Ursachen von Haarausfall bei Kindern

Im Folgenden werden die wichtigesten Ursachen von Haarausfall bei Kindern aufgelistet, die daraufhin im einzelnen genauer besprochen werden. Dabei ist zu beachten dass vor allem im Kleinkindalter ein vermehrter Verlust von Haaren zum Teil normal ist. Vernarbungen, Haarausfall bei älteren Kindern oder auch an einzelnen Stellen sollten jedoch abgeklärt werden.

  • Haarausfall durch Vitamninmangel
  • Eisenmangel beim Kind
  • durch Schilddrüsenerkrankungen
  • durch Krankheitserreger
  • Autoimmunerkrankungen wie Alopezia areata 
  • selbst-induzierter Haarausfall

Haarausfall durch Vitaminmangel

Ein Vitamin- oder Nährstoffmangel kommt zum einen in Gebieten von Hungersnöten, aber auch durch Erkrankungen zustande. Hierbei kann es sich um Erkrankungen mit Würmen oder anderen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa handeln, bei welchen die Nährstoffaufnahme reduziert wird. Auch Essstörungen wie Magersucht können die Ursache sein.

Essentielle Vitamine für den Haaraufbau sind Biotin und der Vitamin B-Komplex.

Man unterscheidet folgende Arten des Vitaminmangels:

  • Vitamin-B Mangel: Es ist sehr schwer Vitamin-B-Komplex Mangel auszugleichen. Hierbei sind der Verzehr folgender Produkte hilfreich: Fleisch, Milch, Leber, Hülsenfrüchte, Getreidevollkornprodukte, Weizenkeime.
  • Vitamin C Mangel: Auch bei einem Vitamin C Mangel kann es in manchen Fällen zu einem Haarausfall kommen. Dieser kommt hierbei durch einen Eisenmangel, Blutungen und Verhornung des Follikelbereichs zustande. Als Ernährungsempfehlung werden folgende Vitamin-C-haltige Lebensmittel angeraten: Kohl, Kohlrabi, Rettich, Obst, Zitronen.
  • Vitamin A Mangel: Ein Vitamin A Mangel aber auch Überschuss kann einen Haarausfall bewirken. Vitamin-A-haltige Produkte sind: Butter, Käse, Leber, Broccoli, Spinat, Karotten, Grünkohl. Wichtig hierbei ist die Garung, Zerkleinerung und ausreichende Fettzufuhr bei Verzehr der Produkte.
  • Vitamin D Mangel: Durch einen Vitamin D Mangel können die typischen Haarzyklen aus der Balance gebracht werden, was zu einem Haarausfall führen kann. Dabei verkürzen oder verlängern sich einige Phasen. Um seinen Vitamin D Spiegel aufrecht zu erhalten, werden eine Ernährung mit Fisch, Milch, Eigelb, Lebertran, Leber, Magarine, Rindfleisch und Pilzen angeraten.
  • Biotin Mangel: Ein Biotinmangel  kann durch künstliche Ernährung und einem sehr hohen Konsum an rohen Eiern mit gleichzeitiger Antibiotikaeinnahme ausgelöst werden. Um einen ausgewogenen Biotinspiegel zu erreichen, kann man verschiedene Produkte verzehren wie Leber, Hefe, Nüsse, Milch, Hülsenfrüchte, Weizenkeime oder Ersatzpräparate einnehmen.

Eine weitere prophylaktische Maßnahme ist eine ausreichende Sonneneinstrahlung auf die Haut. Denn Sonnenlicht ist essentiell für die Produktion von Vitamin D durch die Haut. Man muss aber beachten, dass die Sonneneinstrahlung manchmal nicht ausreicht, um den Vitamin-D-Gehalt zu garantieren. Dies gilt vor allem in Wintermonaten. Daher empfiehlt man bei Kindern eine Vitamin-D-Dosis von 400IE täglich einzunehmen.

Eisenmangel und Haarausfall

Auch ein Eisenmangel kann ursächlich für einen Haarausfall sein. Ein Eisenmangel kann dabei durch Blutverluste und die Regelblutung, nach Operationen oder verschiedenen Magen-Darm-Erkrankungen entstehen. Auch eine streng vegetarische oder vegane Ernährung kann einen Eisenmangel begünstigen. Vor allem bei Kindern kann es aufgrund der Wachstumsphasen zu einer Unterversorgung durch Eisen kommen.

Für einen ausgewogene Versorgung an Eisen sollte man regelmäßig Fisch, Fleisch, Speisen mit hohem Vitamin C Gehalt zu sich nehmen, da dadurch die Eisenaufnahme erleichtert wird. Zudem ist darauf zu achten das Milchprodukte und Kaffee- und Teekonsum in Grenzen bleiben, da diese Produkte einen Eisenmangel verstärken können.

Therapeutisch kann man immer eine orale Eiseneinnahme bei zu starkem Eisenmangel erwägen. Dabei ist darauf zu achten, dass die Eisentabletten mit einem Vit. C haltigen Getränk, wie z.B. Orangensaft, im nüchternen Zustand eingenommen werden.

Ursachen des Eisenmangels sind vielfältig. Bei Kindern kann ein Grund der erhöhte Eisenbedarf im Wachstum sein. Weitere Ursachen sind eine unausgewogene Ernährung bei Kindern mit wenig Gemüse und Fleisch. Zudem kann es durch andere Magen-Darm Erkrankungen wie Darminfektionen, entzündliche Darmerkrankungen oder nach operativen Eingriffen zu einer gestörten Eisenaufnahme und so zum Eisenmangel kommen.

Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel: Folgen von Eisenmangel und Eisenmangel beim Kind

Haarausfall aufgrund einer Schilddrüsenerkrankungen

Schilddrüsenerkrankungen können ebenfalls eine Rolle für das Haarwachstum spielen. In der Regel produziert die Schilddrüse zwei Hormone T3 (L-Trijodidtyhronin) und T4 (L-Tetrajodthyronin). Die Hormone sind zuständig für wichtige Funktionen des Wachstums und auch des Stoffwechsels.

Bei einer Unterfunktion der Schilddrüse werden diese Hormone nun nicht mehr in ausreichender Menge produziert. Dies hat neben Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Verstopfung, Hauttrockenheit, auch die Folgen von Haarausfall. Die Haare werden matt und brüchig und die Haardichte wird immer geringer.

Die Überfunktion der Schilddrüse zeigt sich dagegen in einer Überproduktion der Schilddrüsenhormone. Neben Symptomen wie Herzrasen, vermehrtem Schwitzen, Gewichtverlust und Durchfall haben die Patienten auch ein beschleunigtes Haarwachstum. Dies hat aber zur Folge, dass die Haare zwar schneller wachsen, aber sie wachsen brüchig und dünn und erreichen meist nur eine geringe Länge.

Wegen der weiteren Symptomen und den Einfluss der Hormone auf den kindlichen Stoffwechsel und das Wachstum ist dringend eine Behandlung bei einem endokrinologischen Internisten anzuraten.

Haarausfall durch Krankheitserreger

Haarausfall kann ebenfalls durch Krankheitserreger wie Viren, Bakterien und Pilzen ausgelöst werden. Am häufigsten kommt es hierbei jedoch zu einer Infektion mit Pilzen. Generell äußern sich Pilzinfektionen der Kopfhaut in einer schuppigen, umschriebenen, entzündlichen Form des Haarausfalls. Je nach Pilztyp fallen nicht abgebrochene oder abgebrochene Haare auf.

Am häufigsten unter den Pilzinfektionen ist dabei die Tinea capitis. Diese wird durch Trichophyton Pilze ausgelöst. Charakteristisch ist bei der Tinea capitis das Auftreten von ringförmigen, schuppigen Regionen, wobei die Schuppen randständig liegen und im runden Bereich abgebrochene Haare oder schwarze fleckenförmige Haare sichtbar sind. Es kann zudem zu einem Befall von Wimpern und Augenbrauen kommen. Der Pilz dringt dabei oberflächlich in die Kopfhaut ein und greift den Haarschaft an. Der Pilz ist ansteckend und wird meist im Kindergarten schnell weiterverbreitet. Daher sollte auch darauf Wert gelegt werden, dass keine Kissen, Mützen und Bürsten getauscht werden.

Den genauen Pilztyp kann man durch einen Abstrich und einer Zellkultur erkennen. Meist handelt es sich um die Pilze des Microsporum oder Trichophyton.

Es gibt spezielle Medikamente, die man gegen Pilze einsetzen kann, die sogenannten Antimykotika. Zunächst versucht man lokal die Stelle mit Antimykotika (Imidazole, Ciclopirox) einzuschmieren. Sollte dies keinen Effekt haben, muss man auf systemisch wirksame Medikamente (Itroconazol, Ketoconazol, Griseofulvin) zurückgreifen. Dabei muss man jedoch darauf achten, dass Ketoconazol erst ab 2 Jahren und Itraconazol erst ab 18 Jahren angewendet werden darf.

Mehr zu diesem Thema: Hautpilz

Kreisrunder Haarausfall: Alopecia areata

Der klassische kreisrunde Haarausfall tritt typischerweise bei der Erkrankung namens Alopecia areata auf. Die Häufigkeit dieser Erkrankung beträgt ca. 0,03-0,1%. Dabei sind Mädchen und Jungen gleich häufig betroffen. Diese Form des Haarausfalls tritt meist plötzlich über die Nacht auf und ist umschrieben kreisförmig und nicht vernarbend. Zudem ist das Hautareal völlig glatt ohne Schuppungen oder abgebrochenen Haaren.

Der Alopecia areata liegt eine Autoimmunerkrankung zugrunde. Dabei richtet sich das eigene Immunsystem gegen den eigenen Körper, indem es beispielsweise Antikörper gegen körpereigene Substanzen bildet. Bei der Alopecia areata richtet sich das Immunsystem des eigenen Körpers nun gegen die Haarwurzeln. Sie halten die Haarwurzel für körperfremd. Dies hat zur Folge, dass durch den Angriff der Immunzellen eine Entzündungsreaktion entsteht, welche ursächlich für den Haarausfall ist. Es ist jedoch weiterhin unklar, warum nur einige Kopfhautbereiche betroffen werden. Die Autoimmunerkrankung ist hierbei genetisch bedingt. Die Erkrankung kann immer wieder auftreten und auch zum dauerhaften Verlust der Haare führen. Damit die Erkrankung ausbricht, werden mehrere Trigger benötigt. Einer davon ist eine Entzündung im Körper.

Im Verlauf kann es zu schubförmigem Ausfall der Haare kommen. Zudem kann man eine teigige, eindrückbare Schwellung der Stelle beobachten, die jedoch nicht entzündet ist. An den Randgebieten sind sogenannte Kommahaare oder Ausrufezeichenhaare zu beobachten. Dabei handelt es sich um kurze, abgebrochene Haare, die sich verjüngen. Bei 30% der Patienten/innen ist der Haarausfall von Veränderungen der Nägel begleitet. Nicht zu unterschätzen sind vor allem dann ab dem Grundschulalter auftretende Identitäts- und Gruppenzugehörigkeitsprobleme durch den Haarausfall.

Es gibt 2 Formen der Alopezia areata :

  1. Alopezia areata circumscripta
  2. Alopezia areata totalis

Bei der Alopecia areata circumscripta handelt es sich um einzelne umschriebene Areale des kreisrunden Haarausfalls. Dabei können Kopfhaare, Wimpern, Augenbrauen, aber auch alle anderen Körperhaaren betroffen sein.

Bei der Alopezia areata totalis kommt es meist zu einem kompletten Ausfall der Kopfhaare.

Die Extremform des Haarausfalls betrifft sämtliche Körperhaare und wird auch Alopezia universalis genannt.

Andere Erscheinungen der Erkrankung äußern sich in einer Schwellung der Lymphknoten, Veränderungen der Nägel und des Nagelbettes (Sandpapiernägel, Tüpfelnägel, rötlicher Nagelmond). Bei 10-20% der Kinder liegt zudem eine Überempfindlichkeit in Bezug auf Unverträglichkeiten und Allergien zu Grunde. Zudem treten die Weißhauterkrankung mit 1-4% (Vitiligo) und Schilddrüsenerkrankungen mit 1-2% gehäuft auf. Bei vielen Kindern kommt es glücklicherweise in 30-40% der Fälle zu einem spontanem Abheilen der Erkrankung in den ersten 6 Monaten. Leider gibt es eine hohe Rückfallquote der Erkrankung.

Risikofaktoren für die Erkrankung sind:

  • Auftreten vor der Pubertät
  • Nagelveränderung
  • Überempfindlichkeit/Allergien
  • Autoimmunerkrankungen
  • Haarausfall im Nacken

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Kreisrunder Haarausfall

Selbst-induzierter Haarausfall

Hierbei handelt es sich meist um Haarausfall, der dazu führt, dass sich die Patienten/innen psychisch bedingt selbst den Haarausfall zufügen.

Insbesondere in der Pubertät oder im Jugendalter ist dies der Fall.

  • Trichotillomanie: Bei der Form der Trichotillomanie versuchen sich die Patienten/innen selbst die Haare auszureißen. Dies kann durch Zupfen, Ziehen, Drehen oder Reiben erfolgen. Man kann beobachten, dass diese Form im Jugendalter vermehrt bei Mädchen, im Kindesalter dagegen gehäuft bei Jungen auftritt. Charakteristisch sind hierbei nicht begrenzte Bereiche mit unterschiedlicher Länge der ausgebrochenen oder ausgerissenen Haare. Zudem ist ein Zupftest negativ und mikroskopisch lassen sich Hauteinblutungen erkennen, wobei eine keine Entzündung vorliegt. Als Ursache betrachtet man hier Stress und Ängste des Kindes oder ein Verlust einer geliebten Person oder die Scheidung der Eltern.
  • Trichtemnomanie: Eine andere Form des selbst zugeführten Haarausfalls ist die Trichtemnomanie. Hierbei schneiden sich die Patienten/innen selbst die Haare ab.
  • Traktionsalopezie: Eine ganz spezielle Form des Haarausfalls bei Kindern ist die Traktionsalopezie. Diese tritt vor allem bei Kindern mit „Pferdeschwanzfrisur“ auf, bei welcher ein Zug auf die vordere Haarpartie ausgelöst wird. Daher kommt es zu einem Haarausfall am vorderen Haaransatz. Weitere mechanische Reizungen an den Haaren entstehen durch übermäßiges Kämmen und Flechten. Zudem können auch Haarschampoos oder ein zu heißes Fönen der Haare den Haarausfall begünstigen.

Narbige Formen des Haarausfalls bei Kindern

Bei vernarbenden Formen des Haarausfalls kann es sich um tiefliegende Pilzinfektionen oder um blasenbildende Hauterkrankungen wie der Epidermolysis bullosa oder Lichen ruber follicularis handeln. Auch Immunerkrankungen, wie der Lupus erythematodes können narbigen Haarausfall hervorrufen.

Eine erblich bedingte Form des narbigen Haarausfalls ist die Aplasia cutis congenita. Hierbei erkennt man nach der Geburt ein Geschwür, welches narbig und haarlos abheilt.

Therapie des Haarausfalls bei Kindern

Bevor die Therapie begonnen werden kann, sollte man schauen, ob entzündliche Herde vorliegen, die den Therapieerfolg beeinträchtigen könnten und ob andere stoffwechselbedingte Erkrankungen, die ebenfalls ursächlich sein könnten, ausgeschlossen wurden.

Je nach Ausprägung und Krankheitsphase versucht man möglichst systematisch vorzugehen. Man beginnt in der akuten Phase erstmal mit einer Cortison-haltigen Creme, die auf die betroffene Hautpartien gestrichen wird. Nach 4 - 6 Wochen schaut man nach der Entwicklung des Haarausfalls. Bei weiterem Bestehen versucht man eine Therapie mit dem Wirkstoff Dithranol. Normalerweise erhält man nur kurzfristige Linderung der Erkrankung, da die Rückfallquote sehr hoch ist. In immerhin 50% der Fälle kommt es zu einer spontanen Abheilung. Da die Prognose bezüglich einer Heilung nicht sehr hoch sind, empfiehlt man zusätzlich eine psychotherapeutische Beratung oder Betreuung, da die Betroffenen meist dann doch sehr unter den Folgen des Haarausfalls leiden.

Zusätzlich kann man bei Bedarf eine 3 - 6 Monate lange Eisenergänzung und Zinkergänzung vornehmen, da Eisenmangel und Zinkmangel ebenfalls ursächlich für Haarausfall sein können bzw. diesen begünstigen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Haarwachstum beim Baby oder Haarwachstum beschleunigen

Diagnose des Haarausfalls bei Kindern

Die Diagnose erfolgt im Zusammenspiel mit der Erhebung der Krankheitsgeschichte und der körperlichen Untersuchung. Für die Diagnose entscheidend ist der Nachweis der oben genannten Charakteristika des Haarausfalls.

Mikroskopisch lässt sich eine entzündliche Veränderung um den Haarschaft erkennen, zudem das Auftreten von übermäßig viel Telogenhaaren, welche eine im Haarzyklus bestimmte Haarform darstellt.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.12.2015 - Letzte Änderung: 04.07.2022