Speicheldrüsenentzündung

Einleitung

Unter einer Speicheldrüsenentzündung (medizinisch: Sialadenitis) versteht man die Entzündung einer der Speicheldrüsen, die vor allem ältere oder immungeschwächte Personen betrifft.

Es handelt sich hierbei um eine sehr schmerzhafte Erkrankung, die meist durch Bakterien oder Viren hervorgerufen wird.

Definition

Eine Speicheldrüsenentzündung bezeichnet die Entzündung egal welcher der vielen Speicheldrüsen des Menschen.
Am häufigsten sind mit Abstand die drei großen Speicheldrüsen betroffen:

allerdings kann eine Entzündung auch einmal in den kleineren Speicheldrüsen im Rachen, an der Wangenschleimhaut oder den Lippen vorkommen.

Ursachen

Die meisten Speicheldrüsenentzündungen kommen entweder zustande durch:

  • Bakterien: in der Regel Staphylokokken oder Streptokokken oder
  • Viren: vor allem Mumps oder Coxsackie Viren

Oftmals entsteht eine Speicheldrüsenentzündung jedoch auch durch das Vorliegen von Speichelsteinen oder ihre Entstehung wird durch diese Steine zumindest begünstigt. Das kommt daher, dass sich aufgrund von Speichelsteinen der Speichel zurückstaut und den Ausführungsgang der Drüse verlegen kann. Dadurch kann das Sekret nicht mehr abfließen.
Dieses angestaute bildet einen perfekten Nährboden, auf welchem sich Bakterien und Viren ausgesprochen gut vermehren können.
Über den gleichen Mechanismus können auch Einengungen durch andere Gründe (zum Beispiel Tumoren oder Narben) zu einer Speicheldrüsenentzündung führen.

Neben diesen häufigen Ursachen sind seltener auch einmal Autoimmunerkrankungen (z.B. das Sjögren-Syndrom), bestimmte Medikamente, eine mangelhafte Mundhygiene oder Mundschleimhautentzündungen (Stomatitis) Auslöser für eine Speicheldrüsenentzündung.

Auch bestimmte Grunderkrankungen können die Entstehung eines Steins und somit einer Speicheldrüsenentzündung begünstigen:

Symptome

In der Regel ist nur eine Seite von einer Speicheldrüsenentzündung betroffen, mit Ausnahme der Erkrankung an Mumps, die eher beidseitig auftritt.

Die Entzündung tritt meist sehr plötzlich auf und geht mit einer, teilweise massiven, Schwellung des Gesichtes und Verhärtung der erkrankten Seite einher. Zusätzlich kann bei einigen Patienten die Haut über der Drüse gerötet sein und sich wärmer anfühlen.

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Wenn es sich um eine eitrige Entzündung handelt, kann es passieren, dass sich Eiter in den Mundraum entleert, wodurch ein unangenehmer Geschmack entsteht. Außerdem bestehen typischerweise starke Schmerzen. Diese werden oft stärker beim Kauen (da Kaumuskulatur und Kiefergelenk sich in der Nähe der Drüsen befinden) und Essen (weil in dieser Zeit die Speichelproduktion zunimmt, wodurch der Speichel noch mehr auf das entzündete Gewebe drückt). Die Folge davon ist, dass viele Betroffene nicht mehr essen mögen oder sogar gar nicht mehr (weit) den Mund öffnen können.

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Diagnose

Der Verdacht einer Speicheldrüsenentzündung ergibt sich durch die typischen oben beschriebenen Symptome und wird in der Regle vom Betroffenen selbst gestellt.

Um die Diagnose dann letztendlich abzusichern, sollte stets ein Arzt aufgesucht werden. Dieser wird zunächst eine ausführliche Untersuchung der betroffenen Drüse durchzuführen. Die Drüse muss abgetastet werden. Gelegentlich entleert sich dadurch eine eitrige Flüssigkeit, die ins Labor geschickt wird. Daraus kann dann ein Erregernachweis erfolgen. Darüber hinaus wird nachgesehen, ob sich im Mundraum weitere Auffälligkeiten befinden, die eventuell die Speicheldrüsenentzündung erklären könnten.

In manchen Fällen hilft eine Untersuchung von Blut weiter, um eine Diagnose stellen zu können. Zum Ausschluss oder Nachweis eines Speichelsteins wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Diese Untersuchung vermag es, Steine mit einer Größe ab 1,5 Millimeter mit einer Sicherheit von über 99% zu erkennen. Sie dient auch dazu, zwischen einem Speichelstein und einem Tumor oder Abszess zu differenzieren.

Eine weitere Möglichkeit zur Darstellung von Speichelsteinen (Sialolith) ist die sogenannte Sialographie. Dabei wird eine Flüssigkeit mit Kontrastmittel in die betroffene Speicheldrüse gespritzt, wodurch sie und ihr gesamtes Gangsystem mithilfe eines Röntgenbildes sichtbar gemacht werden können. In Ausnahmefällen kann eine der folgenden Untersuchungen darüber hinaus sinnvoll sein:

Therapie

Gegen eine Speicheldrüsenentzündung kann man selbst bereits einiges tun. Prinzipiell helfen:

  • kühlende alkoholhaltige Umschläge,
  • eine gründliche Mundhygiene und eine
  • vermehrte Flüssigkeitszufuhr.

Auf feste Nahrung sollte man in der akuten Phase am besten verzichten.

Ansonsten kommt die spezifische Therapie auf die Ursache der Entzündung an. Bei einer bakteriellen Infektion kommen Antibiotika zum Einsatz. Ansonsten behandelt man eher symptomatisch, vor allem mit entzündungshemmenden Medikamenten und Schmerzmitteln.

 

Darüber hinaus werden sogenannte „Speichellocker“ empfohlen. Darunter versteht man Substanzen, die die Bildung von Speichel anregen:

  • Dazu gehören unter anderem Kaugummi,
  • saure Bonbons und Getränke (zum Beispiel mit Zitronensaft).

Durch den vermehrten Speichelfluss wird die Drüse von innen heraus „gereinigt“. Falls ein Stein der Entzündung zugrunde liegt, kann dieser durch die Speichellocker manchmal sogar herausbefördert werden.

Falls dies nicht gelingt, gibt es andere Möglichkeiten zur Entfernung des Steins:

  • Manche Steine (vor allem wenn sie sich am Ende des Ausführungsganges befinden) können schon durch eine Massage gelöst werden.
  • Ansonsten wird meistens eine extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) durchgeführt.

Bei dieser Behandlung werden von außen Stoßwellen auf den Stein gerichtet, wodurch dieser in kleine Teile zertrümmert wird, die dann von selbst abgehen können. Bei ausgesprochen großen Steinen ist, genau wie bei Abszessen, in der Regel ein chirurgischer Eingriff nicht zu umgehen.

Verlauf

Die meisten Speicheldrüsenentzündungen nehmen einen guten Verlauf. Nur wenn sie sehr lange andauern und unzureichend behandeln werden, kann es passieren, dass sich auf dem Boden der Entzündung ein Abszess bildet. Dabei handelt es sich um die Ansammlung von Eiter in einer Kapsel. Wenn dieser sich spontan ins Gewebe entleert, kann dies eine Blutvergiftung (Sepsis) hervorrufen. Chronische Entzündungen können außerdem langfristig zu einem Absterben von Gewebe (Atrophie) und Narbenbildungen führen.

Prophylaxe

Es gibt eine Maßnahmen, mit denen man das Risiko für die Entstehung einer Speicheldrüsenentzündung verringern kann.

Dazu gehören vor allem:

  • eine gute Mundhygiene (Spülungen) und
  • gute Zahnpflege.

Darüber hinaus sollte man ausreichend trinken, da dies die Ansiedlung von Bakterien schwieriger macht. Außerdem helfen spezielle Impfungen (zum Beispiel gegen Mumps) gegen Speicheldrüsenentzündungen durch besondere Erreger.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. N. Gumpert Veröffentlicht: 14.05.2013 - Letzte Änderung: 12.01.2023