Schmerzen am rechten Eierstock

Einleitung

Schmerzen im Bereich der Eierstöcke kommen häufig vor. Viele Frauen kennen die Beschwerden im Rahmen der monatlichen Regelblutung oder während des Eisprungs.
Eierstockschmerzen können jedoch auch andere Ursachen haben oder fälschlicherweise als Eierstockschmerzen interpretiert werden, obwohl die Beschwerden eigentlich einen anderen Ursprung haben. Bei anhaltenden oder sehr starken Schmerzen sollte daher immer ein Arzt konsultiert werden.

Lesen Sie mehr zum Thema: Schmerzen an den Eierstöcken

Ursachen

Der rechte Eierstock kann aus verschiedenen Gründen schmerzen. Manchmal ist gar nicht der Eierstock Ursprung der Schmerzen, sondern ein benachbartes Organ, wie beispielsweise der Blinddarm.

Eisprung:

Beim Eisprung verlässt eine herangereifte Eizelle etwa in der Mitte des weiblichen Zyklus den Eierstock. Der Follikel springt auf und die Eizelle wird in den Eileiter abgegeben, durch den sie bis in die Gebärmutter wandert. Trifft sie dort auf lebende Spermien, so wird sie befruchtet und nistet sich in die Gebärmutterschleimhaut ein: Eine Schwangerschaft beginnt.Wird sie nicht befruchtet, so geht sie im Rahmen der Regelblutung mitsamt der Gebärmutterschleimhaut ab.Manche Frauen spüren den Eisprung in Form der sogenannten Mittelschmerzen. Dabei kommt es zu einem mehr oder weniger ausgeprägten Ziehen im Bereich des Eierstocks, der in diesem Monat die reife Eizelle abgegeben hat.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Schmerzen beim Eisprung

Eierstockzyste:

Bei Eierstockzysten (auch: Ovarialzysten) handelt es sich um blut- oder flüssigkeitsgefüllte Blasen, die sich an den Eierstöcken bilden. Die Ursache sind meist hormonelle Veränderungen, beispielsweise durch die Anwendung hormoneller Verhütungsmittel, in der Pubertät, in der Schwangerschaft oder den Wechseljahren.Zysten sind in der Regel gutartig, können jedoch auch im Rahmen eines Ovarialkarzinoms auftreten. Kleine Zysten verursachen dabei in der Regel keine Beschwerden und bilden sich meist von selbst wieder zurück. Ist die Zyste jedoch sehr groß, kann sie durch Druck auf umgebende Organe Schmerzen hervorrufen. Außerdem kann es zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, ständigem Harndrang oder Stuhlunregelmäßigkeiten kommen.

Als Komplikation kann eine sogenannte Stieldrehung entstehen. Dabei kommt es plötzlich zu einer Drehung der Zyste um ihre eigene Achse, sodass zuführende Blutgefäße und das Gewebe, mit dem die Zyste angewachsen ist, komprimiert werden.
Die Blutzufuhr wird abgebunden und das Gewebe stirbt ab. Dies wiederum führt zu einer Entzündungsreaktion, die sich im schlimmsten Fall bis auf das Bauchfell ausdehnen und eine Bauchfellentzündung (Peritonitis) auslösen kann.

Symptomatisch wird die Stieldrehung durch heftige Schmerzen auf der betroffenen Seite.
Therapeutisch muss die Drehung unbedingt operativ aufgehoben und die Zyste entfernt werden, andernfalls kann es zum Verlust der Fruchtbarkeit des betroffenen Eierstocks kommen.

Lesen Sie hierzu auch unseren Hauptartikel: Zyste am Eierstock

Eierstockentzündung:

Auch eine Eierstockentzündung (Adnexitis) kann zu rechtsseitigen Unterbauchschmerzen führen, wenn der rechte Eierstock betroffen ist.
Die Eierstockentzündung entsteht in der Regel durch Einwanderung von Krankheitserregern über Scheide und Gebärmutter bis in die Eileiter und Eierstöcke.

Die betroffenen Frauen verspüren meist starke Schmerzen im Bereich des betroffenen Eierstocks und haben zusätzlich oft Fieber und ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl. Auch Übelkeit und Erbrechen können auftreten, müssen jedoch nicht zwingend entstehen.
Des Weiteren kann es zu übelriechendem Ausfluss aus der Scheide sowie zu Zwischenblutungen kommen. Am häufigsten entsteht die Eierstockentzündung kurz nach stattgehabter Regelblutung.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Entzündung der Eierstöcke und Symptome einer Eileiterentzündung

Schwangerschaft:

Im Rahmen einer Schwangerschaft verspüren manche Frauen ein Ziehen in den Eierstöcken.
Starke Schmerzen im Bereich eines Eierstocks können jedoch auch auf eine Eileiterschwangerschaft hindeuten.
Dabei wird die reife Eizelle bereits im Eileiter durch ein Spermium befruchtet und nistet sich nun nicht in der Gebärmutter, sondern fälschlicherweise im Eileiter ein.
Dieser ist für den heranwachsenden Embryo nicht ausgelegt, sodass es ab einer gewissen Größe zu starken Schmerzen kommt.
Eine Eileiterschwangerschaft muss unbedingt operativ behoben werden, da es sonst zu einem Riss des Eileiters kommen kann, was wiederum eine Bauchfellentzündung verursachen kann.

Lesen Sie mehr zum diesem Thema unter: Schmerzen der Eierstöcke in der Schwangerschaft

Periode:

Viele Frauen leiden unter Regelschmerzen. Diese können auch im Bereich der Eierstöcke wahrgenommen werden, entstehen jedoch eigentlich durch die Kontraktionen der Gebärmutter.
Für diese sind bestimmte Botenstoffe, die Prostaglandine, verantwortlich. Sie reizen jedoch zusätzlich freie Nervenendigungen, was die unangenehmen Schmerzen hervorruft.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Schmerzen der Eierstöcke nach Periode/Menstruation

Endometriose:

Bei der Endometriose handelt es sich um eine gutartige Wucherung von Gebärmutterschleimhaut. Diese ist unregelmäßig aufgetrieben und an verschiedene Stellen des Bauchraums verteilt, wo sie eigentlich nicht hingehört.
So kann sich beispielsweise auch funktionsfähige Gebärmutterschleimhaut in den Eierstöcken ablagern.

Da es sich dabei um Schleimhaut handelt, die genau wie die reguläre Gebärmutterschleimhaut auf hormonelle Einflüsse im Rahmen des Regelzyklus reagiert, kann es zyklusabhängig zu starken Schmerzen kommen, je nachdem wo sich die Schleimhaut angesiedelt hat. Je nach Befund kann die Endometriose operativ saniert werden.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Symptome der Endometriose

Eierstockkrebs:

Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom) verursacht im frühen Stadium in der Regel keine Beschwerden. Wenn die entarteten Zellen entlang von Nerven wachsen, können jedoch Schmerzen entstehen.
Dies gilt auch für spätere Stadien der Erkrankung, in denen der Eierstockkrebs so groß geworden ist, dass benachbarte Strukturen infiltriert werden. Umgebende Organe können dann komprimiert werden, sodass beispielsweise Schmerzen im Blasen- und/oder Enddarmbereich, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder Druckschmerz im Unterbauch auftreten können.
Auch unregelmäßige Blutungen (besonders auch nach Eintreten der Wechseljahre), Gewichtsverlust, Völlegefühl und Stuhlveränderungen können vorkommen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Symptome von Eierstockkrebs

Andere Ursachen:

Vermeintliche Schmerzen im Eierstockbereich können auch fälschlicherweise als solche gedeutet werden, obwohl sie eigentlich von anderen Organen oder Strukturen ausgehen. Insbesondere rechtsseitige Unterbauchschmerzen gehen anstatt vom Eierstock häufig vom Blinddarm aus und sind dann Anzeichen einer Blinddarmentzündung (Appendizitis).
Auch eine Verstopfung oder Blähungen im Darm können rechtsseitige Unterbauchschmerzen verursachen, die als Eierstockschmerzen interpretiert werden können.

Insbesondere bei starken Beschwerden ist daher eine ärztliche Abklärung der verschiedenen möglichen Ursachen wichtig, um die korrekte Ursache herauszufinden und eine entsprechende Therapie einleiten zu können.

Symptome

Schmerzen im Bereich des rechten Eierstocks können sich je nach Ursache unterschiedlich stark äußern. Im Rahmen des Eisprungs handelt es sich in der Regel nur um ein leichtes Ziehen, während bei der Periode auch deutlich stärkere Schmerzen auftreten können.

Bei einer Endometriose oder einer fortgeschrittenen bösartigen Erkrankung des Eierstocks sowie einer Stieldrehung treten häufig krampfartige, sehr starke Schmerzen auf, die unbedingt zeitnah ärztlich abgeklärt werden sollten.

Wenn zusätzliche Symptome wie Fieber, Gewichtsverlust, Nachtschweiß, Unwohlsein, Übelkeit, Erbrechen oder sonstige Anzeichen auftreten, liegt der Verdacht nahe, dass sich eine ernsthaftere Ursache hinter den Beschwerden verbergen könnte. In diesem Fall sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

Diagnose

Um rechtsseitige Eierstockschmerzen abzuklären, sollte ein Frauenarzt aufgesucht werden. Dieser wird zunächst eine Tastuntersuchung vornehmen, um mögliche Veränderungen des Gewebes, Verhärtungen sowie eine mögliche Abwehrspannung zu erkennen.
Zur weiteren Diagnostik kann beispielsweise eine Ultraschalluntersuchung durch die Scheide vorgenommen werden. Dazu wird ein entsprechender Schallkopf vaginal eingeführt. Dadurch kann der Arzt die Gebärmutter, sowie die Eierstöcke darstellen. Gewebeveränderungen, beispielsweise Zysten, Gewebewucherungen wie beispielsweise eine Endometriose oder auch bösartige Veränderungen können dadurch häufig bereits sichtbar gemacht werden.
Liegt der Verdacht auf eine bösartige Veränderung vor, so wird die Patientin in der Regel zeitnah an ein Krankenhaus überwiesen, wo eine Gewebeprobe entnommen werden kann. Bei anderen Veränderungen der Eierstöcke muss im Einzelfall entschieden werden, welche weitere Diagnostik und Therapie angemessen sind.

Abbildung Schmerzen der Eierstöcke

Schmerzen Eierstöcke

  1. Eierstock -
    Ovarium
  2. Harnleiter -
    Ureter
  3. Dickdarm, absteigender Teil -
    Colon descendens
  4. Eileiter -
    Tuba uterina
  5. Harnblase -
    Vesica urinaria
  6. Scheide -
    Vagina
  7. Blinddarm -
    Caecum
    Wurmfortsatz -
    Appendix vermiformis
  8. Leber -
    Hepar
    Ursachen für Schmerzen
    in den Eierstöcken:

    A - Zyklusbedingte Eierstockschmerzen
    (Reifung einer Eizelle,
    Eisprung, Regelblutung)
    B - Entzündungen
    (Adnexitis) - bedingt durch
    Krankheitserreger
    C - Schwangerschaft
    (Druck des Babys,
    Eileiterschwangerschaft)
    D - Gewebewucherungen
    (Endometriose, Zysten)
    E - Eierstockkrebs
    (Ovarialkarzinom) - bösartige
    (maligne) Geschwulst der Eierstöcke
    F - Eierstockschmerzen beim Husten
    (Druck auf das Gewebe)
    G - Rückenschmerzen -
    Erkrankungen im Bereich
    der Eierstöcke
    (z.B. Lendenwirbelsäule)

Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen

Therapie

Die Therapie der rechtsseitigen Eierstockschmerzen richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache. Eine Eierstockentzündung kann oftmals mit Antibiotika behoben werden.
Gutartige Gewebewucherungen oder große Zysten müssen je nach Ausprägung operativ entfernt werden. Gleiches gilt für Eierstockkrebs, Eileiterschwangerschaften und Stieldrehungen, die unbedingt operativ behoben werden müssen, da sonst ernsthafte Komplikationen daraus erwachsen können.

Prognose

Auch die Prognose der rechtsseitigen Eierstockschmerzen hängt von der Ursache der Beschwerden ab. Ist die Ursache erkannt und wird eine entsprechende Therapie eingeleitet, ist die Prognose im Allgemeinen gut.
Zysten bilden sich häufig auch ohne Therapie zurück, Eierstockschmerzen bei Eisprung oder Periode lassen sich meist durch die Einnahme von Schmerzmitteln erträglich machen.
Da auch operativ gute Heilungschancen bei Gewebeveränderungen der Eierstöcke bestehen, lassen sich die Eierstockschmerzen langfristig in den meisten Fällen gut in den Griff bekommen.

Prophylaxe

Eine gezielte Prophylaxe, um Eierstockschmerzen zu vermeiden, gibt es nicht. Zysten und Gewebewucherungen entstehen nicht selten im Rahmen einer genetischen Veranlagung, beziehungsweise durch hormonelle Einflüsse, die durch die Frau nicht gezielt beeinflusst werden können.
Um einer Entzündung der Eierstöcke vorzubeugen, sollte jedoch auf eine gute Hygiene während der Regelblutung geachtet werden. Binden oder Tampons sollten regelmäßig gewechselt und der Intimbereich mit klarem Wasser gewaschen werden. Auf den Einsatz starker Seifen oder Shampoos ist zu verzichten.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 13.10.2015 - Letzte Änderung: 16.12.2021