Verhütung

Unter der Verhütung einer Schwangerschaft (Kontrazeption) versteht man alle Methoden, die darauf abzielen, dass es nach stattgefundenem Geschlechtsakt (Kohabitation) zu keiner Befruchtung (Fertilisation) der Eizelle (Oozyte) durch das Spermium kommt.

Die Arten der Verhütung

Es gibt momentan verschiedene Methoden der Verhütung (Kontrazeptiva) auf dem Markt, die entweder:

  • auf hormoneller
  • auf chemischer oder aber
  • auf mechanischer Basis

den Eintritt einer Schwangerschaft (Gravidität) unterbinden können.

Ein Beispiel für ein hormonelles Verhütungsmittel wäre die Pille. Chemische Verhütung sind beispielsweise Verhütungssprays oder Verhütungsgelees. Unter mechanischer Verhütung versteht man Kondom oder Diaphragmen.
Des Weiteren gibt es die so genannte natürliche Verhütung, wie beispielsweise die Kalendermethode, und die Sterilisation, die eine Befruchtung verhindern können. Anwendung findet außerdem die „Pille danach“.

Wie sicher sind die einzelnen Verhütungsmethoden?

Wie sicher die einzelnen Methoden der Verhütung sind, wird jeweils in klinischen Studien geprüft. Die Zuverlässigkeit eines bestimmten Verhütungsmittels kann nach dem Pearl Index (PI) beurteilt werden.

Der Pearl Index gibt an, wie viele von 100 Frauen unter Benutzung einer einzigen bestimmten Verhütungsmethode in einem bestimmten Zeitabschnitt schwanger geworden sind. Ein Pearl Index von 5 zum Beispiel bedeutet also, dass 5 von 100 Frauen unter Anwendung einer bestimmten Verhütungsmethode schwanger geworden sind. Je größer der Zahlenwert des Pearl Index ist, desto unsicherer ist das Verhütungsmittel.

Bei der Angabe des Pearl Indexes wird jedoch meistens nicht mit angegeben, ob die Anzahl der aufgetretenen Schwangerschaften lediglich auf einer Unsicherheit der Verhütungsmethode selbst lag oder, ob der unsachgemäße Gebrauch des Mittels der Verhütung zusätzlich noch einen Einfluss auf die aufgetretenen Schwangerschaften hatte. Somit ist der Pearl Index kritisch zu betrachten und nur als ungefährer Richtwert zu sehen.

Hier sind einige Pearl Indices der häufigsten Kontrazeptiva aufgelistet: 

  • Anti- baby- Pille: 0,1 - 0,9
  • Minipille: 0,14 - 3
  • Hormonspirale: 0,16
  • Dreimonatsspritze: 0,3 - 1,4
  • Vaginalring: 0,65 - 1,18
  • Hormonpflaster: 0,72 - 0,9
  • Temperatur- Methode: 0,8 - 3
  • Kupferspirale: 0,9 - 3
  • Kondom: 2 - 14
  • Diaphragma: 1 -20
  • Spermizid: 3 - 21
  • Portiokappe: 6 -30

Mechanische Verhütungsmethoden

Unter mechanischer Verhütung versteht man die Verhinderung der Schwangerschaft durch mechanische Barrieren.
Methoden hierfür sind im Anschluss aufgeführt.

Lesen Sie auch mehr zur einzelnen Verhütung unter unserem Thema: mechanische Verhütungsmittel

Kondom

Das Kondom ist ein Verhütungsmittel, das vom Mann angewendet wird, indem es über das erigierte Glied gestreift wird. Es gilt als das Verhütungsmittel der 1. Wahl, da es bei richtiger Anwendung nicht nur einen sehr guten Schutz bietet, sondern auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützt.

Für weitere Informationen zu diesem Thema lesen Sie: Das Kondom oder Wie ziehe ich das Kondom über? 

Diaphragma

Das Diaphragma, auch Scheidenpessar genannt, besteht aus einem Federring, der mit einer Silikonmembran überzogen ist. Es wird vom Arzt angepasst, sodass es den Muttermund komplett bedeckt und kann vor dem Geschlechtsakt eingesetzt werden. Mit einem zusätzlichen Gel wird weiterhin versucht die Beweglichkeit der Spermien aufzuhalten.

GyneFix® Kupferkette

Die Kupferkette wird am oberen Teil der Gebärmutter befestigt und besteht aus einem chirurgischen Faden, an dem Kupferelemente angebracht sind. Wie bei der Kupferspirale sorgt auch hier das Kupfer dafür, dass die Spermien in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind und das weibliche Ei nicht befruchten können. Die Methode gilt als sehr sicher und kann sogar als Notfallverhütung nach dem Geschlechtsakt die Befruchtung der Eizelle aufhalten. 

Lesen Sie hierzu auch den Artikel: GyneFix® Kupferkette

Kupferspirale

Die Kupferspirale bestht aus einem mit Kupferdraht umwickelten Kunststoffanker. Durch einen Gynäkologen wird die Spirale eingesetzt und anschließend mittels Ultraschall kontrolliert. Diese Untersuchungen sollten in Regelmäßigen Abständen erfolgen. Es wird vermutet, dass das Kupfer den Schleim des weiblichen Genitaltraktes so verändert, dass die Spermien in ihrer Beweglichkeit eingeschrenkt werden. Mit einem Pearl Index von 0,9 - 3 ist sie ein sehr sicheres Verhütungsmittel.

Lesen Sie mehr unter: Spirale und  Was kostet die Spirale?

LEA Contraceptivum

Das LEA contraceptivum wird in die Scheide eingeführt kann dort ca. 48 Stunden verbleiben. Mit einem zusätzlichen Gel wird weitere Sicherheit gewährleistet. Wichtig ist, dass das LEA noch 8 Stunden nach dem Verkehr in der Scheide verbleit, obwohl die maximale Tragedauer überschritten ist. Die Sicherheit gilt durch den nicht optimalen Studienaufbau als umstritten.

Portiokappe

Sie kann vor dem Verkehr über dem Gebärmutterhals platziert werden und schützt so vor dem Eindringen der Spermien in die Gebärmutter. Vor der Benutzung sollte die Größe durch einen Frauenarzt angepasst werden, um einen optimalen Schutz zu gewährleisten.  Die Sicherheit variiert sehr stark. Generell lässt sich sagen, dass die Portiokappe bei Frauen, die bereits ein Kind entbunden haben, schlechter funktioniert.

Chemische Verhütungsmethoden

Unter chemischer Verhütung versteht man die Verhinderung der Schwangerschaft durch chemische Abtötung der Spermien. Dies erfolgt unter Benutzung so genannter Spermizide. Es gibt sie in verschiedenen Darreichungsformen:

  • Gel
  • Salbe
  • Zäpfchen
  • Schaum
  • Spray

Das Spermizid sollte mindestens 10 Minuten vor dem Verkehr angewendet werden. Einige Mittel töten Spermien komplett ab, wohingegen andere nur die Beweglichkeit einschränken oder das Eindringen der Spermien in den Muttermund aufhalten. Diese Verhütungsmethode gilt mit einem Pearl Index von 3 -21 als relativ unsicher. Daher wird die Kombination mit anderen Verhütungsmitteln empfohlen. 

Erfahren Sie hierzu mehr unter: natürlichen Verhütungsmethoden

Hormonelle Verhütungsmethoden

Es gibt verschiedene Methoden mit der Hilfe von Hormonen zu verhüten. Hierbei werden in der Regel die Hormone Östrogen und/ oder Gestagen benutzt. Diese spielen eine wichtige Rolle für den Eisprung. Bleibt ihre Konzentration im Blut durch das Kontrazeptivum  konstant hoch, bleibt meist der Eisprung aus und das Sekret der Gebärmutter verändert sich so, dass sie Spermien in ihrer Bewegung eingeschränkt sind. 

Für weitere Informationen lesen Sie auch: Hormonelle Verhütungsmethoden

Anti- Baby- Pille

Die herkömmliche Anti- Baby- Pille ist das beliebteste hormonelle Verhütungsmittel. Sie beinhaltet die Hormone Östrogen und Gestagen, deren Abfall für den Eisprung wichtig sind. Durch die regelmäßige Einnahme bleibt der Spiegel jedoch konstant hoch und der Eisprung bleibt aus. Der Pearl Index liegt je nach Präparat bei ungefähr 0,1 - 0,9, was für eine sehr sichere Art der Verhütung spricht. Auch ähnliche Präparate wie die Minipille, die nur das Hormon Gestagen beinhaltet, sind mit einem Pearl Index von 0,14 -3 sehr sicher.

Lesen Sie mehr unter: 

Drei- Monats- Spritze

Hier wird der Frau alle drei Monate eine hormonaltige Flüssigkeit in die Muskulatur gespritzt, die den Eisprung unterdrückt. Die Methode ist sehr sicher und muss nur vier Mal im Jahr aufgefrischt werden. Jedoch ist es auch relativ schwer wieder abzusetzten, sodass es teilweise erst nach Jahren zu einer gewollten Schwangerschaft kommen kann, weswegen die Familienplanung im Idealfall bereits abgeschlossen sein sollte. 

Für weitere Informationen lesen Sie: Drei- Monats- Spritze

Hormonspirale

Die Hormonspirale besteht aus einer T- förmigen Kunststoffspirale mit einem Hormondepot, aus dem kontinuierlich Gestagen freigesetzt wird. Durch einen Frauenarzt wird sie eingesetzt und kann mehrere Jahre im Körper verbleiben, wenn sie vorher nicht bei der Regelblutung ausgestoßen wird. Durch sie kann der Schleim der weiblichen Genitalien verdickt werden, was die Beweglichkeit der Spermien deutlich einschränkt. 

Lesen Sie mehr unter: Die Hormonspirale

Vaginalring

Der Vaginalring ist ein mit Östrogen und Gestagen angereicherter Kunststoffring, der vaginal eingeführt wird. Seine Wirkweise ähnelt der Pille, wobei hier nicht täglich Tabletten eingenommen werden. Jedoch sollte der Ring sehr regelmäßig gewechselt werden, um einen zuverlässigen Schutz zu gewährleisten.

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Hormonpflaster

Das Hormonpflaster wird drei Wochen lang getragen und muss aber jede Woche erneuert werden. Die Hormone, die über das Pflaster abgegeben werden, wandern in die Blutbahn und sorgen so für das Verhindern eines Eisprungs und eine Veränderung der Gebärmutterschleimhaut, was die Spermien in ihrer beweglichkeit einschränkt und das einnisten eines befruchteten Eis erschwert. Es ist eine sichere Methode der Verhütung. 

Hormonstäbchen

Das Hormonstäbchen ist  ungefähr 4cm lang und 2mm breit. In einem chirurgischen Eingriff wird es in den Oberarm eingesetzt und kann dort bis zu 3 Jahre verbleiben. Es setzt kontinuierlich das Hormon Gestagen ab und eignet sich sehr gut für einen Gebrauch, nachdem die Familienplanung abgeschlossen ist. Auch nach dem Absetzen ist die Fruchtbarkeit sehr schnell wiederhergestellt. 

Natürliche Verhütungsmethoden

Die Verhütung mit natürlichen Verhütungsmethoden ist einerseits die nebenwirkungsärmste Methode, andererseits aber auch hinsichtlich der Sicherheit der Verhütung das risikobehafteste Verfahren.
Es stehen verschiedene Verfahren der natürlichen Schwangerschaftsverhütung zu Verfügung.

Erfahren Sie mehr zu den einzelnen Methoden der Verhütung unter unserem Thema : natürlichen Verhütungsmethoden

Kalendermethode

Die Kalendermethode, auch Knaus- Ogino- Verhütungsmethode genannt, wird der Menstruationszyklus überwacht, um die fruchtbaren Tage näherungsweise vorauszusagen. Bei einem Zyklus von 28 Tagen geht man von durchschnittlich 5 fruchtbaren Tagen aus. Die Methode gilt jedoch mit einem Pearl Index von 9 -30 als sehr unsicher.

Temperaturmethode

Diese Methode basiert auf der Veränderung der Basaltemperatur im Laufe des Zyklus. Die Basaltemperatur stellt die Temperatur beim Aufwachen dar und weist Schwankungen auf. In der ersten Hälfte des Zyklus ist die Temeratur etwas niedriger und steigt in der zweiten Hälfte um mindestens 0,2°C an. Bei einem Eisprung kommt es binnen 48 Stunden zu einem Temperaturanstieg. Die Temperaturmethode ist bei richtiger Anwendung einigermaßen sicher. Es gibt jedoch Faktoren, die auch die Basaltemperatur beeinflussen und so zu Messfehlern führen.  

Billings- Methode

Bei diesem Verfahren wird der Schleim des Muttermundes täglich kontrolliert. In einer unfruchtbaren Phase ist der Schleim eher dickflüssig. Das Sekret wird immer flüssiger je näher das Ereignis des Eisprungs rückt. Nach dem Eisprung wird es wieder zähflüssiger oder verschwindet. Jedoch gibt es auch andere Faktoren, die die Beschaffenheit des Schleims beeinflussen können, was zu Fehleinschätzungen führen kann.  Daher ist die Methode nicht unbedingt sicher. 

Symptothermale Methode (SMT)

Bei dieser Methode, die auch Rötzermethode genannt wird, werden mehrere Messergebnisse berücksichtigt, um die fruchtbarsten Tage zu bestimmen. Es werden die Temperatur beim Aufwachen, die Beschaffenheit des Muttermundschleims und Veränderungen des Gebärmutterhalses und Muttermundes ausgewertet. Die Temperatur und der Muttermundschleim werden wie bei der Temperaturmethode und Billings- Methode bewertet. Des Weiteren kann die Festigkeit des Muttermundes bestimmt werden, der in den unfruchtbaren Tagen eher hart und geschlossen ist, um die Sicherheit zu erhöhen. Bei korrekter Anwendung bietet die Methode eine gute Sicherheit, jedoch sollte es geübt sein!

Coitus interruptus

Der Coitus interruptus beschreibt einen Geschlechtsakt, der vor dem Samenerguss abgebrochen wird. Der Zeitpunkt, zu dem das männliche Glied aus dem weiblichen Genital entfernt werden muss, ist jedoch stark von der Körperbeherrschung und der Selbsteinschätzung des Mannes abhängig und daher mit einem Pearl Index von 4 - 27 sehr unsicher. 

Sterilisation

Die Sterilisation zur Verhütung stellt nach erfülltem Kinderwunsch im höheren Lebensalter eine sehr gute Methode der Schwangerschaftsverhütung dar. In Deutschland lassen sich etwa 7% der Frauen und 2% der Männer nach abgeschlossener Familienplanung sterilisieren. 
Weitere Informationen erhalten Sie unter unserem Thema: Sterilisation

Die Pille danach

Das Besondere der „Pille danach“ ist, dass sie bei inadäquatem Gebrauch eines der anderen Verhütungsmittel auch noch bis zu 48 Stunden nach dem Geschlechtsakt eingenommen werden und die Schwangerschaft verhindern kann. Diese Form der Verhütung besteht aus Tabletten, die hoch dosierte Gestagene bzw. Gestagene und Östrogene enthalten und den Eisprung ebenso wie die Einnistung (Nidation) der Eizelle verhindern.
Weitere Informationen erhalten Sie unter unserem Thema:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 26.05.2007 - Letzte Änderung: 18.09.2024