Amphotericin B

Allgemeines

Amphotericin B ist ein verschreibungspflichtiges Medikament (Antimykotikum) zur Behandlung von schweren und sehr schweren Pilzinfektionen.
Häufig wird es dann eingesetzt, wenn die Pilzinfektion den ganzen Körper betrifft (systemisch), also das Blut und die inneren Organe, und gleichzeitig die Anzahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) verringert ist.
Das Medikament sollte in der Regel nicht für kleinere lokale Pilzinfektionen, beispielsweise im Mund, Rachen oder der Scheide, verwendet werden.
Da Amphotericin B einige Nebenwirkungen hat und besonders aggressiv wirkt, wird es häufig erst als letztes Medikament zur Bekämpfung von Pilzinfektionen verwendet, nachdem andere, weniger aggressive Mittel, versagt haben.

Anwendungsgebiete

Amphotericin B wird vor allem bei schwersten Pilzinfektionen eingesetzt, die über mehrere Monate behandelt werden müssen.
Zu den häufigsten Pilzen, die diese Infektionen auslösen, gehört Cryptococcus neoformans.
Prinzipiell kann der ganze Körper von Pilzinfektionen betroffen sein. Amphotericin B kann eingesetzt werden bei:

  • einem Verdacht auf eine Pilzinfektion des gesamten Organismus,
  • lokalen Infektionen der Speiseröhre (Ösophageale Candidiasis)
  • der Hirnhäute (Meningitis)
  • der Hirnhäute und des Gehirns (Meningoenzephalitis)
  • der Lunge (Pneumonie)
  • der Gelenke (Osteoartikuläre Candidiasis)
  • das Ohrenrachenraums (Oropharyngeale Candidiasis)
  • der Geschlechtsorgane und der ableitenden Harnwege (Urogenitale Candidiasis).

Besonders bei der Infektion der Hirnhäute und des Gehirns ist es wichtig, nachzuweisen, welcher Pilz die Beschwerden verursacht, da die Dosismenge erheblich variiert.

Zusätzlich ist es wichtig, den Immunstatus des Patienten genau zu kennen und über eventuell vorliegende HIV–Infektionen informiert zu sein, da unter HIV – Infektion des Immunsystem sehr anfällig ist für Pilzinfektionen ist und dadurch auch die Therapie mit Amphotericin B angepasst und länger verabreicht werden muss.

Neben Pilzen ist Amphotericin B auch bei Infektionen durch Protozoen, zu denen beispielsweise Trichonomas gehört, und bei Amöben wirksam.
Gegen Bakterien oder Viren hat Amphotericin B keine Wirkung.

Aufgrund der Nebenwirkungen von Amphotericin B (siehe Nebenwirkungen) wird Amphotericin B heute häufig mit Fettmolekülen oder körpereigenen Fettkörpern (Liposomen) kombiniert gegeben. Diese Mischung ist zwar deutlich teurer, führt aber zu weniger Nebenwirkungen als das klassische Amphotericin B.

Neben der Bekämpfung schwerer akuter Pilzinfektion wird Amphotericin B auch zur Vorbeugung von Pilzinfektionen nach Knochenmarktransplantationen verabreicht.

Dosis und Einnahme

Vor der Einnahme ist es wichtig, den behandelnden Arzt über eventuell vorhandene Allergien gegen Amphotericin B oder Allergien gegen andere Medikamente zu informieren. Zusätzlich dazu muss der behandelnde Arzt über alle anderen eingenommenen Medikamente Bescheid wissen, um Wechselwirkungen und allergische Reaktionen zu vermeiden

Amphotericin B kann über den Mund (oral), über das Blut (intravenös, als Infusion) oder als Creme (lokal) verabreicht werden.
Bei lokalen Infektionen auf der Haut kann die Creme mit dem Wirkstoff einfach auf die Haut aufgetragen werden. In der Regel wird Amphotericin B aber erst bei schwersten Pilzinfektionen der Haut verwendet.
Amphotericin B als Tablette wirkt nur lokal im Mund und Rachen und wird nicht über den Verdauungstrakt resorbiert, wirkt also nicht im Rest des Körpers.
Bei systemischen, den ganzen Körper betreffenden Infektionen, ist eine intravenöse Behandlung über eine Infusion mit Amphotericin B nötig.

Bei der intravenösen Gabe von Amphotericin B hängt die verwendetet Dosis stark vom Krankheitsbild ab.
Generell gibt man je nach Schweregrad des vorliegenden Krankheitsbildes zwischen 0.1 und 1 mg pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag. Geht man beispielsweise von einer Dosis von 0.5 mg pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag (0.5 mg/kgKG/d) aus, so würde der Patient bei einem Gewicht von 80 Kilogramm 40 mg Amphotericin B an einem Tag bekommen.
In der Regel wird Amphotericin B für 6 – 8 Wochen verabreicht.
Muss Amphotericin B über längere Zeit eingenommen werden, kann der behandelnde Arzt oder anderes Fachpersonal den Patienten schulen, sich die Spritzen selbst zu verabreichen. Bei Selbstmedikation darf das Medikament auf keinen Fall verabreicht werden, wenn die Lösung nicht mehr glasklar, sondern milchig oder trüb ist. Falls eine Dosis vergessen wurde, sollte der behandelnde Arzt informiert werden, um über die weitere Vorgehensweise zu entscheiden.

Nebenwirkungen

Amphoterin B kann sehr viele verschiedene Nebenwirkungen verursachen und sollte daher nur nach strenger Indikationsstellung und nur zu den vereinbarten Dosen eingenommen werden.
Die Stärke der Nebenwirkungen ist abhängig von der Art der Einnahme von Amphotericin B.
Bei Salben und Tabletten kann es in der Regel nur zu lokalen Symptomen wie Juckreiz, Schwellungen oder Bläschenbildungen kommen, während bei der intravenösen Gabe von Amphotericin B viele verschiedene Nebenwirkungen beobachtet werden können.

Zu den sehr häufigen (>10 %) Nebenwirkungen bei der Einnahme von Amphotericin B gehören:

Bei folgendem Nebenwirkungen sollte sofort der Arzt kontaktiert werden:

  • Allergische Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock,
  • Krampfanfälle
  • Herzrhythmusstörungen
  • schwarz verfärbter Stuhl
  • Störungen beim Wasserlassen, sehr dunkler Urin
  • Schnellatmigkeit
  • Hörverlust
  • gelbliche Verfärbung von Haut und Bindehaut
  • sehr starker Durchfall
  • Antriebslosigkeit
  • starke Rötungen oder Schwellungen an der Einstichstelle.

Durch die Einnahme von Amphotericin B kann es zu einer Schädigung der Nierenfunktion kommen. Deswegen sollte während der Therapie die Blut- und besonders Nierenwerte engmaschig kontrolliert werden. Falls die Nierenfunktion unter der Therapie mit Amphotericin B schlechter wird, gleichzeitig aber eine weitere Behandlung unumgänglich ist, so kann die Dosis auf 50 % reduziert werden, muss dann aber über einen längeren Zeitraum gegeben werden.

Kontraindikationen

Amphotericin B sollte nicht bei bekannter Allergie gegen Amphotericin B gegeben werden, bei einem akuten Verdacht sollte ein engmaschige medizinische Überwachung während der ersten Gabe erfolgen.
Während der Schwangerschaft sollte Amphotericin B nur gegeben werden, wenn es medizinisch keine Alternativen gibt, da eine mögliche fruchtschädigende Wirkung von Amphotericin B noch nicht ausgeschlossen werden konnte.

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Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Thema Amphotericin B finden Sie hier:

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 25.07.2013 - Letzte Änderung: 22.10.2021