Die Behandlung einer Grippe erfolgt meist medikamentös. Liegt ein Verdacht einer Grippe vor, sollte zunächst ein Arzt aufgesucht werden. Die medikamentöse Therapie erfolgt auf zwei Art und Weisen.
Influenza, echte Grippe, Virusgrippe
Neben den gezielt wirkenden antiviralen Medikamenten und den nur bei einer bakteriellen Superinfektion evtl. einzusetzenden Antibiotika, existieren einige weitere, meist rezeptfrei erhältliche Medikamente, die – wie auch bei einer einfachen Erkältung – eingesetzt werden können, um die Symptome zu bekämpfen bzw. zu lindern, was jedoch keinen direkten Einfluss auf die Erkrankungsdauer nimmt.
Dazu zählen v.a. Ibuprofen, Paracetamol, und Acetylsalicylsäure (Aspirin®), die allesamt sowohl schmerzlindernd als auch fiebersenkend wirken und damit das Wohlbefinden steigern.
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Für Kinder ist Acetylsalicylsäure aufgrund der drohenden Entwicklung eines sog. Reye-Syndroms jedoch nicht geeignet. Da Fieber im Rahmen der Immunabwehr und damit der Bekämpfung des Virus eine sinnvolle Funktion erfüllt, sollte dieses nicht grundsätzlich, sondern nur bei anhaltend hohen Temperaturen über 39°C behandelt werden, damit sich der Genesungsprozess nicht verzögert.
Bei starkem Schnupfen können schleimhautabschwellende Mittel (z.B. Xylometazolin), vor allem in Form von Nasensprays erhältlich, eingesetzt werden, deren Anwendungsdauer jedoch nicht sieben Tage überschreiten sollte, da ansonsten gegenteilige Effekte nach dem Absetzen auftreten können.
Gegen Husten wiederum können schleimlösende und hustenstillende Medikamente (z.B. Ambroxol) eingenommen werden.
Darüber hinaus sind auch verschiedene „Grippemittel“ erhältlich, die aus einer Kombination mehrerer Wirkstoffe bestehen und dadurch mehrere Grippesymptome gleichzeitig bekämpfen sollen, so z.B. Grippostad®, das Paracetamol mit Chlorphenamin, Vitamin C und Koffein kombiniert. Die Behandlung kann durch die fixe Kombination jedoch nur sehr unspezifisch erfolgen und zudem besteht die Gefahr von Überdosierungen, wenn Patienten z.B. nicht wissen, dass Paracetamol ein Teil der Kombination ist und dieses zusätzlich einnehmen. Deshalb ist der Einsatz solcher Präparate weniger empfehlenswert und sollte besser durch eine individuelle Kombination verschiedener Medikamente ersetzt werden.
Für Kinder sind diese Mittel ohnehin nicht geeignet. Außerdem existieren sowohl eine Reihe pflanzlicher Mittel aus dem Bereich der Naturheilkunde, wie z.B. Echinacea, als auch einige homöopathische Mittel, die bei einer Grippe oder einem grippalen Infekt unterstützend wirken sollen. Auch wenn eine Wirksamkeit hier bisher größtenteils nicht nachgewiesen ist, können solche Präparate ihren Zweck erfüllen.
Antibiotika sind grundsätzlich nur gegen Bakterien wirksam, sie können also die Grippeviren nicht bekämpfen. Da die Virusinfektion jedoch infolge der Schwächung des Immunsystems weitere, zusätzliche Infektionen durch Bakterien (sog. bakterielle Superinfektionen) begünstigt, kann eine Antibiotikagabe trotzdem sinnvoll sein. Denn oft haben die durch Bakterien verursachten Entzündungen u.a. der Lunge oder des Herzmuskels schwerwiegendere Folgen als die Grippe selbst und bedürfen auch nach Ausheilen der eigentlichen Virusinfektion weiterer Behandlung.
Besonders gefährdet sind ältere Patienten und Menschen mit chronischen Herz-Lungen-Erkrankungen, Immundefekten oder anderen schwerwiegenden Grunderkrankungen.
Da Antibiotika aufgrund der drohenden Resistenzentwicklung nur maßvoll und möglichst gezielt eingesetzt werden sollten, ist von der grundsätzlichen Gabe bei einer Grippe aber definitiv abzuraten. Die Entscheidung für oder gegen eine zusätzliche Antibiotikatherapie erfolgt individuell in Abhängigkeit von vorhandenen Risikofaktoren, Allgemeinzustand und Schwere der Infektion.
Amantadin verhindert die Freisetzung von Erbmaterial aus Viren in einer neu infizierten Wirtszelle. Dabei wird ein Eiweiß, das sogenannte M2-Protein, dass in der Hülle des Virus sitzt blockiert. Durch die Blockade kann das Virus nicht mehr die Freisetzung von seinem Erbmaterial, der RNA, einleiten und sich somit nicht mehr vermehren.
Amantadin wirkt nur bei Influenza-Viren vom Typ A und hat viele, zum Teil schwerwiegende Nebenwirkungen wie Durchfall, Depressionen und selten sogar epileptische Anfälle. Auch sind mittlerweile viele Grippeviren resistent gegen Amantadin, es wird daher nur noch selten eingesetzt.
Die wichtigsten Medikamente gegen die Grippe wie z. B. Oseltamivir (Tamiflu) gehören zur neuen Wirkstoffgruppe der Neuraminidase-Hemmstoffe.
Neuraminidase-Hemmstoffe verhindern, dass neue Viren aus infizierten Zellen freigesetzt werden, indem sie das Eiweiß Neuraminidase blockieren. Die neu produzierten Viren bleiben dadurch an der infizierten Zelle haften und können keine weiteren Zellen anstecken.
Auch hier muss die Behandlung innerhalb von 48 Stunden nach Beginn der Symptome eingeleitet werden, um eine ausreichende Wirkung zu gewährleisten. Wird innerhalb von einem Tag nach auftreten de ersten Symptome mit der Behandlung begonnen, kann die Dauer der Grippeerkrankung um bis zu 40% verkürzt werden. Außerdem können bei über der Hälfte der behandelten Patienten Komplikationen durch bakterielle Superinfektion verhindert werden.
Die Neuraminidase-Hemmstoffe können auch prophylaktisch (vorsorglich) bei Personen gegeben werden, die dem Grippevirus ausgesetzt waren (Expostition) und zur Risikogruppe gehören oder aufgrund einer Hühnereiweiß-Allergie nicht geimpft werden können.
Bakterielle Superinfektionen können mit Antibiotika behandelt werden; da die Erreger der Grippe Viren sind, kann die Grippe selbst nicht mit Antibiotika behandelt werden.
Erste Symptome treten ein bis zwei Tage (sog. Inkubationszeit) nach der stattgefundenen Infektion mit dem Influenza-Virus auf. Typisch für eine echte Grippe ist, dass die ersten Symptome sehr plötzlich und stark einsetzen, anstatt schleichend aufzutreten.
Für die Wirksamkeit bzw. für einen spürbaren Nutzen einer antiviralen Therapie ist es äußerst wichtig, dass sie innerhalb der ersten 48 Stunden nach Beginn der Symptomatik begonnen wird. Für Oseltamivir z.B. wird eine Anwendungsdauer von 5 Tagen empfohlen, je nach Schwere der Erkrankung ist aber auch eine längere Einnahme möglich, dies muss jedoch individuell entschieden werden.
Auch einige andere zur symptomatischen Therapie eingesetzten Medikamente, wie z.B. Paracetamol oder diverse Kombinationspräparate sollten ohne ärztlichen Rat nicht unbegrenzt über einen langen Zeitraum eingenommen werden. Die durchschnittliche Dauer einer Grippe beträgt auch unbehandelt ca. 5-7 Tage. Wenn die Erkrankung deutlich länger ohne eine wesentliche Besserung der Symptome besteht, sollte ohnehin ein Arzt aufgesucht werden.
Bei der Grippe sollte man eine strenge Bettruhe einhalten, bis zu drei Tage nachdem das Fieber wieder runtergegangen ist. Gegen das Fieber und bei Schmerzen kann Paracetamol verabreicht werden. Der Wirkstoff Acetylsalicylsäure, z. B. in Aspirin enthalten sollte auf keinen Fall bei Patienten unter 18 Jahren angewendet werden. Wichtig sind eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, vor allem bei Fieber, und eine Vitamin C -reiche Ernährung, z.B. in Form von Frucht- und Gemüsesäften oder Nahrungsergänzung. Hausmittel zur Fiebersenkung sind kalte Wadenwickel mit Quark, gegen Halsschmerzen empfiehlt sich frischer Ingwer- oder Salbeitee. Bei starkem Husten und Schnupfen verschafft das Inhalieren von Minz- oder Eukalyptusöl in heißem Wasser Linderung.
Bei Komplikationen sollte umgehend ärztlicher Rat in Anspruch genommen werden, auch kann ein Krankenhausaufenthalt in manchen Fällen von Nöten sein.
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Neben der medikamentösen Therapie sind zahlreiche Hausmittel bekannt, die jedoch allesamt nicht gezielt das Virus bekämpfen, sondern vielmehr zur symptomatischen Therapie eingesetzt werden; sie lindern also die Beschwerden und unterstützen somit den Heilungsprozess. Ihr tatsächlicher Nutzen und Einfluss auf den Krankheitsverlauf ist zum Teil jedoch fraglich und wird von Patienten individuell sehr unterschiedlich bewertet.
Eines der bekanntesten Hausmittel ist selbstgemachte Hühnerbrühe, die entzündungshemmend wirken und die Schleimproduktion drosseln soll. Außerdem sorgt die erhöhte Flüssigkeitszufuhr (ebenso in Form von Tee oder Wasser) dafür, dass der erhöhte Flüssigkeitsverlust bei Fieber kompensiert und durch die Verflüssigung des Sekrets und Feuchthaltung der Schleimhäute das Abhusten erleichtert wird.
Hierbei kann auch das Inhalieren von z.B. Eukalyptus, Thymian oder japanischem Minzöl in heißem Wasser hilfreich sein.
Gegen Halsschmerzen werden unter anderem Salbeitee oder heißes Wasser mit Zitronensaft als Gurgellösungen empfohlen, bei Schnupfen Nasenspülungen mit 0,9-prozentigem Salzwasser. Darüber hinaus werden einigen Teesorten und Lebensmitteln wie z.B. Honig, Ingwer, Holunderbeeren, Sanddorn, Meerrettich oder isländischem Moos aufgrund bestimmter Inhaltsstoffe weitere gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben.
Im Allgemeinen kann eine obst- und gemüsereiche Ernährung durch die zahlreichen enthaltenen Vitamine und anderen Inhaltsstoffe zur Unterstützung des Immunsystems beitragen, so auch das allbekannte Vitamin C, das sich z.B. in Zitrusfrüchten, Paprika oder Sauerkraut verstärkt findet. Knoblauch und Zwiebeln werden antibakterielle Wirkungen nachgesagt.
Eine weitere Maßnahme ist das Anlegen diverser Wickel, z.B. Wadenwickel mit lauwarmem Wasser gegen Fieber oder Quarkwickel um Brust und Rücken gegen Husten.
Da während der Schwangerschaft auch bzgl. der Grippe ein erhöhtes Erkrankungs- und Komplikationsrisiko (dazu zählen sowohl Tod und Intensivbehandlung der Mutter als auch Tot- und Frühgeburt) besteht, wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) und der ständigen Impfkommission (STIKO) eine Impfung mit inaktiviertem Impfstoff im zweiten Schwangerschaftsdrittel bzw. bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung aufgrund einer chronischen Erkrankung bereits im ersten Drittel empfohlen. Eine Schädigung des Ungeborenen durch das Virus selbst wird nicht angenommen, allerdings kann lang anhaltendes hohes Fieber der Mutter das Risiko für Entwicklungsstörungen erhöhen, weshalb in diesem Fall eine medikamentöse Fiebersenkung sehr wichtig ist. Dies geschieht v.a. mit Paracetamol, bis Schwangerschaftswoche 28 kann auch Ibuprofen verwendet werden. Zu der Einnahme von antiviralen Medikamenten während einer Schwangerschaft ist bisher noch nicht viel bekannt, daher sollte diese nur nach strenger Indikationsstellung erfolgen. Der Übergang solcher Medikamente in die Muttermilch ist nach bisherigen Erkenntnissen nur gering oder je nach Medikament noch gar nicht bekannt, Stillpausen scheinen nicht erforderlich zu sein.
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