Hustenlöser

Einleitung

Husten ist ein wichtiger Schutzreflex des Körpers, um Fremdkörper, Schleim oder Staub aus der Lunge hinauszubefördern. Der Hustenreflex befreit also die Atemwege und schützt davor, dass diese verengt werden.

Husten kann im Zuge von Atemwegserkrankungen, Herzerkrankungen oder als Nebenwirkung von Medikamenten auftreten. Am häufigsten ist der Husten aber auf eine Erkältung zurück zu führen. Meistens tritt zunächst trockener, unproduktiver Husten auf und entwickelt sich nach einigen Tagen zu einem produktiven Husten weiter. Unter produktivem Husten versteht man die Förderung von Sekreten, also Schleim oder ähnlichem, durch das Husten.

Man unterscheidet zwei unterschiedliche Arten von Medikamenten, die den Husten beeinflussen sollen. Zum Einen die Hustenlöser (Expektorantien) und zum Anderen die Hustenstiller (Antitussiva).

Hustenlöser werden zur Therapie von produktivem Husten eingesetzt, um das Abhusten des Schleims zu unterstützen und so die Ursache des Hustens, nämlich den Schleim zu beseitigen.

Hustenstiller: Der unproduktive Reizhusten wird mit Hustenstillern behandelt, um den störenden Hustenreiz zu unterdrücken.

Von Kombinationspräparaten, die Husten fördern und stillen sollen kann nur abgeraten werden, da jeweiligen Mittel sich entgegen arbeiten. Der Hustenreiz ist zwar störend, sollte aber besonders bei sehr produktivem Husten nicht unterdrückt werden.

Hustenlöser

Die sogenannten Expektoriantien (Schleimlöser) sollen die Sekretion von Brochialsekreten fördern und die Viskosität senken. Das bedeutet, dass der Schleim vermehrt produziert wird und flüssiger ist.

Sie umfassen eine Vielzahl von unterschiedlichen Medikamenten, die weiterhin in Sekretolytika und Mucolytika eingeteilt werden. Die Sekretolytika fördern die Bildung von Bronchialschleim, in dem die Sekret produzierenden Drüsen stimuliert werden, während Mucolytika hauptsächlich dazu dienen den Schleim zu verflüssigen.

Doch bevor zu der medikamentösen Therapie gegriffen wird sollte ein Versuch unternommen werden den Schleim durch einfache Hausmittel zu lösen. Der einfachste und wichtigste Ratschlag ist viel zu trinken. Durch die Flüssigkeit wird der Schleim verflüssigt und ein besseres Abhusten ermöglicht. Wasser oder heißer Tee sollten also in ausreichender Menge zu geführt werden.

Auch das Dampfinhalieren löst den Schleim. Die einfachste Methode ist hierbei Wasser aufzukochen und über dem heißen Wasser mit einem Tuch über dem Kopf zu sitzen und den heißen Dampf einzuatmen.

Auch pflanzliche Präparate können Hustenlösend wirken. Schleimlösend und schleimfördernd wirken ätherischen Öle, wie Eucalyptus, Kiedernadel, Pfefferminz oder Thymian. Diese können in das Wasserbad beim Inhalieren gegeben werden. Die meisten ätherischen Öle entspannen auch die Bronchialmuskulatur und erleichtern dadurch das Abhusten. Wichtig ist hierbei allerdings zu beachten, dass diese ätherischen Öle bei Asthmatikern, Säuglingen und kleinen Kindern zu Glottiskrämpfen und dadurch zu akuter Atemnot führen können. Sie sollten deshalb besonders vorsichtig eingesetzt werden, wenn eine asthmatische Grunderkrankung bekannt ist und im Falle von Kindern sollte ein Arzt vor der Anwendung befragt werden.

Alternativ gibt es auch Cremes, die die ätherischen Öle enthalten und auf die Brust gestrichen werden. Durch die Körperwärme wirkt man die Inhalation über die Lunge.

Die ätherischen Öle sind auch in zahlreichen Hustensäften, Hustentropfen und Badeölen enthalten. Auch Angelicawurzel ist ein pflanzlicher Schleimlöser, der gegen das Engegefühl in der Brust hilft. Auch die Primelwurzel ist ein heilsamer natürlicher Hustenlöser. Ihre Wirkstoffe, die Saponine (auch in Süßholz enthalten), wirken lösend und fördernd auf die Sekrete und können als Tee aufgenommen werden oder sind gemeinsam mit Thymianextrakt in dem Phytotherapeutikum Bronchikum enthalten.

Das Kombi-Präparat Myrtol aus der Naturheilkunde bringt Cineol, Pinienextrakt und Limonen zusammen. Es wirkt dadurch nicht nur sekretolytisch sondern auch sekretomotorisch, weitet die Bronchien und ist antimikrobiell.

Darüber hinaus wirk Efeu (Prospan, Sinuc, Hedelix, Bronchostad Hustenlöser) auch als planzlicher Schleimlöser eingesetzt.

Im Vordergrund der medikamentösen Therapie stehen drei Wirkstoffe: Acetylcystein (ACC), Bromhexin und Ambroxol.

Am häufigsten wird ACC als Hustenlöser verordnet. Das für lange Zeit akzeptierte Wirkprinzip beruht auf der Annahme ACC vermindere die Viskosität des Schleims indem durch Acetylcystein chemische Verbindungen (Disulfidketten) in den langkettigen Schleimmolekülen gespalten werden. Da sich dieser Effekt in der heutigen oralen Anwendung aber nicht bestätigen lässt, geht man mittlerweile davon aus, dass vielmehr die Eigenschaften des Schleims wieder der physiologischen Norm angepasst werden und Acetylcystein weiterhin als Antioxidans wirkt. Wichtig zu beachten ist bei gleichzeitiger Einnahme von ACC und Antibiotika, dass durch ACC die Antibiotika schneller resorbiert werden. Deshalb sollte ein zweistündiger Abstand zwischen der Einnahme beider Medikamente liegen.

Im Gegensatz zu ACC verändert Bromhexin durch die Induktion bestimmter Enzyme die Schleimviskosität, da die Enzyme für den Abbau des Schleims zuständig sind. Darüber hinaus regt Bromhexin auch die Schleimproduktion an.

Aus Bromhexin geht das Medikament Ambroxol hervor, das ein Stoffwechselprodukt von Bromhexin ist. Es umfasst noch einen weiteren Wirkmechanismus. Dieser beschreibt die Aktivierung von sogenanntem Surfactant, das die Oberflächenspannung des Schleims herabsetzt und so den Zusammenhalt des Schleims verringert.

Auch für die zuletzt genannten Medikamente sollte eine Einnahmepause von zwei Stunden für den Fall der antibiotischen Therapie bestehen.

Alle medikamentösen Hustenlöser können Nebenwirkungen hervorrufen. Während der Einnahme von ACC kann es zu allergischen Reaktionen, Magen-Darm Beschwerden, Kopfschmerzen und Tinnitus kommen. Bromhexin und Ambroxol können ebenfalls Magen-Darm Beschwerden auslösen, sowie Überempfindlichkeitsreaktionen an Haut und Schleimhäuten und Atemnot.

In zahlreichen Studien ist jedoch keine Überlegenheit der medikamentösen Hustenlöser gegenüber Placebo oder Flüssigkeitszufuhr bewiesen worden. Der Einsatz von Hustenlösern ist deshalb kritisch zu hinterfragen.

Hustenlöser in der Schwangerschaft und bei Kindern

Wie bei allen anderen Medikamenten muss auch bei der Einnahme von Hustenlösern auf die möglichen Schäden für das ungeborene Kind Rücksicht genommen werden.

Allgemein gelten pflanzliche Präparate als besser verträglich, da aber häufig keine oder nur wenig Studiendaten für die Verwendung während der Schwangerschaft vorliegen sollten sie nicht unkritisch eingenommen werden.

Die bisherige Erfahrungslage zur Einnahme von ACC in der Schwangerschaft zeigt kein erkennbares Risiko für alle Abschnitte der Schwangerschaft und die Stillzeit auf.

Die Datenlage zur Verwendung von Bromhexin und Ambroxol beruht hauptsächlich der langen Markterfahrung und es ist davon auszugehen, dass Bromhexin auch keine Schäden für das Kind auslöst.

Jedoch existieren unterschiedliche Empfehlungen zur Verwendung der oben gennannten Medikamente, weshalb von einer Selbstmedikamentation in jedem Fall abgeraten wird und empfohlen wird einen Arzt zu Rate zu ziehen. Bei der Anwendung von pflanzlichen Hustenlösern bei Kindern mit Husten muss beachtet werden, dass die ätherischen Öle häufig allergische Reaktionen und Engstellung der Bronchien zur Folge haben können. Um einer Atemnot vorzubeugen sollten diese Mittel nur vorsichtig bei Kindern angewendet werden.

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Hustenstiller

Die Hustenstiller kommen zum Einsatz bei unproduktivem Reizhusten, um die Hustenattacken unabhängig von der Ursache zu reduzieren.

Bevor die medikamentösen Hustenstiller vorgestellt werden, sollen zunächst die pflanzlichen Hustenstiller betrachtet werden. Am bedeutendsten sind hierbei Extrakte aus Huflattich, Malve, isländisch Moos und Eibischwurzel, die einen leichten Schleimfilm produzieren, welcher den Hustenreflex senken soll oder zumindest Reizmilderung verschafft.

Die Wirksamkeit dieser Präparate ist allerdings umstritten. Jedoch stellen sie bei Kindern eine gute Alternative zu den medikamentösen Präparaten da.

Ein wesentlicher Bestandteil der medikamentösen hustenstillenden Therapie ist die Anwendung von Opioiden. Diese wirken zentral, was bedeutet, dass sie das Reflexzentrum für den Husten im Hirnstamm hemmen. Die Gruppe der Hustenstiller umfasst Codein, sowie die Derivate Hydrocodon und Dextromethorphan und das Noscapin.

Nebenwirkungen dieser Substanzgruppe sind Verstopfungen und vereinzelt auch Brechreiz. Nur sehr selten treten Atemschwächen als Nebenwirkungen auf, hierbei liegen oft schon Grunderkrankungen mit Schwächung der Atemwege vor.

Codein hat ein leichtes Suchtpotential, weshalb es häufig in der Drogenszene als Ersatzdroge verwendet wird.

In der Wirksamkeit gleich gestellt mit Codein ist Dextromethorphan, das als beliebte Alternative zu Codein auch wegen seines geringeren Suchtpotentials gegeben wird. Beide Medikamente senken aber vor allem die Hustenfrequenz und eher nachrangig die Hustenintensität. Diese Medikamente unterliegen noch nicht dem Betäubungsmittelgesetz.

Hydrocodon hin gegegen weißt eine stärkere Dämpfung des Hustens auf als Codein und ist wegen seiner größeren Suchtpotentials auch den Betäubungsmittelkontrollen unterstellt. Besonders geeignet ist es zum Einsatz von Reizhusten bei Krebspatienten.

Im chemischen Unterschied zu den bereits genannten Mitteln steht das Noscapin, welches eine gute hustendämpfende Wirkung aufweist, aber im Gegensatz zu den klassischen Opioiden keine schmerzlindernde und keine euphorisierende Wirkung auslöst.

Die bisher genannten zentral wirksamen Medikamente wurden mehr oder weniger der Gruppe der Opioide zugeordnet, allerdings gibt es noch einige andere zentral wirksame Medikamente, die als Hustenstiller eingesetzt werden können. Dazu zählen Antihistaminika, die auch zu Therapie von Allergien eingesetzt werden.

Peripher wirksame Hustenstiller greifen an unterschiedlichen Orten an, um den Hustenreiz zu stillen. Die Medikamente in diesem Feld sind allerdings meist schlecht untersucht durch klinische Studien oder mit erheblichen Problemen verbunden.

Chronischer Husten, der mit einem Asthma bronchiale einhergeht oder chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen verbieten die Anwendung von zentral wirksamen Hustenstillern der Opioid-Familie, da die opioidtypische Nebenwirkung der Atemdepression für diese Patienten ein zu großes Risiko birgt.

Wichtig ist auch, dass die Opioide aufgrund der sedierenden Wirkung zu einer Einschränkung der Straßenverkehrstauglichkeit kommt.

Hustenstiller in der Schwangerschaft und bei Kindern

Auch bei den Hustenstillern gibt es unterschiedliche Meinungen zu der strikten Anwendung bei Schwangeren und Kindern.

Die Anwendung von zentralen Hustenstillern ist erst bei Kindern ab zwei Jahren erlaubt. Säuglinge und Kinder unter 14 Jahren dürfen nicht mit Hydrocodon behandelt werden.

In der Schwangerschaft dürfen Hydrocodon und Pentoxyverin nicht eingesetzt werden.

In der Stillzeit kommt Dextromethorphan als verbotenes Medikament noch dazu.

Andere Angaben verbieten die Einnahme von allen zentralen Hustenstillern in Schwangerschaft und Stillzeit.

Sollten periphere Hustenstiller zum Einsatz kommen ist auch Vorsicht geboten. Die meisten Substanzen sind in der Schwangerschaft auch nicht empfohlen. Das einzige peripher wirkende hustenstillende Medikament das bereits ab dem 1. Lebensmonat eingesetzt werden kann ist Clobutinol.

Zusammenfassungen

In jedem Fall sollte der Husten zunächst über einfach Mittel versucht werden zu behandeln. Durch eine ausreichende Trinkmenge und Dampfinhalation kann der Schleim gelöst und erleichtert abgehustet werden. Wenn der Husten trotz allen Hausmitteln immer noch als quälend empfunden wird, können die beschriebenen Medikamente zum Einsatz kommen.

Es sollte allerdings beachtet werden, dass Hustenlöser und Hustenstiller nicht gleichzeitig zum Einsatz kommen. Hält der Husten länger an ist es ratsam die Meinung eines Arztes einzuholen, der die Therapie wirksamer gestaltet und andere Krankheiten der Atemwege ausschließt.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 26.10.2015 - Letzte Änderung: 22.10.2021