Herzstolpern in der Schwangerschaft

Einleitung

Das Auftreten zusätzlicher Herzschläge (Extrasystolen) zum normalen Puls bezeichnet man umgangssprachlich als Herzstolpern.

Herzstolpern kann theoretisch in jedem Alter auftreten, nicht selten sind deshalb auch schwangere Frauen von Herzstolpern betroffen. Viele Frauen sind sich in einer solchen Situation unsicher, ob das Herzstolpern ihrem ungeborenen Kind schaden könnte. Sorgen sind in den meisten Fällen aber unbegründet.

Normales Herzstolpern

Gelegentliche, zusätzliche Schläge, also einzelne supraventrikuläre oder ventrikuläre Extrasystolen, sind während einer Schwangerschaft völlig normal. Die Schläge werden von der Schwangeren oft nicht einmal bemerkt. Nur in wenigen Fällen ist Herzstolpern auch spürbar, meist kommen dann zwei oder drei Extrasystolen vor. Aber auch dies ist normal, solange das Herzstolpern nicht regelmäßig auftritt oder über lange Zeiträume bestehen bleibt.

Gelegentlich in Erscheinung tretendes Herzstolpern verschwindet nach Sekunden, bleibt nach der Schwangerschaft häufig ganz aus und bedarf im Normalfall keiner medizinischen Behandlung.

Gefährliches Herzstolpern

Gefährlich wird die Kombination Herzstolpern und Schwangerschaft erst dann, wenn das Herzstolpern durch ernsthafte Herzkrankheiten entsteht. Besonders problematisch sind Erkrankungen, wie die koronare Herzkrankheit oder Herzrhythmusstörungen mit gleichzeitigem Herzrasen (Tachyarrhythmien).

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Rhythmusstörungen des Herzens, die mit Herzrasen einhergehen, können in Vorhofflimmern oder Kammerflimmern übergehen. Vorhofflimmern wird durch Rhythmusstörungen der Vorhöfe ausgelöst, Kammerflimmern dagegen betrifft den Rhythmus der Herzkammern.
Beide Zustände sind akut lebensbedrohlich. Das Herz führt keine ausreichenden Pumpbewegungen mehr aus, da durch das Flimmern keine kontinuierlichen, regelmäßigen Reize mehr erzeugt werden und ist dann nicht mehr in der Lage, den Körper ausreichend mit Blut zu versorgen. Es kommt zum Herz-Kreislauf-Stillstand.

Im Falle einer Schwangerschaft ist hierdurch nicht nur das Leben der Mutter, sondern auch das des ungeborenen Kindes gefährdet. Kontinuierliche Rhythmusstörungen oder Herzrasen müssen während einer Schwangerschaft unbedingt behandelt werden, um die Gesundheit von Mutter und Kind zu gewährleisten.

Ursachen des Herzstolperns in der Schwangerschaft

Herzstolpern in der Schwangerschaft wird ausgelöst durch einzelne, zusätzlich auftretende Kontraktionen (Pumpbewegungen) des Herzens. Diese können entweder im Bereich der Herzvorhöfe oder in den Herzkammern auftreten.

In den Vorhöfen vorkommende, zusätzliche Kontraktionen werden als supraventrikuläre Extrasystolen bezeichnet, die extra Kontraktionen der Herzkammern als ventrikuläre Extrasystolen.

Beiden Krankheitsbildern liegen verschiedene Ursachen zu Grunde, die sich in drei Gruppen einteilen lassen.

2. Emotionale Erregung, Übermüdung oder Alkoholkonsum und Rauchen in der Schwangerschaft gehören zu der zweiten Gruppe der Ursachen für Herzstolpern während einer Schwangerschaft.

3. Die dritte Gruppe betrifft Veränderungen im Elektrolythaushalt. Kommt es beispielsweise durch heftiges Schwangerschaftserbrechen (Hyperemesis gravidarum) zu einem Mangel an Kalium, verändert sich die Empfindlichkeit der Herzmuskelzellen, Herzstolpern tritt häufiger auf.

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Körperliche Veränderungen durch die Schwangerschaft

Bereits in der ersten Schwangerschaftshälfte steigt die Herzfrequenz der Frau leicht an, Herzschläge außerhalb des normalen Pulses werden durch den Herzfrequenzanstieg begünstigt. Im weiteren Verlauf der Schwangerschaft kann der Pulsanstieg dann sogar bis zu 15 Schläge mehr pro Minute betragen. Auch das Blutvolumen einer Schwangeren steigt ab der 6. Woche an, gleichzeitig weiten sich zum Beispiel in den Beinen die Venen, sodass der Blutdruck insgesamt sinkt. Nichtsdestotrotz ist das Herz gezwungen, das zusätzliche Blut im Körper zu verteilen.

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Die hormonelle Umstellung, vor allem die vermehrte Produktion von Sexualhormonen oder Schilddrüsenhormonen, trägt dazu bei, dass sich der Stoffwechsel verändert. Dies hat ebenfalls Auswirkungen auf das Herz. Die Muskelzellen im Herzen werden sensibler für elektrische Impulse, es kann zu vereinzelten, zusätzlichen Schlägen kommen.

Was tun bei Herzstolpern in der Schwangerschaft?

Das während einer Schwangerschaft häufiger auftretende, harmlose Herzstolpern muss nicht behandelt werden. Tritt Herzstolpern auf, kann es helfen, sich kurz hinzusetzen oder hinzulegen und ein paar Mal tief durchzuatmen. Das tiefe Atmen wirkt beruhigend und lässt das Herzstolpern meist schnell abklingen. Genauso hilfreich sind ein paar Schlücke stilles Wasser, die langsam getrunken werden. Da dem Schwangerschaftsherzstolpern oft Ursachen wie Stress oder psychische Erregung zu Grunde liegen, fördern Atemübungen oder andere beruhigende Maßnahmen, wie etwa ein warmes Schaumbad den allgemeinen Entspannungszustand.

Tritt das Herzstolpern häufiger und langanhaltend auf oder verursacht es Symptome wie Schwindel, Atembeschwerden oder ein enges Gefühl in der Brust, muss unbedingt eine ärztliche Abklärung erfolgen.
Beruht das Herzstolpern beispielsweise auf Ursachen wie Rhythmusstörungen oder einer koronaren Herzkrankheit, erfolgt die Behandlung entweder medikamentös oder durch eine Kardioversion.
Medikamentös wird vor allem mit Arzneimitteln aus der Gruppe der Beta-Blocker therapiert (siehe: Betablocker in der Schwangerschaft). Eine Kardioversion, also das einmalige Defibrillieren (Herstellung des ursprünglichen Rhythmus durch einen Stromimpuls) des Herzens muss nur dann durchgeführt werden, wenn die Blutversorgung des Körpers nicht mehr gewährleistet ist und sich die Situation trotz medikamentöser Versorgung nicht bessert.

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Um solche Situationen zu vermeiden, empfiehlt es sich vor allem während, aber auch schon vor der Schwangerschaft, auf seinen Lebensstil zu achten. Gesunde Ernährung, Sport oder Bewegung und der eingeschränkte Konsum von Genussmitteln (Alkohol, Nikotin, usw.) helfen, ein gesundes Herz-Kreislaufsystem zu unterstützen. Um Extrasystolen muss man sich in der Schwangerschaft dann kaum Gedanken machen, wenn man ansonsten gesund ist.

Magnesiumeinnahme

Magnesium gehört zu den Elektrolyten des Körpers und erfüllt viele wichtige Aufgaben. Sowohl ein zu niedriger als auch ein zu hoher Magnesiumwert können Veränderungen des Herzrhythmus verursachen. Dabei muss jedoch nicht jede Schwankung des Wertes Symptome machen.

Ein zu niedriger Magnesiumwert (Hypomagnesiämie) kann die Ursache für ein Herzstolpern sein. Daher wird oft empfohlen Magnesium einzunehmen, wenn man das Gefühl eines Herzstolperns verspürt. Das Herzstolpern ist, sofern eine richtige Herzrhythmusstörung ausgeschlossen wurde, meistens jedoch eher nervös bedingt und hat keine organische Ursache. Das bedeutet, dass kein Schaden vorliegt, der das Stolpern verursacht.

Bei Schwangeren kommt es im Rahmen des natürlichen Anpassungsmechanismus in der Schwangerschaft zu einer Erhöhung der Herzfrequenz. Viele Schwangere können durch den Stress, den eine Schwangerschaft mit sich bringen kann und die zusätzliche körperliche Belastung, ein Herzstolpern verspüren.

Meistens liegen keine richtigen Herzrhythmusstörungen und auch keine Störungen der Elektrolyte vor, sodass das Herzstolpern unbedenklich ist. Die Einnahme von Magnesium kann jedoch die Beschwerden lindern. Schwangere sollten generell auf eine ausgewogene Ernährung achten, um Mangelzustände zu vermeiden. Bei ausreichender Zufuhr von Magnesium durch die Nahrung sind Magnesiumpräparate jedoch nicht zwingend notwendig.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.12.2015 - Letzte Änderung: 22.10.2021