Zysten am Eierstock

Einleitung

Die Diagnose Eierstockzyste bereitet vielen Frauen Kopfzerbrechen. Wenn dann noch das Wort Tumor im gleichen Satz genannt wird, sind viele Frauen um den Schlaf gebracht. Eine Eierstockzyste wird entsprechend verschiedener Quellen bei jeder 8. Frau im Laufe ihres Lebens vom Frauenarzt diagnostiziert.
Wichtig zu wissen ist, dass es sich in über 90% der Fälle um eine völlig normale Entwicklung der Eierstöcke handelt, diese jedoch trotzdem regelmäßig kontrolliert werden sollte bis sie sich meistens spontan wieder zurückbildet. Bei regelmäßiger Kontrolle besteht also erst einmal kein Grund zur Panik.

Nicht immer muss es sich bei einem im Ultraschall vergrößert erscheinendem Eierstock um eine Zyste oder einen Tumor handeln, es kann auch eine Eierstockschwellung vorliegen. Lesen Sie weiter unter: Geschwollene Eierstöcke

 

Ursachen und Entstehung

Eine Zyste ist ein mit Flüssigkeit gefüllter Raum. Diese Flüssigkeit kann von dünnflüssigem Sekret bis hin zu zähem, dickflüssigem Schleim jede Art von Körperflüssigkeit sein. Sie wird deshalb in einem Atemzug mit Tumoren genannt, weil eine Zyste eine Unterart der Tumoren ist. Entgegen der landläufigen Assoziation mit bösartigen Krebserkrankungen ist ein Tumor laut Definition erst einmal ausschließlich eine Schwellung. Diese kann jeder Natur sein. Ob Entzündungen, Wassereinlagerungen, Zysten oder eben Krebserkrankungen, sie alle machen Schwellungen, also einen Tumor. Es steckt demzufolge nicht immer eine bösartige Erkrankung hinter der Diagnose eines Tumors. Eine Zyste ist also auch erst einmal nichts schlimmes und muss nur überwacht werden, um Komplikationen frühzeitig zu erkennen, die dann in seltenen Fällen doch behandlungsbedürftig sind. Zysten entstehen an vielen Stellen des Körpers und im Falle der Eierstockzyste eben an den Eierstöcken der Frau. Diese befinden sich jeweils rechts und links von der Gebärmutter und sind durch die Eileiter locker mit ihr verbunden. Durch die räumliche Nähe lassen sie sich gut mit dem Ultraschall durch die Scheide oder die Bauchdecke beurteilen.

Die Zysten entstehen oft aus hormonellen Ursachen. Hormone sind die Signalübermittler unseres Körpers und werden beispielsweise im Gehirn ausgeschüttet und führen im Körper zu verschiedensten Reaktionen. Bei Frauen führen unsere Geschlechtshormone jeden Monat zum Heranreifen einer Eizelle in den Eierstöcken und zur Monatsblutung aus der Gebärmutterschleimhaut.

Der Hauptteil der Eierstockzysten entsteht in diesem hormonellen Gefüge. Diese Zysten bezeichnet man als funktionelle Zysten und sie sind meistens harmlos. Sie entstehen vor allem in Zeiten der hormonellen Umstellung bei der Frau, also während der Pubertät oder in den Wechseljahren.

Auch hier gibt es verschiedene Arten, die nicht selten bis zu 10 cm groß werden können. Bei jungen Frauen entsteht die Eierstockzyste meist aus dem Eibläschen (Follikel), in dem die Eizelle im Eierstock bis zu einer Größe von 2,5 cm heranreift. Ist diese reif, kommt es zum Eisprung und die Eizelle springt aus dem Eierstock und wandert dann die Eileiter entlang Richtung Gebärmutter. Dies geschieht jeden Monat einmal von der Pubertät bis in die Wechseljahre. Kann der Eisprung jedoch nicht richtig stattfinden wächst der Follikel mit der Eizelle immer weiter und produziert Flüssigkeit und es entsteht eine Eierstockzyste, in diesem Fall Follikelzyste genannt.

Findet der Eisprung normal statt, entwickelt sich aus dem Follikel der sogenannte Gelbkörper (Corpus luteum), der dann im Eierstock abgebaut wird. Findet dieser Abbau jedoch nicht richtig stat,t kann es in dem Gelbkörper zu Einblutungen kommen und es bildet sich die Gelbkörperzyste aus. Aus dem Gelbkörper können während einer Unfruchtbarkeitstherapie statt Gelbkörperzysten noch sogenannte Luteinzysten als Nebenwirkung der Therapie entstehen.

Viele Frauen haben neben den Problemen mit den weiblichen Geschlechtshormonen auch zu viele männliche Geschlechtshormone. Durch diesen Überschuss wachsen in einem Eierstock zu viele Eibläschen heran, die jedoch nicht alle durch den Einsprung in die Eileiter gelangen können und es bilden sich hier oft viele Eierstockzysten aus. Durch die vielen Zysten (griech.: poly = viel) nennt man dieses Krankheitsbild auch Polyzystische Ovarien (PCO).

Lesen Sie dazu auch unsere Seite Polyzystisches Ovarialsyndrom.

Weitere seltenere Ursachen sind eine Endometriose, eine Schilddrüsenerkrankung oder ein Problem der Nebennierenrinde, bei dem auch Sexualhormone produziert werden.

Die Endometriose (Endometrium= Gebärmutterschleimhaut) führt zur Wucherung von Gebärmutterschleimhaut an anderen Orten der Bauchhöhle, z.B. an der Blasenwand oder am Darm. Wie die Schleimhaut der Gebärmutter verändert sich diese Schleimhaut auch hormonabhängig und beginnt wie die Regelblutung einmal im Monat zu bluten. Sammelt sich das Blut im Gewebe an, anstatt abzufließen entsteht eine Endometriosezyste, die durch die dunkle Farbe des Blutes dann auch als „Schokoladenzyste“ bezeichnet wird.

Lesen Sie dazu auch unsere Seite über Endometriose.

Die zweite Art neben den funktionellen Zysten bilden die Zysten aufgrund von Fehlentwicklungen von Keimzellen im Eierstockgewebe. Sie sind nicht hormonabhängig und entwickeln sich vor allem bei Mädchen und jungen Frauen. Diese meist gutartigen Geschwülste können in 1-2% der Fälle um das 40. Lebensjahr zum bösartigen Tumor entarten. Deshalb sollten sie nach Feststellung regelmäßig kontrolliert werden.

Symptome

Die Anzeichen dafür, dass man eine Zyste entwickelt hat, sind sehr vielfältig. Sie hängen neben der Größe und dem Ort der Bildung am Eierstock, noch von verschiedenen Faktoren wie zum Beispiel der Durchblutung ab. Verallgemeinert gilt, je größer die Zyste, umso eher macht sie Beschwerden. Große Zysten lassen sich dann auch vom Frauenarzt schon bei der körperlichen Untersuchung in der Scheide tasten. Meistens werden die Zysten jedoch während einer Ultraschalluntersuchung als Zufallsbefund erkannt und machen der betroffenen Frau keine Beschwerden.

Erst ab einer Größe von ca. 5 cm geben die Patienten Beschwerden in Form eines Druckgefühls, dumpfen Bauchschmerzen oder Rückenschmerzen an. Eierstockzysten von noch größerem Ausmaß können schwere Bauchschmerzen verursachen, wenn sie andere innere Organe verdrängen. Es kommt dann zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder auch beim Stuhlgang sowie ein Völlegefühl beim Druck auf das Verdauungssystem.

Komplikationen

In 10% der Fälle kann es zum Platzen kleiner Zysten kommen. Dies führt in der Regel nicht zu Komplikationen. Meist ist es ungefährlich und wird nur in wenigen Fällen durch Bauchschmerzen auffällig. Aber nicht jede Zyste platzt. Kleine Zysten können auch vom Körper selbst wieder abgebaut werden und verschwinden scheinbar spurlos. Platzt jedoch eine Zyste, die an ein Blutgefäß des Eierstocks angeschlossen ist, können lebensgefährliche Blutungen im Bauchraum entstehen. In diesen sehr seltenen Fällen ist eine sofortige Operation nötig und unter Umständen lebensrettend. Hinweis darauf sind plötzliche, starke Schmerzen im unteren Teil des Bauches. Deshalb ist die engmaschige Kontrolle besonders wichtig um Größenänderungen frühzeitig erfassen zu können.

Eierstockzysten können auch mit einem Stiel an der Oberfläche des Eierstockes entstehen. Dieser kann sich verdrehen und darin verlaufende Blutgefäße können abgebunden werden. Versorgen diese zusätzlich den Eierstock selbst kann dies zum Absterben des Eierstockes führen. Reißt es ab können auch hier lebensgefährliche Blutungen entstehen, die unmittelbar gestillt werden müssen. Nach der Entdrehung der Eierstockzyste muss dann abgewartet werden, ob der unterversorgte Eierstock sich wieder erholt, ansonsten muss er auch entfernt werden.

In sehr seltenen Fällen kann eine Zyste auf dem Boden eines Eierstockkrebses, eines bösartigen Krebsgeschwüres, entstehen. Vor allem bei älteren Frauen nach den Wechseljahren sollte dieses Risiko nicht unterschätzt werden und die Kontrollen der Eierstockzyste sehr genau genommen werden. Der Grund dafür liegt einfach darin, dass die Wahrscheinlichkeit der hormonell bedingten Zysten nach der Hormonumstellung in den Wechseljahren einfach sehr gering ist und die Zyste dann mit einer höheren Wahrscheinlichkeit anderen Ursprunges ist. Genauer Hinschauen sollte man auf alle Fälle bei einer Eierstockzyste bei Patientinnen über dem 40. Lebensjahr. Jede neue aufgetretene Zyste sollte immer näher abgeklärt werden.

Behandlung

Die meisten Zysten sind gutartig und müssen allenfalls kontrolliert werden. Häufig bilden sich die Zysten bilden von ganz alleine zurück und sind bei einer der nächsten Kontrolluntersuchungen einfach verschwunden. Die Kontrollen sollten am Anfang nach jeder Regelblutung und dann alle 2 Monate erfolgen. Bleibt die Rückbildung aus, kann die Gabe einer Hormontablette Abhilfe schaffen. Hierbei wird das Gelbkörperhormon verwendet, welches manchmal über mehrere Monate eingenommen werden muss, bis die Zyste verschwindet.

Durch die regelmäßigen Kontrollen im Ultraschall können auch der Blutzufluss und die Größe ständig kontrolliert werden und Aussagen über gutartige oder bösartige Eierstockzysten getroffen werden. Bösartige Geschwulste sind nahezu immer über eine größere Anzahl an Blutgefäßen versorgt als harmlosere gutartige Zysten.

Lässt sich durch die Verfahren keine Aussage über den Ursprung treffen, so kann man auch eine Bauchspiegelung durchführen und über eine Gewebeprobe kann dann die Herkunft der Zyste sicher geklärt werden.

Auch bei Komplikationen, dem Verdacht der bösartigen Entartung oder der fehlenden Rückbildung trotz Hormontherapie ist eine Operation meist sehr sinnvoll um die Zyste zu entfernen. Hierbei genügen oftmals kleine Schnitte und die Zyste kann im Rahmen einer Bauchspiegelung entfernt werden und ein großer Bauchschnitt ist nur selten erforderlich.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 29.12.2014 - Letzte Änderung: 22.10.2021