Nagelbettentzündung beim Baby

Bei einer Nagelbettentzündung (Panaritium) kommt es zu einer Entzündung  des Nagelfalzes, des Nagelbetts und zum Teil auch der umgebenden Strukturen. Die Erreger dieser Krankheit können Bakterien zum Beispiel Streptokokken oder Staphylokokken sein. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, dass die Auslöser Pilze oder Herpesviren sind. Die Krankheitserreger können über kleinste Einrisse im Nagelfalz oder dem Nagelwall einwandern und dort die Entzündung auslösen.

Symptome & Diagnose

Welche Symptome macht eine Nagelbettentzündung?

Bei der Symptomatik ist es wichtig, in welchem Stadium sich die Krankheit befindet. Die Krankheit beginnt meist mit einer Entzündung der Nagelwalls (Paronychie) und schreitet dann zu einer Entzündung des Nagelbetts fort (Panaritium subungunale). In diesem Stadium ist der Eiter gut unter dem Nagel sichtbar und verursacht meist Schmerzen. Häufig lässt sich hier eine Druckschmerzhaftigkeit feststellen. Die betroffen Babys schreien aufgrund der Schmerzen meist viel. Der betroffene Finger oder Zeh (siehe:  Nagelbettentzündung am Zeh) ist außerdem noch stark gerötet und überwärmt.

Nagelbettenzündung beim Baby mit Fieber

Eine Nagelbettentzündung ist eine lokale, also örtlich begrenzte Entzündung des Nagelbettes. Fieber hingegen ist ein Zeichen dafür, das eine systemische, den kompletten Körper betreffende Entzündung stattfindet. Daher tritt Fieber in der Regel nicht bei Nagelbettentzündungen auf. Ist dies trotzdem der Fall, sollte ein Kinderarzt aufgesucht werden. Das bedeutet nämlich, dass das Baby entweder an noch etwas Anderem erkrankt ist oder sich die Entzündung vom Nagelbett ausgehend ausgebreitet hat. Beides sind Situationen, die genauer abgeklärt werden sollten.

Nagelbettentzündung beim Baby mit Eiter

Die Bildung von Eiter ist kein notwendiges Symptom für eine Entzündung. Das heißt, dass eine Nagelbettentzündung auch dann vorliegen kann, wenn kein Eiter zu sehen ist. Ist Eiter vorhanden, sollte er entfernt werden. Tritt der Eiter von alleine aus der entzündeten Wunde aus, kann ein wenig durch sanftes „Ausdrücken“ des Gebietes nachgeholfen werden. Dies allerdings immer nur mit sauberen Händen und die entzündete Stelle danach gründlich desinfizieren. 

Ist die Haut über der Entzündung allerdings deutlich geschwollen und erkennt man darunter eine gelbliche Verfärbung des Gebietes, ohne dass Eiter austritt, kann es sein, dass sich der Eiter unterhalb der Haut ansammelt. Dieser Eiter muss von einem Arzt entfernt werden. Dazu wird ein kleiner Schnitt zum „Entlasten des Entzündungsherdes“ gesetzt, also ein Ausgang zum Abfließen des Eiters geschaffen. Es empfiehlt sich also beim Auftreten von Eiter einen Arzt aufzusuchen, der den Eiter entfernen und sich das entzündete Areal, auch zur Ursachenklärung, genauer anschauen kann.

Nagelbettentzündung beim Baby am Zeh

Die Symptome einer Nagelbettentzündung sind die klassischen Entzündungszeichen Rötung, Schwellung und Erwärmung des Gebietes, das sich um den Nagel herum befindet. Außerdem ist sie äußerst schmerzhaft, was sich bei Babys durch vermehrtes Schreien, Weinen und Quengeln zeigt. Zum Glück treten Nagelbettentzündungen beim Baby am Zeh eher selten auf, da der Nagel und die Haut noch recht flexibel und weich sind.

Es sollte allerdings beim Kürzen der Nägel darauf geachtet werden, an den Kanten nicht zu tief in den Nagel einzuschneiden, sondern ihn lieber etwas eckig zu lassen. Dadurch verhindert man, dass der Nagel seitlich in das Nagelbett einwachsen kann. Tut er dies, drückt er auf die sensible Haut und führt zu kleinsten Verletzungen und Druckstellen, die sich in der Folge entzünden können.

Nagelbettentzündung beim Baby am Finger

Auch an den Fingernägeln können Nagelbettentzündungen auftreten. Sie zeigen sich durch die gleichen Symptome wie am Zeh, also in Form einer Rötung, Schwellung, Erwärmung und Druckschmerzhaftigkeit des Nagelbettes. Nagelbettentzündungen am Finger sind meistens etwas weniger schmerzhaft, weshalb Babys weniger darauf reagieren. Trotzdem sollte die Entzündung auch hier mit der gleichen Sorgfalt behandelt werden.

Es können die gleichen Hausmittel angewendet werden. Besonders Nagelbettentzündungen am Finger sollten regelmäßig gereinigt und verbunden werden, um zu verhindern, dass weitere Bakterien in die Wunde eindringen können.

Diagnose

Wie wird die Diagnose einer Nagelbettentzündung gestellt?

Häufig ergibt schon das klinische Bild, wie Eiter unter dem Nagel, Überwärmung und Rötung des betroffenen Fingers die Diagnose einer Nagelbettentzündung. Natürlich können auch noch die Entzündungsparameter im Blut abgenommen werden. Dabei handelt es sich um Werte wie die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG), welche bei einer bestehenden Entzündung erhöht ist; oder wie das C-reaktive Protein, welches bei dem Vorliegen einer Entzündung auch stark erhöht ist.

Von einer Röntgenuntersuchung bei Babys oder Kleinkindern ist abzusehen, da die Symptomatik meist sehr eindeutig ist, während die Strahlenbelastung des Röntgens einfach zu hoch für die kleinen Menschen ist.

Behandlung

Da die Nagelbettentzündung meist in einem Frühstadium erkannt wird, reicht meist die einfach Eröffnung des Eiterherds mit einer kleinen Nadel und anschließender Desinfektion mit einer antiseptischen Salbe wie zum Beispiel Betaisodona® -Salbe.

Wenn es sich um eine weiter fortgeschrittene Form der oberflächlichen Nagelbettentzündung handelt sollte sehr zeitnah ein Arzt aufgesucht werden, damit dieser dann entweder eine anitibiotikahaltige Salbe, zum Beispiel mit Ampicillin, verschreiben kann oder den Wundherd ausräumen kann. Bei Babys und Kleinkindern wird das Ausräumen der Wunde (Debridement) meist unter einer lokalen Betäubung durchgeführt, da dies für die Kinder mitunter sehr schmerzhaft sein kann.

Anschließend kommt es zu einer Ruhigstellung der betroffenen Finger oder Hand. Bei einer tiefen Form der Nagelbettentzündung, also wenn auch Sehnen, Knochen oder/und Gelenke befallen sind, wird je nach Schweregrad und Erreger eine orale oder intravenöse Form der Antibiotikatherapie gewählt. Dabei gilt es zu beachten, dass Antibiotika nur bei den häufigsten Formen der Nagelbettentzündung greifen, also bei Infektionen mit Bakterien wie Staphylokkoen doer Streptokkoken, nicht aber bei Infektionen mit Pilzen oder Viren. Bei einer Infektion mit Pilzen sollten Antimykotika und bei einer viralen Infektion Virostatika gewählt werden.

Lesen Sie mehr zum Thema: Therapie einer Nagelbettentzündung

Hausmittel

Es gibt eine Reihe an Hausmitteln, die gut bei einer Nagelbettentzündung beim Baby eingesetzt werden können. Zunächst, wie immer bei Entzündungen, sollte Wärme vermieden werden. Man kann die betroffene Stelle vorsichtig kühlen. Hier bieten sich Quarkwickel gut an, denn sie sind nicht zu kalt, können also nicht zu Erfrierungen führen, und lassen sich gut der Form des Nagels anpassen. Dazu füllt man ein Küchentuch oder Spucktuch mit etwas kaltem, frischem Quark, wickelt ihn ein und legt diesen „Beutel“ auf die entzündete Stelle. Dort kann er so lange liegen bleiben, bis er nicht mehr kalt ist.

Außerdem sollte das entzündete Gebiet immer sauber gehalten werden. Reine alkoholische Desinfektionsmittel können verwendet werden, sollten aber nur vorsichtig zum Einsatz kommen, da sie stark an offenen Stellen brennen. Besser sind jodhaltige Desinfektionsmittel. Davor sollte allerdings immer ein lauwarmes Fußbad mit ein klein wenig Seife, zum Beispiel Babyshampoo, zur Reinigung der entzündeten Stelle angewendet werden.

Da die kleinen gerne an allem Nuckeln und rumspielen, was sie in die Finger bekommen, empfiehlt es sich die Stelle mit einem Pflaster abzudecken. Auch feuchte Kamillenteebeutel, Rosmarin-Bäder und Ringelblüten-Bäder wirken antientzündlich und können angewendet werden. Aber immer Achtung: der Teebeutel darf nicht mehr warm sein und die Bäder sollten mit lauwarmem Wasser durchgeführt werden.

Homöopathie

Es gibt verschiedene homöopathische Arzneien, die bei einer Nagelbettentzündung zum Einsatz kommen können. Bei eitrigen Entzündungen helfen Arzneien, die Hepar sulfaris enthalten. Langanhaltende, hartnäckige Entzündungen können mit Silicea terra, Kieselerde, behandelt werden. Belladonnahaltige Mittel helfen bei pulsierenden Schmerzen, bei stechenden Schmerzen solche, die Apis mellifica enthalten. Vor Einnahme sollte jedoch Rücksprache mit einem Arzt oder Homöopathen gehalten werden, denn je nach genauer Symptomkonstellation könnten auch noch weitere Arzneien einen positiven Effekt haben.

Wann braucht man Antibiotika?

Antibiotika braucht man erst, wenn es sich um eine wirklich hartnäckige Nagelbettentzündung handelt und alle anderen Therapiemöglichkeiten, wie Hausmittel und die Pflege mit Jodhaltigen Desinfektionsmitteln, erschöpft sind. Das bedeutet, das erst nach circa zwei Wochen der Einsatz von Antibiotika überlegt werden sollte, denn so viel Zeit benötigt der Körper ohnehin, um eine kleine offene Stelle von alleine zu heilen.

Benötigt werden Antibiotika auch, wenn sich die Entzündung ausbreitet und es zum Beispiel zu einer Entzündung der umliegenden Lymphgefäße, umgangssprachlich auch Blutvergiftung, kommt. Zum Glück passiert das nur äußerst selten. Bessert sich eine Nagelbettentzündung nach zwei Wochen also nicht merklich, sollte ein Kinderarzt aufgesucht werden.

Lesen Sie hier auch unser Thema:  Blutvergiftung beim Baby

Ursachen & Prophylaxe

Ursachen einer Nagelbettentzündung sind Bakterien oder auch Pilze, die über offene Stellen in der Haut in das Nagelbett eindringen. Dort verursachen sie dann eine Entzündung. Offene Stellen entstehen zum Beispiel durch eine trockene und eingerissene Nagelhaut,  eingerissene Nägel oder Druckstellen. Druckstellen können durch zu kleine Schuhe verursacht werden oder durch eine falsche Nagelpflege.

Aber was ist eine falsche Nagelpflege und wie geht es dann „richtig“? Zunächst einmal sollten Babynägel regelmäßig geschnitten werden. Dabei ist darauf zu achten, dass die Nägel rund abgeschnitten werden und die Ränder abgefeilt werden, damit keine spitzen Stellen überstehen. Die Nägel an den Zehen sollten seitlich nicht zu tief runtergeschnitten werden, denn das begünstigt das Einwachsen der Nägel in die Nagelhaut, was dann wiederrum zu Druckstellen und Verletzungen führen kann. Die Nägel und die Nagelhaut sollten regelmäßig eingecremt werden, um Trockenheit zu verhindern. Allerdings sollten insbesondere die Zehen nicht zu dick eingepackt werden, damit das Baby nicht zu sehr an den Füßen schwitzt und Bakterien ein leichtes Spiel haben. Je nach Ursache sollte überprüft werden, ob ein genügender Tetanusschutz vorhanden ist.

Wie beugt man einer Nagelbettentzündung vor?

Da die Krankheitserreger, die eine Nagelbettentzündung auslösen, über kleine Wunden über die Haut gelangen, sollten zum einen darauf geachtet werden, dass Sie sich selbst und Ihrem Baby vor dem Nägelschneiden die Hände gewaschen haben. Sollte Ihr Baby zu Nagelbettentzündungen neigen, können Sie auch vor dem Nägelschneiden die Nagelschere desinfizieren. Für den Fall, dass es zu kleineren Verletzungen am Nagelbett, dem Nagelwall oder der Nagelfalz kommt, sollte direkt mit einer antiseptischen Salbe vorgebeugt werden. Grundsätzlich gilt, dass eine gute Hygiene im Umgang mit dem Kind hilft, um es vor solchen Erkrankungen zu schützen. Diese Regel gilt natürlich nicht nur für die Nagelbettentzündung, sondern für alle Bereiche, in denen Ihr Baby oder Kleinkinder einer potentiellen Gefährdung seiner Gesundheit ausgeliefert ist.

Häufigkeit

Nagelbettentzündungen sind eine häufigere Erkrankung im Kindes- und Jugendalter, begünstigt wird ihre Entstehung in dieser Altersklasse meist durch Nagelkauen oder -beißen, sowie durch das Einreißen von Nägeln. Bei Babys liegt das nicht ganz so seltene Auftreten der Nagelbettentzündung vor allem an dem schwächeren Immunsystem, welches noch keine Möglichkeit hat, sich gegen diese Art von Krankheitserregern zu wehren. Genaue Zahlen zum Vorkommen einer Nagelbettentzündung bei Babys in Deutschland sind nicht genau festzulegen, was daher kommt, dass nicht immer mit jeder leichten Nagelbettentzündung des Kindes zum Arzt geht.

Diese Handhabung mit leichten Nagelbettentzündungen ist auch vollkommen in Ordnung, die Eltern sollten lediglich darauf achten, dass sich die Entzündung  nicht weiter ausbreitet. Die schweren und tieferen Formen der Nagelbettentzündung kommen in den Industrienationen aufgrund der guten ärztlichen Versorgung und der hohen Hygeniestandards, welche die Eltern auch meist selbst im Umgang insbesondere mit ihren Babys haben, sehr selten vor. Sollte sich eine tiefe Form anbahnen, ist es wichtig sofort einen Arzt aufzusuchen, um Folgeschäden zu vermeiden. Sollten Sie sich in der Behandlung der Nagelbettentzündung Ihres Babys oder Kleinkindes unsicher sein, zögern Sie also nicht frühzeitig einen Arzt aufzusuchen, um mögliche Folgeschäden zu verhindern.

Verlauf & Prognose

Wie lange dauert eine Nagelbettentzündung?

Die Dauer hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Generell braucht der Körper zwölf Tage, um kleinere Wunde selber heilen zu können. Handelt es sich also um eine einfache Nagelbettentzündung, sollte sie nach ungefähr zwei Wochen abgeklungen sein. Wird sie allerdings nicht richtig behandelt oder die Ursache, wie zum Beispiel eine Druckstelle durch einen zu kleinen Schuh, nicht behoben, kann sich eine Nagelbettentzündung über mehrere Wochen ziehen.

Wird die Entzündung nicht behandelt oder von dem eigenen Immunsystem der Babys verdrängt, kann die Nagelbettentzündung auch auf die oberflächlichen Hautschichten übergreifen (Panaritium subcutanem). Natürlich kann die Krankheit auch noch weiter fortschreiten und zu einer Abhebung der oberen Hautschicht (Epidermis) durch Blasenbildung führen, dieses Stadium wird auch als Panaritium cutaneum bezeichnet. Es kann auch dazu kommen, dass die Nagelbettentzündung nicht bei diesen oberflächlichen Formen bleibt, sondern noch tiefer in das Gewebe eindringt. Bei diesen Formen handelt es sich dann um die tiefen Formen der Nagelbettentzündung. Zum Einen kann die Entzündung auf den Knochen übergreifen (Panaritium ossale), zum anderen besteht die Gefahr, dass sich auch die Sehnen entzünden (Panaritium tendinosum). Es kann auch zu einem Befall der Gelenke kommen, wenn die Entzündung die Möglichkeit hat sich ungehemmt auszubreiten (Panaritium articulare). Die betroffenen Babys haben im Falle einer tiefen Nagelbettentzündung stärkste Schmerzen und nehmen hier mit den betroffenen Gelenken eine Schonhaltung ein. Kommt es zu einer tiefen Nagelbettentzündung, kann es auch zu einer Entwicklung allgemeiner Entzündungssymptome wie Fieber, Schüttelfrost und einer erhöhten Müdigkeit kommen. Es kann auch dazu kommen, dass der Nagel seine Form und Farbe verändert und abfällt.

Da Babys und Kleinkinder noch kein so gut entwickeltes Immunsystem wie Erwachsene haben, können sie sich leichter mit den Krankheitserregern infizieren. Diese können sich natürlich bei nicht so guter Abwehrlage bei Babys sehr viel besser und schneller ausbreiten als bei Erwachsenen.

Wie gefährlich ist eine Nagelbettentzündung beim Baby?

Eine Nagelbettentzündung beim Baby ist in der Regel nicht gefährlich, da es sich um eine kleine, örtlich begrenzte Entzündung handelt. Sie sollte allerdings sorgfältig und konsequent behandelt werden, da Nagelbettentzündungen sehr unangenehm und schmerzhaft für Babys sein können - jeder, der selber mal eine hatte, weiß, dass es schon sehr wehtut, wenn man sich nur leicht mit dem entzündeten Nagel stößt. Gefährlich wird es erst, wenn sich die Entzündung ausbreitet und nicht richtig behandelt wird. Das passiert allerdings nur sehr selten und stellt definitiv eine Ausnahmesituation dar.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 12.11.2014 - Letzte Änderung: 27.10.2021