Kaiserschnitt auf Wunsch

Synonyme

Schnittentbindung, Sectio caesaera

Englisch: abdominal delivery

Lesen Sie auch:

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  • Geburt

Definition

Der Kaiserschnitt ist eine operative Methode, um ein Kind zur Welt zu bringen. Dabei wird durch einen chirurgischen Schnitt durch die Bauchdecke der Mutter, der meist quer –seltener längs- verläuft, die Gebärmutter eröffnet und das Kind unter Umgehung des natürlichen Geburtskanals entbunden. Indikationen für einen Kaiserschnitt können medizinische Gründe sein, jedoch kann er auch auf expliziten Wunsch der werdenden Mutter durchgeführt werden. Dann spricht man von einem Kaiserschnitt auf Wunsch. Medizinische Anlässe für einen Kaiserschnitt sind meist Sicherheitsgründe bei risikoreichen Zuständen des Kindes oder der Mutter oder werden aufgrund mechanischer Hindernisse durchgeführt. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn das Kind statt in normaler Lage (mit dem Kopf in Richtung Becken) in Quer-, Fuß- oder Steißlage liegt. Ebenfalls erschweren anatomische Missverhältnisse zwischen Beckenausgang der Mutter und der Kopfgröße des Kindes eine Geburt auf normalem Wege wie z.B. bei einem Wasserkopf des Kindes (sogenannter Hydrocephalus) oder einer Beckenenge der Mutter. Bei Zwillings- oder Mehrlingsschwangerschaften ist der Kaiserschnitt in den meisten Fällen die Methode der Wahl.

Risikoreiche Situationen , die hauptsächlich das Kind betreffen und damit einen Kaiserschnitt notwendig machen, sind unter anderem Fehlbildungen, Frühgeburtlichkeit, ein vorzeitiger Blasensprung, eine vorzeitige Ablösung des Mutterkuchens (Plazenta), eine Rhesus-Blutgruppen-Unverträglichkeit von Mutter und Kind, Vorfälle, bei denen die Nabelschnur für das Kind bedrohlich werden kann, oder auch bereits diagnostizierte Vorerkrankungen des Kindes. Von Seiten der Mutter aus ist ein Kaiserschnitt neben ausdrücklichem Wunsch der Mutter auch bei einer schweren Erkrankung der Mutter angezeigt, z.B. bei HIV-Infektionen, schwerwiegenden Verletzungen oder sehr starken Blutungen etc. Auch Gebärmuttereinrisse sowie Eklampsien (schweres Krankheitsbild, das vor allem mit Krämpfen einhergeht und bis zur Bewusstlosigkeit führen kann) sind absolute Indikationen für einen nicht-natürlichen Geburtsvorgang bzw. einen Notkaiserschnitt.

Epidemiologie

In Deutschland kommt mittlerweile fast jedes dritte Kind per Kaiserschnitt zur Welt, jedoch nur ein geringer Prozentsatz auf ausdrücklichen Kaiserschnitt auf Wunsch der Mutter. Weltweit gesehen liegt die durchschnittliche Kaiserschnittrate bei etwa 20%, schwankt jedoch von Land zu Land teilweise erheblich.

Formen des Kaiserschnitts

Es lässt sich ein primärer von einem sekundären Kaiserschnitt unterscheiden. Sofern die Geburt noch nicht eingeleitet ist, das heißt noch kein Blasensprung erfolgt ist und/ oder noch keine Wehen eingesetzt haben, spricht man von einem primären Kaiserschnitt. Dazu zählen sowohl der Kaiserschnitt auf Wunsch, als auch andere oben beschriebene Situationen, bei denen bereits im Vorfeld ein Kaiserschnitt geplant war. Von einem sekundären Kaiserschnitt spricht man dann, wenn er unter der Geburt erfolgt, das heißt, wenn die Wehen bereits eingesetzt haben. Dieser ist hauptsächlich bei geburtlichen Komplikationen indiziert.

Durchführung

Zur Schnittführung ist ein Anästhesieverfahren als Betäubung notwendig, entweder in Form einer Allgemein- oder einer Regionalanästhesie. Normalerweise wird die Regionalanästhesie der Allgemeinanästhesie vorgezogen, da die Mutter so die Geburt trotz Schmerzfreiheit bei vollem Bewusstsein miterleben kann. Jedoch ist ein Kaiserschnitt manchmal nur in Vollnarkose möglich, da für das Regionalanästhesieverfahren gewisse Kontraindikationen wie z.B. Gerinnungsstörungen bestehen. Im Falle eines Notkaiserschnitts wird aus Zeitgründen ebenfalls meist auf eine Regionalanästhesie verzichtet. Außerdem muss die psychosoziale Situation der Patientin bei der Wahl des Verfahrens mitberücksichtigt werden.

Bei der weitaus häufigeren Regionalanästhesie werden zwei Verfahren unterschieden: Spinalanästhesie und Epi-/bzw. Periduralanästhesie (sog. PDA). Beide Verfahren führen zu einem Verlust der Schmerzwahrnehmung in der unteren Körperhälfte, beeinträchtigen aber in keiner Weise das Bewusstsein der werdenden Mutter. Durch eine Punktion mit einer sehr dünnen Nadel im Bereich der Lendenwirbelsäule wird ein Lokalanästhetikum in rückenmarksnahe Räume eingebracht, was zu einer Blockade der Schmerzweiterleitung im Rückenmark und den davon abgehenden Nerven führt. Der Unterschied der beiden Verfahren besteht hauptsächlich im Applikationsort des Schmerzmittels. Der Vorteil einer Epi-/bzw. Periduralanästhesie gegenüber der Spinalanästhesie besteht darin, dass Schmerzen auch während oder nach der Operation reguliert werden können, da nach der Punktion ein Zugang zum Rückenmarkskanal verbleibt, über den weiterhin Medikamente von außen appliziert werden können. Dies ist bei der Spinalanästhesie aufgrund einer einmaligen Punktion und Injektion nicht möglich.

Bevor die eigentliche Operation begonnen werden kann, muss der Schambereich rasiert und das gesamte Operationsgebiet großflächig und gründlich desinfiziert werden. Um unter sterilen Bedingungen arbeiten zu können, wird der Operateur um das Gebiet herum eine sterile Folie auf die Haut aufkleben. Die Operation beginnt mit einem Schnitt durch die Bauchdecke, der meist quer etwas oberhalb des Schamhügels erfolgt. Prinzipiell ist auch ein Längsschnitt zwischen Bauchnabel und Schambein möglich, wird heute aber kaum noch angewandt. War es früher noch üblich, auch die tiefer gelegenen Gewebeschichten per Schnitt zu eröffnen, greift man heute immer häufiger zum sogenannten „sanften Kaiserschnitt“, auch Misgav-Ladach-Sectio genannt, einer Operationsmethode, bei der Bauchdecke, -höhle und Gebärmutter mit Hilfe der Finger weiter eröffnet und ausreichend gedehnt werden. Damit werden die Gewebe geschont, Gefäße und Nerven werden seltener beschädigt und es kommt zur schnelleren Heilung der Operationswunde, sodass die Mütter meist schneller aus dem Krankenhaus entlassen werden können. Nach der Eröffnung der Gebärmutter wird das Kind herausgeholt und die Nabelschnur durchtrennt. Der gesamte Vorgang dauert meist nicht länger als wenige Minuten. Während das Kind von einer Hebamme erstversorgt wird, muss der Operateur den in der Gebärmutter zurückgebliebenen Mutterkuchen (Plazenta) zusammen mit der Nabelschnur entnehmen und die einzelnen Schichten wieder sorgfältig durch Nähte verschließen. Der Hautschnitt wird mit Hilfe chirurgischer Klammern zusammengehalten. Sollten die Operation und die folgende Zeit ohne Komplikationen abgelaufen sein, so ist die Mutter meist etwa ab dem dritten Tag nach der Operation mobil und kann nach durchschnittlich sieben Tagen Krankenhausaufenthalt mit ihrem Kind nach Hause entlassen werden.

Komplikationen und Risiken

Im Allgemeinen ist das Sterblichkeitsrisiko für gesunde Frauen bei einem Kaiserschnitt gegenüber dem einer Geburt auf natürlichem Wege erhöht. Man geht etwa von einem zwei- bis dreifachen Risiko aus. Die wohl häufigsten Komplikationen sind Wundheilungsstörungen und Infektionen. Ebenfalls können Verwachsungen im Wundbereich auftreten, die eine Folgeschwangerschaft beeinträchtigen können. Wie bei jeder anderen Operation auch kann es beim Kaiserschnitt zu vermehrten Blutungen sowie zur Verletzung anderer, in der Nähe des Operationsgebietes gelegenen Organen und Strukturen kommen. Vor allem gefährdet sind Darm, Harnblase, Harnleiter und Nerven. Es kann zu Perforationen kommen, die oft eine lebensbedrohliche Entzündung des Bauchfells (Peritonitis) nach sich ziehen. Die Verletzung von nervalen Strukturen führt zu einem Taubheitsgefühl, im schlimmsten Fall zu dauerhaften Lähmungserscheinungen. Durch den für die Operation nötigen Blasenkatheter kann es zu Harnwegsinfektionen und Störungen der Blasenentleerung kommen. Durch die nach dem Kaiserschnitt anfangs vorhandende Bettlägerigkeit der Mutter ist das Risiko einer Thrombosebildung mit Embolie erhöht.

Von Seiten des Kindes kommt es beim Kaiserschnitt eher selten zu Komplikationen. Verletzungen sind rar, am ehesten kann die kindliche Atmung durch Anpassungsstörungen oder das Eindringen des Fruchtwassers in die Luftwege (sog. Fruchtwasser-Aspiration) eingeschränkt sein. Des Weiteren sind Stillprobleme nach Kaiserschnitten häufiger beschrieben. Prinzipiell ist es nach einem Kaiserschnitt möglich, bei einer Folgeschwangerschaft das Kind auch auf natürlichem Wege zur Welt zu bringen. Früher hielt man sich vor allem an den Grundsatz „Einmal Kaiserschnitt, immer Kaiserschnitt“. Heutzutage sieht man keinen Grund mehr dazu, eine natürliche Geburt nach erfolgtem Kaiserschnitt abzulehnen, sofern nicht der für den ersten Kaiserschnitt ursächliche Grund weiter besteht, beispielsweise eine Beckenenge der Mutter oder eine ungünstige Lage des Kindes im Bauch der Mutter.

Prinzipiell sollte bei jeder Schwangerschaft erneut gründlich abgewogen werden, ob ein Kaiserschnitt nötig bzw. von der Mutter erwünscht ist und dies mit dem behandelnden Arzt und der Hebamme unter Beachtung von Vor- und Nachteilen kritisch diskutiert werden.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 26.02.2011 - Letzte Änderung: 22.10.2021