Sternumfraktur

Synonyme im weitesten Sinne

Fraktur des Brustbeins, Brustbeinbruch
Englisch: sternal fracture, fractured sternum

Definition

Die Sternumfraktur ist ein Bruch des Brustbeins (Brustbeinbruch). Das Brustbein sitzt vorne am Brustkorb und dient den meisten Rippen als Ansatzpunkt. Durch diese unmittelbare Nähe zu den Rippen ist es verständlich, dass bei einem Bruch des Brustbeins auch die Rippen beteiligt sein können. Auch der Rippenknorpel kann zerbersten.

Abbildung Brustkorb

  1. 1. Rippe
  2. 12. Rippe
  3. Brustbein / Sternum
  4. Rippen - Brustbein - Gelenk

Blau ist der Knorpelanteil der Rippe.

Ursache

Am häufigsten ist die direkte Gewalteinwirkung auf das Brustbein die Ursache der Fraktur. Sie ist besonders typisch für Verletzungen nach einem Autounfall.

Auch Sportverletzungen können zugrunde liegen. Das Brustbein liegt am Brustkorb ungeschützt direkt unter der Haut. Es wird in alles Regel nach hinten verformt. Da direkt hinter dem Brustbein das Herz liegt, kann es zu einer Quetschung desselben kommen.

Die Bruchlinie verläuft meist horizontal. Das Sternum bricht quer an einer geradezu prädestinierten Stelle, nämlich der Nahtstelle zwischen dem Sternumkörper und dem so genannten „Handgriff“ (Manubrium Sterni).

Symptome

Die Fraktur ist sehr druckempfindlich. Das nicht frakturierte Brustbein ist ursprünglich schon sehr schmerzempfindlich.
Durch die Eindrückung nach hinten kommt es zu atemabhängigen Schmerzen. Auch Rippenfrakturen bzw. Rippenprellung und Knorpelsprengungen der Rippenknorpel sind häufig mit der Brustbeinfraktur / Brustbeinbruch kombiniert.

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Diagnose

Zwingend erforderlich ist eine Röntgenaufnahme des Brustkorbes in seitlicher Aufnahme, da nur so das Brustbein ausreichend beurteilt werden kann. Bei unklaren Ergebnissen der Röntgenaufnahmen kann eine Ultraschalluntersuchung bei der Diagnosestellung helfen. Auch ein CT (Computertomographie) des Sternums kann in Ausnahmefällen notwendig sein.

Um eine Prellung des Herzens ausschließen zu können, ist das Anlegen eines EKGs erforderlich. Mittels einer Blutentnahme werden hierzu außerdem Herzenzyme bestimmt.

Therapie

Bei der Therapie der Brustbeinfraktur kann man entweder eine konservative oder operative Behandlungsform wählen.
Je nach Bruch ist jedoch meistens eine konservative Therapie ausreichend.

Sollte es sich dagegen aber um einen Bruch mit sehr starken Schmerzen, Atemproblemen und Verschiebungen der Bruchstücke handeln, wählt man dann besser die operative Behandlungsform.

Gegebenenfalls kann es aber auch nach konservativer Behandlung zu einer Operation kommen, da Komplikationen aufgetreten sind.

Eine häufige Komplikation, die einer operativen Behandlung bedarf, ist hierbei die Pseudoarthrose. Dabei handelt es sich um einen ungenügenden Knochenbau an der Frakturstelle, die zu einer beweglichen Diskontinuität der Bruchstelle führt. Daher bezeichnet man es auch als Falschgelenk.

Konservative Therapie:

Bei der konservativen Therapie geht es vor allem darum, den Körper zu schonen und die Bruchstelle nicht weiter zu belasten.

Dagegen kommt es zu einem geringeren Einsatz von Gipsen, Schienen, Verbänden oder ähnlichem. Gegen die Schmerzen kommen dabei auch Schmerzmittel zum Einsatz. Zudem kann man gezielt und schonende Krankengymnastik einsetzen.

Trotz der meist konservativen Therapie kommt es aber zu einer stationären Aufnahme, da die Begleitschäden ausgeschlossen werden müssen.
Zu den wichtigsten Begleitschäden zählen Verletzung der Lunge, des Herzens oder auch Herzrhythmusstörungen.

Der Patient muss daher ordentlich untersucht, überwacht und kontrolliert werden mit entsprechender Diagnostik, wie Röntgen, CT, Herzecho und EKG.

Operative Therapie:

In den meisten Fällen eines Brustbeinbruchs handelt es sich um gerade Brüche. Diese müssen in der Regel nicht operiert werden und heilen von selbst.

Liegt aber ein verschobener (dislozierter) Bruch oder ein mehrfacher Bruch vor, so muss eine Operation durchgeführt werden. Zunächst wird eine Vollnarkose durchgeführt, bevor durch eine Metallplatte die Bruchstücke wieder miteinander fixiert werden, sodass sie wieder richtig zusammenwachsen. Die Platte wird mit Schrauben am Knochen befestigt und kann, muss aber nicht, nach einigen Monaten oder Jahren wieder entfernt werden.

Heildauer

Die Heildauer einer Sternumfraktur ist von Fall zu Fall verschieden. Handelt es sich, wie in den meisten Fällen, um einen glatten Bruch vom oberen Teil (Manubrium sterni) oder des Hauptteils (Corpus sterni), so heilt der Bruch von selbst aus. Der Betroffene muss sehr auf seine Haltung achten, damit das Brustbein gerade wieder zusammenwächst. Die Heilungsdauer der knöchernen Strukturen beträgt dann in der Regel 6 bis 8 Wochen.

Wächst das Brustbein nicht optimal wieder zusammen und muss eine korrigierende Operation durchgeführt werden, so verlängert sich die Heilungsdauer. Oft muss die eingesetzte Platte nach einiger Zeit wieder operativ entfernt werden, sodass der Betroffene einer zusätzlichen Operation ausgesetzt werden muss.

Im Regelfall sollten aber nach etwa einem halben Jahr keinerlei Beschwerden mehr vorliegen und der Patient sollte wieder normal belastungsfähig sein.

Komplikationen der Sternumfraktur

Normalerweise heilt eine Sternumfraktur meist problemlos aus.
Die Komplikationen lassen sich in Begleitverletzungen und Heilungsstörungen einteilen.

Heilungsstörungen:

Eine sehr häufige Komplikation ist hierbei die Pseudoarthrose.
Bei der Pseudoarthrose kommt es zu einer Störung des Wiederaufbaus der Knochenstruktur.

Die Bruchstelle wirkt diskontinuierlich und lässt sich mehr oder weniger sogar beweglich verschieben. Daher nennt man die Pseudoarthrose auch gerne ein „Falschgelenk“.

Die Stelle kann völlig instabil sein. Daher sollte es dann auch zu einer Frühoperation kommen, um das Problem mit Schrauben und Platten zu beheben.

Die Ursache der Pseudoarthrose liegt meist in der ungenügenden Schonung des Patienten. Daneben kann es aber auch an der Fraktur selbst liegen.

Ein Problem stellt zum Beispiel Weichteilgewebe dar, das noch im Bruchspalt liegt.
Außerdem kann es durch Verletzung von Gefäßen auch zu einer Durchblutungsstörung kommen.

Andere Ursachen liegen in den Vorerkrankungen des Patienten.
Durch eine Gefäßerkrankung des Patienten kann es ebenfalls zu einer Minderdurchblutung des Gewebes kommen, was die Bruchheilung beeinträchtigen kann.

Zudem gibt es Knochenstrukturstörungen wie bei der Osteoporose (Knochenschwund).
Auch eine Diabeteserkrankung (Blutzuckererkrankung) und Erkrankungen des Immunsystems können zu Störungen der Heilung führen.

Ein anderes Problem kann auch eine Infektion des Knochens selbst sein, was man dann als Osteomyelitis bezeichnet.
Häufiger entzündet sich dagegen auch die Wunde selbst durch unsauberes Arbeiten an der Wunde.

Begleitverletzungen:

Durch das Trauma der Sternumfraktur kann es auch zu einer Schädigung des Herzens führen. Dabei kann es sich um eine Verletzung des Herzgewebes handeln (auch Nerven, Gefäße) oder es kann zu einer Auslösung von Herzrhythmusstörungen kommen.
Die Rhythmusstörungen müssen dann gesondert therapiert und überwacht werden. Zudem verschlechtern sie natürlich die Prognose.

Daneben kann aber auch die Lunge verletzt werden, was zu Atemstörungen und Aspiration (hierbei kommt es zum Eindringen von Fremdkörpern oder Flüssigkeit in die Lunge) führen kann.

Bei Verletzungen des Lungenfells durch Bruchstücke oder durch das Trauma kann es auch zu einem sogenannten Pneumothorax kommen. Beim Pneumothorax löst sich der Unterdruck zwischen Lungenfell und Lunge auf und durch das Loch im Lungenfell kann Luft von außen eindringen.
Sollte die Luft nicht mehr ausdringen können, was man Spannungspneumothorax nennt, kommt es zu einem lebensgefährlichen Druck auf Gefäße im Brustkorb und Herz.

Durch Verletzungen der Gefäße bei dem Trauma oder durch Bruchteile kann es zudem zu Blutungen kommen. Je nach Größe des Gefäßes, kann es zu starken inneren Blutungen kommen.
Zudem können auch umliegende Nerven verletzt werden.

Eine andere Begleitverletzung ergibt sich durch Mitverletzung von Rippen, aber auch von Wirbelkörpern, was die Prognose ebenfalls verschlechtert.

Spätfolgen einer Sternumfraktur

Die Folgen eines Brustbeinbruchs werden vom Betroffenen manchmal noch jahrelang, oder sogar lebenslang bemerkt. Da das Brustbein eine zentrale Stellung im Oberkörper einnimmt und über das Schlüsselbein mit der Schulter verbunden ist, kommt an diesem Knochen jede Bewegung mit den Armen, der Schulter oder dem Kopf an. Auch mit den Rippen, die sich bei der Atmung bewegen, steht das Brustbein in Kontakt.

Betroffene klagen oft über jahrelange Schmerzen beim Heben mäßig schwerer Gegenstände oder bei bestimmten Armbewegungen. Dies wirkt sich je nach Beruf auf die Arbeitsfähigkeit aus.

Da bei einem Brustbeinbruch in der Regel keine Schiene oder Gips angelegt wird und der Bruch von selbst heilen muss, kommt es selten zu einem nicht optimalen Zusammenwachsen des Knochens. Der Patient merkt dies, da er einen Höcker auf dem Brustbein tasten kann. Man bezeichnet dies als Falschgelenk (Pseudoarthrose). Dies ist in den meisten Fällen aber unbedenklich und benötigt keine weitere Therapie. Allerdings wird hierdurch der Brustkorb weniger stabil und die Leistungsfähigkeit des Betroffenen wird je nach Ausmaß eingeschränkt.

Ist die Instabilität aber zu hoch, oder der Patient leidet unter unerträglichen Schmerzen, muss über eine Operation nachgedacht werden, in der das Brustbein gerichtet wird und eventuell durch eine Platte stabilisiert wird.

Zu den Spätfolgen zählen auch die Verletzungen, die an anderen Knochen oder Organen ausgelöst werden. Zu diesen gehören Rippenbrüche, Wirbelbrüche oder Schäden an Lunge und Herz. Hieraus resultieren dann unter Umständen Herzrhythmusstörungen und Atembeschwerden.

Sternumfraktur bei Kindern

Das kindliche Skelett unterscheidet sich von dem eines Erwachsenen teilweise erheblich. Da Kinder außerdem körperlich häufig sehr aktiv sind führt dies zu tendenziell häufigen Knochenbrüchen. Die Sternumfraktur jedoch ist bei Kindern eher selten anzutreffen.

Interessant ist bei Sternumfrakturen welche im Kindesalter auftreten dass sich die Ursache von derer bei Erwachsenen unterscheidet. Ist die direkte Gewalteinwirkung die Hauptursache für eine Sternumfraktur im Erwachsenenalter, so ist eine indirekte Gewalteinwirkung bei Kindern der häufigste Grund für eine Fraktur des Sternums. Besonders dann, wenn der Rumpf des Kindes stark gebeugt wird kann es zu einer Sternumfraktur kommen. Die Symptome bei einer Sternumfraktur eines Kindes sind tendenziell die Gleichen wie bei Erwachsenen Personen. Zu beachten ist jedoch, dass Kinder Schmerzen teilweise erheblich schlechter lokalisieren können.

Die Behandlung einer Sternumfraktur bei einem Kind geschieht in der Regel konservativ. Nur dann, wenn die beiden Knochenfragmente stark voneinander abweichen ist eine chirurgische Maßnahme notwendig.

Schmerzensgeld

Die Höhe des Schmerzensgeldes bei einer Sternumfraktur bezieht sich immer auf den Einzelfall und ist abhängig von den Umständen des Unfallhergangs. Häufig handelt es sich bei den Fällen, bei denen es um Schmerzensgeld aufgrund eines Brustbeinbruches geht, um Verkehrsunfälle.

Das Schmerzensgeld setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen. Zum einen zählt das Schmerzensgeld, das als „Wiedergutmachung“ der erlittenen Schmerzen des Betroffenen angesehen wird, dazu. Hier ist es schwierig zu entscheiden, wie hoch die Summe sein soll, da Schmerzen sich nicht bezahlen lassen. Der Patient hat oft lebenslang Schmerzen bei bestimmten Bewegungen aufgrund der Spätfolgen. Hier besteht die Möglichkeit, das angebotene Schmerzensgeld anzunehmen und auf weitere Zahlungen zu verzichten, oder es wird die Möglichkeit ausgewählt, Schmerzensgeld für Spätfolgen zu beziehen. Dann fällt allerdings das direkte Schmerzensgeld geringer aus.

Oft kommt es bei einem Verkehrsunfall nicht zu einer einzigen Verletzung, sondern neben einer Sternumfraktur mehrere Brüche und/oder Prellungen kommen zusammen. Häufig werden zusätzlich zum Brustbein die Rippen, das Schlüsselbein oder auch die Organe im Brustkorb, also Lunge und Herz, geschädigt. Dies wirkt sich auf die Höhe des Schmerzensgeldes aus.

Auch die Ausfälle, die im Haushalt oder bei der Erwerbstätigkeit anfallen, werden berücksichtigt. Diese liegen meist jeweils bei 1000 bis 2000€. Zusätzlich muss sich der Verschuldete an den Kosten der Medikamente, der stationären Aufenthalte und der Therapie beteiligen.

Alles in allem kann in so einem Fall, wenn noch ein oder mehrere Rippenbrüche und Prellungen dazukommen, mit 4000 bis 15000€ Schmerzensgeld gerechnet werden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 26.02.2008 - Letzte Änderung: 30.03.2024