Operation des Karpaltunnelsyndroms

Einleitung

Bei einem Karpaltunnelsyndrom reichen konservative Therapieverfahren meistens nicht aus. Bei geringer Beschwerdesymptomatik muss jedoch nicht sofort operiert werden. Auch bei älteren Patienten mit geringem Leidensdruck und risikoreichen Vorerkrankungen muss nicht unbedingt operiert werden. Dies gilt auch für ein Karpaltunnelsyndrom in der Schwangerschaft, wo es durch hormonelle Sondereinflüsse nur zu einem vorübergehenden Karpaltunnelsyndrom kommen kann.

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Die gebräuchlichste OP-Methode ist die offene Spaltung des Handwurzelbandes. Aber auch die arthroskopische Spaltung des Handwurzelbandes ist möglich. Bei korrekter Durchführung sind beide Verfahren gleichwertig. Für die arthroskopische Methode müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein. Beide Operationsverfahren werden in der Regel ambulant durchgeführt.

Ziel der Operation eines Karpaltunnelsyndroms ist die dauerhafte Druckentlastung des Medianusnerven, die durch die Spaltung des beugeseitigen Handwurzelbandes (Retinaculum flexorum) herbeigeführt wird. Obwohl die Operation in den meisten Fällen konventionell offen durchgeführt wird, gibt es auch arthroskopische Techniken, die eine Spaltung des Handwurzelbandes ermöglichen. Eine Operation sollte immer eine sichere Diagnose zur Voraussetzung haben. Hierfür ist der neurologische Nachweis eines Karpaltunnelsyndroms notwendig.

Durchgeführt wird die Operation von Orthopäden, Handchirurgen oder auch von Neurochirurgen. Im Zuge der Kostensenkung im Gesundheitswesen wird die Operation fast nur noch ambulant durchgeführt. Ein stationärer Aufenthalt ist auch meistens nicht notwendig.

Indikation für eine Operation

In den meisten Fällen reicht es aus, ein vorliegendes Karpaltunnelsyndrom konservativ (d.h. nicht operativ sondern das Gewebe des verletzen Organs erhaltend) zu behandeln. Dazu zählen die Schonung der Handgelenksregion, das nächtliche Tragen einer Schiene und die Behandlung mit Medikamenten zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung.

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Wenn diese Therapieansätze jedoch keine Besserung der Symptome, sprich Schmerznachlass, wiederkehrende Sensibilität und Kraftrückkehr der Daumenmuskulatur mit sich bringen, sind operative Therapiemaßnahmen angezeigt.

Des Weiteren ist die Karpaltunnelsyndrom-Operation ratsam sobald das Risiko eines irreversiblen Nervenschadens (d.h. der gesunde Zustand des Nerven ist nicht wieder herstellbar) besteht. Dies kann in Folge einer akuten Kompression des Nerven, ausgelöst durch einen Unfall oder eine Entzündung der Fall sein.

Indikation einer Karpaltunnelsyndrom-Operation kann auch das Vorliegen einer zusätzlichen Erkrankung, wie zum Beispiel der diabetischen Polyneuropathie (=Schädigung vieler Nerven (Polyneuropathie), die in Folge einer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) entsteht, sein.

Schmerzen im Zusammenhang mit der OP

Ziel der Karpaltunnelsyndrom-Operation soll es sein die Schmerzen zu lindern und die restlichen Symptome zu beseitigen. Der Erfolg ist allerdings davon abhängig zu welchem Zeitpunkt eine Karpaltunnelsyndrom-Operation durchgeführt wird; bei Patienten deren Missempfindung und Nervenschädigungen schon weit vorgeschritten sind, kann eine Sensibilitätsstörung bestehen bleiben.

Wie bei jedem operativen Eingriff können Schwellungen nach einer OP Schmerzen provozieren. Ein eher weniger typischer Schmerz entsteht aufgrund einer chronisch neurologischen Erkrankung, dem CRPS (Complex Reginal Pain Syndrom= komplexes regionales Schmerzsyndrom; auch Morbus Sudeck genannt).
Die Ursachen für diese Erkrankung sind noch unbekannt. Es handelt sich auf jeden Fall um einen irregulären Heilungsverlauf nach Verletzungen, Unfällen oder Operationen. Meistens sind Hände, Unterarme, Füße oder Unterschenkel betroffen, sodass sich diese Erkrankung auch nach einer Karpaltunnelsyndrom-Operation manifestieren kann. Neben dem Schmerz kommt es zu einer Überwärmung des Handgelenks, einer geröteten Haut und einer Schwellung, welche wiederum zusätzlich Schmerzen auslöst.

Operation

Ambulante Operation

Die Karpaltunnelsyndrom-Operation muss keinesfalls zwingend im Krankenhaus stattfinden sondern kann auch ambulant durchgeführt werden. Man sollte darüber jedoch im Einzelfall entscheiden. Wenn keine Risiken in Form von weiteren Erkrankungen oder zusätzlichen Komplikationen im Bereich des Karpaltunnels vorliegen und die häusliche Betreuung des Patienten sichergestellt ist, kann ohne Bedenken eine ambulante Karpaltunnel Syndrom Operation erfolgen.

Die Operation selbst unterscheidet sich nicht von der im Krankenhaus. Es besteht bei der ambulanten Operation auch die Möglichkeit der Lokalanästhesie, bei der nur der betroffene Unterarm und die entsprechende Handregion betäubt sind.

Da die Betäubung nach der Karpaltunnelsyndrom-Operation noch anhalten kann ist es ratsam sich von Angehörigen oder dem Taxi nach Hause fahren zu lassen. Auch im Sinne der anderen Verkehrsteilnehmer sollte man an dem Tag kein Auto mehr fahren.

Stationäre Operation

Neben der Möglichkeit der ambulanten Operation, die wie bereits beschrieben im Regelfall durchgeführt wird, kann auch eine stationäre Operation erfolgen. Die stationäre Operation ist bei unterschiedlichen Risiken angezeigt. Von der „Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie“ wird die stationäre Operation empfohlen, wenn

  • der Patient zu Hause nicht ausreichend betreut werden kann.
  • spezielle Komplikationen sind zu erwarten.
  • eine vollständige Synovialektomie (Entfernung der Sehnenscheiden) erfolgt.
  • es sich um eine Rezidivoperation handelt.

Generell gilt zu berücksichtigen, dass ein planbarer Eingriff an der Hand stets nur auf einer Seite vorgenommen werden sollte. Selbst in Fällen, in denen auch die andere Seite betroffen ist, sollte stets genügend Zeitabstand zum Ersteingriff eingehalten werden. Genügend Zeitabstand impliziert, dass die volle Belastbarkeit der zuerst operierten Hand vollständig wiederhergestellt sein sollte.

Operationsverfahren

Offenes Operationsverfahren

Das offene Operieren eines Karpaltunnelsyndroms über einen „größeren“ (ca. 3-5 cm) Schnitt ist das etabliertere Verfahren. Die offene Operation ist in jedem Fall vorzuziehen, wenn

  • anatomisch seltene Varianten des Karpaltunnels vorliegen.
  • eine Sehnenscheidenentzündung der Beugesehnen vorliegt.
  • sonstige Raumforderungen vorliegen.
  • es sich um einen Zweiteingriff handelt.
  • die Handgelenksbeweglichkeit eingeschränkt ist.

Operiert wird in Oberarmblutleere. Das bedeutet, der Blutfluss im Arm wird für die Dauer der Operation unterbrochen, damit die Sicht während der Arbeit nicht beeinträchtigt ist. Immerhin gilt es, nicht nur den gut sichtbaren Medianusnerven zu schonen, sondern auch seine kleinen, von ihm abgehenden Nervenäste. Aus dem gleichen Grund verwenden viele Operateure eine Lupenbrille.

Die Operation beginnt mit einem 3-5 cm großen Längsschnitt zwischen dem handgelenksnahen Kleinfinger- und Daumenballen. Anhand bestimmter Orientierungspunkte erfolgt die weitere Präparation. Das Handwurzelband wird schnell erreicht und vorsichtig schichtweise gespalten. Nach vollständiger Durchtrennung klaffen die Bandränder weit auseinander.

Anschließend wird der Medianusnerv begutachtet. Je nach Ausmaß und Dauer der Druckschädigung ist er mehr oder minder stark verschmälert und verfärbt. Manipulationen am Medianusnerven sollten möglichst unterbleiben. Lediglich einschnürende Verwachsungen sollten entfernt werden.

Bei einer entzündlichen Verdickung der Sehnenscheiden der Unterarmbeuger, wie es bei einer rheumatischen Grunderkrankung häufiger vorkommt, ist die Entfernung des entzündlichen Gewebes zur Reduzierung des Handwurzeltunnelinhaltes angezeigt. Anschließend wird der Boden des Handwurzeltunnels auf raumfordernde Prozesse (Knochenzacken, Ganglien, Tumoren) untersucht und bei Vorhandensein werden diese entfernt. Die Operation endet mit der Hautnaht. Zur Lagerung der Hand kann noch eine Unterarmgipsschiene angelegt werden.

Arthroskopisches Operationsverfahren

Das arthroskopische Operieren wird auch als Schlüssellochchirurgie bezeichnet. Ziel des arthroskopischen Operierens ist es, durch eine kleinere Gewebeverletzung eine bessere Wundheilung und eine geringere Narbenbildung zu erreichen.

Der Orthopäde und der Chirurg benutzen das Arthroskop zur Beurteilung und Therapie bei Gelenkerkrankungen; in ähnlicher Weise arbeitet der Internist mit einem Endoskop zur Beurteilung von Magen und Darm (Magenspiegelung, Darmspiegelung).

Ein Arthroskop kann somit als spezielles Endoskop bezeichnet werden. Es besteht aus einem Rohr (Trokarhülse), einem optischen System von Stablinsen, einer Lichtquelle und meistens einer Spül- und Absaugvorrichtung. Außerdem besitzt das Arthroskop Arbeitskanäle, durch die chirurgische Instrumente für operative Eingriffe eingeführt werden können. Heute ist die Optik des Arthroskops zur Arbeitserleichterung über eine Kamera mit einem Monitor verbunden. Der Arzt kann mit diesem Arthroskop ähnlich wie mit einer Kamera direkt die zu untersuchenden Strukturen betrachten. Zwei arthroskopische Verfahren stehen zur Verfügung.

Bei der Agee-Technik wird über einen kleinen Schnitt von der Handgelenksbeugefalte operiert, bei der Chow-Technik sind zwei kleine Hautschnitte notwendig. Eine freie Streckbarkeit der Hand im Handgelenk ist Voraussetzung bei beiden Verfahren. Genauso wie bei der offenen Operationsmethode wird das Handwurzelband unter Sicht gespalten. Der Vorteil der arthroskopischen Technik ist der kleinere Hautschnitt und damit auch die kleinere Narbe. Viele Operateure sehen jedoch im arthroskopischen Vorgehen einige entscheidende Nachteile, die nachfolgend aufgelistet werden:

  • Die Arthroskopie birgt ein erhöhtes Risiko für Gefäß- und Nervenverletzungen.
  • Es ist keine Beurteilung des Handwurzeltunnelbodens möglich.
  • Es ist keine Beurteilung des Tunnelinhaltes möglich.
  • Es lässt sich schlechter kontrollieren, ob das Retinaculum vollständig gespalten ist.

Dauer der operativen Behandlung

Wie lang die operative Behandlung des Karpaltunnelsyndroms dauert, ist von vielen Faktoren abhängig. Einerseits spielt dabei Vorgehensweise und Erfahrung des Arztes eine große Rolle. Auf der anderen Seite sind immer auch die individuellen anatomischen Gegebenheiten des Patienten von Bedeutung. Generell werden für eine unkomplizierte Karpaltunnelsyndrom-OP kaum mehr als einige Minuten benötigt. Ist die Operation abgeschlossen, bleibt der Patient noch einige Zeit zur Beobachtung in der Praxis.

Damit eine komplikationslose Verheilung der Operationswunde gewährleistet werden kann, verbleibt das Handgelenk für die nächsten 7 bis 10 Tage in einem festen Verband oder eventuell sogar einem Gipsverband. Das Fadenziehen geschieht etwa 8 bis 14 Tage nach vollendeter Operation. Etwa 6 Wochen nach der Operation ist in den meisten Fällen dann kaum noch eine Narbe sichtbar.

Ein Bewegen der Hand ist für die ersten Wochen nach der OP zwar möglich und auch empfehlenswert; auf eine mehr als leichte Belastung sollte dennoch zugunsten einer guten Wundheilung verzichtet werden.

Narkose

Die Karpaltunnelsyndrom-Operation ist ein recht unproblematischer, schneller Eingriff und nur sehr selten mit Komplikationen verbunden. Aus diesem Grund wird die OP üblicherweise in Regionalanästhesie durchgeführt, sodass der Patient während des gesamten Verfahrens bei Bewusstsein ist, während eine Schmerzausschaltung nur im Arm stattfindet.

Um eine blutungsarme Operation zu ermöglichen wird hierfür zunächst durch das Einwickeln des Armes mithilfe einer straffen Binde eine Blutleere im Arm hergestellt. Um zu verhindern, dass neues Blut in den Arm strömt, wird zudem eine Blutdruckmanschette angelegt und aufgepumpt. Zur Betäubung des Armes an sich werden die fast blutleeren Venen anschießend mit einem Lokalanästhetikum gefüllt. Eine Alternative hierzu bietet sich durch ein lokalanästhetisches Verfahren direkt am Nervengeflecht, welches den Arm versorgt. Dieses zieht durch die Achselhöhle und kann unter Zuhilfenahme eines Ultraschallgerätes in der Regel problemlos betäubt werden.

Eine Vollnarkose ist bei einer Karpaltunnelsyndrom-OP hingegen sehr unüblich und kommt meist dann zur Anwendung, wenn der Patient sehr große Angst vor dem Eingriff verspürt.

Krankschreibung und Arbeitsunfähigkeit

Prinzipiell kann man keine allgemeine Aussage über die Krankschreibung oder Arbeitsunfähigkeit nach einer Karpaltunnelsyndrom-Operation treffen. Verschiedene Aspekte müssen berücksichtigt werden, damit die Krankschreibungsdauer angemessen ist. Dazu zählen die Operationsmethode (offen oder endoskopisch), Komplikationen während der Operation bzw. eingetretene Risikofaktoren nach Operation und die Anforderung des Berufes an die Hand. Allgemein gilt, dass die Hand nach der Karpaltunnel Syndrom Operation sechs Wochen nicht belastet werden sollte. In den meisten Fällen kann man von einer Krankschreibung für 3 bis 4 Wochen ausgehen. In diesem Zeitraum sollte kein Sport getrieben werden.

Aufgrund der verschiedenen Aspekte ist es ratsam mit dem behandelnden Arzt abzuklären in welchem Zeitraum die individuelle Krankschreibung ausfallen wird. Unvorhersehbare Komplikationen können die Genesung und damit auch die Krankschreibungsdauer natürlich immer verlängern. Oft ist es den Patienten aber möglich, Ihre Hand bereits nach 3 Wochen wieder schmerzfrei und mit geringer Belastung zu bewegen.

Verkehrstüchtigkeit

Ist die Operation erfolgt, bleibt der Patient noch einige Zeit zur Beobachtung in der Praxis, etwa um Nebenwirkungen der Narkose auszuschließen. Da die Wirkung der Narkose je nach gewählter Narkoseart noch bis zu einigen Stunden anhalten kann, ist es danach nicht empfehlenswert, den Heimweg allein anzutreten oder gar mit dem Auto zu fahren.

Zudem ist eine unproblematische Verheilung der Operationswunde nur dann gewährleistet, wenn die Hand für die nächsten 7–10 Tage geschont wird, sodass auch aus diesem Grund für die nächste Zeit nach der OP vom eigenständigen Autofahren abzuraten ist. Lassen Sie sich stattdessen von einem Verwandten oder Bekannten abholen oder rufen Sie sich nach der OP ein Taxi.

Kosten

Die Kosten einer Karpaltunnelsyndrom-Operation richten sich nach der Art der Versicherung (privat oder gesetzlich) sowie nach der Operationsmethode („offen“ oder endoskopisch). Ein weiterer Aspekt kann je nach Versicherung auch die ambulante oder stationäre Durchführung darstellen. Die endoskopisch durchgeführte Karpaltunnelsyndrom-Operation ist etwas teurer, da hierbei größere Materialaufwandskosten anfallen. Dazu zählt unter anderem das nur einmal zu verwendenden Messer zur Eröffnung des Karpaltunnels.

Ohne weitere Zuzahlung für Extraleistungen kann man bei einer Karpaltunnelsyndrom-Operation von einem finanziellen Aufwand zwischen 200 € bis 2.000 € ausgehen.
Das Thema Kosten sollte im Voraus immer mit dem behandelnden Arzt besprochen werden, um auf mögliche zusätzliche Kosten vorbereitet zu sein.

Risiken

Es gibt keine Operation ohne Risiken. Somit kann es in Ausnahmefällen zu Störungen der Wundheilung, bzw. zu einer verschlechterten Bewegung der ganzen Hand kommen. Da manche Patienten einen kleinen Hautnerven besitzen, der senkrecht zur Schnittrichtung verläuft, ist besonders hier eine Verletzung des Hautnerven nicht auszuschließen. In solchen Fällen entsteht dann in der Narbe eine nahezu punktförmige Druckstelle, die „elektrisiert“ wirkt.

In sehr seltenen Fällen kann die Feindurchblutung der Hand gestört werden, wodurch schwerwiegende Bewegungsstörungen, Handschwellungen und Schmerzen auftreten. Man spricht in diesem Fall von Morbus Sudeck, deren Ursache weitestgehend unbekannt ist.

Rein theoretisch ist auch die schwerwiegendere Verletzung des Nervus medianus möglich. Diese Komplikation ist allerdings bei einem erfahrenen Handchirurgen sehr selten.

Achtung: In der Regel sind die Narben nach etwa 1 - 2 Jahren kaum noch sichtbar.
Wichtig ist jedoch:
Narben an der Hand sind stets länger empfindlich als Narben an anderen Körperstellen. Dies liegt darin begründet, dass die Hand eine sehr hohe Dichte von Gefühlsnerven aufweist.
Es ist durchaus normal, wenn Sie nach 6 oder 8 Wochen die Narbe beim täglichen Einsatz der Hand unangenehm spüren. Zu diesem Zeitpunkt sind die Narben auch noch gerötet und unter Umständen etwas dicker.

Komplikationen

Alle gängigen Operationskomplikationen können auch bei der Handwurzelbandspaltung (Karpalbandspaltung) auftreten. Dazu zählen die bakterielle Infektionen, Nachblutungen, Nervenverletzungen und andere.
Durch eine postoperative Narbenbildung, verbleibende Knochenzacken, erneute
Sehnenscheidenentzündung oder eine unvollständige Bandspaltung kann ein Rezidiv
(erneutes Karpaltunnelsyndrom) entstehen.

Rezidiv

Leider besteht auch bei erfolgreicher Operation und bei richtiger Operationstechnik stets die Möglichkeit, dass die Krankheit, also auch die Nervenkompression, erneut auftritt. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn es postoperativ zu einer sogenannten „überschießenden Vernarbung“ kommt. Medizinisch gesehen spricht man von einem Rezidiv-Karpaltunnelsyndrom.

In seltenen Fällen wird aufgrund eines sogenannten Rezidives eine Nachoperation notwendig, besonders dann, wenn noch Reste des Karpaldaches intakt sind und die Nervenkompression weiterhin besteht.

Andere Ursachen für ein Rezidiv sind starke Wucherungen der Sehnenscheiden z.B. bei Rheuma/rheumatoider Arthritis oder Dialysepatienten, sowie das Wachsen eines Tumors im Karpalkanal.

Nachbehandlung

Man unterscheidet zwischen einer Nachbehandlung mit Gipsschiene und einer ohne Gipsschiene. In Fällen, in denen der Arzt sich für die Gipsschiene entscheidet, wird diese direkt im Anschluss an die Operation angelegt. Sie muss in der Regel für etwa eine Woche getragen werden und wird speziell in der ersten Woche häufig gewechselt. Dieses ständige Wechseln liegt darin begründet, dass die Wundheilung als solche unter Beobachtung stehen muss. Nach einer Woche Gipsschienenverband wird für eine weitere Woche ein gepolsterter Verband angelegt. In beiden Fällen muss darauf geachtet werden, dass der Patient die Finger gut bewegen kann.

Die Fäden der Operation werden in der Regel am 14. postoperativen Tag entfernt.

Da die operierte Hand schrittweise an die alltägliche Belastung heran geführt werden soll, können nicht alle Tätigkeiten sofort wieder ausgeübt werden. Geschieht die Heranführung an die alltägliche Belastung zu schnell, treten Schmerzen auf und die Hand schwillt an. In der Regel gilt, dass die operierte Hand in den ersten 6 Wochen nach der Operation zwar bewegt, aber nicht belastet werden sollte.

Faustregel: Eine Belastung beginnt, sobald Sie etwas heben, dass schwerer ist als eine Tasse Kaffee!
Es hat sich bewährt, die operierte Hand in den ersten Monaten mehrmals täglich mit einer fetthaltigen Creme einzureiben. In den ersten 6 bis 8 Wochen sollte die Hand dreimal 5 Minuten täglich in lauwarmem Wasser gebadet werden.

In den meisten Fällen ist eine Behandlung durch den Physiotherapeuten nicht notwendig. In den meisten Fällen reichen die oben erwähnten Übungen im Wasserbad vollständig aus. Erst wenn der Patient der Auffassung ist, dass die Beweglichkeit seiner Hand nicht in angemessenem Zeitpunkt zurückkehrt, sollte er sich an den behandelnden Arzt wenden. Gemeinsam kann dann eine Bewegungstherapie angedacht werden.

Folgendes sollten Sie in jedem Fall beachten:
Jegliche Art der Bewegungstherapie – egal ob sie eigenständig oder durch den Krankengymnasten durchgeführt wurde, darf niemals zu Schmerzen führen. Sollten Sie Schmerzen dabei empfinden, so denken Sie immer daran: Schmerzen im Rahmen der Bewegungstherapie führen nicht schneller zurück zu einer normalen Beweglichkeit, sondern verlangsamen eher den Heilungsprozess. In Einzelfällen können durch die Schmerzen im Rahmen der Bewegungstherapie sogar bleibende Bewegungsdefizite bewirkt werden!

Eine Woche Gips oder sofortige frühfunktionelle Bewegungstherapie und darüber hinaus keine übermäßige Handgelenksbelastung für 6-8 Wochen. Die Entfernung des Nahtmaterials erfolgt nach ca. 10 Tagen. Arbeitsunfähigkeit kann für 3-8 Wochen bestehen – je nach beruflicher Beanspruchung und Heilungsverlauf.

Operation des Karpaltunnelsyndroms in der Schwangerschaft

Eine schwangere Frau lagert infolge der hormonellen Veränderungen besonders im letzten Drittel der Schwangerschaft vermehrt Flüssigkeit ein, wodurch auch ein vermehrter Flüssigkeitsgehalt im Karpalkanal festgestellt werden kann. Wenn dieser Karpalkanal aufgrund seiner individuellen Form als solcher schon recht eng gebaut ist, entsteht durch den vermehrten Flüssigkeitsanteil ein verstärkter Druck auf den Nervus medianus. Hierdurch entstehen Schmerzen in einer, bzw. in beiden Händen, die durchaus auch in den ganzen Arm ausstrahlen können. Diese Schmerzen treten besonders in der Nacht auf.

Grundsätzlich gilt, dass Dank moderner Narkoseverfahren (z.B. Plexusanästhesie = isolierte Anästhesie des Armes) das Risiko für Mutter und Kind vertretbar ist und dadurch auch eine schwangere Frau am Karpaltunnelsyndrom operiert werden.
Dies gilt insbesondere dann, wenn der Eingriff im letzten Drittel der Schwangerschaft vorgenommen wird und Handchirurg und Frauenarzt eng kooperieren.

Jede werdende Mutter, die ein Karpaltunnelsyndrom aufweist, sollte sich gemeinsam mit dem behandelnden Handchirurgen unter Konsultation der Meinung des Frauenarztes (Facharzt für Gynäkologie) die entscheidende Frage stellen, ob eine solche Operation in der Schwangerschaft stattfinden sollte.

Jede werdende Mutter sollte dabei berücksichtigen, dass bei extrem quälenden Beschwerden eine solche Operation durchgeführt werden kann und – auch in der jeweiligen Situation – durchaus sinnvoll sein kann.
Andererseits sollte jedoch auch jede betroffene Frau wissen, dass nach der Entbindung (und eventuell der Stillzeit) durch die Reduktion des körpereigenen Wassergehaltes, viele Karpaltunnelsyndrome ganz ohne Therapie abklingen, insbesondere dann, wenn die Schmerzen erst im Rahmen der Schwangerschaft in Erscheinung getreten sind. Mehrere wissenschaftliche Ursachen haben dies eindeutig belegt.

Sobald eine junge Mutter das Baby abgestillt hat, ist eine Operation zu jeder Zeit durchführbar. Bei der Planung der Operation muss allerdings berücksichtigt werden, dass postoperativ große Teile der Säuglingspflege nicht durch die Mutter selbst durchgeführt werden können. Man muss damit rechnen, dass in den ersten 2-3 Wochen insbesondere das Windelwechseln und das Baden des Kindes von jemand anderem durchgeführt werden muss. Dies erklärt sich schon allein durch die Tatsache, dass sich die Wunde, selbst wenn sie vernäht ist und zusätzlich durch einen Verband geschützt wird, durch Bakterien der benutzten Windeln infiziert werden kann. Wenn Bakterien in die Wunde gelangen, ist es sehr wahrscheinlich, dass ein Infekt ausgelöst wird, der sich auf die Heilung negativ auswirkt.

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Prognose

Frühzeitige Fingerübungen können durchgeführt werden, um Verklebungen der Sehnen und des Medianusnerven zu vermeiden. Es muss jedoch darauf geachtet werden, dass keine zu frühe Belastung des Handgelenks stattfindet.

Ein wesentlicher prognostischer Erfolgsfaktor ist die rechtzeitige Behandlung des Krankheitsbildes, da eine chronische Druckschädigung ab einem bestimmten Schädigungsgrad nicht mehr umkehrbar ist.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. N. Gumpert Veröffentlicht: 26.11.2010 - Letzte Änderung: 30.03.2024