Schmerzen an Lymphknoten in der Leiste

Lymphknoten sind Teil des Immunsystems. Sie dienen als lokale Filterstationen und werden von den Lymphbahnen des Körpers durchlaufen. Körperfremde Zellen, wie z. B. Krankheitserreger werden über fein verzweigte Lymphbahnen aus peripherem Gewebe z. B. Haut oder Schleimhäute zuerst an lokale und anschließend an zentrale Lymphknoten weitergeleitet. Gelangt ein Erreger in einen Lymphknoten, läuft dort eine Immunreaktion ab, d. h. Zellen des Immunsystems werden aktiv und vermehren sich, um den Erreger im besten Fall direkt zu zerstören - der Lymphknoten schwillt an und wird als kleine Beule sichtbar oder ist unter der Haut tastbar.

Hier erfahren Sie mehr zum Thema: Lymphknotenschwellung

Symptome & Diagnose

Die Schwellung eines Lymphknotens ist Zeichen eines aktivierten Immunsystems, dies kann ebenso allgemeine Symptome wie Fieber, Schüttelfrost, Abgeschlagenheit oder Müdigkeit hervorrufen. Solche Symptome findet man vor allem bei viralen oder bakteriellen Infekten.

Lokale Infektionen wie Abszesse oder eingewachsene Zehennägel verursachen lokale Reaktionen wie Überwärmung, Rötung und Schmerzen im betroffenen Gebiet. Allgemeinsymptome sind hier eher selten bzw. treten erst bei schweren Verläufen auf.

Liegt die Ursache im Bauchraum können Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung, Übelkeit oder Druckschmerz auftreten.

Bei gynäkologischen Gründen kann es zu verstärkter oder unregelmäßiger Regelblutung kommen.

Krebserkrankungen lösen zudem eine sogenannte B-Symptomatik aus, wie Fieber, Nachtschweiß (sehr starkes schwitzen in der Nacht) und ungewollten Gewichtsverlust (10 % des Körpergewichts in 6 Monaten).

Für eine richtige Diagnose ist vor allem eine gute Anamnese und körperliche Untersuchung entscheidend. Tastet man die Lymphknoten ab, unterscheidet man zwischen vergrößerten, weichen, gut verschieblichen, druckschmerzhaften Knoten, welche auf eine infektiöse Ursache hindeuten. Eine weitere Unterscheidung findet bei vergrößerten, derben, mit der Umgebung verwachsenen, nicht schmerzhaften Knoten, was auf eine Tumorerkrankung hindeuten kann.

Ein akuter Verlauf mit beidseitiger Lymphknotenschwellung spricht eher für eine infektiöse Ursache. Mit einem Blutbild kann der Verdacht auf eine Infektion bestätigt werden. Eventuell müssen genauere Bluttests zur Bakterien- oder Virusbestimmung durchgeführt werden. Liegt die Ursache im Bauchraum, kann eine Ultraschalluntersuchung oder MRT weitere Hinweise liefern. Liegt der Verdacht auf eine Tumorerkrankung nahe, kann ein verdächtiger Lymphknoten entnommen und histologisch untersucht werden.

Hier erfahren Sie mehr zum Thema: Entzündung der Lymphkonten - Wie gefährlich ist das?

Behandlung

Die Therapie hängt von der Ursache ab. Bei lokalen Ursachen wie einem Abszess oder eingewachsenen Zehennägeln, muss der Defekt chirurgisch entfernt werden. Hat sich die Entzündung schon weiter ausgebreitet, muss eventuell ein Antibiotikum für mehrere Tage eingenommen werden. Entzündungen im Bauchraum wie einer Blinddarmentzündung müssen ebenfalls zeitnah operativ behandelt werden.

Handelt es sich um einen leichten Infekt, beispielsweise um eine Grippe, ist die beste Therapie körperliche Schonung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr, zusätzlich können schmerzstillende und fiebersenkende Medikamente eingenommen werden.

Liegt die Diagnose einer Krebserkrankung vor, muss nach einem genauen Staging eine stadiengerechte Therapie mit Operation, Chemo- und/ oder Radiotherapie eingeleitete werden. 

Ursachen & Prophylaxe

Mögliche Ursachen:

Hier erfahren Sie alles weitere zum Thema: Ursachen für eine Lymphknotenschwellung

Abszess in der Leiste

Einer der häufigsten Ursachen für geschwollene und schmerzhafte Lymphknoten in der Leiste sind lokale Entzündungsreaktionen. Durch verstopfte Talgdrüsen oder eingewachsene Haare können Entzündungsherde entstehen, die der Körper in Form eines Abszesses abkapselt.
Im Inneren eines Abszesses findet man eingeschmolzene Hautzellen, Eiter, Entzündungs- und Immunzellen. Immunzellen werden in lokalen Lymphknoten gebildet, dieser vergrößert sich unterdessen. Liegt ein akuter Prozess vor, schwillt der Lymphknoten in kurzer Zeit an, was durch Dehnung der Kapsel und umliegender Gewebe Schmerzen hervorruft.

Der Schmerz kann durch Druck auf den Lymphknoten verstärkt werden. Der Knoten ist gut tastbar, vom umliegenden Gewebe abgrenzbar. Andere Lymphknotenstationen, die weiter entfernt liegen sind in der Regel nicht betroffen. Die Entstehung eines Abszesses lässt auf ein intaktes Immunsystem schließen, da der Körper in der Lage ist den Entzündungsherd zu isolieren, sodass sich die Entzündung vorerst nicht weiter ausbreitet. Dennoch muss ein Abszess immer chirurgisch eröffnet und gespült werden. Danach nimmt die Lymphknotenschwellung schnell wieder ab.

Weitere Informationen zum Thema erhalten Sie hier: Abszess in der Leiste

Entzündung im Bauchraum

Entzündungen im Bauchraum, vor allem im kleinen Becken können ebenfalls eine Lymphknotenschwellung in der Leiste hervorrufen. Je nachdem auf welcher Seite sich die Entzündung befindet können die Lymphknoten der rechten oder linken Leiste stärker vergrößert sein. Häufige findet man schmerzhaft vergrößerte Lymphknoten in der Leiste bei einer Blinddarmentzündung (Appendizitis - vor allem rechts), Eierstockentzündungen (Adnexitis- beidseits möglich), oder einer Sigmadivertikulitis (Entzündungen am Ende des Dickdarms - vor allem linke Seite).

Entzündungen im Bauchraum können sich jedoch schnell ausbreiten, Lymphknoten beider Seiten aktivieren und zusätzlich allgmeine Symptome wie Fieber, Schüttelfrot und Abgeschlagenheit verursachen. Zudem sind meist mehrerer Lymphknoten und mehrere Lymphknotenstationen vergrößert und schmerzhaft.

Eingewachsener Zehnagel

Lokale Entzündungen im Bereich der Füße können ebenfalls schmerzhaft geschwollene Lymphknoten in der Leiste, auf gleicher Seite, verursachen. Durch eingewachsene Zehnägel oder Fußpilz gelangen Bakterien durch die defekte Haut in den Körper. Über die Lymphgefäße werden die körperfremden Zellen in lokale Lymphknoten geleitet.

Solche Stationen finden sich überall im Körper. Vom Fuß ausgehend gelangen Erreger zunächst in kleine Lymphknoten der Kniekehle, dort kann ein Teil der fremden Zellen schon zerstört werden. Der Rest wandert weiter in die Lymphknoten der Leiste. Dort befinden sich zahlreiche Lymphknoten entlang der großen Gefäße. Da man im Bereich der Leiste normalerweise wenig Unterhautfettgewebe hat, sind die Lymphknoten dort gut tastbar. 

Alternative Ursachen für die Schmerzen

Neben den Lymphknoten können auch andere Strukturen in der Leiste Schmerzen verursachen. Eine häufige Ursache für Schmerzen und Schwellung in der Leiste ist der Leistenbruch. Hierbei entsteht durch eine Schwachstelle in der Muskulatur bzw. Faszie eine Lücke, durch die Darm nach außen gedrückt wird. Dies zeigt sich als weiche Schwellung in der Leiste. Beim pressen und stehen verstärkt sich die Schwellung. Wird der Darmteil durch den Bruch abgedrückt, können schwere akute Schmerzen entstehen. Wird der Darmteil nicht schnell zurückverlagert kann des Darmgewebe absterben und schwere Infektionen hervorrufen.

Ein weiterer Grund für Schmerzen in der Leiste sind Zerrungen oder Dehnungen der Leistenmuskulatur, vor allem bei Leistungssportlern findet man solche Beschwerden häufig. Ebenso kann ein abgenutztes (arthrotisches) Hüftgelenk Schmerzen in der Leiste verursachen.

Kann das auch Krebs sein?

Geschwollene Lymphknoten in der Leiste können auch durch Tumorzellen verursacht werden. Tumorzellen verursachen, genauso wie Bakterien oder Viren, eine lokale Immunreaktion in Lymphknoten. Anders als bei akuten Infekten erfolgt dieses Geschehen langsamer. Die Lymphknoten nehmen langsam an Größe zu, was weniger bzw. nicht schmerzhaft ist. Tumore, die geschwollene Lymphknoten in der Leiste verursachen sind z. B. Eierstockkrebs, Dickdarmkrebs, sowie Hodenkrebs.

Genauer gesagt handelt es sich hierbei um eine Tumormetastase, da der ursprüngliche Krebs von einem anderen Organ ausgeht. Im Gegensatz dazu geht der Lymphdrüsenkrebs (Lymphom) direkt vom Lymphknoten aus. Herbei sind jedoch meist mehrere Lymphknoten betroffen. Zur genauen Diagnostik werden verdächtige Lymphknoten entnommen und histologisch untersucht, um den Primärtumor zu finden.

Einseitige Schmerzen

Einseitige Leistenschmerzen findet man beim oben genannten Leistenbruch, Zerrung oder Dehnung der Muskulatur der Leiste treten ebenfalls oft einseitig aus - vor allem auf der dominanten Seite z. B. Sprungbein beim Weitsprung. Bei starker Belastung beider Beine z. B. bei Kampfsportarten können beide Leisten betroffen sein. Durch lange Fehlbelastung oder Fehlstellungen kann das Hüftgelenk auf betroffener Seite abgenutzt werden und Schmerzen verursachen. Einseitige Schmerzen entstehen durch lokale Entzündungen, die sich durch schmerzhafte Lymphknotenschwellungen in der betroffenen Seite äußern können. 

Beidseitige Schmerzen

Beidseitige Schmerzen in der Leiste findet man vor allem bei einer generalisierten Lymphknotenschwellung. Dies findet man bei viralen oder bakteriellen Infekten, vor allem beim Pfeifferischen Drüsenfieber ist eine langandauernde schmerzhafte Lymphknotenschwellung zu beobachten. Aber auch bei einer einfachen Grippe können Lymphknoten am ganzen Körper anschwellen, in den Leistenregionen und am Hals sind sie oft am besten tastbar. Überbelastung durch Sport kann Entzündungen in beiden Leisten hervorrufen, hier ist vor allem die Psoas- und vordere Oberschenkelmuskulatur verantwortlich. Durch Druck auf Nerven die unter dem Leistenband entlanglaufen (Nervus cutaneus femoris lateralis) können Schmerzen ausgelöst werden die von der Leiste ausgehend auf die Oberschenkel Vorder-, Außenseite ausstrahlen. Dies ist z. B. durch das Tragen von einem zu engen Gürtel ein oder beidseitig möglich.

Verlauf & Prognose

Auch bei der Dauer und Prognose ist die Ursache entscheidend. Lokale Entzündungen oder einfache Infekte heilen durch passende Therapie in der Regel nach wenigen Wochen folgenlos aus. Schwerere Infektionen wie das Pfeifferische Drüsen Fieber können langwierige Verläufe nehmen und bei dem Betroffenen wiederkehrende Schübe verursachen.

Bei einer HIV-Infektion senken neue Medikamente die Viruslast unter die Nachweisgrenze und verlangsamen den Krankheitsverlauf, heilbar ist die Erkrankung jedoch nicht. Einige Krebserkrankungen sind ebenfalls zum Teil gut therapierbar. Sind bereits Lymphknoten befallen, handelt es sich um ein höheres Stadium und die Lebenserwartung ist im Vergleich zu Gesunden deutlich eingeschränkt.

Informieren Sie sich auch zu folgendem Thema: Dauer einer Lymphknotenschwellung

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 22.08.2019 - Letzte Änderung: 12.01.2023