Sehnenentzündung im Bein

Definition

Eine Sehnenentzündung wird in der Fachsprache auch als Tendinitis bezeichnet. Die Sehnen, die einer hohen mechanischen Belastung ausgesetzt sind, werden durch sogenannte Sehnenscheiden geschützt. Diese kann man sich wie eine Hülle vorstellen, in denen die Sehnen hin- und hergleiten. Sie dienen dort dem Schutz vor Reibung.
Bei einer dauerhaften Überbelastung der Sehnen können sich sowohl die Sehne selbst, als auch die Sehnenscheiden entzünden. Dies passiert vor allem an den Ursprungs- und Ansatzstellen der Sehnen am Knochen und ist sehr schmerzhaft. Am Bein ist häufig das Joggen der Auslöser und eine vorübergehende Unterbrechung des Trainings die einzige Möglichkeit, die Entzündung wieder loszuwerden.

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Ursachen

In der Regel gleiten die Sehnen bei Beugung und Streckung in den Sehnenscheiden und werden durch diese vor einem übermäßigen Abrieb geschützt. Wird eine bestimmte Bewegung über einige Zeit häufig wiederholt, so kann dies zu einer Reizung der Sehnen und der Sehnenscheiden durch die Reibung führen. Hieraus können dann eine Sehnenentzündung und auch eine Sehnenscheidenentzündung entstehen.
Im Bereich des Beins tritt eine Sehnenentzündung häufig am Schienbein auf. Dort ist die Stelle am Übergang vom Schienbein zum Fußrücken am häufigsten betroffen, wo sich die Ansatzstelle des vorderen Schienbeinmuskels befindet. Durch Heben und Senken des Fußes werden die dort liegenden Sehnen und Sehnenscheiden gereizt. Dies ist zum Beispiel bei langem Gehen oder Joggen der Fall. Besonders dann kann dies zu einer Sehnenentzündung führen, wenn der Betroffene die Bewegung nicht in dem Ausmaß gewohnt ist.
Auch eine vermehrte einseitige Belastung des Fußes beziehungsweise Beins, etwa durch das wiederholte Betätigen eines Pedals oder Hebels, kann zu einer Entzündung der Sehnen führen.

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Ebenfalls häufig von einer Entzündung betroffen ist die Achillessehne. Dies ist eine charakteristische Lokalisation der Beschwerden bei übermäßigem Lauftraining.

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Darüber hinaus können auch bakterielle Infektionen zum Beispiel mit sogenannten Gonokokken oder Chlamydien die Ursache einer Sehnenentzündung sein. Dies ist jedoch selten der Fall. Auch entzündliche Gelenkerkrankungen wie die rheumatoide Arthritis sind ein möglicher Auslöser.

Symptome

Das charakteristische Symptom einer Sehnenentzündung im Bein sind Schmerzen. Am häufigsten treten diese Schmerzen wie gesagt im Bereich des unteren Schienbeins oder an der Achillessehne auf. Wird das Bein weiterhin normal belastet, so nehmen die Schmerzen mit der Zeit zu. Sie treten besonders bei Bewegung auf, wobei sie bei manchen Bewegungen stärker sein können, als bei anderen. Ist die Entzündung schon weiter fortgeschritten, so können auch Schmerzen in Ruhe bestehen.
Darüber hinaus kann der Bereich über der entzündeten Sehne gerötet und erwärmt sein. Dies ist jedoch nicht immer der Fall. Bei manchen Patienten ist unter Bewegung ein Knirschen zu spüren, welches durch die Reibung von Sehnen und Sehnenscheiden entsteht.
Die Schwellung, die im Rahmen einer Sehnenentzündung auftritt, macht sich häufig als mehr oder weniger große Beule unter der Haut bemerkbar. Dies liegt daran, dass die Sehnen sich vor oder hinter der entzündeten Sehnenscheide kräuseln, da der Raum in der Sehnenscheide selbst durch die Entzündung verengt ist.
Auch ein Funktionsverlust beziehungsweise eine Funktionseinschränkung treten häufig auf. Die Patienten können das betroffene Bein nicht voll belasten und humpeln häufig, um das Bein zu schonen.

Diagnose

Die Diagnose einer Sehnenentzündung kann häufig schon am klinischen Erscheinungsbild gestellt werden. Die typischen Lokalisationen am unteren Schienbein oder der Achillessehne sind der erste Hinweis zur richtigen Diagnose.
Des Weiteren lassen sich in der körperlichen Untersuchung die oben beschriebenen Symptome einer Sehnenentzündung feststellen: Schmerz, Rötung, Erwärmung, Schwellung, Funktionseinschränkung.
Wenn die Diagnose nicht eindeutig gestellt werden kann, so kann eine Sehnen- oder Sehnenscheidenentzündung durch eine Ultraschalluntersuchung dargestellt werden. Wenn vermutet wird, dass die Sehnenentzündung im Rahmen einer bakteriellen Infektion oder einer rheumatischen Erkrankung steht, so kann eine Blutuntersuchung notwendig sein, um die Diagnose zu sichern.

Therapie

Das wichtigste bei einer Sehnenentzündung des Beins ist es, das Bein zu schonen. Insbesondere die Bewegungen, die zu dieser Sehnenentzündung geführt haben, sollten gemieden werden und die betroffene Stelle auch darüber hinaus ruhiggestellt werden. Stabilisierende Stützverbände oder Bandagen sind dabei oft hilfreich und können vom Arzt oder auch selbst angelegt werden.
Darüber hinaus ist es wichtig, die betroffene Stelle zu kühlen. Besonders wenn die Sehnenentzündung sich durch Rötung und Schwellung bemerkbar macht, können durch das Kühlen die Beschwerden gelindert werden.

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Wenn die Beschwerden nach einigen Tagen nicht zurückgehen, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann schmerz- und entzündungshemmende Salben oder Tabletten verschreiben. Sind die Schmerzen sehr stark, so kann die Entzündung auch durch das Spritzen von Kortison direkt an die Sehnen gehemmt werden.

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Wenn die Sehnenentzündung chronisch ist oder immer wieder auftritt, so sollte über eine Operation nachgedacht werden. Hierbei können die unter Umständen verengten Sehnenscheiden gespalten werden und die Reibung vermindert werden.
Bei Sehnenscheidenentzündungen, die durch bakterielle Infektionen oder rheumatische Erkrankungen ausgelöst werden, steht die Behandlung der Grunderkrankung, z.B. mit Antibiotika oder Antirheumatika, im Vordergrund.

Salben bei einer Sehnenentzündung im Bein

Das Auftragen von schmerz- und entzündungshemmender Salbe ist meistens der erste Therapieansatz bei einer Sehnenentzündung im Bein. Das Ruhigstellen des Beins und regelmäßiges Kühlen sollte zusätzlich durchgeführt werden.
Die Salbe kann mehrmals täglich auf die betroffene Stelle aufgetragen werden. Die meisten Salben enthalten den Wirkstoff Diclofenac (Voltaren®), der entzündungshemmend wirkt. Auch das Auftragen von Cortisonsalben kann das Abheilen einer Sehnenentzündung beschleunigen.

Wenn die Anwendung der Salbe keine Linderung der Beschwerden verschafft, so sollte ein anderer Behandlungsansatz, zum Beispiel mit entzündungshemmenden Tabletten oder lokalen Spritzen gewählt werden.

Homöopathie bei einer Sehnenentzündung im Bein

Es gibt verschiedene homöopathische Mittel, die bei einer Sehnenentzündung im Bein helfen können. Sie werden je nach den auftretenden Beschwerden ausgewählt. Hierzu zählen Arnica, Apis mellifica, Bryonia und Rhus toxicodendron. Die Mittel werden in der Regel in Form von Globuli in verschiedenen Potenzen eingenommen. Arnica kann allerdings auch äußerlich angewendet werden.
Wenn nach einigen Tagen trotz homöopathischer Behandlung keine Besserung eintritt, so sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Dauer einer Sehnenentzündung im Bein

Tritt eine Sehnenentzündung im Bein zum ersten Mal akut auf, so sollten die Beschwerden bei ausreichender Ruhigstellung nach wenigen Tagen verschwunden sein. Ist dies nicht der Fall, so sollte ein Arzt aufgesucht werden. Nachdem die Schmerzen abgeklungen sind, sollte jedoch die auslösende Betätigung (z.B. Joggen) für einige Wochen vermieden beziehungsweise reduziert werden, damit die Reizung nicht erneut eine Entzündung hervorruft.
Bei chronischen oder immer wiederkehrenden Sehnenentzündungen können die Schmerzen mehrere Wochen oder sogar Monate bestehen bleiben.

Sehnenentzündung im Oberschenkel

Eine Sehnenentzündung im Oberschenkel ist eine häufige Erkrankung, vor allem bei Sportlern. Sie tritt insbesondere nach Fehl- oder Überbelastung, beispielsweise beim langen Wandern oder Joggen, auf. Auch rheumatische oder infektiöse Ursachen sind möglich. Die Betroffenen leiden an Schmerzen im Oberschenkel bei Bewegung. Besonders Treppensteigen und vom Stuhl aufstehen schmerzt sehr. Behandelt wird eine Sehnenentzündung durch körperliche Schonung für einige Tage. Zusätzlich kann die Einnahme von schmerzstillenden Medikamenten hilfreich sein. In der Regel dauert die Genesung 1-2 Wochen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Schmerzen im Oberschenkel

Sehnenentzündung der Quadricepssehne

Der Quadricepsmuskel ist ein großer Muskel auf der Vorderseite des Oberschenkels, der insbesondere für die Beugung im Kniegelenk zuständig ist. Er hat mehrere Muskelbäuche, welche alle am Schienbein ansetzen. In seiner Ansatzsehne befindet sich die Kniescheibe. Häufig sind die Knochenansätze bei einer Entzündung betroffen.

Ursachen sind häufig chronische Überbelastungen durch Sport oder Fehlstellungen. Die Betroffenen klagen häufig über Druckschmerz im Bereich der Ansatzpunkte und des Knies. Zudem treten Schmerzen bei Bewegung und Bewegungseinschränkungen auf. Behandelt wird eine Sehnenentzündung durch körperliche Schonung für einige Tage und die Einnahme von entzündungshemmenden und schmerzstillenden Medikamenten.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Entzündung der Quadricepssehne

Läuferknie / ITBS

Beim Läuferknie, auch Ilio-tibiales Bandsyndrom (ITBS) genannt, handelt es sich um eine Entzündung des Tractus iliotibialis am Oberschenkel. Das Syndrom tritt häufig aufgrund von einer Überbelastung, beispielsweise beim Joggen auf. Auch das Bergabgehen fällt oft schwer. Die Betroffenen klagen in der Regel über äußere Knieschmerzen beim Joggen oder Gehen. Dabei kann die Intensität der Schmerzen bei Belastung weiter zu nehmen.

Bei nicht ausreichender Schonung können sich die Schmerzen chronifizieren und bei jeder Belastung neu auftreten. Bei der Behandlung eines Läuferknies sollte auf ausreichende Schonung geachtet werden. In der akuten Schmerzphase können entzündungshemmende Medikamente oder Salben helfen. Langfristig sollte auf das richtige Schuhwerk geachtet und eventuell das Tragen von Einlagen in Erwägung gezogen werden. Auch Dehnübungen sollten regelmäßig durchgeführt werden.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Läuferknie

Sehnenentzündung am Trochanter major

Der Trochanter major ist ein Knochenvorsprung am Oberschenkel, an dem mehrere Muskeln ansetzen, die für die Beweglichkeit in der Hüfte zuständig sind. Bei langfristiger Fehl- oder Überbelastung kann es zu einer Entzündung dieser Sehnenansätze kommen. Dies wird auch als Trochantertendinose bezeichnet.  Resultat sind Schmerzen in der Hüfte, vor allem bei Bewegung. Insbesondere beim Treppensteigen haben die Patienten starke Schmerzen im Bereich der seitlichen Hüfte. Bei einer starken Entzündung kann es auch zu einer Überwärmung oder Schwellung kommen.

Eine Sehnenentzündung wird behandelt durch Kühlung und Schonung der Hüfte. Zudem kann eine medikamentöse Therapie mit Diclofenac oder Ibuprofen helfen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Schmerzen am Trochanter major

Sehnenentzündung der Bizepssehne

Der Bizepsmuskel liegt auf der Oberschenkelrückseite und gehört zur Gruppe der Kniegelenksbeuger. Bei einer Entzündung kommt es zu Schmerzen in bzw. an der Außenseite der Kniekehle, die bis in die Wade ausstrahlen können. Die Schmerzen werden meist bei Belastung stärker.

Bei einer Entzündung kann man zwischen Sehnenentzündung (Tendinitis) und Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) unterscheiden. Ursächlich sind Überbelastungen und kleinere Verletzungen der Sehne. Eine Bizepssehnenentzündung wird am besten durch Schonung behandelt. Es können ebenfalls Bandagen oder Wärmetherapie eingesetzt werden. In der akuten Phase kann zudem die Einnahme von entzündungshemmenden Medikamenten (NSAR) hilfreich sein. Zudem können Dehnungsübungen und Physiotherapie zur Verkürzung der Heilungsdauer helfen.

Achillessehnenentzündung

Die Achillessehne ist die stärkste und wohl bekannteste Sehne des menschlichen Körpers. Sie verbindet die Unterschenkelmuskulatur mit dem Fuß und sorgt unter anderem für die Streckung des Fußes. Bei einer Entzündung dieser Sehne verspüren die Betroffenen häufig starke Schmerzen bei Bewegung des Fußes, insbesondere bei Streckung. Laufen fällt oft schwer.

Grund für eine Entzündung sind in der Regel Fehl- und Überbelastungen. Das Tragen falscher Schuhe oder ein Beinlängenunterschied können ebenfalls Ursachen sein. Eine Achillessehnenentzündung wird am besten durch Ruhigstellung behandelt. In der akuten Phase kann zudem die Einnahme von entzündungshemmenden Medikamenten (NSAR) hilfreich sein. Zudem können Dehnungsübungen und Physiotherapie bei der Heilungsdauer helfen.

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Peronealsehnenentzündung

Eine Entzündung der Sehnen des langen und kurzen Wadenbeinmuskels (M. peroneus longus und brevis) wird auch als Peroneussehnensyndrom bezeichnet. Diese Muskeln stabilisieren zum einen das Fußgewölbe und haben zudem Funktionen in unterschiedlichsten Bewegungen des Fußes. Bei Fehl- oder Überbelastungen kann es zu einer Entzündung dieser Sehnen kommen, was zu Schmerzen im Außenknöchel führt. Diese treten vor allem bei Belastung auf, besonders beim Anheben der Fußinnenseite.

Die Behandlung des eine Sehnenentzündung erfolgt mittels einer Entlastung der Sehne, was in der Regel mit Hilfe einer Schiene oder Bandage geschieht. Durch diese Ruhigstellung kann sich die Sehne regenerieren. Zudem kann die Einnahme von schmerzlindernden und entzündungshemmenden Medikamenten hilfreich sein.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Peronealsehnenentzündung

Entzündung der M. tibialis posterior Sehne

Der M. tibialis posterior ist ein Muskel am vorderen Unterschenkel. Er verläuft vom Schienbein bis zum Fuß und ist für verschiedene Bewegungen im Fußgelenk zuständig. Durch Überbelastung beim Sport kann es zu Entzündungen im Bereich der Sehne kommen (Tendinitis). Anzeichen für eine Entzündung sind Schmerzen bei Bewegung im Sprunggelenk. Auch ein Druckschmerz im Bereich der Sehne ist typisch. Bei einer chronischen Entzündung können zudem eine Rötung und Schwellung auftreten.

Behandelt wird die Entzündung durch Schonung der Sehne. Zudem kann die Einnahme von schmerzlindernden und entzündungshemmenden Medikamenten hilfreich sein. Langfristig kann die Anwendung von Schuheinlage (Orthesen) oder Bandagen bei der Vorbeugung weiterer Sehnenentzündungen helfen. 

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 31.10.2016 - Letzte Änderung: 30.03.2024