Ziehen in der Wade

Einleitung

Der Schmerz in der Wade kann verschiedene Ursachen haben und in seiner Charakteristik variabel sein. Gerade ein Ziehen in der Wade wird häufig als eine von vielen Beschwerden in der Beinregion beschrieben. Auslöser für das Ziehen in der Wade sind hierbei sehr vielfältig.

Ziehen in der Wade im Ruhezustand - was kann das sein?

Ein Ziehen in der Wade im Ruhezustand kann durch Krämpfe hervorgerufen werden, die beispielsweise nach einer starken, körperlichen Anstrengung, wie einer langen Wanderung, oder bei einem Magnesiummangel auftreten können. Des Weiteren kann ein Ziehen in der Wade bei einer Thrombose, also einem Gefäßverschluss einer Beinvene durch ein Blutgerinnsel, auftreten. Ist die Thrombose Auslöser für das Ziehen in der Wade, sollte auf weitere Symptome wie eine Wadenschwellung, blau-livide Verfärbung (Zyanose) und Überwärmung der Wade sowie ein Schweregefühl des betroffenen Beins geachtet werden.
Besteht der Verdacht auf eine Thrombose, weil Symptome darauf hindeuten und eine Thrombose auslösende Ursache, wie beispielsweise eine längere, vorhergehende Ruhigstellung des Beins, vorausgegangen ist, sollte ein Arzt aufgesucht werden, damit die Thrombose schnellstmöglich behandelt werden kann.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: 

Ursachen

Die Ursachen für ein Ziehen in der Wade sind sehr variabel. Die Entstehung des Ziehens kann dabei eher harmloser Natur sein, aber auch schwerwiegendere Ursache haben. Als harmloser Grund zählt zum Beispiel der klassische Muskelkater in den Waden. Nach intensivem Beintraining oder generell sportlichen Aktivitäten können sich kleine Mikroläsionen in den Wadenmuskeln als Muskelkater in Form von ziehenden Schmerzen äußern. In der Regel sollte diese Art von Ziehen nach ein paar Tagen jedoch abgeklungen sein.

Auch das Schuhwerk kann Einfluss auf die Wadenmuskulatur haben. Sowohl schlechtes Schuhwerk als auch das regelmäßige Tragen von hohen Schuhen kann zur Verkürzung der Muskeln führen. Dies geht wiederum mit einem Ziehen in der Wade einher. Eine allgemeine schlechte Körperhaltung oder Fußfehlhaltungen können ebenfalls eine Verkürzung oder muskuläre Verspannungen provozieren.

Nicht selten liegt der Grund für das Ziehen aber auch darin, dass bestimmte Bewegung in gewissen Sportarten einfach falsch ausgeführt werden und die Wadenmuskulatur daraufhin inadäquat gereizt oder belastet wird. Ebenfalls harmlos sind Wadenkrämpfe, als ein akuter ziehender Schmerz in der Wade. Dieser ist in den meisten Fällen durch eine Überbeanspruchung durch hartes Training mit gleichzeitigem Magnesiummangel bedingt. Aber auch das Gegenteil, nämlich zu wenig Bewegung durch beispielsweise langes Sitzen am Arbeitsplatz kann einen Wadenkrampf auslösen. Typisch hierbei ist der nächtliche ziehende Schmerz in der Wade.

Basiert das Ziehen in der Wade auf muskulären Verspannungen, ist der Schmerzcharakter meistens bohrend bis ziehend und stechend.

Ein akut einstechender und ziehender Schmerz während sportlicher Betätigung kann auch Hinweis auf eine Zerrung der Wadenmuskeln sein. Dies ist eine klassische Sportverletzung mit einem charakteristischen stechenden und ziehenden Schmerz in der entsprechenden betroffenen Muskelgruppe.

Neben den bisher harmlos erläuterten Ursachen können aber auch ernsthaftere Auslöser hinter dem Ziehen in der Wade stecken. Dazu zählen zum Beispiel Erkrankungen wie die Durchblutungsstörung pAVK (=periphere arterielle Verschlusskrankheit) oder die Thrombose. Je nach Schmerzcharakter und zeitlichem Verlauf sollte ein Arzt das Ziehen in der Wade grob interpretieren und abschätzen können, was und wie schwerwiegend die Ursache ist.

Das könnte Sie auch interessieren: Schmerzen wie Muskelkater - Was kann das sein?

Krämpfe

Krämpfe können ebenfalls ein Ziehen in der Wade auslösen. Krämpfe treten oftmals nach schwerer körperlicher Belastung auf. Zudem kann ein Magnesiummangel zu Muskelkrämpfen führen. Magnesium sorgt dafür, dass der Muskel nicht zu leicht erregt werden kann. Fehlt das Magnesium, ist der Muskel übererregbar und es kommt leichter zu Krämpfen. Einem Magnesiummangel kann man durch die Einnahme von Magnesiumtabletten entgegenwirken. Außerdem beugt eine ausgewogene Ernährung, wobei Lebensmittel, die Magnesium enthalten wie beispielsweise Nüsse, Gemüse, Obst und Kernen, dazugehören sollten, einem Magnesiummangel vor.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter:

Symptome

Das Leitsymptom ist das Ziehen in der Wade selbst. Das Ziehen wird von Betroffenen als sehr unangenehm und störend empfunden. Sobald ein solches Ziehen auffallend wird und Betroffene es registrieren, spricht das für eine entsprechende Intensität, sodass das Ziehen abgeklärt werden sollte. Häufig tritt das Ziehen nicht isoliert auf, sondern geht mit anderen Beschwerden in der Wadenregion einher. Dazu können der Ausstrahlungscharakter und Missempfindungen in Form von Taubheit oder Kribbeln zählen. Das Ziehen wird je nach Intensität sogar als Schmerz mit stechendem und ziehendem Charakter beschrieben.

Die Lokalisation des Ziehens in der Wade kann sehr variabel sein. Das zum Teil schmerhafte Ziehen kann auf der Rückseite der Wade sein, bis in die Kniekehle ziehen oder eher seitlich also an der Innen- oder Außenseite lokalisiert sein.

Bestimmte Faktoren können das Ziehen intensivieren oder aber auch lindern. Ein Ziehen in der Wade muss auch nicht zwangsläufig auf beiden Seiten auftreten. Ganz im Gegenteil ist das Ziehen in der Wade häufiger auf eine Beinseite begrenzt.

Ziehen in der Wade beim Laufen

Das Laufen - sowohl im Sinne von normalem Gehen als auch als Joggen gemeint - gilt als Faktor, der die Schmerzen je nach Ursache verschlimmert. Das Ziehen in der Wade kann gerade durch das Laufen verschlimmert werden. Vor allem dann, wenn die Ursache für den ziehenden Schmerz muskulärer Natur ist, da die Muskeln durch die Bewegung noch mehr gereizt werden. Eine Ausnahme stellt der Muskelkater dar: Leichte Bewegung kann die Ausheilung beschleunigen oder begünstigen. Manchmal ist das Ziehen in der Wade so schlimm, dass das Laufen allerdings gar nicht mehr möglich ist und das Laufen somit kein Verursacher des Ziehens ist, sondern eine Komponente, die unter dem Ziehen leidet bzw. nicht mehr möglich ist. Gerade beim Laufen kann ein Ziehen in der Wade daher rühren, dass im Fuß eine Fehlhaltung vorliegt, die unter Belastung eine Verspannung der Fußmuskeln bewirkt. Dies kann dann wiederum dazu führen, dass der ziehende Schmerz in die Wade ausstrahlt. Das heißt, dass der Grund für ein Ziehen in der Wade nicht auch dort lokalisiert sein muss.

Ziehen in der Kniekehle

Die Kniekehle ist eine der Wade naheliegende Region an der Beinrückseite. Sie ist für die Thematik des Ziehens in der Wade deshalb von Bedeutung, da das Ziehen bis in die Kniekehle ausstrahlen kann.

Ein in der Kniekehle auftretender Schmerz wird von Betroffenen als sehr unangenehm empfunden. Um das Ziehen zu kompensieren nehmen Betroffene häufig eine Schonhaltung im Knie ein oder belasten es anders bzw. falsch. Daraus können wiederum Kniebeschwerden resultieren, wobei man eigentlich nur an einem Ziehen in der Wade mit Ausstrahlung in die Kniekehle gelitten hat. Die Kniekehle ist deshalb ein typischer Ausstrahlungsort, da die großen Wadenmuskeln in diesem Bereich ihren Ansatzpunkt haben. Somit ist die Beteiligung der Kniekehle bei einem Ziehen in der Wade aufgrund muskulärer Probleme naheliegend.

Ziehen durch Ischiasirritationen

Ein Ziehen in der Wade kann auch im Zusammenhang mit Nervenirritationen stehen. Typischerweise spielt der Ischiasnerv (N. ischiadicus) hierbei eine relevante Rolle. Kommt es im Bereich der Lendenwirbelsäule zu einem Bandscheibenvorfall, kann es zur Nervenwurzelkompression des Ischias kommen. Daraufhin beklagen Betroffene starke Rückenschmerzen. Der Schmerz kann jedoch entlang des Nervenverlaufes den Rücken abwärts über das Gesäß hinweg entlang des Beins bis in die Wade ziehen. Ein Bandscheibenvorfall am Rücken mit Verletzung des Ischias kann also ein Ziehen in der Wade bedingen.
Man spricht dann auch von einem sogenannten „Ischiasschmerz“. Bei dieser Ursache können neben dem Ziehen in der Wade auch Taubheits –und Kribbelgefühle als Zeichen der Nervenirritation am Bein auftreten. Durch Bewegung wird das Ziehen in der Wade in der Regel verstärkt. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, die sich wenig bewegen und viel Sitzen. Das sind nämlich alles Faktoren, die die Bandscheiben belasten oder deren Elastizitätsverlust begünstigen und somit einen Bandscheibenvorfall wahrscheinlicher machen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: 

Ziehen im hinteren Bereich der Wade

Häufig ist ein Ziehen in der Wade vor allem auf den hinteren Bereich begrenzt. Das liegt daran, dass sich dort die großen Wadenmuskeln, der M. gastrocnemius und M. soleus, die auch als M. triceps surae zusammengefasst werden können, liegen.

Wie bereits beschrieben, können diese Muskeln aufgrund von Muskelkater, Muskelkrämpfen, Zerrungen, Verspannungen oder Verkürzungen ein Ziehen in der Wade verursachen. Je nachdem, welche Muskeln betroffen sind, kann das Ziehen eher oberflächlich oder tiefer gelegen empfunden werden.

Manchmal ist aber auch eine Fehlhaltung oder Deformität der Wirbelsäule Ursache für ein Ziehen am hinteren Wadenbereich. Ein Hohlkreuz bedingt zum Beispiel, dass die hinteren muskulären Anteile am Unterschenkel vermehrt belastet werden. Dadurch kann sich eine Fehlbelastung und Verspannung der Wadenmuskeln bilden, sodass es hinten zu dem ziehenden Schmerz kommt. Auch die Fußhaltung in sitzender Position kann Verspannungen und Verkürzungen der Wadenmuskeln bewirken, was dann mit dem Ziehen hinten einhergeht.

Ziehen im seitlichen Bereich der Wade

Wird das Ziehen in der Wade von Betroffenen an einer eher seitlichen Stelle beschrieben, weist dies in der Regel nicht auf eine besondere Ursache hin, weshalb eine sofortige Behandlung indiziert wäre. Wie bereits erwähnt steht die Lokalisation des Ziehens oft mit dort gelegenen Strukturen einher. Seitliche muskuläre Probleme führen daher also eher zu ziehenden Schmerzen an der Seite der Wade.

Ziehen an der Außenseite der Wade

Gleiches wie beim seitlichen Ziehen in der Wade gilt für ein Ziehen in der Wade an der Außenseite. An der Außenseite verlaufen nochmals andere Muskeln als an der Innenseite der Wade, sodass entsprechende muskuläre Probleme das Ziehen verursachen. Prinzipiell kann ein Ziehen an der Außenseite der Wade aber auch von einer vorliegenden Thrombose eines Blutgefäßes an dieser Stelle resultieren.

Thrombose

Die Thrombose als Auslöser von ziehenden Schmerzen in der Wade ist als ernstzunehmende Ursache zu werten, da das Risiko einer Lungenembolie durch die Ablösung eines Thrombus besteht.

Man kann zwischen der sogenannten Phlebothrombose (tiefe Beinvenenthrombose, auch TVT) und einer Thrombophlebitis (eher oberflächliche Thrombose) differenzieren. Die Thrombose ist zusammen mit der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) einer der wichtigsten Krankheit aus der Gruppe der vaskulären Erkrankungen. Bei dem Vorliegen einer Thrombose kommt es zur Verlegung von venösen Blutgefäßen durch die Bildung eines Blutgerinnsels (Thrombus). Die Symptomatik der Thrombose variiert leicht je nach Lokalisation des verstopften Gefäßes. Allgemein ist jedoch bei einer ausgeprägten Thrombose neben dem Ziehen in der Wade ein Spannungs –und Wärmegefühl in der Wade charakteristisch. Der Schmerz durch eine Thrombose muss nicht auf die Wade begrenzt sein, sondern kann auch in die Kniekehle oder den Oberschenkel ausstrahlen. Aufgrund des Risikos, eine Lungenembolie zu bekommen, sollte bei anhaltendem Ziehen in der Wade mit genannten Begleitsymptomen immer das Vorliegen einer Thrombose ausgeschlossen werden.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: 

Ziehen in der Wade in der Schwangerschaft

Die Schwangerschaft stellt für den weiblichen Hormonhaushalt eine enorme Belastung dar. Durch die hormonelle Veränderung wird die Frau anfälliger für bestimmte Erkrankungen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die schwangerschaftsassoziierte Beinvenenthrombose. Gerade in den ersten 20 Schwangerschaftswochen ist das Risiko hierfür erhöht. Daher sollte man gerade in der Schwangerschaft besonders hellhörig werden, wenn in der Wade plötzliche Symptome wie Spannungs– und Wärmegefühl begleitet von einem Ziehen auftreten.

Ein weiterer Aspekt in der Schwangerschaft ist die vermehrte Wassereinlagerung an verschiedenen Stellen im Körper. Lagert sich die Flüssigkeit in den Bandscheiben ein, wird deren Stabilität herabgesetzt und das Risiko eines Bandscheibenvorfalls in der Schwangerschaft erhöht. Ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule würde dann neben den Rückenschmerzen ein Ziehen in der Wade als Ausstrahlung des Schmerzes mit sich bringen.

Der Umstand einer Schwangerschaft erhöht also die Wahrscheinlichkeit, dass ein Ziehen in der Wade weniger harmlose Ursachen zuzuschreiben ist.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter:

Weitere Informationen

Weiterführende Informationen zum Thema Ziehen in der Wade finden Sie auf folgenden Seiten:

 

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.01.2016 - Letzte Änderung: 30.03.2024