Schmerzen Darm

Einleitung

Schmerzen, die im Bereich des Darms entstehen, äußern sich je nach ihrer Ursache auf unterschiedliche Art und Weise.

Die genaue Lokalisation kann ebenso wie die Qualität der Schmerzen einen Hinweis auf ihre Ursache geben.

Im Folgenden sind einige mögliche Ursachen von Beschwerden des Darms aufgeführt.

Nahrungsmittelunverträglichkeit

Eine Allergie gegen bestimmte Nahrungsmittel oder Nahrungsbestandteile kann zu einer Unverträglichkeitsreaktion des Darms führen, die sich nicht selten in Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfällen, Übelkeit und Erbrechen äußert.

Besonders häufig ist eine Unverträglichkeit gegenüber Milcheiweiß (Lactose), Fruchtzucker (Fructose) und Gluten, ein Bestandteil in bestimmten Getreidesorten (Gerste, Roggen, Weizen, Hafer).

Die Glutenunverträglichkeit wird auch als Zöliakie oder Sprue bezeichnet. Dabei kommt es zu einer Entzündung der Darmschleimhaut, die letztlich zu einer Rückbildung der Darmzotten führt. Dadurch wird die Verdauung insgesamt beeinträchtigt.

Die Zöliakie wird häufig schon im Kindesalter entdeckt, da die betroffenen Kinder häufig unter Gedeihstörungen durch die gestörte Nährstoffaufnahme leiden.
Außerdem haben sie häufig keinen Appetit und leiden unter Durchfällen, Fettstühlen und Erbrechen.

Reizdarmsyndrom

Bei Patienten, die unter einem Reizdarmsyndrom leiden, kann keine andersartige Ursache für ihre Beschwerden gefunden werden.

Die Betroffenen klagen über wiederkehrende Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung, Übelkeit und Blähungen.

Häufig wird das Reizdarmsyndrom durch Stress getriggert; viele Betroffene leiden unter psychischen Problemen.

Bis Zur Diagnose müssen viele Untersuchungen durchgeführt werden (Magenspiegelung, Darmspiegelung, Biopsien, usw.), um sämtliche andere Ursachen der Beschwerden auszuschließen.
Das Reizdarmsyndrom gilt daher als sogenannte Aussschlussdiagnose.

Generell geht die Erkrankung nicht mit einer verringerten Lebenserwartung einher, da ihr keine ernsthafte Ursache zugrunde liegt, allerdings ist die Lebensqualität der Betroffenen häufig stark eingeschränkt.

Die Therapie wird auf verschiedene Art und Weise probiert, man bedient sich bspw. krampflösender Medikamente, Pfefferminzöl und ballaststoffreicher Ernährung.

Divertikulitis

Die Divertikulitis ist eine Entzündung kleiner Aussackungen der Darmwand.
Diese Aussackungen (Divertikel) finden sich vor allem bei älteren Leuten (ca. 65% der über 85-Jährigen) und entstehen durch geschwächtes Bindegewebe in der Darmwand.

Fast immer ist das Colon sigmoideum (Sigmoid) betroffen, d.h. der Dickdarmabschnitt, der im linken Unterbauch liegt.

In die Divertikel kann sich Stuhl einlagern. Dieser kann auf die Schleimhaut drücken und sekundär zu einer Entzündung führen, die sich typischerweise durch Schmerz und Druck im Unterbauch, manchmal auch Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Verdauungsbeschwerden äußern kann.

Zudem können die Kotsteine zu einer Drosselung der Durchblutung der Darmwand führen, wodurch das Gewebe absterben kann.
Dies kann weitreichende Folgen bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen haben.

Der Arzt kann bei Vorliegen einer Divertikulitis oft eine harte Walze im linken Unterbauch tasten. Durch die Erkrankung kann es auch zu Problemen beim Wasserlassen oder einer Verlegung des Darmes (Ileus/Subileus) kommen.

Diagnostiziert wird die Divertikulitis mittels Ultraschall oder Computertomographie.
Zur Therapie werden in der Regel verschiedene Antibiotika eingesetzt.

Tritt die Divertikulitis immer wieder im selben Darmabschnitt auf, empfiehlt es sich, diesen Teil des Darmes zu resezieren, wenn gerade keine Entzündung vorliegt.
Allein dadurch kann dann die rezidivierende Erkrankung geheilt und verhindert werden.

Darmverschluss (Ileus)

Ein akuter Darmverschluss (Ileus) ist ein Notfall, da er unmittelbar lebensbedrohlich sein kann.
Beim Darmverschluss unterscheidet man den paralytischen und den mechanischen Ileus.

Der paralytische Ileus beruht auf einem Ausfall des Nervensystems, welches die Bewegung des Darms steuert.
Dadurch kommt es zu einer Lähmung des betroffenen Darmabschnittes und die Stuhlpassage wird dadurch unterbrochen.

Beim mechanischen Ileus kommt es zur Verlegung des Darmlumens durch einen Fremdkörper, große Stuhlmengen oder eine Invagination (Einstülpung eines Darmabschnitts in einen anderen).
Dadurch kann die Darmpassage nicht mehr aufrechterhalten werden. Es kommt zu starken, krampfartigen Bauchschmerzen, da sich der Darm unmittelbar vor der Engstelle stark kontrahiert, um das Hindernis wegzudrücken.

Zusätzlich treten häufig Übelkeit, Erbrechen (auch Koterbrechen), ein aufgeblähter Bauch und Stuhlverhalt auf.

Letztlich kann ein Ileus zu einem Multiorganversagen führen, weshalb er notfallmäßig behandelt werden muss.

Blinddarmentzündung (Appendizitis)

Die im Volksmund sogenannte Blinddarmentzündung geht typischerweise mit stechenden, rechtsseitigen Unterbauchschmerzen einher.

Eigentlich ist dabei jedoch nicht der Blinddarm selber (Caecum), sondern nur dessen Anhängsel, der Wurmfortsatz (Appendix), entzündet.

Typischerweise beginnen die Schmerzen im Oberbauch und wandern mit der Zeit in den rechten Unterbauch.

Zusätzlich können Fieber, Übelkeit und Erbrechen auftreten.

Die Diagnose kann unter anderem durch eine Ultraschalluntersuchung gestellt werden. Nicht immer ist die Entzündung jedoch eindeutig zu erkennen.

Bei der klinischen Untersuchung können verschiedene Tests die Diagnose der Appendizitis unterstützen. So gibt es z.B. zwei Punkte im rechten Unterbauch (McBurney- und Lanz-Punkt), die bei Druckausübung sehr schmerzhaft sein können.

Auch der kontralaterale Loslassschmerz (Blumberg-Zeichen) kann bei Appendizitis positiv ausfallen.
Dazu drückt der Arzt in den linken Unterbauch und lässt dann plötzlich los, wodurch es bei Appendizitis zu Schmerzen im rechten Unterbauch kommt.

Des Weiteren kann der Dickdarm von Ende zu Anfang ausgestrichen werden, was ebenfalls Schmerzen hervorrufen kann (Rovsing-Zeichen).

Die Beugung und Innendrehung des rechten Beins, sowie das Anheben des rechten Beins gegen Widerstand können schmerzhaft sein (Obturatorius- und Psoastest).

Bei einer akuten Appendizitis muss die Appendix frühzeitig chirurgisch entfernt werden. Andernfalls kann es zu einem Durchbruch (Perforation) der Appendix mit Entleerung von Darminhalt in die freie Bauchhöhle kommen, wodurch eine Entzündung des Bauchfells (Peritonitis) und ggf. eine Blutvergiftung (Sepsis) entstehen können.

Die Operation gehört mittlerweile zu den Routineeingriffen und gilt insgesamt als risikoarm.

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, wie der Morbus Crohn oder die Colitis ulcerosa gehen sehr häufig mit Schmerzen einher, die durch die entzündete Darmwand hervorgerufen werden.

Die Betroffenen leiden oftmals unter Durchfall, der vor allem bei der Colitis ulcerosa auch durch Schleim- und Blutbeimengungen auffallen kann.

Bei der Colitis ulcerosa ist vor allem der Dickdarm betroffen. Die Entzündung schreitet von distal nach proximal, also von hinten nach vorne fort, ohne Darmabschnitte zu überspringen.

Im Gegensatz dazu breitet sich der Morbus Crohn diskontinuierlich aus und befällt vor allem den unteren Teil des Dünndarms, sowie Teile des Dickdarms.
Zusätzlich bilden sich beim Morbus Crohn häufig Fisteln und Abszesse aus, die oftmals chirurgisch reseziert werden müssen.

Neben den Bauchschmerzen und Durchfällen leiden Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen häufig zusätzlich unter Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Gewichtsverlust.

Die Krankheiten verlaufen meist schubweise und werden vorwiegend mit entzündungshemmenden Medikamenten und Immunsuppressiva therapiert.

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Invagination

Invaginationen bezeichnen das Einstülpen eines Darmabschnitts in einen anderen. Dadurch kommt es zur Verlegung des Darmlumens und die Darmpassage wird unterbrochen (Ileus).

Invaginationen treten vor allem im Kleinkindalter auf und verursachen starke Bauchschmerzen und Erbrechen.
Die Kinder sind vorher meist völlig gesund. Bei betroffenen Babys äußert sich die Invagination häufig durch schrilles Schreien und Anziehen der Beine.

Der Arzt kann an der entsprechenden Stelle häufig eine Verhärtung im Bauch (Walze) ertasten.

In vielen Fällen kann die Invagination durch einen Einlauf wieder aufgelöst und der Darm wieder in die ursprüngliche Position gebracht werden.
Allerdings entwickeln die Kinder anschließend häufig erneut eine Invagination.

Ist die Invagination nicht durch einen Einlauf zu beheben, muss die Reposition operativ erfolgen, da ansonsten die Durchblutung des betroffenen Darmabschnitts gefährdet ist und sich sekundär lebensbedrohliche Komplikationen entwickeln können (bakterielle Peritonitis mit Multiorganversagen).

Darmkrebs

Darmkrebs verursacht im Frühstadium in der Regel keine oder nur unspezifische Beschwerden.
Über 90% der bösartigen Darmtumoren entwickeln sich im Dickdarm (kolorektale Karzinome).

Das Durchschnittsalter bei Erstdiagnose liegt aktuell bei etwa 65 Jahren, wobei Männer etwas häufiger betroffen sind als Frauen.

Wenn der Tumor eine gewisse Größe erreicht hat, kann er spezifischere Symptome hervorrufen. Typischerweise tritt dann Blut im Stuhl und ein verändertes Stuhlverhalten auf, so z.B. durchweg sehr schmale Stühle (Bleistiftstühle).

Zusätzlich kann es zu Blähungen, Darmkrämpfen, Durchfällen oder Verstopfung kommen.

Verlegt der Tumor das Darmlumen, sodass die normale Darmpassage nicht mehr gewährleistet ist, kann sich sekundär ein Darmverschluss (Ileus) mit den dazugehörigen Symptomen bis hin zum Multiorganversagen entwickeln.

Prinzipiell kann der Tumor im fortgeschrittenen Stadium auch die Darmwand durchbrechen und zu einer Entleerung des Darminhalts in die Bauchhöhle führen. Dadurch kann sich das Bauchfell entzünden.
Die Patienten haben starke Bauchschmerzen bei Beklopfen der Bauchdecke, welche zusätzlich stark verhärtet und angespannt ist.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 04.12.2014 - Letzte Änderung: 12.01.2023