Magenschmerzen in der Nacht

Definition

Als Magenschmerzen werden im Volksmund Schmerzen im mittleren Oberbauch, direkt unter dem Brustbein, bezeichnet. Für diese ist der Magen zwar eine sehr häufige, jedoch nicht die einzig in Frage kommende Ursache. Schmerzen, die von der Bauchspeicheldrüse oder Teilen des Dünndarms verursacht werden, können an der gleichen Stelle wahrgenommen werden. Generell gehören Magenschmerzen zu den häufigsten Beschwerden beim Menschen. Treten sie besonders oder ausschließlich nachts auf, kann dies ein Hinweis auf die Ursache sein und den Kreis der möglichen Erkrankungen deutlich eingrenzen. Einige davon können, wenn sie nicht behandelt werden, schwere Folgen haben. Deshalb sollte bei starken oder lange andauernden nächtlichen Magenschmerzen frühzeitig ein Arzt aufgesucht werden.

Ursachen

Magenschmerzen in der Nacht sind typisch für mehrere Erkrankungen. Bei leichten Beschwerden wird die Ursache manchmal nie gefunden – sie werden dann beispielsweise durch Hunger ausgelöst und sind völlig ungefährlich.

Eine sehr häufige, bekannte Ursache ist die falsche Essgewohnheit vor dem Schlafengehen. Dabei können beispielsweise zu große Mahlzeiten oder stark blähende Nahrungsmittel wie Rosenkohl, Bohnen oder Erbsen zu Schmerzen und Blähungen führen. Auch Alkohol ist ein häufiger Übeltäter – insbesondere nach dem Feiern ist ein nächtlich beginnender Kater mit starken Magenschmerzen nicht ungewöhnlich. Zudem können verschiedene Nahrungsmittelunverträglichkeiten, beispielsweise auf Milch oder Getreide, besonders nachts wahrgenommen werden.

Bestehen die Beschwerden schon länger, stehen andere Ursachen im Vordergrund. Eine der in Deutschland häufigsten Erkrankungen ist die sogenannte Reflux-Krankheit, bei der vermehrt Magensäure in die Speiseröhre zurückfließt und so Schmerzen im Bereich des Magens, der Brust und des Halses auslösen kann. Da der Rückfluss von Magensäure im Liegen verstärkt ist, treten die Schmerzen oft nachts auf. Auch die Magenschleimhautentzündung (Gastritis) und das Geschwür des Zwölffingerdarmes, auch Dünndarm- oder Duodenalulkus genannt, sind häufige Ursachen für immer wiederkehrende, nächtliche Magenschmerzen.

Das Dünndarmulkus (Magengeschwür) verursacht Schmerzen typischerweise nach mehreren Stunden ohne Nahrungsaufnahme – dementsprechend insbesondere nachts oder während längerer Hungerphasen. Treten die Magenschmerzen nachts sehr plötzlich auf und werden von sehr starken Bauchschmerzen, einem brettharten Bauch oder Brustschmerzen mit Luftnot begleitet, kann auch ein Herzinfarkt oder eine operationsbedürftige Erkrankung wie ein Magendurchbruch dahinterstecken.

Diagnose

Zur Diagnose von nächtlichen Bauchschmerzen werden beim Arzt die gleichen Methoden wie bei Oberbauchbeschwerden jedweder Art eingesetzt. Zu Beginn steht das Erfragen von weiteren Beschwerden, der Medikamenteneinnahme und mehr. Eine körperliche Untersuchung schließt sich an. Je nach verdächtigter Erkrankung können dann eine Blutuntersuchung, ein Bauch-Ultraschall oder eine Magen-Darm-Spiegelung durchgeführt werden. Bei Verdacht auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit oder –Allergie wird der Betroffene häufig darum gebeten, ein Tagebuch über Nahrungsmittel und Schmerzen zu führen. Wird ein Notfall wie ein Herzinfarkt oder eine Magenperforation für möglich gehalten, wird der Patient in der Regel notfallmäßig im Krankenhaus untersucht und behandelt.

Begleitende Symptome

Je nach ursächlicher Erkrankung für die nächtlichen Magenschmerzen ist eine Reihe von begleitenden Symptomen möglich. Fast immer gehen nächtliche Schmerzen durch das häufige Aufwachen mit Durchschlafstörungen einher, weshalb bei wiederholtem Auftreten der Symptome zur schnellen Abklärung beim Arzt geraten wird. Bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder falschem Essverhalten können Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Sodbrennen auftreten. Die Refluxkrankheit geht meist mit Sodbrennen einher, die hinter dem Brustbein und im Rachen zu spüren sein können.

Geschwüre im Magen oder Darm können zu Übelkeit, Unwohlsein in der Magengegend und Blut im Stuhl führen. Das Blut ist im Stuhl häufig nicht rot, sondern durch die Darmpassage pechschwarz. Dauert eine Blutung oder eine Magenschleimhautentzündung länger an, kann es zur Blutarmut, auch Anämie genannt, kommen. Diese äußert sich durch allgemeine Schwäche, Müdigkeit, Schlappheit und Blässe. Ist ein Herzinfarkt für die Beschwerden verantwortlich, kann es zusätzlich zu Brustschmerzen, Luftnot, Kreislaufbeschwerden und großer Angst kommen. Sind die Schmerzen sehr stark und der Bauch gespannt, kann eine operationsbedürftige Erkrankung wie ein Magendurchbruch vorliegen.

Erbrechen

Erbrechen im Zusammenhang mit nächtlichen Magenschmerzen kann verschiedene Ursachen haben. Häufig ist der Magen einfach wegen einer Nahrungsmittelunverträglichkeit oder einer zu großen, zu fettigen, zu süßen oder scharfen Mahlzeit oder eines Alkoholexzesses gereizt und löst so das Erbrechen aus. Hört das Erbrechen schnell auf, besteht kein Grund zur Sorge. Dauert es lange an, tritt zusammen mit den Magenschmerzen über Tage oder Wochen immer wieder auf oder enthält Blut, sollte ein Arzt um Rat gebeten werden, um Erkrankungen wie ein Magen- bzw. Dünndarmgeschwür oder eine Magenschleimhautentzündung zu erkennen und behandeln. Um die Übelkeit zu lindern, können frei verkäufliche Tabletten oder Zäpfchen mit Mitteln gegen Erbrechen eingesetzt werden.

Lesen Sie hierzu das Thema: Antiemetika (Mittel gegen Brechreiz)

Schwitzen

Schwitzen ist bei jeglicher Art von Schmerzen nicht ungewöhnlich. Durch die Aktivierung des unwillkürlichen Nervensystems wird der Körper aktiviert, es kann zu Schwitzen, einem erhöhten Puls und erhöhtem Blutdruck kommen. Wird das Schwitzen von Kreislaufbeschwerden wie Zittern, Schwarz-vor-Augen-werden oder einer Ohnmacht begleitet, kann eine Anämie durch eine Erkrankung des Magens aufgetreten sein. In diesem Falle ist ein Notarzt zu verständigen. Starkes, nächtliches Schwitzen, bei dem wegen der Nässe sogar der Schlafanzug oder die Bettwäsche gewechselt werden muss, ist ernst zu nehmen: es kann im Allgemeinen für eine Tumorerkrankung und im Zusammenhang mit Magenschmerz für Magenkrebs sprechen - insbesondere, wenn daneben ungewollt Gewicht abgenommen wurde und ein nicht abgeklärtes Fieber besteht.

Lesen Sie hierzu das Thema: Schwitzen in der Nacht

Rückenschmerzen

Rückenschmerzen sind im Zusammenhang mit nächtlichen Magenschmerzen nicht typisch, treten in seltenen Fällen jedoch auf. Dabei können prinzipiell alle schmerzhaften Erkrankungen des Magens oder des oberen Dünndarms Schmerzen im mittleren Rücken verursachen. Möglich sind Rückenschmerzen im Zusammenhang mit Schmerzen im Magenareal auch bei einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse, bei einem Herzinfarkt oder Erkrankungen der Bauchschlagader.

Zu beachten ist, dass sowohl Rücken- als auch Magenschmerzen sehr häufige Beschwerden sind und nebeneinander bestehen können, ohne ursächlich zusammenzuhängen.

Behandlung / Therapie

Bei milden, erst kürzlich bestehenden nächtlichen Magenschmerzen kann zuerst versucht werden, auf fettige, scharfe, sehr süße und salzige Nahrungsmittel zu verzichten und zu Schonkost wie abgekochten Kartoffeln, Karotten oder Laugengebäck zu greifen. Bei einem gereizten Magen hilft es oft, für 12 Stunden bis zu 2 Tagen keine feste Nahrung zu sich zu nehmen. Vielen andere Erkrankungen des Magens wie die Reflux-Krankheit oder ein Geschwür des Magens bzw. des Dünndarmes können durch Säure-Hemmer wie Omeprazol und Pantoprazol vollständig zur Ausheilung gebracht werden. Säure-Hemmer sind sehr häufig eingesetzte Medikamente mit nur seltenen Nebenwirkungen. Häufig muss dennoch eine Magenspiegelung durchgeführt werden, um Magenkrebs und andere Erkrankungen auszuschließen. Vor einer Magenspiegelung muss man keine Angst haben: sie führt nur selten zu Nebenwirkungen und ist schnell vorüber.

Eine Magenschleimhautentzündung kann verschiedene Ursachen haben und muss manchmal mit Antibiotika über mehrere Wochen behandelt werden. Auch eine lebenslange Substitution mit Vitamin B12 kann notwendig werden. Ist eine lebensgefährliche, akute Erkrankung wie die Magenperforation für die Magenschmerzen verantwortlich, folgt meist eine Operation.

Lesen Sie hierzu auch das Thema: Protonenpumpenhemmer im Vergleich

Dauer

Nächtliche Magenschmerzen können je nach zugrunde liegender Erkrankung vollkommen unterschiedlich lang andauern. Bei einem gereizten Magen hören sie in der Regel nach nur wenigen Stunden oder maximal einem Tag auf. Ist ein Geschwür des Zwölffingerdarms die Ursache, können sie zwar jahrelang immer wieder auftreten, bessern sich jedoch häufig nach der Nahrungsaufnahme. Auch bei einer Magenschleimhautentzündung können sie immer wieder auftreten, bis die Grunderkrankung behandelt wird. Treten plötzlich sehr starke Magenschmerzen in der Nacht auf, sollte nicht lange gewartet werden, bis sie aufhören – starke Schmerzen sind häufig Anzeichen einer ernsten Erkrankung und sollten schnellstmöglich abgeklärt werden!

Nachts im Liegen

Liegen kann, insbesondere nach einer üppigen, fettreichen Mahlzeit, zu Sodbrennen führen. Egal ob nachts oder am Tag fließt in Rückenlage vermehrt Magensäure in die Speiseröhre und verursacht so Schmerzen im Oberbauch, hinter dem Brustbein und häufig auch im Rachen. Weiterhin können Blähungen, fachsprachlich als Meteorismus bezeichnet, die Ursache für nächtliche Magenschmerzen sein, die hauptsächlich im Liegen auftreten.

Gase bilden sich verstärkt nach dem Essen von Nahrungsmitteln wie Bohnen, verschiedenen Kohlarten, Erbsen, Käse, unreifem Obst und mehr. Sie können starken Druck im Darm verursachen und so zu Schmerzen im gesamten Bauch führen. Wie stark welches Lebensmittel dabei blähend wirkt, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Auch welche Körperposition zur Besserung führt ist bei jedem anders – während manche gerne stehen, tut anderen das Liegen bei einem Blähbauch gut.

Die Therapie von Blähungen ist, wenn keine Ursache festgestellt wird, häufig unbefriedigend und sollte bei nicht gelingender Eigentherapie mit einem Arzt besprochen werden. Wichtige nicht-medikamentöse Mittel gegen vermehrte Gase im Magen-Darm-Trakt sind eine Ernährungsumstellung und viel körperliche Bewegung. Auch Fenchel- und Kümmeltee, Joghurt oder pflanzliche Mittel wie Iberogast und Pfefferminzöl können zur Besserung führen.

In der Schwangerschaft

Grundsätzlich können die in diesem Beitrag bereits genannten Erkrankungen auch in der Schwangerschaft die Ursache für nächtliche Magenschmerzen sein. Jedoch treten Schmerzen im Oberbauch bei Schwangeren häufiger auf als bei der restlichen Bevölkerung. Grund dafür ist einerseits die Hormonumstellung, die auch die Verdauung im Magen-Darm-Trakt verändert, anderseits der Druck der Gebärmutter auf Darm, Magen und andere Bauchorgane.

Bei vielen Frauen entstehen deswegen während der Schwangerschaft vermehrt Gase im Darm und führen insbesondere in der Spätschwangerschaft aufgrund des Platzmangels im Bauchraum schneller zu Schmerzen. Weiterhin ist durch den verstärkten Druck im Bauchraum das Risiko für das Rückfließen von Magensäure erhöht – insbesondere nachts und im Liegen klagen viele Schwangere deshalb über Sodbrennen. Vermutet wird auch, dass die Dehnung verschiedener Bänder im Becken und Bauchraum sowie kindliche Bewegungen Schmerzen verursachen können. Diese sind manchmal von der Körperposition abhängig und können gelegentlich besonders nachts auftreten.

Treten in der Schwangerschaft leichte nächtliche Magenschmerzen auf, besteht also kein Grund zur Sorge. Meist können sie durch Wechsel von Körperposition, Bewegung und einer Ernährungsumstellung gebessert werden.

Nach dem Essen

Nächtliche Schmerzen im Bereich des Magens treten in vielen Fällen im Rahmen von Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Allergien oder nach dem Essen von Verdorbenem auf. Betroffene sollten zunächst versuchen zu beobachten, welche Nahrungsmittel die Schmerzen auslösen, um so den Kreis der möglichen Ursachen einzugrenzen.

Auch blähende Lebensmittel können nachts durch vermehrte Gasbildung im Darm Schmerzen verursachen. Werden häufig wiederkehrende Magenschmerzen in der Nacht durch die Nahrungsaufnahme gelindert, kann ein Dünndarmgeschwür vorliegen. Dieses sollte frühzeitig einem Arzt vorgestellt werden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 13.01.2017 - Letzte Änderung: 19.07.2023