Meckelsches Divertikel

Das Meckelsches Divertikel liegt vor, wenn der embryonal angelegte Dottergang (Ductus omphaloentericus) nicht vollständig zurückgebildet wird. Dies kann zu Darmschleimhautdefekten mit Blutungen, Entzündungen und Ödemen führen.

Meckelsches Divertikel

Meckel-Divertikel, Diverticulum ilei

Bei einem Meckelschen Divertikel handelt es sich um eine Ausstülpung (Divertikel) des Krummdarms (Ileum) oder des Leerdarms (Jejunum). Diese Ausstülpung stammt aus der embryonalen Entwicklung und stellt einen Überbleibsel (Relikt) des Dottergangs (Ductus omphaloentericus) dar.

Der Dottergang ist die embryonale Verbindung zwischen dem Dottersack und dem Darmrohr und bildet sich üblicherweise (physiologischerweise) noch im Mutterleib (genauer in der 6. Embryonalwoche) zurück. In der Regel befindet sich das Meckelsche Divertikel etwa in den letzten 30-60cm des Dünndarms.

Häufigkeitsverteilung

Bei etwa 1,5-2% der Bevölkerung kann ein Meckelsches Divertikel gefunden werden. Etwa 60% der Patienten sind Kleinkinder unter 2 Jahren, wobei Jungen etwa doppelt so oft betroffen sind wie Mädchen.

Symptome und Diagnose

Symptome des Meckelschen Divertikels

Üblicherweise bereitet das Meckelsche Divertikel keine Beschwerden. Bei etwa 2 % der Betroffenen können jedoch Symptome ähnlich wie bei einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) auftreten. Die Beschwerden werden durch eine Entzündung im Bereich des Meckelschen Divertikels auf Grund von aufgestautem Darminhalt, welcher ein Nährboden für Bakterien und andere Keime darstellt, hervorgerufen. Die Symptome reichen hierbei von Fieber, Übelkeit und Erbrechen bis hin zu starken Schmerzen in der rechten Bauchhälfte.

Bei etwa 30-50% der Patienten kann im Bereich des Meckelschen Divertikels statt der normalerweise vorkommenden Dünndarmschleimhaut Magenschleimhaut nachgewiesen werden. Da die Magenschleimhaut Drüsen zur Abgabe von Säure besitzt, um normalerweise innerhalb des Magens die Verdauung anzukurbeln und Keime zu bekämpfen, kann nun auch Säure an der Magenschleimhaut im Bereich des Meckelschen Divertikels entstehen. Folglich wird die Darmschleimhaut durch die aggressive Magensäure angegriffen und die Entstehung von Darmschleimhautdefekten (Ulcera) mit Blutungen, Darmdurchbrüchen (Perforationen) und Entzündungen des Bauchfells (Peritonitis) wird begünstigt. Im schlimmsten Fall kann, auf Grund des Darmdurchbruches und der Ausbreitung von Darmkeimen im normalerweise keimfreien Bauchraum, ein sogenanntes „Akutes Abdomen“ entstehen, bei dem es zu stärksten Schmerzen, Fieber und einem reduzierten Allgemeinzustand kommt. Dies kann letztendlich zu einer Ausbreitung der Keime über das Blut in den ganzen Körper (Sepsis) und einem Schock führen.

Eine weitere Komplikation, die bei einem Meckelschen Divertikel entstehen kann, ist die sogenannte Invagination, bei der es zu Darmwandeinstülpungen im Bereich des Meckeldivertikels kommt. Folgen sind eine Störung der Blutversorgung des entsprechenden Darmabschnittes und Wassereinlagerungen (Ödeme) in die Darmwand. Die Symptome bei Kindern entstehen aus völliger Gesundheit und entsprechen denen eines Darmverschlusses (Ileus): plötzliche stärkste Bauchschmerzen, Erbrechen, Blässe, schrilles Schreien der Säuglinge, blutig-schleimiger Stuhlgang und walzenförmige Darmverhärtung. Bei Erwachsenen entwickeln sich diese Beschwerden meist schleichend über einen längeren Zeitraum und gipfeln schließlich in einem anteiligen oder kompletten Darmverschluss (Ileus).

Zudem kann ein Darmverschluss (Ileus) auch dadurch entstehen, dass der Darm durch einen Bindegewebsstrang zwischen dem Meckelschen Divertikel und dem Bauchnabel eingeklemmt wird (sogenannter Bridenileus). Die Beschwerden sind geprägt von heftigen, krampfartigen Bauchschmerzen (Koliken) und anderen unspezifischeren Krankheitszeichen wie z.B. Erbrechen, Stuhlverhalt, Durchfall oder einer starken Allgemeinzustandsverschlechterung.

Diagnose des Meckelschen Divertikels

Da nur etwa 2 % der betroffenen Patienten Beschwerden durch ein Meckelsches Divertikel auffweisen, wird diese Darmausstülpung meist zufällig bei einer offenen Bauchoperation (Laparatomie) oder einer Bauchspiegelung (Laparaskopie) gefunden.

Liegen jedoch unklare Beschwerden im Bauchbereich vor, so sollte ein Meckelsches Divertikel bei einer offenen Bauchoperation immer ausgeschlossen werden.

Ein weiteres wichtiges Verfahren zur Diagnose eines Meckelschen Divertikels stellt die Szintigraphie dar. Bei diesem Verfahren werden radioaktive Stoffe (in diesem Fall Natriumpertechnetat) in den Körper eingebracht, welche sich in der verlagerten (ektopen) Magenschleimhaut im Bereich des Meckelschen Divertikels ansammeln und die Darmausstülpung so darstellen können.

Andere bildgegebende Verfahren, wie das CT oder MRT, sind nicht wegweisend und finden bei einem Verdacht auf ein Meckelsches Divertikel kaum Anwendung. Besonders ein MRT nach Sellink kann ein Meckel´sches Divertikel diagnostizieren. Hierbei wird ein MRT nach oraler Kontrastmittelgabe durchgeführt.
Durch die Kontrastmittelaufnahme des Divertikels wird dieses sichtbar.

Behandlung des Meckelschen Divertikels

Die Behandlung eines Meckelschen Divertikels liegt in der operativen Entfernung der Darmwandaussackung (Resektion). Dies sollte sowohl bei Beschwerden als auch bei einem Zufallsbefund während einer anderen Bauchoperation erfolgen. Zwar gehen die Meinungen der Ärzte bei der Frage, ob eine Entfernung bei einer Beschwerdefreiheit von Nöten ist, auseinander, allerdings steht fest, dass Entzündung, Blutungen und andere Beschwerden durch ein Meckelsches Divertikel durchaus entstehen können und man durch eine Entfernung des Divertikels auf der sicheren Seite ist.

Als weitere Therapieoption besteht die Möglichkeit, die Blutungs- bzw. Entzündungskomplikationen, welche durch die Säurebildung innerhalb der versprengten Magenschleimhaut im Bereich des Meckelschen Divertikels entstehen können, mit der Einnahme von sogenannten Protonenpumpeninhibitoren (PPI) zu bekämpfen.

Ursachen und Prophylaxe

Ursachen des Meckelschen Divertikels

Der Grund für eine Entstehung bzw. ein Fortbestehen des Meckelschen Divertikels liegt in einer mangelhaften Rückbildung des in der Embryonalentwicklung angelegten Dottergangs (Ductus omphaloentericus).

Prophylaxe des Meckelschen Divertikels

Um unentdeckte Divertikel nicht zu übersehen und somit mögliche Folgekomplikationen, die durch ein Meckelsches Divertikel entstehen können, nicht verantworten zu müssen, wird bei jeder Bauchoperation der entsprechende Darmbereich nach einem möglicherweise vorkommendem Meckelschen Divertikel abgesucht.

Prognose des Meckelschen Divertikels

Ein Meckelsches Divertikel hat in der Regel eine gute Prognose. Jedoch kann diese je nach Verlauf und auftretenden Komplikationen wesentlich schlechter werden. Wird etwa das Divertikel nicht rechtzeitig erkannt und erst bei Komplikationen eingegriffen, so kann es zu lebensbedrohlichen Krankheitsbildern, wie zum Beispiel einer Blutvergiftung (Sepsis) kommen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.05.2015 - Letzte Änderung: 12.01.2023