Oligodendrogliom

Definiton

Das Oligodendrogliom gehört zu den Hirntumoren und ist meist gutartig. Am häufigsten tritt das Oligodendrogliom im Alter von 25-40 Jahren auf.

Einleitung

Oligodendrogliome sind Tumore, die sich aus bestimmten Zellen des Gehirns entwickeln. Diese Zellen nennt man Oligodendrozyten, sie umgeben die Nervenzellen im Gehirn und dienen als Stützgerüst. Außerdem sind sie für den Stoff- und Flüssigkeitstransport zuständig.

Man kann Oligodendrogliome in vier verschiedene Stufen einteilen. Je höher die Stufe, desto bösartiger sind sie.

Man unterscheidet:

  • benigne Oligodendrogliome, Grad I

  • niedrigmaligne Oligodendrogliome, Grad II

  • anaplastische Oligodendrogliome, Grad III

  • hoch maligne Oligodendrogliome, Grad IV

Je nach Einteilung ändern sich die Therapiemöglichkeiten und die Überlebensdauer.

Symptome

Die Symptome von verschiedenen Hirntumoren sind meist relativ ähnlich, da die Symptomatik vielmehr durch die Lage des Tumores bedingt ist. Das Oligodendrogliom liegt vor allem im vorderen Gehirn, diesen Teil des Gehirn nennt man auch Frontalhirn.

Drückt nur ein kleiner Tumor auf das Frontalhirn, kann die Symptomatik nur sehr gering ausfallen. Zu den Symptomen im Anfangsstadium zählen meist:

Die Kopfschmerzen sind im Anfangsstadium meist nur morgens vorhanden. Sie können außerdem von Übelkeit und Erbrechen begleitet werden. Oft bessern sich diese eher diffusen Kopfschmerzen im Laufe des Tages.

Epileptische Anfälle kommen ebenfalls sehr häufig im Anfangsstadium vor, das ist bedingt durch die Lokalisation im vorderen Teil des Gehirns. Da im vorderen Teil des Gehirns außerdem noch die Persönlichkeit eines Menschen sitzt, führen Oligodendrogliome im Spätstadium oft zu Wesensveränderungen. Dazu können gehören:

  • gesteigerte Aggressivität

  • Antriebsstörung

  • Gedächtnisschwäche

Neurologische Ausfälle, wie Sprachstörungen und Lähmungen sind selten, aber möglich. Meist geschieht dies erst, wenn der Tumor eine bestimmte Größe erreicht hat und beginnt einzubluten. Wenn das geschieht, treten die Symptome schlagartig auf und nicht langsam einschleichend wie bei einer alleinigen Größenzunahme des Tumors.

Ursachen

Die Ursache der Entstehung ist bis heute ungeklärt. Es gibt viele Theorien, bewiesen ist jedoch keine davon. Es gibt Hinweise darauf, dass die Neigung zur Bildung von Oligodendrogliomen genetisch bedingt sein kann. Auch wird ein Zusammenhang mit Viren und Multipler Sklerose diskutiert.

Diagnose

Die Diagnostik erfolgt wie bei jeder Erkankung erst einmal über die Anamnese, also über ein Arztgespräch. Die Fremdanamnese, also die Beschreibung der Symptome durch einen Zweiten, spielt bei Hirntumoren ebenfalls eine Rolle. Denn oft fallen dem Partner/in oder Kindern die Wesensveränderungen am schnellsten auf. Auch ist es wichtig, eine genaue Beschreibung der epileptischen Anfälle zu geben, da diese sich je nach Lokalisation und Art des Tumors unterscheiden.

Hat der Arzt den Verdacht, dass es sich um einen Hirntumor handelt könnte, wird eine Bildgebung vom Kopf veranlasst. Es kann ein CT (Computertomografie) mit Kontrastmittelgabe, ein MRT (MRT vom Gehirn) oder auch erst einmal eine Röntgenuntersuchung vom Schädel gemacht werden. Oft wird auch ein EEG (Elektroenzephalografie) geschrieben, das bedeutet, dass die Hirnströme gemessen werden.

Zur Diagnosestellung ist das CT und MRT am wichtigsten. Durch ein CT mit Kontrastmittelgabe kann in über 90% der Fälle der Tumor erkannt werden und manchmal auch die Art des Tumors bestimmt werden.
Genauer sind Oligodendrogliome jedoch im MRT zu sehen. Das MRT ist somit das Mittel der Wahl, da nicht nur die Art des Tumors besser bestimmt werden kann, sondern sich die Lage des Tumors sehr gut darstellen lässt. Dieses ist wiederum für die Therapieplanung sehr wichtig.
Wurde nun ein Oligodendrogliom festgestellt, wird meist eine Biopsie veranlasst. Durch die Biopsie ist die Bösartigkeit des Oligodendroglioms feststellbar.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Hirnbiopsie

Therapie

Die Therapie richtet sich nach der Bösartigkeit, Größe und der Lage des Oligodendroglioms. Die Möglichkeiten ein Oligodendrogliom zu behandeln, reicht von Chemo- über Strahlentherapie bis zur Operation.

Wie in der Einleitung schon erwähnt, gibt es verschiedene Grade von diesem Tumor. Er reicht von gutartig bis sehr bösartig, wobei die gutartigen Varianten viel häufiger vorkommen.

Liegt der Tumor nun an einer Stelle, die einfach zu erreichen ist und ist nur gering bösartig (Grad I oder II), kann eine Operation ausreichen. Bei Grad I ist durch eine Operation manchmal eine vollständige Heilung möglich, bei Grad II ist dies auch noch möglich, jedoch unwahrscheinlicher. Wird keine vollständige Heilung erreicht, kann eine Strahlen- oder Chemotherapie nach der Operation verordnet werden.

Ist der Tumor sehr groß oder liegt er an einer ungünstigen Stelle, kann er nicht immer operiert werden und muss mit einer Strahlen- oder Chemotherapie vorbehandelt werden. Durch eine Strahlen- oder Chemotherapie kommt es oft zu einer Verkleinerung des Tumors und er kann somit im Nachhinein operiert werden.

Ist der Tumor eher bösartig, hat also einen Grad III oder IV, wird auch hier oft eine Strahlen- und/oder Chemotherapie vorgeschaltet.

Ob nun eine Operation, Strahlen- oder Chemotherapie bevorzugt wird und ob diese Therapiemöglichkeiten miteinander kombiniert werden, hängt von vielen Faktoren ab und muss immer wieder neu entschienden werden. Abgesehen von der Art, der Lage und der Größe des Tumors spielen auch das Alter des Patienten, der Wunsch des Patienten und seine Vorerkankungen eine Rolle.

Prognose

Die Prognose eines Oligodendroglioms ist vor allem von der Bösartigkeit und den Therapiemöglichkeiten abhängig. Je aggressiver der Tumor, desto geringer sind die Überlebenschancen. Auch der Zeitpunkt der Diagnose spielt eine Rolle.

Im Durchschnitt ist das Oligodendrogliom ein langsam, aber stetig wachsender Tumor mit geringer Bösartigkeit. Bei guten prognostischen Faktoren, also bei sehr guter Lage, geringer Größe und geringer Bösartigkeit liegt die 10 Jahres- Überlebensrate bei fast 50%. Bei schlechten prognostischen Faktoren bei circa 20%.
Man schätzt die mittlere Überlebenszeit mit circa drei bis fünf Jahren ein. Diese schlechte Prognose, trotz meist geringer Aggressivität, lässt sich dadurch erklären, dass Hirntumore bei Wachstum einen sehr großen Druck auf das Gehirn ausüben. Da das Gehirn jedoch vom Schädel umschlossen ist, kann das Gehirn dem Druck nicht weichen und wird meist durch den Druck des Tumors stark geschädigt.

Nach erfolgreicher Behandlung eines Oligodendroglioms sind Nachkontrollen sehr wichtig, da Hirntumore oft zu Rezidiven neigen, also häufig wieder auftreten. Je nach Tumorart kann es nötig sein, alle 3-12 Monate Kontrollbildgebungen zu machen. Bei einer zusätzlichen oder alleinigen Chemotherapie sind außerdem Blutkontrollen nötig, da die Chemotherapie zu einer Blutbildungsstörung führen kann.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Thema Hirntumor finden Sie hier:

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.09.2014 - Letzte Änderung: 12.01.2023