Unsere Lippen besitzen weder Haare noch Talg- oder Schweißdrüsen, weshalb ihnen eine Schutzschicht fehlt, die sie stets geschmeidig hält und Erreger abtötet. Kommt es zu einem gesamten Befall der Lippen mit Rötung, Schwellung oder Schmerzen, spricht man von einer Lippenentzündung.
Eine Entzündung der Lippen, im medizinischen Fachjargon auch als "Cheilitis" bezeichnet, ist meist keine eigenständige Erkrankung, sondern tritt häufig als Begleiterscheinung anderer Erkrankungen auf, kann aber auch isoliert auftreten. Ursachen sind zum Beispiel Bakterien oder Pilzinfektionen. Eine Lippenentzündung kann aber auch im Rahmen von Allergien, Mundschleimhautentzündungen, Nahrungsmangelzuständen, wie Eisenmangel oder Vitamin B12-Mangel, oder bei sogennanten Autoimmunerkrankungen auftreten.
Grundsätzlich lässt sich die Lippenentzündung in vier Formen unterteilen, die sich aufgrund ihrer auslösenden Faktoren und zugehörigen Krankheitsbilder voneinander unterscheiden.
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Jede länger anhaltende Entzündung ihrer Lippen sollten Sie durch einen Arzt fachmännisch abklären lassen, denn die ihr zugrunde liegenden Ursachen reichen von harmlos bis schwerwiegend.
Lippen trocknen sehr leicht aus und sind anfällig für kleinere Verletzungen, die zu Entzündungen führen können. Eine äußerliche Entzündung der Lippe zeigt sich durch Trockenheit, schmerzhaft eingerissene Mundwinkel, Schwellung und Rötung der Lippe. Die entzündete Lippe ist sehr empfindlich für säurehaltige Speisen und Getränke und schmerzt. Auftreten können außerdem auch Bläschen, die oft auf eine Herpes-Virus-Infektion hinweisen. Daneben ist eine Pilzinfektion (Soor) mit Candida albicans häufig Auslöser einer Entzündung der Lippen. Sie imponiert als weißlicher Belag mit Rissen.
Der innere Teil der Lippe besteht aus empfindlicher, gut durchbluteter Schleimhaut und erscheint bei Entzündungen sehr stark gerötet. Auch in diesem Bereich können Bläschen auftreten, sie werden als Aphten bezeichnet. Diese machen sich bei Einnahme säurehaltiger Speisen durch brennende Schmerzen bemerkbar. Es handelt sich um Begleiterscheinungen von Infektionen. Es gibt auch wiederkehrende Formen, bei denen man die Ursache nicht kennt. Meist sind Aphten klein und treten vereinzelt auf, selten in größeren Gruppen. Sie sind von einer weißlichen Membran bedeckt. Aphten verheilen meist in Tagen bis maximal zwei Wochen und heilen in der Regel ohne Narben aus.
Die Lippen sind gut durchblutet und durch ihre hohe Beanspruchung sehr anfällig für Verletzungen. Nicht selten beißt man sich aus Versehen auch selbst auf die Lippen und verursacht dadurch kleinere Verletzungen. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn man vom Zahnarzt zum Beispiel zur Kariesbehandlung eine lokale Betäubung erhalten hat, die auch die Lippen mitbetäubt. Hier merkt man unter Umständen nicht, dass man sich selbst verletzt. In der Regel sind solche minimalen Verletzungen unbedenklich. Es ist natürlich möglich, dass sich diese entzünden. Hier sollte man fettige Salben auftragen, dabei unterstützen pflanzliche Zusätze wie Hamamelis, Melisse und Kamille die Heilung. Außerdem sollte man Obst und saure Speisen und Getränke meiden, da der Kontakt zu stechenden Schmerzen führen kann.
Ein abgeheilter Stichkanal führt in der Regel zu keinen weiteren Beschwerden. Doch gerade frisch nach dem Stechen ist die Lippe anfällig für Entzündungen da es sich um eine Verletzung der Haut und Schleimhaut handelt. Eine leichte Schwellung und Rötung ist zunächst normal und sollte nach einigen Tagen zurückgehen. Wichtig ist es das Piercing genau nach Anweisung des Tätowierers zu Reinigen und Sauberzuhalten. Sollte die Entzündung auch längerer Zeit noch bestehen, sollte der Tätowierer oder ein Arzt aufgesucht werden. Häufig ist dann der Stecker zu eng oder das Material der Piercings führt zu einer allergischen Kontaktreaktion.
Wie schon angesprochen, sind auch Infektionen mit dem Herpes-simplex-Virus oft Ursache von schmerzhaften Entzündungen der Lippe und des Mundbereichs. Dieser wird als Herpes labialis bezeichnet und ist im Übrigen ein anderer Erreger als der des Herpes genitalis.
Fast hundert Prozent der Weltbevölkerung sind Träger des Virus, es treten aber nicht bei jedem Symptome auf. Meistens werden sie durch ein geschwächtes Immunsystem reaktiviert, so zum Beispiel bei Infekten, aber auch in Stresssituationen und bei vermehrter Sonneneinstrahlung.
Es treten schmerzende Bläschen an der Schleimhaut auf. Diese enthalten ein hochinfektiöses Sekret und verkrusten honig-gelblich nach dem Aufplatzen. Auf keinen Fall sollte man diese Bläschen selbstständig eröffnen, da das abfließende Sekret sehr ansteckend ist. Da es sich um eine virale Infektion handelt, sollte man Aciclovir als Salbe aus der Apotheke dünn, aber regelmäßig auf die betroffenen Stellen auftragen.
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Bei geschwächtem Immunsystem können neben Herpes auch Pickel an der Lippe auftreten, die durch die hohe Anzahl von Nerven sehr schmerzhaft sind. Oftmals ist auch mangelnde Hygiene ein Auslöser, bei jungen Frauen auch die hormonelle Lage oder allgemein vermehrter Stress. Wichtig ist der Verzicht auf Make-Up und Lippenstift um die Poren nicht weiter zu verstopfen. Auch hier kann gekühlt aufgetupfter Kamillentee entzündungshemmend wirken und die irritierte Haut beruhigend. Daneben wirkt Teebaumöl desinfizierend, Zinksalben trocknen die Pickel aus und Salicylsäure aus der Apotheke wirkt antibakteriell. Wichtig ist, die genaue Dosis und eine gezielte Auftragungsweise zu beachten, da all diese Stoffe selbst die gesunde Haut reizen können.
Die Symptome bei einer Entzündung der Lippen können, je nach auslösender Ursache und Grunderkrankung, sehr unterschiedlich ausfallen. Zumeist kennzeichnet sich eine Lippenentzündung durch spröde Lippen oder trockene Lippen, die sich rau anfühlen. Ebenfalls können die Lippen gerötet sein und spannen. Außerdem besteht aufgrund der Trockenheit die Gefahr, dass die Mundwinkel einreißen und sich entzünden. Beim Verzehr säurehaltiger oder scharfer Nahrung kommt es hierbei zu einem brennenden Schmerzgefühl auf den Lippen.
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Das Erscheinungsbild der Lippenentzündung ist weitreichend. So kann es unter anderem zum Auftreten von Schuppen, oberflächlichem Haut- oder Schleimhautverlust oder sogar Bläschenbildungen kommen. Ist eine bakterielle Infektion Auslöser der Entzündung, so kann dies sogar zum Bild schleimig eitrig verkrusteter Lippen führen.
Die Schwellung ist neben Rötung, Schmerz, Wärme und eingeschränkter Funktion ein Kardinalsymptom einer Entzündung. Ursächlich für eine Schwellung ist ein Austritt von Flüssigkeit aus den Gefäßen in das entzündete Gewebe, dies wird auch als Ödem bezeichnet. Der Körper erhöht den Durchfluss von Blut an der Stelle der Verletzung um mehr Zellen anzuschwemmen, die bei der Bekämpfung einer Infektion helfen. Eine Schwellung im Bereich um die Verletzung und Entzündung ist also typisch, allerdings unangenehm und schmerzhaft, und erschwert im Bereich des Mundes das Sprechen, Kauen und Schlucken. Bevor man zu abschwellenden, antientzündlichen Schmerzmitteln greift kann man auch auf sogenannte „Hausmittel“ zurückgreifen: dazu zählen zum Beispiel desinfizierende Spülungen und Wickel mit Kamille.
Ob es sich um eine Entzündung der Lippen handelt, wird durch eine ärztliche Blickdiagnose, sprich durch das alleinige Erscheinungsbild der Lippen gestellt. Danach wird Sie der Arzt gründlich zu weiteren möglichen Symptomen, aktuellen Erkrankungen oder Vorerkrankungen befragen, gegebenenfalls auch Lebensgewohnheiten, wie häufiges Sonnenbaden, um die auslösende Ursache zu erschließen. Bei vorliegendem Verdacht können weitere Untersuchungen vorgenommen werden. Diese reichen von Blutuntersuchungen bis hin zu sogenannten Abstrichen von der betroffenen Lippenpartie. Abstriche stellen hierbei die Entnahme von Gewebeproben mit beispielsweise einem sterilen Tupfer aus oberflächlichen Wunden oder Schleimhäuten dar, um einen möglichen bakteriellen Erreger nachzuweisen.
Im Allgemeinen richtet sich die Therapie der Lippenentzündung nach der auslösenden Ursache. Um der Trockenheit entgegenzuwirken empfiehlt, sich meist das Auftragen fettender pflegender Cremes oder Salben, wie zum Beispiel Vaseline oder Zinkpaste, die Sie in Rücksprache mit ihrem Arzt in der Apotheke oder sogar frei verkäuflich in der Drogerie erwerben können. Kurzzeitig helfen auch kortisonhaltige Salben, um die Entzündung zum Abklingen zu bringen. Diese sollten allerdings nicht länger als zwei bis vier Wochen sowie nicht mehr als zweimal täglich auf die Lippen aufgetragen werden! Es besteht ansonsten die Gefahr, dass sich die Haut im Bereich des Mundes ausdünnt und verletzlich wird. Ein alt bewährtes Hausmittelchen ist das Auftragen von Honig auf die spröden Lippen. Dies empfiehlt sich allerdings nur bei einer leichten Form trockener Lippen.
Basiert die Lippenentzündung auf einer bestimmten Grunderkrankung, so sollte diese durch ihren Arzt behandelt werden. Beispielsweise die optimale Blutzuckereinstellung bei Diabetes oder eine ausgleichende Eisenzufuhr bei Eisenmangel. Verursacht eine bakterielle Infektion die Entzündung der Lippen, wird Ihnen vermutlich in Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt ein Antibiotikum zur Bekämpfung des bakteriellen Erregers verschrieben werden. Ist das Körperabwehrsystem betroffen wie bei dem Melkersson–Rosenthal–Syndrom, kann unter Umständen sogar eine Therapie mit einem sogenannten Immunsuppressivum, ein Medikament, dass die körpereigene Immunabwehr unterdrückt, notwendig werden.
Es gibt eine Vielzahl von Salben, die bei einer Entzündung der Lippe aufgetragen werden können. Wichtig ist allerdings, die Ursache der Entzündung zu kennen.
Gegen Schwellungen allgemein hilft Kamille, bei einem Lippenherpes sollte eine Aciclovirsalbe aufgetragen werden und bei Pickeln können dermatologisch getestete Pickelstifte aus der Apotheke helfen.
Um Entzündungen der Lippe vorzubeugen sollte die Lippe durch einen Fettstift besonders im Winter geschmeidig gehalten werden und bei hoher Sonneneinstrahlung (auch beim Skifahren im Winter!) ein spezieller Sonnenschutz aufgetragen werden. Um das Immunsystem zu unterstützen sollte durch ausgewogene Ernährung darauf geachtet werden, alle wichtigen Nährstoffe und Vitamine zu sich zu nehmen.
Insofern es in ihrer Macht liegt, sollten Sie den Auslöser ihrer Lippenentzündung vermeiden. Bei bekannten Allergien, die zur Entzündung ihrer Lippen führen, sollten Sie auf die auslösende Substanz verzichten. Achten Sie außerdem auf eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung, um Krankheiten wie Diabetes oder Vitaminmangelerscheinungen entgegen zu wirken. Gehören Sie zu denjenigen, die gerne in der Sonne baden, achten Sie immer auf einen ausreichend Hautschutz, durch Verwendung entsprechender Sonnencreme. Hat sich bereits eine Entzündung der Lippen ausgebildet, sollten Sie die direkte Sonneneinstrahlung tunlichst vermeiden! An nasskalten Herbsttagen, die zu einem schnellen austrocknen der Lippe führen können, empfiehlt sich die Verwendung eines pflegenden Lippenbalsams.
Die Lippen erfüllen vielfältige Funktionen: Sie stellen das Tor zur Mundhöhle dar und ermöglichen uns so die Nahrungsaufnahme. Vor allem bei Kleinkindern stellen die Lippen ein ausgeprägtes Tastorgan mit ihren zahlreichen Nervenendigungen dar, über die sie unbekannte Gegenstände erfassen können. Des Weiteren nehmen die Lippen an der Sprachbildung teil und ermöglichen uns als Bestandteil der mimischen Muskulatur den Ausdruck von Gefühlen durch gezielte Muskelbewegungen. Außerdem zählen die Lippen zu den sogenannten "sexuelle Erregungen" vermittelnden Organen. So werden in der Gesellschaft pralle wohlgeformte rote Lippen als attraktiv und sinnlich empfunden.
Die Durchblutung der Lippen erfolgt über die Gesichtsarterie. Bei einigen Menschen erscheint das Lippenrot kräftiger, was darauf zurückzuführen ist, das unsere Lippen mit drei bis fünf Zellschichten relativ dünn besaitet ist und bei hellem Hauttyp weniger Hautpigment produzierende Zellen angesiedelt sind, die für eine Dunkelfärbung der Lippen sorgen. Folglich kommt es zu einem Durchschimmern der Blutgefäße durch die Lippen und zur Wahrnehmung des Lippenrots. Unsere Lippen besitzen weder Haare noch Talgdrüsen oder Schweißdrüsen, weshalb ihnen eine Schutzschicht fehlt, die sie stets geschmeidig hält und Erreger abtötet. Hierin liegt auch der Grund, weshalb unsere Lippen schnell austrocknen, spröde und rissig werden können. Kommt es zu einem gesamten Befall der Lippen mit Rötung, Schwellung oder Schmerzen, spricht man von einer Lippenentzündung.
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