Nierenprellung

Bei der Nierenprellung handelt es sich um eine Verletzung einer oder beider Nieren, die durch stumpfe Gewalt hervorgerufen wurde, ohne dabei Gewebe im Organ direkt zu zerstören. Die Nierenprellung wird zu den Nierentraumata gezählt, in deren Einteilung von Grad 1-5 sie dem Grad 1 entspricht. Die Nierenprellung, auch als Nierenkontusion bezeichnet, wird definiert als ein Bluterguss (Hämatom), der sich innerhalb der bindegewebigen Kapsel, die die Niere umgibt, befindet und sich im Laufe der Zeit nicht weiter ausdehnt. Das funktionelle Nierengewebe wird dabei nur verdrängt, ist jedoch nicht beschädigt. Anders ist dies bei einem Nierentrauma höherer Ordnung. Etwa zwei Drittel der aufgenommenen Nierenverletzungen werden dem Grad 1 zugeordnet. Das Nierentrauma Grad 2, bei dem ein sich ausbreitendes Hämatom entsteht, und Grad 3 werden wie die Nierenprellung meist noch konservativ behandelt.

Bei Nierentraumata Grad 4 und 5 können schwerste Verletzungen der Nieren und der ableitenden Harnwege vorliegen. Hier kann es zur Zerstörung eines Teils des Funktionsgewebes der Nieren kommen, die ableitenden Harnwege können mit betroffen oder ganz abgerissen sein. Dies muss chirurgisch behandelt werden.

Die Nierenprellung ist hingegen ein meist gut verheilendes Vorkommnis, sollte zum Ausschluss eines schlimmeren Befundes jedoch ärztlich abgeklärt werden. Die meisten Nierenprellungen kommen durch Sport- oder Verkehrsunfälle zustande, daneben sind auch Körperverletzungen eine mögliche Ursache.

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Symptome & Diagnose

Symptome

Aufgrund der stumpfen Gewalteinwirkung, die meistens für die Nierenprellung verantwortlich ist, sind die Symptome vielfältig und teilweise relativ unspezifisch. Nach einer Verletzung, bzw. einem Unfall müssen die Symptome nicht sofort auftreten sondern können auch zeitlich leicht verzögert in Erscheinung treten. In allen Fällen wird ein heftiger Schmerz in der Flanke beschrieben. Als Schmerzqualität wird oft ein dumpfer, bohrender oder aber auch ein stechender Schmerz angegeben. Dieser ist seitlich hinten etwa auf Höhe des Bauchnabels lokalisiert. Es ist möglich, dass der Schmerz weiter in den Bauch und den Rücken ausstrahlt.

Nicht selten kommen daher Patienten in die Klinik, die starke Rückenschmerzen und Verspannungen angeben. Das heißt nicht, dass man bei Rückenschmerzen sofort den Verdacht auf eine Nierenprellung hegen sollte, nur bei einem eventuell zuvor erfolgten Ereignis wie einem Sturz oder einem heftigen Schlag auf den Rücken oder in die Seite können Rückenschmerzen Ausdruck einer Nierenprellung sein. Diese Schmerzen können auch von Krämpfen verursacht werden, da bei einer Nierenprellung aufgrund der engen Vernetzung der Nervengeflechte Rückenmuskeln verkrampfen können. An der Körperoberfläche sind Hämatome, also Blutergüsse zu sehen, die mit einer Schwellung des Gewebes einhergehen können.

Das wichtigste wegweisende Symptom in der Diagnose der Nierenprellung ist die Hämaturie, was übersetzt Blut im Urin bedeutet und in zwei Formen auftreten kann: Makro- und Mikrohämaturie. Bei der Makrohämaturie sind ganze intakte rote Blutkörperchen im Urin nachweisbar und der Betroffene kann mit bloßem Auge eine rote Verfärbung sehen. Die Mikrohämaturie hingegen färbt den Urin eher nicht an, da es sich um Bestandteile von zerstörten roten Blutkörperchen handelt, die in der nun vorliegenden Form ihre charakteristische Farbe verloren haben. Wichtig ist dabei zu wissen, dass ein Urin mit normaler Farbe eine Blutung aus den Nieren nicht ausschließt. Dieses Symptom kommt jedoch bei einer Vielzahl von Krankheiten vor und ist somit nicht spezifisch der Nierenprellung zuzuschreiben. Auch bei Harnwegsinfekten oder Harnsteinen kann Hämaturie auftreten. Ebenso besteht keine Verbindung zwischen Ausmaß der Hämaturie und der Schwere der Verletzung. Dennoch ist die Beobachtung der Hämaturie für den behandelnden Arzt ein wichtiges Verlaufskriterium während der Behandlung.

Als weiteres Symptom wird im Zusammenhang mit einer Nierenprellung von Übelkeit berichtet, die erst im weiteren Verlauf von Erbrechen begleitet wird. Bei moderaten Beschwerden kann man sich zu Hause ins Bett legen. Man sollte jedoch unbedingt auf den Verlauf der Symptome achten. Werden diese schlimmer oder sind lange gleichbleibend, muss ein Arzt aufgesucht werden.

Diagnose

Die Diagnose einer Nierenprellung ist mit entsprechenden Mitteln relativ einfach zu stellen. Das Hauptaugenmerk liegt darauf, schlimmere Beschädigungen der Niere, welche im schlimmsten Fall chirurgisch saniert werden müssen, auszuschließen. Der Arzt beginnt zunächst mit der Anamnese des Patienten. Hier werden systematisch akute Beschwerden, Schmerzen und zuvor vorgefallene Ereignisse abgefragt.

Ein Schlag in den Rücken oder auf die Seite vor Auftreten der Symptomatik kann so schon in eine richtige Richtung leiten. Es folgt eine klinische Untersuchung an. Hier achtet der Arzt auf sichtbare Zeichen der Nierenprellung wie Rötungen, Flankenschwellung und Blutergüssen und die betroffene Stelle wird abgetastet. Ein auftretender Druckschmerz ist bei der Nierenprellung fast immer vorhanden.

Zusätzlich sollte eine Urinprobe genommen werden und diese auf das Vorhandensein von Blut untersucht werden. Um Blut im Rahmen einer Mikrohämaturie nachzuweisen, sind spezielle Teststreifen vorhanden, die sich auch bei normal aussehendem Urin verfärben. Diese einfachen und schnell durchführbaren Methoden können dann durch verschiedenste bildgebende Verfahren ergänzt werden, wenn der Arzt nicht sicher auf eine Nierenprellung schließen kann oder andere auf den ersten Blick nicht erkennbare Begleitverletzungen ausschließen möchte.

Der Ultraschall stellt eine Möglichkeit der Bildgebung dar. Hiermit kann nicht genau die Schwere des Traumas beurteilt werden, aber es kann zwischen einer Nierenprellung und einer schwerwiegenderen Verletzungen der Niere unterschieden werden. Auf dem Bild ist bei einer Nierenprellung lediglich das unter der Kapsel liegende Hämatom zu sehen. Es liegt also eine scheinbare Nierenvergrößerung vor.

Der Komplex aus eingehender Befragung, Vorgeschichte und den klinischen Zeichen in Verbindung mit dem Ultraschallbild und der Urinuntersuchung reichen zur Diagnose einer einfachen Nierenprellung aus. Wenn sich der Arzt aber nicht sicher ist, ob die Verletzung über eine Nierenprellung hinausgeht, sollten weitere Maßnahmen ergriffen werden. Für eine genaue Beurteilung der Nieren kann eine Computertomografie sinnvoll sein. Sie stellt den ganzen Körper in Schnittbildern detailliert dar und lässt Aussagen über Ausmaß, beteiligte Areale und benachbarte Schäden durch die Verletzung zu.
Nachteil der CT ist die hohe Strahlenbelastung. Hiermit lassen sich jedoch sicher ernsthaftere Verletzungen ausschließen.

Das MRT (Magnetresonanztomographie) spielt eine eher untergeordnete Rolle und wird aufgrund der hohen Kosten maximal bei einer Verlaufskontrolle eingesetzt. Bei der Diagnostik von Kindern kann das MRT allerdings aufgrund der fehlenden Strahlenbelastung interessant sein. Bei einer leichten Nierenprellung kommen sowohl das CT als auch das MRT eher nicht zum Einsatz.

Warum sollte eine Nierenprellung vom Arzt gesehen werden?

Die Nieren, von denen der Mensch in der Regel zwei hat, gehören zu den wichtigsten Organen des Körpers. Sie liegen beidseits der Wirbelsäule etwa unterhalb der Bauchnabellinie. Neben der Produktion des Urins und somit der Aufrechterhaltung der Wasserbilanz im Körper, hat die Niere noch weitere wichtige Aufgaben. Sie filtert mit dem Harn gefährliche Giftstoffe, die der Körper nicht abbauen kann, aus dem Blut und scheidet sie aus. Auch die Wahrung der richtigen Verhältnisse der im Blut gelösten Salze (Elektrolyte) wird von ihr bewerkstelligt. Daneben reguliert die Niere in großem Maße den Blutdruck und sorgt für die richtige Einstellung des pH-Wertes, der in engen Grenzen gehalten werden muss.

Auch Hormone werden von den Nieren produziert. Aufgrund dieser Vielfältigkeit kann eine Verletzung einer oder beider Nieren je nach Schwere nicht zu unterschätzende Folgen nach sich ziehen. Eine Nierenprellung führt allerdings nicht zur Zerstörung von Nierengewebe und die Funktion bleibt somit erhalten. Dennoch sollte eine Nierenprellung behandelt werde und bei einem Verdacht auf diese ist der Gang zum Arzt unumgänglich, da man zu diesem Zeitpunkt das Ausmaß der Verletzung nicht abschätzen kann. Nicht nur die Niere könnte in Mitleidenschaft gezogen worden sein, sondern auch benachbarte Organe oder Knochen.

Behandlung

Nach der Verletzung sollte man ruhen und eventuell mit leichtem Druck von außen kühlen. Jede körperliche Aktivität sollte vermieden werden und der Arzt sollte aufgesucht werden. Dies kann man sich mit der bei Muskel- und Gelenksverletzungen gut bekannten PECH-Regel merken. PECH steht für Pause, Eis, Compression und Hochlagern. Aufgrund der Lage der Nieren macht hier das Hochlagern nicht viel Sinn, die anderen Maßnahmen eignen sich jedoch auch für die Nierenprellung. Weiterhin ist wichtig viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen um die Heilung zu unterstützen. Die Richtlinien zur Behandlung von Nierentraumata besagen, dass bei der Diagnose Nierenprellung immer eine konservative Therapie ausreicht.

Operative Eingriffe sind nur bei höhergradigen Traumata der Nieren angezeigt. Konservativ heißt in diesem Fall Bettruhe über Tage oder 1-2 Wochen und eine ausreichende Schmerzmedikation mit bekannten Wirkstoffen wie Diclofenac oder Ibuprofen. Von außen zugeführte Wärme beim Duschen oder Baden kann die Schmerzen verschlimmern und sollte vermieden werden. Außerdem ist Wärme durchblutungsfördernd, was im Falle eines Blutergusses kontraproduktiv ist. Normalerweise lässt sich die Nierenprellung so gut kontrollieren, bis die Symptome abgeklungen und die Verletzung geheilt ist.

Im Verlauf ist eine Kontrolluntersuchung per Ultraschall und eine Urinuntersuchung zu empfehlen. Es ist möglich, dass zum Ausschluss schlimmerer Verletzungen eine stationäre Aufnahme für einige Tage erfolgt. Meistens reicht jedoch ein Besuch beim Hausarzt oder einem Facharzt, zu dem überwiesen wurde, der nach der Diagnose Nierenprellung Schmerzmittel verschreiben kann. Nach ca. einer Woche wird nochmal ein Termin vereinbart, um den Heilungsverlauf zu überwachen.

Ursachen & Prophylaxe

Ursachen

50% der Nierenverletzungen entstehen durch stumpfe Gewalt, das heißt große und breitflächige Kräfte wirken auf eine Stelle des Körpers ein. In diesem Falle muss die Kraft von hinten seitlich auf den Rücken treffen, da hier direkt die Nieren liegen. Auch ein Schlag in die Flanke kann eine Nierenprellung verursachen. Allerdings muss diese Kraft schon erheblich sein, denn eine Nierenprellung ist eine eher seltene Verletzung.
Typische Situationen, bei denen diese Konstellation gegeben ist, sind Unfälle und Situationen bei Kontaktsportarten. Körperverletzungen stehen auch auf der Liste der möglichen Gründe, wenn auch nicht an vorderer Stelle. Ein Sturz aus einer gewissen Höhe birgt ebenso die Gefahr dieser Verletzung. Im Rahmen eines stumpfen Bauchtraumas mit einer heftigen Krafteinwirkung von vorne können Nierenprellungen auftreten, allerdings ist in diesen Fällen die Niere meist über den Grad einer Nierenprellung hinaus beschädigt und bedarf einer ganz anderen Herangehensweise.

Verlauf & Prognose

Komplikationen

Eine Nierenprellung verläuft in aller Regel komplikationslos. In seltenen Fällen jedoch kann es im Rahmen einer Nierenprellung zu Komplikationen kommen. Vor allem ältere oder geschwächte Menschen können davon betroffen sein. Eine mögliche Komplikation ist eine Entzündung des Nierenbeckens oder der ableitenden Harnwege. Das durch den Stoß irritierte Gewebe ist vorrübergehend geschwächt und so anfälliger für eine Entzündung.
Auch das austretende Blut kann in manchen Fällen eine Entzündung begünstigen, besonders bei geschwächten Patienten. Tritt neben den bestehenden Symptomen einer Nierenprellung noch Fieber auf, bedarf dies einer genaueren Abklärung. Meist behebt eine kurze Antibiotikagabe das Problem. Nachblutungen können ebenso auftreten, weshalb man vor allem in diesem Falle in engmaschigen Kontrollen den Urinstatus kontrollieren sollte.

Prognose

Die Nierenprellung ist eine schmerzhafte Verletzung. Jedoch ist das Risiko von Langzeitschäden sehr gering. Normalerweise heilt die Nierenprellung von alleine in einigen Tagen aus. Dementsprechend ist die Prognose der Nierenprellung gut. Gefährlich ist sie nur, wenn eine schlimmer wiegende Verletzung bagatellisiert und für eine Nierenprellung gehalten wird und folglich unbehandelt bleibt.

Autor: Dr.N.Gumpert Veröffentlicht: 10.11.2014 - Letzte Änderung: 19.07.2023