Mastitis puerperalis

Definition

Die Mastitis puerperalis ist eine Entzündung der weiblichen Brust, die durch Bakterien verursacht wird und in der Stillzeit nach einer Schwangerschaft auftritt. „Mastitis“ ist Latein und bedeutet übersetzt „Entzündung der Brustdrüse“, wohingegen „Puerpera“ das „Wochenbett“ bezeichnet. Die Entzündung kann stärker und schwächer ausfallen, abhängig von ihrem auslösenden Erreger und der Begleitfaktoren. Damit variieren auch die Symptome und die Therapie. Eine nur leicht ausgeprägte Mastitis puerperalis erfordert Geduld und leichte Hausmittel, wohingegen eine schwere Entzündung mitunter sehr gefährlich werden kann.

Zu unterscheiden ist die Mastitis puerperalis von der Mastitis non-puerperalis. Letztere kommt ein wenig häufiger vor und bezeichnet die Brustdrüsenentzündung, die nicht mit einer Schwangerschaft und Stillzeit zusammenhängt. Diese wird in diesem Artikel nicht näher beschrieben.

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Ursachen

Ursächlich für die Entzündung der Brustdrüse sind bei der Mastitis puerperalis bakterielle Erreger. Hauptauslöser ist das sehr häufig vorkommende und nicht immer schädliche Bakterium Staphylococcus aureus. Auch E.coli-Bakterien, Streptokokken und Pneumokokken können die Entzündung verursachen. Hinzu kommen einige Faktoren, welche die Entstehung der Entzündung begünstigen. Durch den Stillvorgang wird die Brustwarze der Mutter gereizt. Insbesondere zu Beginn des Wochenbetts, wenn das Stillen noch ungewohnt ist, können kleine Risse in der Brustwarze entstehen. Durch die Risse können Bakterien von der Haut oder aus dem Speichel des Neugeborenen in die Brustdrüsen und das Bindegewebe der Brust eindringen. Die Erkrankung tritt vor allem nach 2-4 Wochen der Stillzeit auf, da in dieser Zeit das Stillen noch ungewohnt ist, aber die Keime bereits ausreichend Zeit zur Vermehrung und Ausbreitung in der Brust haben.

Ferner kann die Mastitis puerperalis differenziert werden in eine Entzündung der Bindegewebe und Lymphspalten oder eine Entzündung des Milchgangsystems. Oft besteht in der mütterlichen Stillzeit ein Milchstau in der Brustdrüse. Dabei fließt die Milch nicht richtig ab, wodurch sich das Gewebe verhärtet, was den Milchstau nur weiter begünstigt. Der Milchstau dient den Bakterien zusätzlich als Hilfestellung, um in die Drüsen einzudringen und eine Entzündung zu verursachen.

Die eingedrungenen Erreger verursachen oft nur in einem bestimmten Bereich der Brust die Entzündung und können dort abgekapselte Entzündungsherde bilden. Diese werden als Abszess bezeichnet. In den meisten Fällen befindet sich die Entzündung im oberen und äußeren Bereich der Brust.

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Diagnose

Die Diagnose ist durch einen Arzt leicht zu stellen. Eine Befragung der genauen Beschwerden mit einer kurzen körperlichen Untersuchung durch Abtastung der Brust und der Lymphknoten gibt die entscheidenden Hinweise um die Verdachtsdiagnose Mastitis puerperalis zu stellen. Anschließend kann in einer kurzen Ultraschalluntersuchung die Brust kontrolliert werden. Hier lässt sich das entzündete Gewebe gut erkennen und in vielen Fällen kann auch ein abgekapselter Abszess im Ultraschall bereits erkannt werden.

Treffen die Symptome nicht genau auf die Mastitis puerperalis zu, müssen unbedingt weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um eventuelle Differentialdiagnosen auszuschließen. In seltenen Fällen kann unter Umständen auch ein Tumor der Brust vorliegen. Ein sogenanntes „inflammatorisches Mamma-Karzinom“ kann ähnliche Symptome mit Rötung und Schwellung verursachen, ist jedoch deutlich seltener als die Mastitis puerperalis.

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Begleitende Symptome

Die Hauptsymptome der Mastitis puerperalis bestehen aus den fünf Entzündungszeichen. Hierzu zählen die Rötung, Schwellung, Überwärmung, der Schmerz aber auch die eingeschränkte Funktion der Brustdrüse. Durch Abtasten der Brust, falls es nicht zu schmerzhaft ist, kann weiterhin ein kleiner, verhärteter Abszess getastet werden. Oft besteht in der gesamten Brust ein Milchstau, sodass das restliche, nicht entzündete Gewebe ebenfalls verhärtet ist.

Die Entzündung dehnt sich oft über die Lymphbahnen aus und verbreitet sich im Körper. Primär kommt es zu anschwellenden Lymphknoten unter der Achsel, die bei Berührung vergrößert und schmerzhaft sind. Anschließend kann im gesamten Körper ein Krankheitsgefühl mit Schwäche, Fieber, Schüttelfrost, Gliederschmerzen und reduziertem Allgemeinzustand auftreten.

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Fieber

Fieber ist ein sehr unspezifisches Krankheitssymptom, das für eine Infektion im Körper spricht. Fieber entsteht als Reaktion des Körpers auf Erreger, die mit der erhöhten Temperatur bekämpft werden sollen. Dabei schüttet der Körper am Ort der Entzündung Botenstoffe aus, die den Körper zur Temperaturerhöhung anregen. Eine gewisse erhöhte Körpertemperatur spricht für einen aktiven Heilungsprozess des Körpers, aber Temperaturen über 40 Grad sollten nicht überschritten werden, da sie dem Körper schaden können. Mit dem Fieber geht oft ein Schwächegefühl einher, das dem Körper vermittelt, dass er Ruhe zur Bekämpfung der Infektion benötigt.

Das Fieber zeigt an, dass es sich bei der Mastitis puerperalis nicht nur um eine kleine lokale Entzündung der Brust, sondern um ein Krankheitsgeschehen des gesamten Körpers handelt. Bei starker Temperaturerhöhung mit weiteren schweren Krankheitssymptomen kann auch eine schwere Form der Mastitis vorliegen, bei der sich die Entzündung nicht abkapselt, sondern diffus im Körper ausbreitet. In diesen Fällen muss ein Arzt aufgesucht werden, der gegebenenfalls eine Antibiotikatherapie einleitet.

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Schüttelfrost

Schüttelfrost ist ein Zeichen der Kälte. Im akuten Krankheitsbeginn zeigt Schüttelfrost an, dass der Körper die eigene Körpertemperatur stark erhöht und Wärme benötigt, weshalb die Umgebung kalt erscheint. Typischerweise fällt der Fieberbeginn auf durch Empfindlichkeit gegenüber kalten Oberflächen, Metall und Außenluft, sowie Gliederschmerzen, Erschöpfung und Schüttelfrost. Nach wenigen Stunden bis Tagen des Fiebers lässt der Schüttelfrost ein wenig nach, wenn die Fiebertemperatur erreicht ist. Im Verlauf des Tages können im Fieber Schwankungen auftreten, sodass mitunter mehrmals am Tag Phasen mit Schüttelfrost auftreten können.

Behandlung

In den meisten Fällen kann die Mastitis mit einfachen Mitteln erfolgreich behandelt werden. Zur Sicherheit sollte die Diagnose durch einen Arzt gestellt werden. Anschließend können hauseigene Mittel die Mastitis oft schon zielführend therapieren. Wichtige Maßnahmen bestehen darin, vorerst bei einer leichten Mastitis weiterhin zu stillen, die Entzündung zu kühlen und die Brust gelegentlich zu massieren. So wird zunächst versucht, den Milchfluss zu fördern und ein Abklingen der Entzündung von selbst zu ermöglichen. Altbewährte Hausmittel können dabei unterstützend eingesetzt werden. In schwereren Verläufen reichen diese Vorgehensweisen nicht aus.

Bei einer schweren Entzündung muss eine Antibiotikatherapie durchgeführt werden. Da die Entzündung fast immer durch bakterielle Erreger verursacht wird, können herkömmliche Antibiotika die Erkrankung oft gut kontrollieren. Bei besonders schweren Verläufen muss zusätzlich abgestillt werden unter medikamentöser Hormonkontrolle. Auch Wärmetherapien können in diesem Stadium die Heilung fördern. Sehr selten können operative Maßnahmen notwendig sein, um die Entzündung in den Griff zu kriegen. Ein Schnitt in die Brust mit Ausräumung des eingekapselten Abszesses kann in diesen Stadien durchgeführt werden.

Wann muss ich abstillen?

In besonders schweren Verläufen muss abgestillt werden. Dies beseitigt den Milchstau und gibt der Brust die Möglichkeit, selbst die Entzündung zu beherrschen. Um abzustillen wird die Milch der Brustdrüse zunächst abgepumpt. Zusätzlich können über Medikamente die Hormone so kontrolliert werden, dass die Brust keine Milch produziert. Dazu werden sogenannte „Prolaktinhemmer“ eingesetzt.

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Welche Gefahr gibt es für mein Baby?

Für das Baby besteht bei der Mastitis puerperalis keine Gefahr. Auch ein Abstillen ist in den allermeisten Fällen nicht notwendig. Das Stillen während einer Mastitis puerperalis stellt sogar im Falle einer normalen Entzündung eine wichtige Therapiemethode dar. Der Milchstau ist häufig eine Hauptursache der Entzündung der Brustdrüsen, weshalb das Stillen angeregt und gefördert werden sollte. Die Gefahr vor der Übertragung von bakteriellen Erregern auf das Kind ist unberechtigt. Die Bakterien können im Kind keinen Schaden anrichten. Der einzige Nachteil des Stillens ist der Milchstau selbst, welcher es dem Kind schwerer macht, die Milch abzusaugen.

Wann brauche ich ein Antiobiotikum?

Ein Antibiotikum ist bei der Mastitis puerperalis fast nie notwendig. Auch wenn die Entzündung fast immer bakteriell verursacht wird, benötigt der Körper nur selten Unterstützung bei der Bekämpfung der Erreger. In seltenen Fällen kann sich die Entzündung stark ausbreiten und schwere Verläufe annehmen.

Wenn der Entzündungsherd sich nicht mehr als Abszess abgekapselt, sondern die Entzündung sich diffus im Gewebe ausbreitet, spricht man von einer Phlegmone. In diesen Fällen muss dringlichst eine Antibiotikatherapie erfolgen, weil der Körper die Ausbreitung der Entzündung nicht kontrollieren kann. Hierzu werden sogenannte „Cephalosporine“ eingesetzt, die gegen die typischen Bakterien der Mastitis puerperalis wirksam sind.

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Hausmittel

In den meisten Fällen kann die Mastitis puerperalis mit Hausmitteln gut behandelt werden. Eine Kühlung der Brust mit gelegentlichem Massieren kann die Heilung fördern. Auch das Abpumpen von Milch kann und sollte bei einem bestehenden Milchstau zu Hause durchgeführt werden. Auch Wärme kann einen Milchfluss bei bestehendem Milchstau anregen. Hier muss abgewogen werden, wie ausgeprägt die Brustdrüsenentzündung bereits ist. Bei Unklarheit sollte so früh wie möglich professionelle Hilfe zu Rate gezogen werden.

Homöopathie

Die Hausmittel und anderen Maßnahmen zur Therapie einer leichten Mastitis puerperalis können mit homöopathischen Mitteln kombiniert werden. Das bekannte Mittel Belladonna hilft auch bei dieser Form der Entzündung mit begleitendem Fieber. Weitere Mittel, die vom Homöopathen in Erwägung gezogen werden sollten sind Bryonia, Apis mellifica und Lachesis muta. Eine genaue Diagnostik sollte allerdings von einem ausgebildeten Homöopathen durchgeführt werden, da die Symptome sich bei jeder Person unterscheiden.

Bei schweren Entzündungen mit starkem Krankheitsgefühl sollte von Hausmitteln und homöopathischen Medikamenten abgesehen werden und die weitere Therapie mit einem Arzt abgesprochen werden.

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Dauer

Die Erkrankungsdauer hängt stark von dem Stadium der Entzündung und den begleitenden Symptomen ab. Ein leichter Milchstau mit anfänglicher Entzündung kann durch wenige Maßnahmen oft schon innerhalb weniger Tage geheilt werden. Auch mittelschwere Entzündungen der Brust können innerhalb weniger Tage bis Wochen abheilen, sobald die Ursachen behoben sind. Bei schweren Verläufen muss eine Antibiotikatherapie erfolgen. Diese benötigt wiederum etwa eine halbe Woche, bis eine Wirkung eintritt.

Brustabszess

Von einem Abszess spricht man, wenn eine eitrige Entzündung vorliegt, die sich in einem bestimmten Bereich ansammelt und einkapselt. Bei der Mastitis puerperalis entsteht eine Abszesshöhle in der Brust, die sich mit Eiter füllt und in der das Gewebe einschmilzt. In manchen Verläufen kann die Entzündung aus der Kapsel austreten und sich diffus über das Brustgewebe ausbreiten. Dies stellt eine deutlich gefährlichere Variante der Entzündung dar und muss mit Antibiotika behandelt werden. In diesem Fall spricht man von einer „Phlegmone“.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 16.11.2017 - Letzte Änderung: 22.10.2021