Nebenwirkungen von Diclofenac

Einleitung

Trotz der eigentlich guten Verträglichkeit des Wirkstoffs Diclofenac kann es vor allem bei langem Gebrauch zu einigen Nebenwirkungen kommen.
Hierbei spielt auch die Einnahme einer hohen Dosis eine Rolle. Je höher Diclofenac dosiert wird und je häufiger es eingenommen wird, desto höher ist das Risiko für eine auftretende Nebenwirkung.

Auswirkungen auf den Magen-Darm-Trakt

Die wohl bekannteste Nebenwirkung von Diclofenac stellt eine unerwünschte Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt dar.

Der Grund liegt darin, dass durch die pharmakologische Hemmung des Enzyms Cyclooxygenase auch die magenschützenden Schleimhaut des Magens nicht mehr in der notwendigen Geschwindigkeit aufgebaut wird, wie sie müsste. Magensäure hingegen wird nach wie vor in der gewohnten Menge produziert und kommt so in direkten Kontakt mit der immer dünner werdenden Magenschleimhaut. Nach langer Anwendung von Diclofenac kann es vorkommen, dass Teile der Magenwand völlig ungeschützt sind und direkt in Kontakt mit der ätzenden Magensäure kommen. Es kommt hierdurch zu einem Ulcus (Magengeschwür), was mit starken Schmerzen einhergehen kann. Die gefürchtetste Nebenwirkung bei der Anwendung von Diclofenac ist die Magenblutung, die sofort auch teilweise intensivmedizinisch behandelt werden muss.

Vor jeder Behandlung mit Diclofenac sollte auf jeden Fall der Patient über diese Nebenwirkung aufgeklärt werden und vor allem gefragt werden, ob er bereits ein Magengeschwür hatte oder noch aktuell hat. Wird dies bejaht, muss der Einsatz von Diclofenac oder anderen Präparaten, die über einen ähnlichen Mechanismus wirken genau überdacht werden und ggfs. Alternativpräparate eingesetzt werden. Ist nicht bekannt, ob der Patient ein Magengeschwür hat oder nicht, sollte im Zweifelsfall überlegt werden vor der festen Medikation mit Diclofenac eine Magenspiegelung durchführen zu lassen, um Magengeschwüre (Ulcera) bzw. ältere Blutungen im Bereich des Magenbereiches und des Zwölffingerdarmes auszuschließen.

Oftmals kommt es nicht zu einer Magenblutung, sondern zu einfachen Magenbeschwerden, die als Magendruck oder Magenschmerzen angegeben werden. Wird dies vom Patienten geäußert, kann überlegt werden Diclofenac abzusetzen und gegen ein alternatives Präparat auszutauschen oder aber eine zusätzliche Magenschutztablette dem Diclofenac beizufügen, die die in diesem Fall schädliche Magensäure hemmen soll. Hier kommen sogenannte Protonenpumpenhemmer, wie z.B. Pantoprazol zum Einsatz. Es kann zu Beginn eine Dosierung von 20 mg gewählt werden und dann gesehen werden, ob diese Dosierung ausreicht oder auf 40 mg erhöht werden muss.

Auswirkungen auf das Herzkreislaufsystem

Relativ neu ist die Erkenntnis, dass Diclofenac sich negativ auf das Herz-Kreislaufsystem auswirken kann. So wurden verschiedenste Studien, die sich mit dem Einsatz von Diclofenac beschäftigten ausgewertet und entsprechende Nebenwirkungen beobachtet.

Man konnte nachweisen, dass es unter Diclofenac zu einer Erhöhung von gefährlichen Gefäßerkranken gekommen ist. Dies machte sich durch neu aufgetretene Herzinfarkte oder Schlaganfälle bemerkbar. Zwar war die Zahl der Ereignisse nicht gefährlich hoch (was zum Absetzen von Diclofenac bei der gesunden Bevölkerung hätte führen müssen), aber es ließ doch den Einsatz von Diclofenac bei vorbelasteten Patienten kritischer erscheinen.
Vor einiger Zeit wurden Warnungen der pharmakologischen Unternehmen veröffentlicht, die aufzeigten, dass Patienten, die bereits einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt hatten nur mit äußerster Vorsicht Diclofenac verabreicht bekommen sollten. Zu groß ist in diesem Fall das Auftreten eines erneuten Infarktes oder Schlaganfall.

Auswirkungen auf das Allgemeinbefinden

Außer den erstgenannten vor allem schwerwiegenden möglichen Nebenwirkungen und Risiken beim Einsatz des Diclofenac kann es noch zu unspezifischen und bei vielen Medikamenten vorkommenden Nebenwirkungen kommen. Zu nennen wären Unwohlsein, Übelkeit, Kopfschmerzen und Schwindel, die ernst genommen werden sollten, wenn sie nach Einnahme von Diclofenac auftreten. Im Zweifelsfall sollte das Präparat abgesetzt und gesehen werden, ob die Beschwerden verschwinden oder nicht.

Auswirkungen auf die Haut

Manchmal kann es auch zu Auswirkungen auf die Haut unter Diclofenac kommen. Hier treten nach Einnahmen einige Tage später Hautirritationen und Ekzeme auf, die in der Regel mäßig bis stark jucken. Betroffen können alle Regionen des Körpers sein, vor allem sind es aber Arme, Gesicht und Rumpf als bevorzugte Stellen für Hautausschläge bei einer Diclofenac-Reaktion.

 

Auswirkungen auf den Magen

Einer der häufigsten Nebenwirkungen von Diclofenac sind Magenbeschwerden. Einige Autoren geben an, dass die Magenprobleme bei Diclofenac ausgeprägter vorkommen als bei anderen Schmerzmitteln derselben Substanzklasse. Im Vergleich zu Ibuprofen und Acetylsalicylsäure (ASS) ist das Risiko von Magengeschwüren aber bei Diclofenac relativ geringer. Alle drei Medikamente greifen in die Prostaglandinsynthese ein. Sie hemmen die sogenannten Cyclooxygenasen 1 und 2 (COX1 und COX2). Allerdings ist die Hemmung von den Wirkstoffen unterschiedlich stark. So hemmt Acetylsalicylsäure insbesondere die COX 1, während Ibuprofen beide etwa gleichermaßen hemmt und Diclofenac insbesondere die COX 2 hemmt. Das hat Auswirkungen auf das unterschiedliche Risiko der Nebenwirkungen am Magen. Normalerweise ist die COX 1 konstitutiv in bestimmten Körperarealen zu finden. Sie ist beispielsweise in der Niere, in den Thrombozyten und im Magen vorhanden. Im Magen sorgt die COX 1 dafür, dass Prostaglandine freigesetzt werden.

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Diese bewirken, dass sogenannte Bicarbonationen gebildet werden. Sie sorgen für eine Schleimbildung im Magen. Das führt im Magen zu einem Schutz vor der Magensäure. Wenn die COX 1 nun gehemmt wird, fällt der Magenschutz weg und es können Magenprobleme, sowie Magengeschwüre, entstehen. Insbesondere die Hemmung der COX 1 spielt eine große Rolle hierbei. Wenn zu dem Diclofenac zusätzlich Glucokortikoide eingenommen werden, erhöht sich die Gefahr, dass sich Magengeschwüre bilden. Begründet ist dies durch die spezifischen Eigenschaften der Medikamente. Glucokortikoide haben eine sogenannte antiproliferative Wirkung. Das heißt sie verzögern die Wundheilung. Wenn durch das Diclofenac beispielsweise schon der Magen geschädigt wurde, tragen Glucokortikoide mit ihrer antiproliferativen Eigenschaft dazu bei, dass die Läsion am Magen schlechter verheilt. Folglich kann das Risiko der Entstehung eines Magengeschwürs erhöht werden. Es ist empfehlenswert gemeinsam mit dem Arzt zu besprechen, wie mögliche Magenprobleme bei der Einnahme von Diclofeanc minimiert werden können.

Auswirkungen auf den Darm

Durch Diclofenac kann es zu verschiedenen Nebenwirkungen am Darm kommen. Beispielsweise können sich Entzündungen an den Ausstülpungen der Dickdarmschleimhaut entwickeln. Diese Entzündungen werden auch Diverikulitis genannt. Insbesondere sind über 70-Jährige oder Personen mit einem geschwächten Immunsystem. betroffen. Diese Entzündungen können harmlos sein. Es können temporär Schmerzen im linken Unterbauch auftreten. Aber es kann auch zu Schmerzen im rechten oder im gesamten unteren Bauchbereich kommen. Zudem können Fieber, Blähungen, Übelkeit, Durchfall oder Verstopfung auftreten. Unter der Einnahme von Diclofenac kann es allerdings manchmal sein, dass das Fieber und die Schmerzen gehemmt sind, so dass sich hauptsächlich die Darmprobleme äußern. In anderen Fällen stehen Darmkrämpfe im Vordergrund. Zudem kann es unter der Einnahme von Diclofenac zu Magen-Darm-Blutungen kommen. Diese zeigen sich im schwarz verfärbten Stuhl, dem sogenannten Teerstuhl. Bei diesen Beschwerden sollte sofort Rücksprache mit einem Arzt gehalten werden.

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Auswirkungen auf die Niere

Diclofenac kann, insbesondere bei längerfristiger Einnahme, schädigend auf die Niere wirken. Erklären lässt sich dies durch die Hemmung der COX 1und der COX 2. Die Hemmung der COX 1 führt zu einer geringeren Freisetzung von Prostacyclinen und Prostaglandinen in der Niere. Folglich kommt es zu einer schlechteren Durchblutung der Niere. Dadurch kann die Filterfunktion der Niere nachlassen. Die Hemmung der COX 2 kann bewirken, dass der Durchfluss von Blut in den Nierenarterien behindert wird. Die COX 2 ist in den Endothelzellen konstitutiv vorhanden. Die Endothelzellen sind durch die Pulswellen des Blutes stetig Scherkräften ausgesetzt. Die Aufgabe der COX 2 ist es, dieses abzumildern. Dies gelingt ihr, indem sie Prostacyline dort freisetzt. Folglich kommt es zu einer Gefäßerweiterung, wodurch die Scherkräfte „abgepuffert“ werden. Dies begünstigt einen physiologischen Blutfluss, unter anderem, in den Nierenarterien. Daher können durch eine permanente oder immer wiederkehrende Einnahme von Diclofenac die Nierenfunktionen dauerhaft eingeschränkt werden. .

Nebenwirkung Schwitzen

Diclofenac hat eine fiebersenkende Wirkung. Man spricht im Fachjargon auch von einer antipyretischen Wirkung. Daher kann Diclofenac als Nebenwirkung Schwitzen auslösen. Normalerweise spielen Prostaglandine eine wichtige Rolle dabei, dass Fieber in unserem Körper entsteht. Die Hemmung der COX 1 und COX 2 verhindern die Synthese der Prostaglandine. Dadurch reagiert der Körper, aufgrund verschiedener Mechanismen, schließlich mit Schwitzen.  

Nebenwirkung Bluthochdruck

Diclofenac kann auch den Blutdruck erhöhen. Durch die Hemmung der COX 1 kommt es in der Niere zu verstärkten Natriumretentionen und damit zur Wasserrückresorption. Konsequenz ist ein Anstieg des Blutdrucks. Daneben führt eine Hemmung der COX 2 zu einer verringerten Gefäßerweiterung und auch dies kann den Blutdruck ansteigen lassen. Demnach kann Diclofenac die Wirkung von blutdrucksenkenden Medikamenten, wie beispielsweise die ACE-Hemmer verringern.    

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Wechselwirkung mit Alkohol

Eine Einnahme von Diclofenac und ein gleichzeitiger Alkoholkonsum sollte vermieden werden. Es gibt verschiedene Gründe, warum von dieser Kombination abgeraten wird. Das Risiko eines Magengeschwürs erhöht sich. Es können Leber- und Nierenschäden auftreten. Zudem potenziert sich die Blutneigungsgefahr. Eine Einnahme von Diclofenac und ein gleichzeitiger Alkoholkonsum können zu nicht vorhersehbaren kurzzeitigen und längerfristigen Schäden führen.

Blutbildverändernde Wirkung

Eine eher seltene Nebenwirkung aber dafür nicht ungefährlich sind Auswirkungen von Diclofenac auf das Blutbild. Diese treten vor allem nach einer Langzeiteinnahme auf und werden in der Regel nicht vom Patienten bemerkt. Wichtig ist aus diesem Grund das Blut von Patienten, die lange und regelmäßig Diclofenac eingenommen haben einer Blutuntersuchung zu unterziehen. Besonders gefährdet sind hierbei Menschen, die hochdosierte Mengen von Diclofenac einnehmen. Außerdem sollte bei Patienten, die bereits unter Vorerkrankungen des Blutes leiden besonders auf eine regelmäßige Blutuntersuchung geachtet werden.

Wie lange dauern die Nebenwirkungen?

Bei der Dauer der Nebenwirkungen muss man unterscheiden zwischen kurzzeitigen und längerfristigen Nebenwirkungen. Die kurzfristigen Nebenwirkungen wie das Schwitzen verschwinden beim Absetzen des Medikaments bzw. wenn das Fieber bekämpft wurde. Die meisten längerfristigen Nebenwirkungen entstehen erst bei einer dauerhaften Einnahme von Diclofenac. In diesen Fällen können dauerhafte Einschränkungen entstehen, beispielsweise an der Niere oder am Herzen. Diclofenac sollte nur kurzfristig und in kleinen Mengen eingenommen werden. Wenn eine dauerhafte Einnahme, beispielsweise im Rahmen einer rheumatischen Arthritis, notwendig ist, sollte die Einnahme genau mit dem Arzt besprochen werden.

Nebenwirkungen nach dem Absetzen

Wenn Diclofenac kurzzeitig wegen akuten Schmerzen oder akuten Entzündungen eingenommen wurde, kann es normalerweise problemlos abgesetzt werden. In der Regel verursacht dies keine Nebenwirkungen. Falls das Medikament nach längerer Einnahmedauer abgesetzt werden soll, sollte Rücksprache mit einem Arzt gehalten werden. Wenn Diclofenac im Rahmen von chronisch-entzündlichen Erkrankungen, wie beispielsweise der rheumatischen Arthritis, eingenommen wird, kann es nur die Symptome lindern und nicht die Erkrankung selbst stoppen oder heilen. Demnach können nach Absetzen des Medikaments direkt oder verzögert im Rahmen eines sogenannten Rheumaschubs erneut Schmerzen und Entzündungsprozesse auftreten.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 11.12.2013 - Letzte Änderung: 22.10.2021