Asperger-Syndrom

Das Asperger-Syndrom ist eine Form des Autismus. Es kommt bei Jungen häufiger vor als bei Mädchen und wird meist nach dem vierten Lebensjahr diagnostiziert. Gekennzeichnet ist das Asperger-Syndrom durch erschwerte soziale Interaktion, wie zum Beispiel fehlendem oder vermindertem Empathieempfinden und fehlendem Verständnis von emotionalen Botschaften wie Freunde, Traurigkeit, Wut oder Ärger. Außerdem kommt es zu sich wiederholendem, zwanghaftem Verhalten. Dieses ist zum Beispiel gekennzeichnet durch einen strengen immer gleich ablaufenden Alltag oder stereotypes Spielen mit immer dem gleichen Handlungsablauf.

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Oft haben diese Kinder eine besondere Begabung und sind auf diesem Gebiet hochbegabt. Dabei fehlt ihnen das Interesse für andere Sachen. Auch ein hoher Intelligenzquotient verglichen mit Altersgenossen ist typisch für das Asperger-Syndrom. Diese Kinder fallen auf durch sehr gut entwickelte sprachliche Fähigkeiten und sind in der Lage sich sehr präzise und gewählt auszudrücken.

Ein weiteres Symptom des Asperger-Syndroms ist eine motorische Ungeschicklichkeit. Dieses äußert sich in einer Grobmotorik und Koordinationsstörungen.

Des Weiteren gibt es eine erhöhte Rate an Komorbiditäten. Das bedeutet, dass im Laufe der Erkrankung andere psychische Krankheiten dazu kommen können. Die wichtigsten Krankheiten, die mit Asperger assoziiert sind, sind die Depression und die Tic-Störung. Durch das sowieso schon zwanghafte Verhalten der Patienten kann es zu Zwangsstörungen oder Angststörungen kommen. Im Kindesalter kann es zum Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom kommen. Dieses kann mit Methylphenidat, besser bekannt als Ritalin, behandelt werden.

In einigen Fällen können am Asperger-Syndrom erkrankte Menschen eine Schizophrenie entwickeln. Dieses Krankheitsbild geht mit sozialem Rückzug, Wahnvorstellungen und Halluzinationen einher. Die Symptome können mit antipsychotischen Medikamenten und dauerhafter ärztlicher Unterstützung gelindert werden.

Symptome & Diagnose

Symptome beim Asperger-Syndrom

Die Symptome des Asperger-Syndroms sind sehr vielfältig. Auffällig werden die Kinder meist durch eine erschwerte Kommunikation mit anderen Menschen. Es fällt den Kindern schwer, ein Gespräch zu führen oder auf andere einzugehen. Außerdem können diese Kinder oft keine Emotionen deuten und diese in einer Unterhaltung auch nicht wahrnehmen. Kinder mit einem Asperger-Syndrom verstehen zum Beispiel keine Ironie. Außerdem können Kinder mit Asperger-Syndrom ihre Emotionen nicht gut ausdrücken. Das Gespräch ist also oft emotionslos und der Gesichtsausdruck nichtssagend, was für den Gesprächspartner irritierend sein kann.

Asperger-Patienten bevorzugen stereotype Handlungen. Zu erkennen ist das an sich wiederholenden Handlungen beim Spielen oder bei älteren Kindern und Erwachsenen an einem zwanghaft gleich ablaufenden Alltag.

Oft haben Kinder mit Asperger-Syndrom eine spezielle Begabung (siehe auch: Hochbegabung). Diese Begabung beherrschen die Betroffenen überdurchschnittlich gut und sind im Ausführen ihrer Tätigkeit sehr präzise. Ein verglichen mit den Altersgenossen hoher IQ wird bei Kindern mit Asperger-Syndrom oft diagnostiziert.

Das Asperger-Syndrom kann mit anderen psychischen Erkrankungen assoziiert sein. Hierzu zählen am häufigsten Depressionen, Angst-und Zwangsstörungen, Tic-Störungen oder Schizophrenie.

Auffällig bei dem Asperger-Syndrom ist eine dem Alter des Kindes entsprechend überdurchschnittliche Sprachbegabung, die im Gespräch mit dem Arzt oder Psychologen zum Vorschein kommt. Fehlendes Empathieempfinden und Verkennung der Emotionen anderer Leute kann sowohl im Alltag im Umgang mit anderen Menschen erkannt werden, als auch durch einen sogenannten Gesichtertest diagnostiziert werden. Hierbei handelt es sich um das Erkennen von Emotionen auf Bildern. Eine motorische Ungeschicklichkeit und Grobmotorik kann durch gezielte Tests der Koordination und Beweglichkeit diagnostiziert werden.

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Wie wird das Asperger-Syndrom diagnostiziert?

Die Diagnose des Asperger-Syndroms ist eine Ausschlussdiagnose. Das heißt, es müssen zur Diagnosestellung andere psychische Erkrankungen und Entwicklungsstörungen ausgeschlossen werden. Die Diagnose wird anhand der klinischen Symptomatik gestellt. Ein wichtiges Diagnosekriterium ist das Alter des Kindes. Das Asperger-Syndrom wird nach dem vierten Lebensjahr gestellt. Zeigt das Kind vorher schon Auffälligkeiten, handelt es sich meist um eine Form des Frühkindlichen Autismus, die aber mit anderer Symptomatik einhergeht als das Asperger-Syndrom.

Test/Gesichtertest

Zur Testung des Asperger-Syndroms gibt es verschiedene Tests. Diese sind zum Teil Selbsttests, die zuhause anhand von Fragen beantwortet werden können. Diese können aber auch vom Psychiater oder Psychologen durchgeführt werden. Die Tests zielen alle auf das Empathieempfinden und das Erkennen von Emotionen ab.

Auch stereotypische Handlungen oder spezielle Begabungen und Hochbegabungen werden abgefragt (siehe auch: Test auf Hochbegabung). Mit Hilfe eines Tests wird der Intelligentsquotient bestimmt. Bei dem Gesichtertest handelt es sich um einen Test mit Bildern von Menschen mit verschiedenen Emotionen. Zu sehen sind Gesichter von Menschen die lachen, weinen, sauer sind oder wütend. Diese Emotionen müssen von dem Betroffenen benannt werden können. Ist dieses nicht der Fall, ist diese ein Indiz für ein Asperger-Syndrom.

Behandlung

Therapie des Asperger-Syndroms

Das Asperger-Syndrom ist nicht heilbar. Jedoch kann durch eine gezielte psychotherapeutische Behandlung und Behandlung der eventuell entstehenden psychischen Begleiterkrankungen eine normale Lebensführung erreicht werden. In die Behandlung sollten bei Kindern die Eltern immer fest eingebunden sein, bei Erwachsenen macht es Sinn, Lebenspartner oder nahestehende Personen in die Behandlung zu integrieren.

Im Vordergrund der psychotherapeutischen Behandlung steht die Verhaltenstherapie. Hier werden dem Betroffenen Methoden beigebracht, seine sozialen Defizite zu erkennen und in den Griff zu bekommen, um einen normalen Umgang mit anderen Menschen möglich zu machen. Außerdem zielt die Therapie auf die Integration in die soziale Umgebung ab. Der Betroffene sollte in das soziale Umfeld (Kindergarten,Schule,Beruf) eingebunden werden, um ein eigenständiges Leben führen zu können.

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Hilfreich im Umgang mit Asperger-Patienten sind klare Strukturen in deren Alltag. Nach Möglichkeit sollte ein festes Schema des Tagesablaufes eingehalten werden mit festen Terminen und festen Uhrzeiten. Dieses führt dazu, dass der Betroffene sich wohl fühlt und eine Sicherheit verspürt. Dieses Verhalten vermeidet Konflikte und der Betroffene kann sich seinen Mitmenschen eventuell besser öffnen. Dieses ist auch ein wichtiger Punkt in der Beziehung zwischen erkranktem Kind und Eltern.

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Die Behandlung der Begleiterkrankungen erfolgt individuell je nach Symptomen. Das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom kann mit Methylphenidat, bekannt als Ritalin behandelt werden. Die Angst- und Zwangsstörungen werden neben einer regelmäßigen Psychotherapie mit Antidepressiva wie selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) behandelt, ebenso wie die Depression. Die Schizophrenie wird mit Antipsychotika behandelt.

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Ursachen & Prophylaxe

Gibt es Ursachen für das Auftreten der Erkrankung?

Nach aktuellem Stand der Wissenschaft stehen bei den Ursachen des Asperger-Syndroms wie bei allen anderen Formen des Autismus genetische Faktoren im Vordergrund. Das bedeutet, das Asperger-Syndrom ist erblich. So ist es bewiesen, dass Geschwisterkinder eines am Asperger-Syndrom erkrankten Kindes ein erhöhtes Risiko aufweisen, an derselben Krankheit zu erkranken. Auch kann es von Vater oder Mutter vererbt werden.

Diskutiert werden des weiteren Umweltfaktoren, wozu es bisher jedoch keine gesicherten Ergebnisse aus Studien gibt. Ein Irrglaube war es lange Zeit, dass die Mumps-Impfung Ursache des Autismus ist. Diese Annahme ist seit langer Zeit in wissenschaftlichen Studien widerlegt. Es gibt also keinen Zusammenhang. In bildgebenden Verfahren wie dem MRT wurden vermehrt hirnstrukturelle Veränderungen gefunden.

Verlauf & Prognose

Dauer

Das Aspergerger-Syndrom ist nicht heilbar. Die Erkrankung besteht also ein Leben lang, jedoch kann der Betroffene komplett symptomfrei sein. Die Dauer der Behandlung orientiert sich an der Schwere der Symptome und dem Leidensdruck des Betroffenen und dessen Familie. Des Weiteren kann es zu Behandlungsverlängerungen aufgrund von anderen psychischen Erkrankungen kommen. Möglich ist es, dass eine beendete Therapie aufgrund von wirkungsvoller Verhaltenstherapie im Rahmen einer Lebenskrise oder einschneienden Ereignissen wie Tod eines nahen Angehörigen, Scheidung oder Jobwechsel wieder aufgenommen wird.

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Probleme in der Schule

Kinder mit Asperger-Syndrom haben oft einen überdurchschnittlich hohen Intelligenzquotienten. Da sie allerdings oft eine spezielle Begabung in einem Bestimmten Gebiet haben, fehlt ihnen meist das Interesse für andere Gebiete. Da die Hochbegabung und Spezialisierung erst im Beruf wirklich ausgelebt werden kann, führt dieses in der Schule zu Problemen (siehe auch: Lernprobleme).

Das Desinteresse an anderen Bereichen führt neben Konzentrationsstörungen zu schlechten Schulnoten trotz hoher Intelligenz. Darüber hinaus haben Kinder mit Asperger-Syndrom soziale Probleme in der Schule. Ihr Verhalten kann zu sozialer Isolation und Ausgrenzung führen. Hier ist eine professionelle Verhaltenstherapie begleitend zum Schulalltag sehr wichtig.

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Im Kindesalter ist zudem die psychische Begleiterkrankung, das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) von besonderer Bedeutung. Hierbei handelt es sich um eine psychische Erkrankung im Kindesalter, die sich durch mangelnde Aufmerksamkeit im Unterricht bemerkbar macht. Außerdem können sich diese Patienten schwerer Konzentrieren als andere und neigen so dazu, Aufgaben nicht zu erledigen. Die Therapie besteht neben der Psychotherapie in der Gabe von Phenylphenidat, bekannt als Ritalin. Dieses Medikament gehört in die Gruppe der Amphetamine und kann durch eine Aktivierung des sympathischen Nervensystems die Aufmerksamkeit des betroffenen steigern.

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Das Asperger-Syndrom bei Erwachsenen

Das Asperger-Syndrom bei Erwachsenen ist ebenso wie im Kindesalter durch erschwerte soziale Interaktion, stereotypischen Handlungen und spezielle Begabungen gekennzeichnet. Während oft das Asperger-Syndrom im Kindesalter bereits diagnostiziert wurde, gibt es auch Fälle, in denen die Erkrankung erst im Erwachsenenalter auffällig wird. Hier kann der Auslöser eine Lebenskrise sein. Gründe hierfür sind oft der Tod eines nahen Angehörigen, Scheidung oder Arbeitslosigkeit. Oft zeigen sich hier die sozialen Defizite im Job oder in Beziehungen.

Auch hier kann es zu psychischen Begleiterkrankungen kommen, die eventuell sogar der Diagnose des Asperger-Syndroms vorausgehen oder aber die Diagnose des Syndroms erschweren.

Eine Therapie des Asperger-Syndroms ist nur bei Leidensdruck des Betroffenen notwendig . Ist dieser sozial und beruflich gut eingebunden, kann es sein, das eine Therapie nicht erforderlich ist. Ein ernstzunehmendes Problem bei Erwachsenen mit Asperger-Syndrom kann die fehlende Empathie in Beziehungen sein. Asperger-Patienten können dazu neigen, ihre sexuellen Phantasien so auszuleben, wie sie es sich wünschen, ohne dabei Rücksicht auf den Partner zu nehmen. Dieses kann neben dem Scheitern von Beziehungen zu sozialer Ausgrenzung führen.

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Probleme in der Partnerschaft

Asperger-Patienten fühlen sich in einem geregelten Alltag sehr wohl. Daher ist es von großer Wichtigkeit, den Betroffenen nicht aus seinem Alltag herauszureißen. In der Partnerschaft ist es also wichtig, dass der Betroffene von seinem Partner in seiner Lebensführung unterstützt wird. Des weiteren neigen Asperger-Patienten vor allem in der Pubertät und Entdeckung der Sexualität dazu, ihre sexuellen Vorlieben nach ihren Wünschen auszuleben, ohne Rücksicht auf den Partner. Bei fehlender Empathie kann dieses zu Konflikten führen. Bei stabilen Patienten mit einer entsprechenden Verhaltenstherapie können Asperger-Patienten ein normales Leben führen.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 12.04.2017 - Letzte Änderung: 16.03.2022