Medikamente gegen Blähungen

Einleitung

Im menschlichen Darm entstehen durch Bakterien produzierte Gase. Dieser Vorgang ist zwar völlig natürlich, kann aber symptomatisch werden, wenn eine übermäßige Gasproduktion stattfindet. Das Entweichen von Darmgasen aus dem After bezeichnet man dann als Blähungen (Flatulenz). Blähungen sind sowohl für den Betroffenen als auch für seine nähere Umgebung äußerst unangenehm. Die meisten Patienten suchen deshalb nach einem Medikament, welches Blähungen reduziert.

Wirkstoffgruppe

Medikamente aus der Gruppe der antiflatulenten Mittel (Karminativa) schaffen Abhilfe beim unerwünschten Austritt von Darmgasen. Zu den Wirkstoffen der Karminativa zählen neben vielen Pflanzenarten (z.B. Fenchel, Kümmel, usw.) auch die Wirkstoffe Simeticon und Mebeverin sowie die Aktivkohle.

Simeticon wird oral (durch den Mund) verabreicht, meist als Kautablette. Es löst Gasblasen, die sich während der Verdauung im Speisebrei gebildet haben und fördert die Darmbewegung, so dass freie Luft gemeinsam mit dem Speisebrei aus dem Darm transportiert wird und nicht im Verdauungstrakt zurück bleibt. Simeticon lindert außerdem Völlegefühl und wird zur diagnostischen Bildgebung, etwa bei Darmspiegelungen eingesetzt. Hier sorgt der Wirkstoff dafür, dass Luft aus dem Darm eliminiert wird und so keine Luftschatten entstehen. Die Darmspiegelung liefert dann bessere Ergebnisse. Präparate, die Simeticon enthalten, wie Simethicon-ratiopharm® sind in Apotheken frei verkäuflich. Nebenwirkungen bei der Einnahme von Simeticon sind bisher nicht bekannt.

Ein anderer Wirkstoff zur Behandlung von Blähungen, das Mebeverin, wird als Retardkapsel verabreicht und lindert neben Blähungen auch Bauchkrämpfe. Es wirkt krampflösend auf die glatte Muskulatur innerhalb der Darmwand. Eingesetzt wird das Mebeverin nicht nur bei Blähungen, sondern auch beim Reiz-Darm-Syndrom und bei Schmerzen, die durch festgesetzte Luft entstehen (Flatus incarceratus). Medikamente mit Mebeverin sind in Deutschland rezeptpflichtig. Duspatal® oder Mebeverin dura® sind die gängigen Arzneimittel, die Mebeverin enthalten.

Nebenwirkungen, welche bei der Einnahme solcher Präparate auftreten können, sind Übelkeit, Schwindel, Benommenheit/Müdigkeit oder seltener Verwirrtheit und schwere allergische Reaktionen.

Ein dritter, gegen Blähungen wirksamer Stoff ist die Aktivkohle (auch medizinische Kohle). Aktivkohle bindet Substanzen (z.B. Gifte) an sich und sorgt so dafür, dass die Substanzen nicht über die Darmwand in das Blut aufgenommen werden. Zum Einsatz kommt Aktivkohle deshalb in erster Linie bei akuten Vergiftungen oder Durchfallerkrankungen. Die Behandlung von Blähungen durch Aktivkohle erfolgt als ,,Nebeneffekt“. Nimmt man höhere Dosen Aktiv Kohle ein, kommt es zu Nebenwirkungen wie etwa einer Schwarzfärbung des Stuhls, Übelkeit oder Erbrechen.

Lefax

Lefax® ist ein Karminativum mit dem Wirkstoff Simeticon. Das Medikament wird in Apotheken in Form von Kautabletten verkauft und wird bei Gasansammlungen im Magen-Darm-Trakt, Blähungen, sowie als entschäumende Substanz eingesetzt.

Neben dem Simeticon enthält Lefax® Fenchelöl, Kümmelöl und Pfefferminzöl. Alle Stoffe tragen zur Entkrampfung der Darmmuskulatur bei, reduzieren Blähungen, Krämpfe und Völlegefühl. Lefax® wird außerdem nach Operationen oder beim Röntgen, beziehungsweise beim Ultraschall eingesetzt, um die Gasbildung zu reduzieren. Bei bildgebenden, diagnostischen Verfahren (Ultraschall, Röntgen) sollten möglichst keine Gase im Darm vorhanden sein, da sonst sogenannte Gasschatten entstehen, die die Qualität der diagnostischen Maßnahme vermindern.

Lefax® Tabletten werden als Einzeldosen von 1-2 Tabletten eingenommen, die Tageshöchstdosis beträgt 4-8 Tabletten. Kinder unter 6 Jahren sollten nicht mit Lefax® Kautabletten behandelt werden, da die Gefahr des Verschluckens besteht. Nebenwirkungen, die bei der Einnahme des Medikaments auftreten, sind bisher nicht bekannt, generell möglich sind aber Überempfindlichkeits- oder allergische Reaktionen. Die Einnahme von Lefax® über einen längeren Zeitraum sollte mit einem Arzt besprochen werden. Auch hinsichtlich eventuell auftretender Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten empfiehlt es sich einen Arzt aufzusuchen.

Hausmittel gegen Blähungen

Hausmittel gegen Blähungen finden sich in großer Zahl als pflanzliche Wirkstoffe. Fenchel, Pfefferminze und Kümmel werden krampflösende und entblähende Wirkungen nachgesagt. Tees oder Aufgüsse mit diesen Pflanzen lindern durch ihre ätherischen Öle Bauchkrämpfe und Blähungen, wirken teilweise sogar leicht antimikrobiell. Die antimikrobielle Wirkung verhindert das Wachstum von gasproduzierenden Bakterien, wirkt also ebenfalls der Entstehung von Blähungen entgegen.

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Des Weiteren fördern die Pflanzen die Darmbewegung (Darmperistaltik) und die Durchblutung des Verdauungstraktes. Zu kaufen gibt es Fenchel-, Kümmel-, und Pfefferminztees in Supermärkten, Reformhäusern und Apotheken, man kann die Aufgüsse aber genauso gut selbst herstellen. Dazu nimmt man beispielsweise eine Hand voll Pfefferminzblätter, übergießt sie mit kochendem Wasser und lässt den Aufguss ziehen. Dann gießt man die Flüssigkeit durch ein Sieb, um die Blätter zu entfernen. Warm und in kleinen Schlucken getrunken entspannt der Pfefferminzaufguss schon nach kurzer Zeit das angegriffene Verdauungssystem.

Alternative Hausmittel zu Heilpflanzen finden sich normalerweise in jedem Haushalt. Das Auflegen einer Wärmflasche oder eines Kirschkernkissens entspannt die verkrampfte Bauchmuskulatur und bessert dadurch die Schmerzen. Man kann sich auch selbst den Bauch massieren, indem man mit leichtem Druck und kreisenden Bewegungen über die Bauchdecke streicht. Die Darmbewegung kommt so wieder in Schwung, festsitzende Gase werden weiter transportiert und die Schmerzen lassen nach.

Neben den Hausmitteln existieren auch vielfältige Maßnahmen zur Vorbeugung von Blähungen. Ernährungstechnisch sollte man auf blähende Lebensmittel (Kohl, Bohnen, Linsen, etc.) verzichten, ballaststoffreiche Kost, also Getreide, Nüsse und Salat sollten hingegen ganz oben auf dem Speiseplan stehen. Um dem Darm genügend Flüssigkeit bereit zu stellen, damit der angedaute Speisebrei sich gut durch das Verdauungssystem fortbewegen kann, ist es sehr wichtig, ausreichend zu trinken. Am besten greift man auf stilles Mineralwasser oder ungesüßte Tees zurück. Regelmäßige Bewegung spielt eine nicht minder wichtige Rolle bei der Vorbeugung von Blähungen. Durch regelmäßigen Sport oder aber auch Spaziergänge oder gemütliches Fahrradfahren wird die Aktivität des Darms gefördert und die Entstehung von Blähungen verhindert.

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Medikamente gegen Blähungen und Krämpfe

Leidet man an Blähungen, so kommen oftmals noch schmerzhafte Bauchkrämpfe hinzu. Diese werden durch die verkrampfte Darmmuskulatur und die gespannte Bauchdecke ausgelöst . Die meisten Medikamente gegen Blähungen enthalten gleichzeitig eine krampflösende Komponente. Vor allem der Wirkstoff Mebeverin lockert die verspannten Muskeln des Verdauungstraktes. Aber auch andere Arzneimittel, beispielsweise Iberogast® mit den pflanzlichen Wirkstoffen Angelikawurzel, Fenchel, Kümmel und Pfefferminze oder Buscopan® mit Butylscopolaminium bromid wirken krampflösend (spasmolytisch). Iberogast® wird in flüssiger Form verabreicht. Zur Behandlung von Blähungen und Krämpfen bei Erwachsenen werden 20 Tropfen Iberogast® in einem Glas Wasser aufgelöst getrunken.
Buscopan® wird als Tablette eingenommen. Beide Medikamente gibt es in Apotheken zu kaufen. Hat man gerade keine Medikamente zur Hand, helfen Wärmflaschen oder ein Entspannungsbad, die Bauchkrämpfe zu lindern.

Medikamente gegen Blähungen und Durchfall

Treten Blähungen im Rahmen einer Durchfallerkrankung auf, wie es bei einer Magen-Darm-Grippe der Fall sein kann, steht die Behandlung des Durchfalls im Vordergrund. Die meisten Durchfallmedikamente enthalten zusätzliche krampflösende Wirkstoffe und wirken somit Blähungen und Krämpfen automatisch entgegen.

Imodium® mit Loperamid wirkt gegen Durchfall, indem es die Aktivität der Darmmuskulatur hemmt und so dafür sorgt, dass Nährstoffe wieder über die Darmwand resorbiert werden können und der Speisebrei im Darm eingedickt werden kann, sodass der Stuhlgang wieder eine normale Konsistenz annehmen kann. Imodium® wird in den verschiedensten Darreichungsformen vertrieben. Es gibt beispielsweise Hartkapseln zum Schlucken oder Schmelztabletten, die man auf der Zunge zergehen lässt. Nebenwirkungen bei der Einnahme von Medikamenten mit Loperamid sind Verstopfungen (Obstipationen), welche aus der Hemmung der Darmaktivität resultieren.

Ein weiteres Medikament, das bei Blähungen und Durchfall zum Einsatz kommt, ist die Aktiv Kohle. Sie wird vor allem bei bakteriell bedingtem Durchfall eingesetzt. Bei einer Lebensmittelvergiftung oder einer Infektion mit Salmonellen bindet die Aktiv Kohle im Darm bakterielle Gifte und führt zur Ausscheidung dieser Giftstoffe über den Stuhl. Der Auslöser für die Durchfallerkrankung wird hierdurch beseitigt. Aktiv Kohle wird in Tablettenform als Kohlekompretten® eingenommen, kann aber auch als Pulver in Wasser aufgelöst und dann getrunken werden.

Wichtigster Faktor bei Durchfall mit Blähungen ist neben der medikamentösen Behandlung die ausreichende Aufnahme von Flüssigkeit zur Stabilisierung des Wasser- und Elektrolythaushalts.

Medikamente gegen Blähungen in der Schwangerschaft

Blähungen in der Schwangerschaft quälen viele Frauen. Besonders im ersten Drittel einer Schwangerschaft wird durch vermehrte Bildung des Hormons Progesteron die Verdauung verlangsamt. Durch vermehrte Luftansammlung im Magen-Darm-Trakt werden Blähungen symptomatisch.

Neben dem gegen Blähungen wirkenden Simeticon, das in Lefax® enthalten ist, hilft auch das Dimeticon in sab simplex®, Völlegefühl und Gasansammlungen im Verdauungstrakt zu bekämpfen. Sab simplex® wirkt ähnlich wie der Wirkstoff Simeticon, es wird neben der Therapie akuter Blähungen ebenfalls bei diagnostischen Bildgebungen verwendet, um die Bildung von Gasschatten zu reduzieren.

Als Kautablette oder Tropfen kann man sab simplex® rezeptfrei in Apotheken kaufen. Die Tabletten müssen bei Einnahme gründlich zerkaut werden, um eine optimale Wirkung zu erzielen. Länger als drei Tage sollten Schwangere die Medikamente ohne Rücksprache mit ihrem Arzt allerdings nicht zu sich nehmen.

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Medikamente gegen Blähungen beim Baby / Säugling

Leiden Babys an Blähungen, so ist dies nicht nur für die Kleinen unangenehm, sondern auch für die Eltern. Die Kinder sind weinerlich, schreien viel und schlafen wenig. Um die Symptome des Babys zu bessern, kann man zunächst versuchen mit Kirschkernkissen oder Bauchmassagen gegen die Blähungen vorzugehen. Bringen diese Maßnahmen keine Besserung, kann man auch medikamentös gegen Blähungen bei Babys oder Säuglingen vorgehen.

Empfehlenswert sind entschäumende Medikamente wie Sab simpelx®. Bei Babys wird die Arznei als Tropfen verabreicht, die entweder dem Fläschchen beigemischt werden oder im Fall von Stillkindern mit einem Löffel verabreicht werden. Auch Lefax® kann Babys vor den Mahlzeiten verabreicht werden.

Alternativ greifen viele Mütter auch auf homöopathische Mittel zurück, wenn ihr Kind an Blähungen leidet. Ein Löffel ungezuckerter Fenchel- oder Kümmeltee vor dem Stillen, beziehungsweise Füttern kann helfen, Luftansammlungen im Darm zu vermeiden. Wird das Kind gestillt, kann auch die Mutter über den Tag hinweg einige Tassen Fenchel- oder Kümmeltee trinken.

Das Wichtigste bei Blähungen bei Kindern ist jedoch die körperliche Nähe zu den Eltern. Bauchmassagen oder sanftes Schaukeln während des Umhertragens beruhigt die Babys und trägt dazu bei, die Schmerzen bei Blähungen zu lindern.

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    Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.12.2015 - Letzte Änderung: 22.10.2021