Musculus sartorius

Funktion und Innervation

Durch seinen langen Verlauf erfüllt der Musculus Satorius sowohl eine Funktion im Hüftgelenk als auch im Kniegelenk. Sein Ursprung an der Hüfte bewirkt, dass die Hüfte bei Kontraktion des Muskels gebeugt (flexiert) wird. Außerdem kann er den Oberschenkel in der Hüfte nach außen rotieren und seitlich anheben (abduzieren).

Auch im Kniegelenk gehört er gemeinsam mit dem Quadrizepsmuskel zu den Beugern des Knies. Hier bewirkt sein seitlicher Ansatz, dass er das Knie außerdem nach innen rotieren kann.

Wenn alle diese fünf Funktionen des Muskels gleichzeitig getätigt werden, befindet sich das Bein in der Position des Schneidersitzes. Daher stammt auch der Name des Muskels. Insgesamt ist er jedoch für keine der Bewegungen hauptverantwortlich, sondern bildet mit mehreren Muskeln funktionelle Einheiten. Die Kraft, die der Muskel aufbringen kann, ist im Hüftgelenk ungefähr doppelt so groß wie im Kniegelenk.

Innerviert wird der Muskulus Sartorius vom Nervus femoralis. Dies ist ein Nerv, der aus dem lumbalen Nervenplexus (Segmenten L 2-4) entspringt, und neben dem Musculus sartorius auch weitere Muskeln am vorderen Oberschenkel versorgt.

Lage und Verlauf

Der Musculus sartorius (auch "Schneidermuskel" genannt) ist ein circa 50cm langer, schmaler Muskel, der zur Gruppe der Oberschenkelmuskeln gerechnet wird.

Er verläuft auf der vorderen Körperseite sehr oberflächlich und zieht quer über den Oberschenkel. Der Ursprung befindet sich vorne außen am Hüftknochen (Spina iliaca anterior superior).

Von dort überspannt er die anderen Oberschenkelmuskeln spiralförmig und setzt gemeinsam mit zwei weiteren Muskeln über eine Sehnenstruktur an der inneren Seite des Schienbeins an (Pes anserinus superficialis). Topographisch weist der Musculus Sartorius eine weitere Besonderheit auf: er begrenzt seitlich das "Trigonum femorale", eine Öffnung, durch welche alle großen und wichtigen Gefäße des Beins ziehen.

Daher orientiert man sich für eine Operation an der Arteria femoralis gerne am Musculus sartorius.

Training

Im Krafttraining ist der M. Sartorius nicht unbedingt ein Muskel, den man gezielt trainiert.

Bei Beugung des Beins in der Hüfte wird er vermehrt aktiv und kann sich daher bei solchen Übungen stärker entwickeln.

Dehnung

Den Schneidermuskel kann man am besten dehnen, indem man einen großen Schritt nach vorne macht und mit der Hüfte Richtung Boden absinkt.

Das Knie des hinteren Beins berührt dabei fast den Boden und die Hüfte ist gestreckt.

Der Oberkörper bleibt während dieser Übung aufrecht und zeigt nach vorne.

Lähmung

Bei einer Läsion (z.B. Einklemmung) des Nervus femoralis kann es vorkommen, dass dieser seine Muskeln nicht mehr versorgen kann. Dies hat eine Lähmung oder Muskelschwäche zur Folge.

Häufig entsteht so eine Einklemmung im Leistenband. Wenn hierbei aber allein der M. Sartorius betroffen ist, kann der Musculus Quadrizeps femoris den Ausfall sehr gut kompensieren, sodass die Folgen sehr gering sind.

Bei einem kompletten Ausfall des Nervus femoralis jedoch, bei welchem auch der M. Quadrizeps femoris nicht mehr versorgt werden kann, ist das Krankheitsbild schwerwiegender: Das Knie kann nicht mehr gestreckt werden und es kommt zu einer Einschränkung beim Gehen und Stehen.

Muskelzerrung

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Diese Art von Muskelerkrankung tritt häufig durch Sportbelastung auf, und betrifft vor allem einzelne Muskelgruppen.

Sie entsteht durch lange, starke Belastung oder durch zu schnellen Wechsel von einer Bewegung in eine andere. Der Grund kann auch eine unzureichende Aufwärmphase gewesen sein.

Dabei kann auch eine stärkere Form der Verletzung entstehen: ein Muskelfaserriss oder ein vollständiger Muskelriss.

Bei einer Muskelzerrung bleibt der ursprüngliche Muskel intakt, aber wird überdehnt. Das kann zu Schwellung und Schmerzen führen. Wenn so etwas passiert ist es wichtig, den betroffenen Muskel zu schonen, und nicht zu schnell wieder zu belasten.

Hier kann man die Therapie nach der "PECH" Regel ausrichten:

  • Pause: zunächst Pausieren und den betroffenen Muskel schonen oder ganz entlasten.
  • Eis: Oft hilft die Kälte gegen die Schmerzen.
  • Compression: Mithilfe eines elastischen Druckverbands kann die Schwellung reduziert werden.
  • Hochlagern: Durch Hochlagern beugt man ebenfalls der Schwellung vor, und reduziert die Schmerzen.

Muskelentzündung

Eine weitere Erkrankung, die den M. Sartorius betreffen kann, ist eine Muskelentzündung (Myositis). Eine Muskelentzündung kann durch verschiedene Faktoren entstehen. Einerseits kommen Bakterien oder Viren als Erreger in Frage, es kann aber auch aufgrund einer Muskelverletzung zu seiner Entzündung kommen.

Dabei verursachen alle Formen der Myositis im betroffenen Muskel Schmerzen. Weitere Symptome können eine lokale Erwärmung, eine Muskelschwäche und ein Hautausschlag an entsprechender Stelle sein. Betroffen sind vor allem Menschen über 50 Jahren.

Muskelentzündungen, die durch Erreger wie Parasiten und Bakterien ausgelöst werden, treten eher in Tropennähe auf, und sind in Deutschland eher selten.

Es kann aber auch im Rahmen einer Autoimmunerkrankung zu einer Muskelentzündung kommen. Das ist eine Situation, in der sich das Immunsystem gegen körpereigenes Gewebe richtet.

Schwierig an dieser Erkrankung ist die Diagnose, da jede Form der Myositis eigene Kriterien zur Sicherung hat. Einerseits steigen einige Entzündungsparameter im Blut an, die gemessen werden können, außerdem ist auch noch der Anstieg bestimmter Enzyme, die durch den entzündeten Muskel freigesetzt werden, ein Hinweis auf eine solche Myositis.

Die Behandlung hängt von der jeweiligen Form ab, wird aber standardmäßig mit einer hochdosierten Cortisontherapie angegangen. Dadurch werden die Schmerzen gelindert und wie Schwellung und Rötung geht zurück.

Ein weiterer Ansatz zur Schmerzlinderung sind Immunsuppressiva, die das Immunsystem unterdrücken, und so die Überreaktion verhindern. Häufig wird auch eine Krankengymnastik und Ergotherapie empfohlen.

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Weitere mögliche Erkrankungen des Musculus Sartorius

Am Sehnenansatz des M. Sartorius am Schienbein (Tibia) kann es durch degenerative Veränderungen zu Schmerzen kommen.

An diesem Sehnenansatz befindet sich ein Schleimbeutel (Bursa anserina), der das Kniegelenk eigentlich schützen soll.

Durch konstante Überbelastung (durch zum Beispiel Joggen oder andere Sportarten) kann es passieren, dass sich dieser Schleimbeutel entzündet. Diese Erkrankung wird auch Pes-anserinus-Syndrom oder Pes-anserine-Bursitis genannt.

Sie kann sich in Schmerzen, einer Schwellung und Einschränkung in der Funktion aller drei am Pes anserinus ansetzenden Muskeln (neben dem M. Sartorius noch der M. gracilis und M. semitendinosus der hinteren Oberschenkelmuskulatur) äußern.

Mögliche Therapie bei solchen Symptomen sind kühlen, ruhig stellen und bei Bedarf Schmerzmitteleinnahme.

Risikofaktoren für diese Schleimbeutelentzündung sind neben Übergewicht eine Fehlstellung im Kniegelenk ("X-Beine"). Bei Nichterkennen oder unzureichender Therapie kann es zu einer Chronifizierung kommen. Da dies sehr schwer heilbar ist und große Schmerzen verursachen kann, ist eine frühzeitige Behandlung wichtig.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 11.06.2015 - Letzte Änderung: 25.07.2023