Beinahe jeder Mensch hat im Laufe seines Lebens einmal Nasenbluten (Epistaxis) gehabt. Sei es nach kräftigem Schnäuzen oder einer Gewalteinwirkung auf die Nase. Die Ursachen des Nasenblutens sind vielfältig. Häufigkeit und Blutmenge können einen Hinweis auf die Ursache geben. In den meisten Fällen ist das Nasenbluten allerdings harmlos und bedarf keiner ärztlichen Behandlung.
Nasenbluten sieht oft schlimmer aus, als es ist. Beim Stoppen des Nasenblutens entscheiden sich viele Betroffen dazu, den Kopf in den Nacken zu legen. Dies ist allerdings eine absolut falsche Maßname. Die Blutung wird verstärkt und das Blut kann den Rachen hinunterlaufen. Die Gefahr ist groß, dass es verschluckt wird und in den Magen gelangt, was zu Übelkeit und Erbrechen führen kann. Eine weitere Gefahr bezüglich dieser falschen Maßname besteht bei Patienten ohne Bewusstsein, denn hier kann das Blut in die Atemwege gelangen.
Stattdessen sollte man den Kopf als Erstmaßnahme leicht nach vorne neigen und locker hängen lassen . Dadurch wird der Blutdruck verringert. Um das Nasenbluten schnell zu stoppen, sollte man die Nasenflügel direkt unterhalb des Nasenknochens mit den Fingern komprimieren, denn die Blutungsquelle beim Nasenbluten liegt meist im Bereich der Nasenspitze. Nach fünf bis zehn Minuten kann man versuchen den Druck nach und nach zu reduzieren und beobachten, ob noch Blut aus der Nase kommt.
Auch die sogenannte Eiskrawatte verschafft oft Linderung. Dafür legt man ein Kühlkissen oder ein nasses, kaltes Tuch in den Nacken. Eine alternative Position für die Kühlung stellt die Stirn dar. Das Kühlpack oder die Eiswürfel sollten dabei immer in ein Tuch eingewickelt sein, damit es nicht zu Hauterfrierungen kommt. Durch diese Methode ziehen sich die Gefäße der Nase reflektorisch zusammen und die Blutung wird gestoppt.
Bemerkt man das Nasenbluten, so ist es wichtig Ruhe zu bewahren. Geschieht dies nicht, steigt der Blutdruck noch weiter an und die Blutung wird verstärkt.. Sollten diese Methoden nicht greifen und das Nasenbluten kann nicht innerhalb von circa 15 bis 20 Minuten gestoppt werden,so sollte ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufgesucht werden. Erfolgt die Blutung aus beiden Nasenlöchern muss ebenfalls ein Arzt aufgesucht werden.
Ein altes Hausmittel ist, Zellstoff- oder Löschpapier unter die Zunge zu legen. Gut geeignet ist dafür zum Beispiel ein Viertel eines Taschentuches. Auch das Lutschen einer Zitronenscheibe soll manchen Menschen helfen. Diese Methode wird häufig von Sportlern angewendet.
Die trockene Stoffeinlage unter der Zunge wird vom Körper als fremd wahrgenommen und daraufhin versucht dieser den Fremdkörper abzustoßen, wodurch mehr Speichel produziert wird, um den Fremdkörper einzuspeicheln. Neben der gesteigerten Speichelproduktion kommt es zu einer stärkeren Durchblutung des Bereichs unter der Zunge, wodurch in Folge die Nase weniger durchblutet wird und das Nasenbluten schneller aufhört. Die Wirksamkeit dieser Methode ist wissenschaftlich allerdings nicht bewiesen.
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Häufig wird auch als Alternative zur Kompression der Nasenflügel ein Wattestäbchen in den vorderen Nasenabschnitt geschoben. Das Wattestäbchen kann dann von innen heraus die Blutung stoppen. Nach etwa zehn Minuten sollte es wieder entfernt werden können. Um die Schleimhaut zu schonen wird das Wattestäbchen mit Hautcreme eingefettet. Wattestäbchen können, wenn sie nicht früh genug entfernt werden, mit der Schleimhaut verkleben. Ein erneutes Aufreißen der Wunde droht nun bei Entfernung des Wattestäbchens. Deshalb stellt die Kompression der Nasenflügel die bessere Alternative dar. Viele Ärzte raten aus diesem Grund von der Wattemethode ab.
Es gibt aber auch sogenannte "Blutstillende Watte", die blutgerinnende Eigenschaften hat und bei Nasenbluten empfehlenswert ist.
Lässt sich das Nasenbluten nicht durch herkömmliche Mittel stoppen, kann vom HNO-Arzt eine Nasentamponade durchgeführt werden. Man unterscheidet zwischen einer vorderen und einer hinteren Tamponade, welche auch als Belocq-Tamponade bezeichnet wird.Bei einer Tamponade handelt es sich um eine Wattekompresse.
Eine vordere Tamponade wird meist durchgeführt, wenn die Blutung durch den sogenannten Locus Kiesselbachii zustande kommt. Dabei handelt es sich um ein Gefäßgeflecht, welches sich an der Nasenspitze befindet. Für die Tamponade wird meist eine Kompresse verwendet, die in die Nasenhaupthöhle geschoben wird. Die Tamponaden sollten immer beidseits angefertigt werden, damit durch die andere Seite ein Gegendruck ausgeübt werden kann. Nach zwei bis drei Tagen wird die vordere Nasentamponade entfernt. Im Nachhinein sollte die Schleimhaut der Nase gut gepflegt werden.
Die hintere Nasentamponade wird hingegen bei starkem Nasenblutungen aus dem hinteren Nasenrachenraum angefertigt, wenn es aus der Arteria sphenopalatina blutet. Diese Blutungen fallen stärker aus als Blutungen aus dem vorderen Nasenabschnitt, da die Gefäße im Nasenrachraum nicht so fein verzweigt sind und daher einen größeren Durchmesser besitzen. Diese Blutungen können durch eine vordere Nasentamponade nicht gestillt werden. Die Belocq-Tamponade wird meist in Lokalanästhesie durchgeführt, manchmal auch in Allgemeinanästhesie. Für die Tamponade wird ein Katheter durch die Nase in den Rachen geschoben und dann mit einer Zange aus dem Mund heraus gezogen. An den Katheter wird ein Faden befestigt, der am anderen Ende mit einem Schaumstofftampon verbunden ist. Anschließend zieht man den Katheter wieder über die Nase heraus, sodass der Tampon in den Nasenrachenraum gelangt und dort die hintere Nasenöffnung (Choanen) verschließen kann. Anschließend fixiert man den Faden an der Nase. Gleichzeitig führt man noch eine vordere Tamponade durch, sodass der Hohlraum der Nase von vorne und hinten verschlossen ist und die Blutung auf jeden Fall gestoppt wird. Die hintere Tamponade verbleibt meist über einen Zeitraum von zwei Tagen. Aufgrund einer Infektionsgefahr bei der hinteren Tamponade wird prophylaktisch ein Antibiotikum verabreicht.
Wer ständig unter Nasenbluten leidet und sich dadurch in seiner Lebensqualität belastet fühlt, kann ein zukünftiges Bluten aus der Nase durch eine Verödung der Gefäße in der Nasenspitze mittels einer Laserbehandlung, verhindern. Eine Verödung findet auch statt wenn das Nasenbluten nicht von alleine wieder aufhört.
Eine Verödung wird meist vorgenommen, wenn durch den HNO-Arzt eine Gefäßanomalie in der Nase festgestellt wurde, durch die es häufig zum Nasenbluten kommt. Dieses abnorme Gefäß wird dann mittels Laser verödet.
Neben der Lasermethode kann man auch verödende Chemikalien, wie Trichloressigsäure oder Silbernitrat zur Verätzung des Gefäßes verwenden.
Eine weitere Methode stellt die Elektrokoagulation dar, bei der durch Verbrennungendie Gefäße verschlossen werden. Dies wird auch routinemäßig bei Operationen zur Blutstillung aus kleinen Gefäßen angewandt.
Eine Verödung findet nur dann statt, wenn die Blutungsquelle auch lokalisiert ist, ansonsten wird eine Tamponade durchgeführt.
Schlagen beide Methoden fehl, kann das Gefäß als letzter Ausweg mittels eines Clips abgeklemmt werden. Diese Variante wird in der Regel von Radiologen durchgeführt.
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Lässt sich das Nasenbluten nicht mit den zuvor aufgeführen Methoden stoppen, kommen Medikamente zum Einsatz. Dafür werden meist gefäßverengende Nasentropfen, wie Xylometazolin, eingesetzt.
Selten ist eine Blutgerinnungsstörung verantwortlich für häufiges und starkes Nasenbluten. Auch ein Bluthochdruck kann ein häufiges Nasenbluten bedingen. Beide Ursachen sollten medikamentös behandelt werden, damit es nicht in der Folge zu gehäuftem Nasenbluten kommt.
Auch Medikamente selbst können Nasenbluten auslösen. Zu diesen zählen vor allem solche, die die Blutgerinnung hemmen und Blutgerinnseln vorbeugen sollen. Zum Beispiel verringern ASS (Aspirin), Ibuprofen, Clopidogrel, sowie manche Antibiotika und Psychopharmaka die Anzahl der Blutplättchen, sodass es leichter zu Blutungen kommt.
Eine zu trockene Nasenschleimhaut erhöht die Wahrscheinlichkeit das Blutgefäße platzen. Deshalb ist es ratsam die Schleimhaut stetig feucht zu halten. Zur Befeuchtung der Nasenschleimhaut eignet sich am einfachsten salzhaltiges Nasenspray. Alternativ kann mit einem Wattestäbchen abends Mineralsalbe oder Vaseline auf die Schleimhaut der Nase aufgetragen werden.
Häufiges Lüften in der Wohnung verhindert ebenfalls, dass die Schleimhäute durch die vor allem im Winter trockene Heizungsluft ausgetrocknet werden.
Heftiges Bohren in der Nase, sowie starkes Schnäuzen sollten 1-2 Tage nach dem Nasenbluten vermieden werden, ansonsten droht ein erneutes Aufreißen der Wunde.
Es gibt viele verschiedene homöopathische Mittel, die Nasenbluten erfolgreich beseitigen können. Mehr zu diesem Thema lesen Sie unter: Homöopathie bei Nasenbluten
Besonders bei Kindern kommt es häufig durch Raufen, heftiges Schnäuzen oder ständiges in der Nase bohren zu Nasenbluten. Auch durch Wachstumsschübe kommt es bei Kindern oftmals zu Nasenbluten. Als Elternteil ist es wichtig Ruhe auszustrahlen, damit das Kind sich nicht zusätzlich aufregt . Bei Kindern gelten die gleichen Maßnahmen zum Stoppen der Blutung wie bei Erwachsenen. Am wichtigsten ist die leicht vorgebeugte Körperhaltung, das Komprimieren der Nasenflügel und die Kühlung im Nacken.
Dem Kind sollte dabei gesagt werden, dass es durch den Mund aus- und einatmen soll. Nach dem Nasenbluten sollte man darauf achten, dass das Kind möglichst nicht in der Nase bohrt oder sich stark die Nase schnäuzt, da es ansonsten zu einem Aufreißen der Wunde kommen kann. Bei Kindern kommt es auch häufig durch tief in der Nase steckende Gegenstände zu Nasenbluten. Diese Gegenstände sollten vom HNO-Arzt entfernt werden, der dafür spezielle Geräte besitzt.
Bei Kindern sollte schneller als bei Erwachsenen bei nicht aufhörendem Nasenbluten der Arzt aufgesucht werden, weil sonst ein zu hoher Blutverlust droht, der bei Kindern schlechter toleriert werden kann. Spätestens nach zehn bis fünfzehn Minuten sollte man zum HNO-Arzt fahren.
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