Schmerzen während der Menstruation

Synonyme

Dysmenorrhoe; Regelschmerzen

Definition

Unter dem Begriff „Regelschmerzen“ (Schmerzen während der Menstruation/ Periode) versteht man das Auftreten von leichten bis starken, ziehenden Unterleibsschmerzen die während der Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut auftreten.

Einleitung

Unter Schmerzen während der Menstruation/ Periode leiden meist eher sehr junge Frauen. Gerade bei besonders jungen Mädchen die zum ersten Mal ihre Periode bekommen, kann es während der Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut zu starken Beschwerden kommen.

Im Allgemeinen sollte man davon ausgehen, dass jede Art von Schmerzen während der Menstruation/ Periode einen Besuch beim Facharzt für Frauenheilkunde (Gynäkologe) rechtfertigen. In den meisten Fällen lassen sich für das Auftreten von Schmerzen während der Menstruation/ Periode jedoch keine erkennbaren Ursachen finden. In der Medizin geht man vielmehr davon aus, dass Regelschmerzen ein Phänomen sind das vor allem junge Frauen betrifft und während des Heranwachsens verschwindet.

Trotz dieser Annahme sollten sich junge Frauen, die unter starken Schmerzen während der Menstruation/ Periode leiden nicht einfach mit diesem Phänomen abfinden. Schmerzen während der Menstruation/ Periode können in vielen Fällen bereits durch die Anwendung einfacher Hausmittel gelindert werden. Bei starken Schmerzen während der Menstruation/ Periode können Schmerzmittel (Analgetika) dabei helfen den betroffenen Frauen Linderung zu verschaffen.

Hintergründe

Schmerzen während der Menstruation/ Periode zeigen sich in den meisten Fällen durch wehenartige, krampfartige Schmerzen die im Bereich des Unterbauches auftreten. Bei vielen der betroffenen Frauen strahlen die Beschwerden sogar bis in den unteren Rücken aus.

Typischerweise beginnt die Schmerzsymptomatik bereits einige Tage bevor die Regelblutung einsetzt. Zumeist halten die Schmerzen während der Menstruation/ Periode für ungefähr drei bis vier Tage an. Nur in seltenen Fällen zeigen sich die Beschwerden als derart stark, dass die betroffenen Frauen alltägliche Aufgaben nicht mehr erfüllen können. Neben den Schmerzen während der Menstruation/ Periode leiden viele Frauen unter weiteren Symptomen wie:

Regelschmerzen lassen sich medizinisch in zwei Klassen (primäre und sekundäre Regelschmerzen) unterteilen.

Primäre Schmerzen während der Menstruation/ Periode

Diese Form der Regelschmerzen zeichnet sich dadurch aus, dass die Beschwerden bereits einige Tage vor dem Einsetzten der Regelblutung auftreten. In den meisten Fällen bilden sich die Beschwerden während des Älterwerdens nicht zurück. Viele Frauen werden bis zur Menopause (letzte Regelblutung im Leben einer Frau) von primären Schmerzen während der Menstruation/ Periode begleitet. Eine krankhafte körperliche Ursache für das Auftreten der Beschwerden lässt sich in diesen Fällen meist nicht finden. Direkter Grund für die Entstehung primärer Regelschmerzen ist die durch Prostaglandine (Gewebehormone) ausgelöste Verkrampfung der Gebärmuttermuskulatur und die damit einhergehende Ablösung der Gebärmutterschleimhaut.

Sekundäre Schmerzen während der Menstruation/ Periode

Sekundäre Regelschmerzen treten typischerweise erst ab dem 30. oder 40. Lebensjahr auf. Direkte Ursache dieser Form der Schmerzen während der Menstruation/ Periode sind verschiedene gynäkologische Erkrankungen. In den meisten Fällen lösen versprengte Zellen der Gebärmutterschleimhaut, Polypen oder entzündliche Prozesse im Bereich der Eileiter sekundäre Regelschmerzen aus.

Häufigkeit

Schmerzen während der Menstruation/ Periode sind keine Seltenheit. Jede Frau leidet während ihres Lebens mindestens einmal unter mäßigen bis starken Schmerzen während der Menstruation/ Periode. Man geht sogar davon aus, dass ungefähr 30 bis 50 Prozent der Frauen unter regelmäßigen Beschwerden während der Regelblutung leiden. Die sogenannte „Endometriose“ (Versprengung von Gebärmutterschleimhautzellen) stellt die häufigste Ursache für die Entstehung sekundärer Regelschmerzen dar.

Ursachen und Begleitsymptome

Primäre Schmerzen während der Menstruation/ Periode

Primäre Schmerzen während der Regelblutung werden vor allem durch hormonelle Einflüsse ausgelöst. Während des Zyklus baut sich die Schleimhaut im Inneren der Gebärmutter stetig auf um für die potenzielle Aufnahme einer befruchteten Eizelle gerüstet zu sein. Wird die reife Eizelle nicht innerhalb des Eileiters befruchtet, muss die verdickte Gebärmutterschleimhaut am Ende des Zyklus abgestoßen werden.

Für diese Abstoßungsreaktion ist vor allem das weibliche Geschlechtshormon Östrogen verantwortlich. Dieses Hormon induziert innerhalb des weiblichen Organismus die Ausschüttung des Gewebshormons Prostaglandin, welches neben seiner Rolle in der Einleitung von Entzündungsreaktionen auch für die Vermittlung von Schmerzreizen und die Kontraktion der Gebärmutter verantwortlich ist. Bei vielen Frauen ist eben dieses Gewebshormon an der Entstehung von primären Schmerzen während der Menstruation/ Periode beteiligt. Im klinischen Alltag lassen sich einige Faktoren bestimmen die die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Primäre Schmerzen während der Menstruation/ Periode steigern.

Zu den häufigsten Risikofaktoren zählen:

  • ein frühes Einsetzen der ersten Regelblutung (ungefähr bis zum 12. Lebensjahr)

  • geringes Körpergewicht (BMI < 20)

  • bekannte Regelschmerzen bei nahen weiblichen Familienangehörigen

  • besonders lange Menstruationszyklen

Man geht außerdem davon aus, dass auch psychische Faktoren wie Angst oder Stress das Auftreten von primären Schmerzen während der Menstruation/ Periode begünstigen.

Sekundäre Schmerzen während der Menstruation/ Periode

Sekundären Schmerzen während der Regelblutung liegen stets organische Erkrankungen zugrunde, die einer gynäkologischen Abklärung und einer zeitnahen Behandlung bedürfen. Zu den häufigsten Ursachen von sekundären Schmerzen während der Menstruation/ Periode gehört die Endometriose. Bei dieser Erkrankung kommt es zur Verstreuung von einzelnen Zellen der Gebärmutterschleimhaut im Körper. In den meisten Fällen lassen sich bei den betroffenen Frauen Schleimhautzellen im Bereich des Bauches und des Beckens nachweisen. Die verstreuten Gebärmutterschleimhautzellen lassen sich auch an diesen abnormen Lokalisationen durch die gleichen hormonellen Veränderungen beeinflussen. Es kommt demnach durch den Einfluss von Östrogen und Progesteron ebenfalls zur Einleitung kleiner Blutungen und Kontraktionen. Ein entscheidender Hinweis auf das Vorliegen einer Endometriose sind starke Schmerzen während der Menstruation/ Periode und Beschwerden während des Geschlechtsverkehrs. Weitere Hinweise sind Abweichungen vom normalen Zyklus und rezidivierende Schmierblutungen.

Auch Myome und Polypen zählen zu den häufigsten Ursachen für die Entstehung von sekundären Schmerzen während der Menstruation/ Periode. Es handelt sich dabei um gutartige Geschwüre im Bereich der Gebärmuttermuskulatur und des Gebärmutterhalses.

Darüber hinaus können bösartige Veränderungen (Tumore) zu sekundären Schmerzen während der Menstruation/ Periode führen. In den frühen Stadien wachsen bösartige Tumore der weiblichen Geschlechtsorgane (vor allem im Bereich des Gebärmutterhalses und der Eierstöcke) meist unbemerkt. Schmerzen sind für die frühen Erkrankungsstadien eher untypisch. Erste Hinweise auf das Vorliegen bösartiger Veränderungen können lang anhaltende, ungewöhnlich starke Blutungen sein. Auch das Auftreten von bräunlichem Ausfluss nach den Wechseljahren sollte als Warnhinweis interpretiert werden und zu einem zeitnahen Besuch beim Gynäkologen führen.

Des Weiteren gehören entzündliche Prozesse im Bereich der weiblichen Geschlechtsorgane zu den häufigsten Ursachen für die Entstehung von sekundären Schmerzen während der Menstruation/ Periode. In diesem Zusammenhang lässt sich beobachten, dass vor allem aufsteigende Scheideninfektionen (Kolpitis) zu chronischen Entzündungen der Eileiter und somit zu sekundären Schmerzen während der Menstruation/ Periode führen. Bei den betroffenen Patientinnen treten die Beschwerden typischerweise bereits während des Eisprungs auf.

Schlussendlich können sekundären Schmerzen während der Menstruation/ Periode auch durch Verhütungsmittel verursacht werden (siehe auch Bauchschmerzen durch Pille). In diesem Zusammenhang nimmt vor allem die intrauterine Spirale einen hohen Stellenwert ein.

Diagnose

Treten bei einer Frau rezidivierende und/oder besonders starke Schmerzen während der Menstruation/ Periode auf, sollte dringend ein Gynäkologe aufgesucht werden. In vielen Fällen können die Beschwerden nach erfolgreicher Diagnose langfristig gelindert werden. Der wichtigste Schritt in der Diagnose von Schmerzen während der Menstruation/ Periode ist das ausführliche Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) bei dem sowohl Qualität und Lokalisation, als auch die Begleitsymptome der Schmerzen aufgezeigt werden sollten. Zudem dient das Arzt-Patienten-Gespräch dazu, gewisse Risikofaktoren in der Eigen- und Familienanamnese aufzudecken. Im Anschluss an dieses Gespräch folgt in der Regel die Durchführung einer gynäkologischen Untersuchung. Während dieser Untersuchung versucht der behandelnde Gynäkologe mögliche körperliche Erkrankungen, die für das Auftreten der Schmerzen während der Menstruation/ Periode verantwortlich sein könnten, auszuschließen. Vor allem die Schleimhäute, die Vagina, die Gebärmutter und die Eierstöcke werden während dieser Untersuchung begutachtet. Darüber hinaus sollte bei Patientinnen mit Spirale der Sitz dieses Verhütungsmittels überprüft werden. Je nach Befund sollten anschließend weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Zu den häufigsten Untersuchungsmethoden bei Frauen mit Schmerzen während der Menstruation/ Periode gehört die Durchführung einer Blutuntersuchung, einer Ultraschalluntersuchung und/oder einer Bauchspiegelung (Laparoskopie).

Im Falle des Vorliegens einer Endometriose stellt sich die Diagnostik oftmals als sehr kompliziert dar. Grund dafür ist die Tatsache, dass vor allem kleine Herde der abgesprengten Gebärmutterschleimhaut nicht immer einfach aufgefunden werden können. Bei schlüssigem Verdacht auf das Vorliegen einer Endometriose können bildgebende Verfahren (Magnetresonanztomographie; MRT) dabei helfen die Diagnose zu sichern.

Therapie

Primäre Schmerzen während der Menstruation/ Periode

Primäre Regelschmerzen müssen in den meisten Fällen überhaupt nicht behandelt werden. Leiden Frauen jedoch während der Menstruation unter starken Beschwerden, können verschiedene Schmerzmittel (Analgetika) angewendet werden. Vor allem jene Wirkstoffe die der Gruppe der Nicht-Steroidalen-Antiphlogistika (NSAR; NSAID) zugeordnet werden können, eignen sich besonders zur Behandlung von primären Schmerzen während der Menstruation/ Periode. Die in diesem Zusammenhang am häufigsten angewendeten Schmerzmittel verfügen über den Wirkstoff Ibuprofen. Diese Arzneimittel entfalten ihre Wirkung über eine Hemmung der Bildung von Prostaglandinen und somit über eine Senkung der Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur. Des Weiteren eignen sich auch Arzneimittel auf Paracetamol-Basis besonders gut zur Behandlung von primären Schmerzen während der Menstruation/ Periode. Darüber hinaus können bei ausgeprägten Schmerzen während der Menstruation/ Periode krampflösende Medikamente eingesetzt werden. Gute Erfahrungen auf diesem Gebiet gibt es bei der Anwendung von Spasmolytika wie Butlyscopolamin (Buscopan), welches eine Entspannung der Gebärmuttermuskulatur und somit eine Linderung der Regelschmerzen vermittelt.

Auch Hormonpräparate wie die Pille können dabei helfen primäre Schmerzen während der Menstruation/ Periode deutlich zu lindern.

Bei leichten bis mäßigen Schmerzen können bereits einfache Verhaltensänderungen dazu beitragen das Wohlbefinden der betroffenen Frau zu verbessern. Schmerzen die während der Regelblutung auftreten können durch Bewegung gezielt behandelt werden. Grund dafür ist die Tatsache, dass die schmerz-auslösenden Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur mit einer Minderdurchblutung einhergehen. Auf diese Weise wird die Schmerzwahrnehmung gesteigert. Sanfte Sportarten wie Yoga, Walking oder Fahrradfahren steigern die Durchblutung der Gebärmutter und wirken der Schmerzentstehung somit entgegen. Auch die Anwendung von Wärmflaschen wird von vielen der unter Schmerzen während der Menstruation leidendet Frauen als wohltuend empfunden. Durch direkte Wärmeeinwirkung auf den Unterbauch wird die verkrampfte Gebärmuttermuskulatur entspannt und die Beschwerden gelindert.

Gerade junge Frauen die unter starken Schmerzen in der Periode leiden, sollten über die Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln (zum Beispiel die Pille) nachdenken. Die künstlich zugeführten Hormone wirken hemmend auf das Ausdehnungspotential der Gebärmutterschleimhaut während des Zyklus. Auf diese Weise muss während der Monatsblutung weniger Schleimhaut abgestoßen werden. Die Regelblutung fällt deutlich schwächer aus und auch die Schmerzen nehmen spürbar an Intensität ab. In vielen Fällen kann die Einnahme hormoneller Verhütungsmittel Frauen sogar gänzlich von den Schmerzen während der Menstruation/ Periode befreien. Im klinischen Alltag zeigt sich eine besondere Eignung des Wirkstoffs Chlormadinonacetat (kurz: CMA) für Frauen die unter starken Regelschmerzen leiden.

Darüber hinaus hält die Natur einige Wundermittel gegen Menstruationsbeschwerden bereit. Vor allem Aufgüsse mit Schafgarbe, Mönchspfeffer, Johanniskraut oder Melisse können dabei helfen die Beschwerden deutlich zu lindern. Frauen die die Pille einnehmen sollten in diesem Zusammenhang jedoch beachten, dass die orale Anwendung von Johanniskraut die Wirksamkeit hormoneller Verhütungsmittel negativ beeinflussen kann. Betroffene Frauen sollten aus diesem Grund lieber Schafgarbe, Mönchspfeffer oder Melisse verwenden.

Eine weitere simple Methode zur Linderung von Schmerzen während der Menstruation/ Periode ist die Durchführung einer Akupressur. Das Pressen eines Akupressurpunktes der ungefähr eine handbreit unterhalb des Bauchnabels liegt, kann unangenehme Menstruationsbeschwerden mildern.

Sekundären Schmerzen während der Menstruation/ Periode

Bei sekundären Regelschmerzen richtet sich die Behandlung nach der zugrunde liegenden Erkrankung.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 08.01.2015 - Letzte Änderung: 22.10.2021