Klumpfuß

Synonym

medizinisch: Pes equinovarus

Englisch: stump foot

Allgemeines

Unter einem Klumpfuß versteht man eine Fehlstellung des Fußes. Dabei werden zwei Formen unterschieden. Zum einem gibt es die angeborene Form, die häufiger vorkommt, sowie die erworbene Form, die meist durch Störungen der Nervenversorgung verursacht wird und deshalb auch „neurogener Klumpfuß“ genannt wird.

Angeborene Form

Diese Form gehört zu den Extremitätenfehlstellungen, dabei ist sie eine Kombination aus verschiedenen Deformitäten des Fußes. Darüber hinaus zeigt die Fußsohle eine Einwärtsdrehung nach innen (Supination) und die Unterschenkelmuskulatur Anomalien auf. Die angeborene Form des Klumpfußes tritt mit einer Häufigkeit von 1:1000 auf, wobei Jungen circa doppelt so häufig betroffen sind wie Mädchen. Damit ist der Klumpfuß die zweithäufigste angeborene Fehlbildung nach der Hüftgelenksfehlstellung (Hüftdysplasie). Die Ursache für diese angeborene Fehlbildung ist noch nicht ganz klar. Vermutet wird, dass sich die Muskeln und das Bindegewebe nicht im richtigem Verhältnis ausbilden.
Dadurch kommt es zu einem Muskelungleichgewicht, wodurch das Knochenwachstum verändert ist und es zu einer Entstehung des Klumpfußes kommen könnte. Ein weiterer Erklärungsversuch ist, dass die Entwicklung des Fußes in einem früheren Stadium stehen bleibt und daher einem frühembryonalen Fuß ähnelt. Es gibt mehrere Hypothesen für diese fehlerhaften Entwicklungen, wie zum Beispiel eine ungünstige Lage des Embryos, eine Verminderung der Fruchtwassermenge, sowie die Folge der Einnahme von Medikamenten wie Folsäure-Antagonisten (Methotrexat). Diese Fußfehlstellung kann sowohl ein- als auch beidseitig auftreten, aber in der Hälfte der Fälle sind beide Füße von der Fehlstellung betroffen.

Aussehen

Die angeborene Extremitätenfehlstellung ist eine Kombination aus mehreren Deformitäten. Es handelt sich dabei um eine komplexe und schwere Fehlbildung des gesamten Fußes und nicht nur um eine Fehlstellung der Gelenke. Bei einem Klumpfuß kommt es zu einer Einwärtsverdrehung (Supination) des Fußes wobei die Fußsohle nach innen zeigt: Pes varus. Außerdem befindet sind der Fuß in einer Spitzfußstellung, dabei wird der Fuß im oberen Sprunggelenk Richtung Fußsohle gezogen: Pes equinus.
Daraus erklärt sich auch das Synonym „Pes equniovarus“. In der Regel sind weitere Fehlstellung der Füße feststellbar: Sichelfußstellung des Vorfußes (Pes adductus) und ein Hohlfuß (Pes excavatus).

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Damit verbunden kommt es zu einer Verkürzung der Achillessehne. Dies führt dazu, dass Betroffene ohne Behandlung nur auf dem Fußaußenrand, in besonders schweren Fällen sogar nur auf dem Fußrücken laufen können.

Diagnostik

Die Diagnose stellt sich anhand des klinischen Bildes des Fußes. Ein weiterer Hinweis kann eine sehr dünne und verkürzte Wade sein. Zusätzlich kann ein Röntgenbild des Fußes erstellt werden um den Winkel zwischen Ferse und Fernsenbein zu bestimmen. Dieser Winkel wird auch talokalkanealer Winkel genannt und ist typischerweise kleiner als 30°. Das Röntgenbild wird zusätzlich benötigt um die Therapie optimal und individuell planen und um den Therapieerfolg dokumentieren zu können.

Erworbene Form

Bei der erworbenen Form des Klumpfußes kommt es durch die Schwächung des Musculus peroneus longus und brevis zu dieser Fehlstellung. Der Musculus tibialis posterior bringt den Fuß in die typische Form und wird deshalb auch als „Klumpfußmuskel“ bezeichnet.

Behandlung

Die Behandlung ist abhängig von der Ursache und der Schwere der Fehlstellung aber eine frühzeitige Behandlung ist in allen Fällen sehr wichtig. Denn wird die Behandlung sowohl frühzeitig begonnen, als auch konsequent durchgeführt, ist die Prognose gut. Die Fußstellung sollte dabei bis zum Abschluss des Wachstums kontrolliert werden. Ohne Behandlung bleibt der Klumpfuß jedoch bestehen, was zu Schmerzen beim Gehen und Stehen führen kann.

Konservativ

Als konservative Therapie steht ein Klumpfußgips zu Verfügung. Bei der angeborenen Form wird in der Regel möglichst gleich nach der Geburt mit dieser Therapie begonnen. Es werden dabei grundsätzlich Oberschenkelgipse und keine Unterschenkelgipse angelegt. Diese Form der Therapie wird auch Redressionsbehandlung genannt. Zu Beginn müssen dabei die Gipsverbände noch täglich gewechselt und die Fußstellung dabei immer weiter korrigiert werden. Später reicht es die Gipsverbände in wöchentlichen Abständen zu erneuern. Unterstützend zu diesen Behandlungsmaßnahmen wird eine physiotherapeutische Behandlung angeraten, denn dadurch wird die Muskulatur gekräftigt und gedehnt. Ist die Fehlstellung des Fußes korrigiert ist es weiterhin nötig den Fuß in dieser Position zu erhalten.
Dies geschieht in der Regel durch Nachtschienen und zusätzlichen Einlagen. Sollte es im Laufe des Wachstums wieder zum Auftreten der Fehlstellung kommen, kann eine endgültige Korrektur dann durch zusätzlich Verlängerung der Sehne des „Klumpfußmuskels“ erfolgen. Eine weitere konservative Möglichkeit zur Behandlung des Klumpfußes besteht durch die Korrektur der Fehlbildung mittels Einlagen oder durch die Anpassung eines so genannten Anti-Varus-Schuh. Es stehen auch weitere verschiedene Orthesen zu Verfügung, die von einem Orthopädietechniker individuell angepasst werden. Generell wird versucht den Fuß bei gebeugtem Knie mit maximaler Einwärtskantung (dabei wird der äußere Fußrand gehoben und der innere gesenkt) und seitlicher Abspreizung zu korrigieren.

Operativ

Das optimale Alter um alle Strukturen operativ zu versorgen liegt bei circa drei Monaten. Dabei wird die Achillessehne verlängert und der Winkel zwischen Ferse und Fersenbein korrigiert. Ziel der Operation ist die Korrektur aller beteiligten Strukturen, daher kann es teilweise auch nötig sein einzelne Fußknöchelchen aufzurichten.

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Prognose

Die Prognose einer Klumpfußfehlstellung ist abhängig von einer frühzeitigen Behandlung. Unbehandelt bleibt die Fehlstellung auf jeden Fall weiterhin bestehen, im Laufe des Wachstums kann sie sich sogar noch weiter verstärken. Die Knochen wachsen dabei verformt, die Gelenke rutschen aus ihrer normalen Position heraus und die Muskeln verhärten zunehmen. Dies alles führt zu einer zunehmenden Versteifung des Fußes und es kommt zu Schmerzen beim Gehen und Stehen.Wird aber nach Diagnosestellung gleich mit einer adäquaten Therapie begonnen kann es zu einer vollständigen Heilung kommen. Zusätzlich zu einer intensiven Gipsverbandbehandlung ist es aber hierfür in vielen Fällen notwendig, die Achillessehne in einer Operation zu verlängern.

Zusammenfassung

Der Klumpfuß ist eine komplexe Fehlstellung des Fußes, bei der eine erworbene und eine angeborene Form unterschieden werden kann. Der angeborene Klumpfuß ist nach der Hüftgelenksfehlstellung die zweithäufigste angeborene Fehlstellung, wobei Jungen doppelt so häufig betroffen sind wie Mädchen. Die verschiedenen Fehlbildungen, die zusammen den Klumpfuß bilden, sind ein Spitzfuß, ein Hohlfuß, eine Sichelfußstellung des Vorfußes und eine Einwärtsdrehung des Fußes. Außerdem sind die Verkürzung der Achillessehne und eine Verkrümmung der Wadenmuskulatur typisch, daher auch „Klumpfußwade“ genannt. Wichtig ist auf jeden Fall eine frühzeitige und intensive Therapie. In der Regel wird mit einer Redressionsbehandlung begonnen, dabei wird der Klumpfuß durch Gipsverbände stufenweise korrigiert. Bei konsequenter Behandlung ist eine vollständige Heilung möglich. Unbehandelt kommt es jedoch zu Schmerzen beim Gehen und Stehen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 24.10.2013 - Letzte Änderung: 30.03.2024