchen durchgeführt , bei denen das Weichteilgewebe, welches den Knochen umgibt, stark beschädigt wurde. Durch die Fixierung der Knochen von außen können das beschädigte Weichteilgewebe wie auch die beschädigten Knochen optimal heilen. Bei Knochenbrüchen der Halswirbelsäule wird der Fixateur externe besonders häufig eingesetzt.

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Eine weitere Indikation stellt die sogenannte Kallusdistraktion dar. Hier werden Knochen operativ gezielt durchbrochen und die Enden mit dem Fixateur externe auseinandergezogen, um das Gewebe dazu anzuregen einen "Kallus", das Narbengewebe des Knochens, zu bilden, welches später zu einem festeren Material verhärtet und so den Knochen verlängert. Mit dieser Methode können beispielsweise Beinlängenunterschiede korrigiert werden. 

Um die Beschwerden bestimmter Erkrankungen zu beheben, kann es sinnvoll sein, ein Gelenk künstlich mit einem Fixateur externe zu versteifen. So kann man beispielsweise bei einer schweren Arthrose Knochen über das dazwischenliegende Gelenk verbinden, um dieses so dauerhaft zu versteifen.

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Wie funktioniert der Fixateur externe?

Durch ein Fixateur externe soll eine Verbindung zwischen zwei Knochen oder Knochenfragmenten über einen metallischen Steg geschaffen werden. Um dies zu erreichen, werden Schrauben in die betroffenen Knochen eingeführt. Diese Schrauben ragen aus der darüber liegenden Haut hinaus. Um die Schrauben, und damit die Knochenfragmente, stabil verbinden zu können müssen sogenannte Backen an den Schrauben angebracht werden, an welchen wiederum der metallische Steg befestigt werden kann. Dieser Steg kann bei Knochenbrüchen den Knochen vorübergehend stützen bzw. ersetzen, wenn dieser aufgrund eines Bruches nicht mehr in der Lage ist, eine ausreichende Stabilität zu gewährleisten. Ebenfalls werden Weichteilverletzungen, im Gegensatz zu den konventionellen Versorgungsmöglichkeiten von Knochenverletzungen, geschont, weshalb der Fixateur externe die optimale Lösung bei extremen Knochenbrüchen mit Weichteilgewebeverletzungen darstellt.

Die verschiedenen Typen

Da verschiedene Indikationen für die Anlage eines Fixateurs externe bestehen, existieren unterschiedliche Typen an Fixateur Konstruktionen.

Eine relativ häufige Lokalisation, welche bei einem Knochenbruch eine Anlage des Fixateurs externe erforderlich macht, ist ein Bruch am Ellenbogen. Dieser wird sowohl vom Oberarmknochen als auch von den Knochen des Unterarmes, der Speiche und der Elle gebildet. Bei Frakturen des Ellenbogengelenks wird in der Regel ein sogenannter Bewegungsfixateur verwendet, welcher eine Bewegung im Ellenbogengelenk erlaubt und damit Komplikationen wie eine Steife im Ellenbogengelenk nach Ausheilung des Knochenbruchs weitaus weniger häufig auftreten.

Ebenfalls für die Anlage eines Fixateurs externe geeignet ist ein Bruch im Handgelenk. Das Handgelenk besteht aus einer Vielzahl kleiner Knochen, deren Zusammenspiel mit Muskeln und Sehnenansätzen eine Vielzahl verschiedener Bewegungen im Gelenk ermöglichen. Auch Verletzungen der Unterarmknochen wie der Speiche können die Anlage eines Fixateurs externe nach sich ziehen. Je nach Verletzung werden ein oder zwei Verbindungsstäbe eingesetzt, welche die in den Knochen implantierten Schrauben verbinden. Die Verbindung der Schrauben kann über das Handgelenk hinausgehen und dieses vorübergehend versteifen. Ob dies notwendig ist, ist ebenfalls von den beteiligten Knochen sowie dem Ausmaß der Verletzung abhängig.

Knochenbrüche des Beckenrings stellen massive Verletzungen dar, welche ebenfalls teilweise mit einem Fixateur externe behandelt werden können. Besonders dann, wenn es sich um eine Verletzung im Rahmen eines Notfalls handelt, stellt die Einfachheit der Anlage des Fixateurs und damit die kurze Dauer bis zur Fixierung des Beckens einen großen Vorteil dieser Methode dar. Je nach Verletzungsmuster muss eine Fixateur-Anlage jedoch mit anderen Methoden kombiniert werden, um eine ausreichende Stabilität des Beckens zu erreichen. Da eine Vielzahl unterschiedlicher Beckenknochenbrüche möglich ist, kommen mindestens ebenso viele unterschiedliche Typen der Fixateur-Anlage in Betracht. Die meisten Varianten verbinden die eine Hälfte des Beckenrings mit der anderen.

Das obere Sprunggelenk ist eines der am häufigsten von Knochenbrüchen betroffenen Gelenke des menschlichen Körpers. Bei bestimmten Verletzungen ist die Anlage eines Fixateurs externe auch hier indiziert. Es kann, je nach Verletzung, zu der Verwendung unterschiedlicher Fixateur-Systeme kommen. Unterschiede bestehen vor allem in der Anzahl der eingebrachten Schrauben und Verbindungsstege sowie deren Implantationslokalisation.
Auch bei einem Fersenbeinbruch kann ein Fixateur externe erforderlich werden. 

Dauer der Behandlung

Die Dauer, die ein angebrachter Fixateur externe am Patienten verbleiben muss, variiert je nach zugrunde liegender Verletzung oder Erkrankung. Bei Knochenbrüchen sollte der korrekte Sitz der angebrachten Schrauben und Verbindungsstege in einem regelmäßigen Abstand überprüft werden. Es kann außerdem sein, dass der Fixateur externe zusätzlich zu anderen Verfahren zur Unterstützung der Knochenheilung eingesetzt wird und deshalb früher als üblich entfernt werden kann. Die Heilung eines Knochens bei ausreichender Stabilität beträgt in der Regel etwa 6 Wochen, was sich mit der Dauer der üblichen Fixateur-Anlage deckt. Da in der Regel schwere und komplexe Verletzungen und Brüche vorliegen, wenn ein Fixateur externe verwendet wird, kann die Verweildauer der Konstruktion auch über 2 Monate hinaus bestehen.

Die Dauer der Behandlung mit einem Fixateur bei der künstlichen Versteifung eines Gelenks oder bei einer Kallusdistraktion ist in der Regel länger.

Pflege

Nach der Operation und der Anlage eines Fixateurs externe sollten die beteiligten Knochenstrukturen ausreichend stabil miteinander verbunden sein. Um den Behandlungserfolg jedoch nicht zu gefährden ist es nach der Operation dringend nötig die Wunde und den Fixateur externe richtig zu pflegen. Dies ist insbesondere deshalb wichtig, da die Schrauben, welche in den Knochen eingebracht werden aus der Haut herausragen und deshalb eine mögliche Eintrittspforte für Bakterien darstellen. Eine Infektion ist eine außerordentlich gefürchtete Komplikation der Fixateurs externe, das Risiko kann mit der richtigen Pflege deutlich gemindert werden.

Das Duschen mit einem Fixateur externe wird nicht empfohlen. So sollte die Konstruktion beim Duschen mit wasserdichter Folie abgedeckt werden und zur Reinigung nur sterile Flüssigkeiten verwendet werden. Eine Reinigung mit diesen Flüssigkeiten sollte jeden Tag während des Verbleibs des Fixateurs erfolgen. Nach der Reinigung empfiehlt sich eine Desinfektion der Austrittsstellen der Schrauben. Um zu verhindern, dass Dreck in den Bereich des Fixateurs gelangt sollte ein trockener Verband nach der Reinigung angelegt werden. Bei den Anzeichen einer Infektion, beispielsweise bei plötzlich auftretenden Rötungen, Schwellungen oder starker Schmerzen sollte in jedem Fall ein Arzt zur Abklärung aufgesucht werden.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 17.01.2017 - Letzte Änderung: 30.03.2024