Oberschenkelschmerzen

Einleitung

Der Oberschenkel bezeichnet den Abschnitt des Beines, welcher zwischen Hüfte und Knie liegt und aus dem Oberschenkelknochen, vorderer, seitlicher und hinterer Muskulatur, Gefäßen und Nerven sowie Fett- und Bindegewebe besteht.

Oberschenkelschmerzen können viele verschiedene Ursachen haben und kommen häufig im Rahmen von Sportverletzungen vor. Häufig sind durch die Oberschenkelschmerzen auch die Kniegelenke oder das Hüftgelenk beeinträchtigt, wodurch es zu einer Fehlbelastung und einem daraus folgenden Schmerzereignis kommen kann.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Schmerzen im Oberschenkel.

Zur genaueren Beschreibung der Oberschenkelschmerzen werden verschiedene Unterteilungen vorgenommen:

  • Schmerzcharakteristik: Der Schmerz kann stechend, dumpf, punktuell, diffus, mit oder ohne Ausstrahlung in angrenzende Körperregionen sein. Es kann sich zum Beispiel um einen Schmerz durch ein Krampfereignis oder durch Steifigkeit handeln.
  • Schmerzdauer: Es kann sich hierbei um sporadisch wiederkehrende, einmalige oder chronische Schmerzen handeln.
  • Schmerzauslöser: Der Schmerz kann unter anderem in Ruhe, nach langem Sitzen, im Liegen oder nach körperlicher Belastung wie etwa beim Treppensteigen oder beim Sport sowie bei extremen Bewegungen, wie dem in die Hocke gehen, auftreten.

Ebenfalls sind begeitende Symptome, wie etwa Missempfindungen, Taubheitsgefühl und Kribbeln oder Rückenschmerzen und Knieschmerzen zu berücksichtigen, um der Ursache der Oberschenkelschmerzen auf den Grund zu gehen.

Durch das Schmerzereignis kann es zur Einschränkung des Gangs und bestimmter Bewegungen und auch zu Fehlbelastungen der Gelenke und Muskeln kommen. So kann sich dieses Problem schnell vergrößern und es kann eine Schmerzsymptomatik im gesamten Körper entstehen. Besonders die chronischen und sehr starken Oberschenkelschmerzen können die Lebensqualität des Betroffenen erheblich beeinflussen und sollten deshalb nach Möglichkeit von einem fachkundigen Arzt behandelt werden.

Haben Sie weiteres Interesse an diesem Thema? Lesen Sie mehr dazu in unserem nächsten Artikel: Schmerzen im Oberschenkel und in der Hüfte

Ursachen für akute Oberschenkelschmerzen

Der Oberschenkelschmerz kann vielfältige Ursachen haben und sollte deshalb von einem Facharzt untersucht werden.

Die Verletzung der Oberschenkelmuskulatur ist die häufigste Erklärung für den akut auftretenden Oberschenkelschmerz. Hierbei kann es sich um eine Überbelastung der Muskulatur durch körperliche Aktivität wie Joggen und Ähnlichem handeln. Dieser Schmerz sollte dann nach einigen Tagen nachlassen und wieder vollkommen verschwinden. Man spricht hier auch von einem starken Muskelkater, bei dem es durch Überanspruchung zu Mikrorissen in der Muskulatur kommt. Diese Form von Oberschenkelschmerz kann durch ein gezieltes Aufwärmprogramm, eine nicht zu starke körperliche Belastung und ausreichend Dehnung vor, nach und während der körperlichen Aktivität weitestgehend verhindert werden.
Sind die schmerzen nach einer äußerlichen Gewalteinwirkung, z.B. einem Sturz, Schlag oder Tritt, entstanden, könnte auch eine Oberschenkelprellung zugrunde liegen.
Auch eine Sehnenentzündung am Oberschenkel kann durch eine Überlastung oder Fehlbelastung entstehen, sie kann aber auch durch eine Beinfehlstellung zustande kommen. Diese Schmerzen dauern sogar mit angemessener Schonung meist einige Wochen an.

Alternativ kann es sich sogar um einen Muskelfaserriss handeln, der für ein länger andauerndes Schmerzereignis verantwortlich ist. Dieser entsteht ebenfalls durch eine Überanstrengung der Muskulatur und sollte durch eine körperliche Schonung, Kühlung und eine medikamentöse Schmerztherapie behandelt werden (siehe: Muskelfaserriss des Oberschenkels).

In sehr seltenen Fällen liegt eine Verletzung des Oberschenkelknochens oder eine tumoröse Veränderung vor. Mittels eines bildgebenden Verfahrens, zum Beispiel in Form eines Röntgenbildes kann dieser Verdacht sehr schnell ausgeschlossen oder erhärtet werden.

Lesen Sie auch den Artikel: Die Quadrizepssehnenruptur.

Muskelkater im Oberschenkel

Ein Muskelkater bezeichnet ein schmerzhaftes Gefühl der Muskulatur, das ein bis zwei Tage nach starker sportlicher Belastung, in diesem Fall der Oberschenkelmuskulatur, auftritt. Der Muskelkater entsteht nicht, wie lange angenommen, durch eine Milchsäureansammlung, sondern durch kleinste Verletzungen der Muskelfasern. Durch die Verletzungen kommt es zu einer Wasseransammlung (Ödem) in der Muskulatur, was zu Schmerzen und Steifigkeit im Oberschenkel führt

Die Schmerzen können bei Bewegung, Berührung und bei der Muskeldehnung zu spüren sein. Wird die Muskulatur aufgewärmt, kann es zu einer Besserung der Schmerzen kommen. So kann ein Saunabesuch Muskelkaterbeschwerden lindern. Die Muskulatur sollte außerdem nicht ruhiggestellt werden, sondern mit Sport leichter Intensität wie Radfahren, Schwimmen oder Joggen behandelt werden. In der Regel verschwindet der Muskelkater nach maximal einer Woche wieder.

Informieren Sie sich hier rund über das Thema: Muskelkater.

Oberschenkelschmerzen nach einer Hüft-TEP

Schmerzen kurz nach einer Hüft-TEP (totale Endoprothese) sind normal und werden durch Schmerzmedikamente behandelt. Allerdings kann dahinter auch eine Infektion der Prothese stecken oder eine Luxation des künstlichen Gelenks. Auch ein Oberschenkelbruch kann durch die Operation begünstig werden.

Ist der Einsatz der Prothese schon einige Monate oder sogar Jahre her, können die Schmerzen durch eine Prothesenlockerung entstehen. Es ist ratsam, dass Betroffene mit Hüft-TEP bei neuaufgetretenen Hüft- oder Oberschenkelschmerzen einen Arzt aufsuchen, damit eine ernsthafte Ursache ausgeschlossen und gegebenenfalls behandelt werden kann.

Informieren Sie sich hier zum Thema: Hüft-TEP.

Oberschenkelschmerzen bei einem Bandscheibenvorfall

Bei einem Bandscheibenvorfall, von dem meist Erwachsene zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr betroffen sind, kommt es zu einem Vorfall der Bandscheibe in den Spinalkanal, dort wo das Rückenmark entlangläuft. Wird das Rückenmark durch die Bandscheibe irritiert, werden die Nerven gereizt.

In Höhe der Lendenwirbelsäule treten die Nerven aus dem Rückenmarks aus, die die Beine versorgen. Daher kann es bei einem Bandscheibenvorfall zu Oberschenkelschmerzen kommen, die vom Rücken in die Beine ziehen. Zusätzlich kann es zu Taubheits- und Kribbelgefühlen und einer Muskelschwäche kommen. Um einen ernsthaften Vorfall auszuschließen, sollte der Bandscheibenvorfall ärztlich abgeklärt werden.

Mehr zum Thema Bandscheibenvorfall der LWS hier nachlesen. 

Oberschenkelschmerzen durch einen Abzess

Ein Abszess beschreibt eine durch Bakterien ausgelöste Eiteransammlung, die durch eine Kapsel vom umliegenden Gewebe abgegrenzt wird. Der Abszess kann zum einen aufgrund über eine Wunde eingetretene Bakterien entstehen. Zum anderen kann ein Abszess infolge eines operativen Eingriffs auftreten.

Neben Schmerzen sind Symptome wie Rötung, Schwellung und Überwärmung der Haut zu beobachten. Des Weiteren können Fieber und ein geschwächtes Allgemeinbefinden auftreten. Es ist wichtig, den Abszess zu behandeln, um eine Ausbreitung der Bakterien in den Blutkreislauf und eine Sepsis (Blutvergiftung) zu verhindern.

Für weitere Informationen lesen Sie hier weiter: Abzess

Ursachen für chronische Oberschenkelschmerzen

Die häufigste Ursache des chronischen Oberschenkelschmerzes sind Funktionsstörungen und Reizungen der Nerven, die den Oberschenkel motorisch und sensibel versorgen. Diese stammen aus dem Rückenmark und verlassen auf Höhe der Lendenwirbelsäule als sogenannter Plexus Lumbalis den Wirbelsäulenkanal und versorgen die gesamte untere Extremität.

Durch die Lokalisation des Schmerzes lässt sich das Schmerzereignis einem oder mehreren bestimmten Nerven zuordnen. Zu diesem Funktionsstörungen kann es zum Beispiel durch einen lumbalen Bandscheibenvorfall kommen. Neben den Oberschenkelschmerzen lassen sich hierbei häufig auch noch Schmerzen in anderen Körperregionen feststellen. Auch können die Schmerzen von Empfindungsstörungen und Kraftminderung begleitet werden. Eine Funktionsstörung oder Reizung eines Nerves liegt jedoch nicht zwangsläufig am Austrittspunkt desselben aus dem Wirbelkanal vor. Im Prinzip kann der Nerv in seinem kompletten Verlauf durch Muskeln, Flüssigkeitsansammlungen, Fremdkörper oder andere Arten von Raumforderungen komprimiert werden.

Auch durch eine leichte Druckerhöhung kommt es bereits zu einem Schmerzereignis, sodass die Ursachensuche sehr schwierig sein kann.
Sehr detaillierte bildgebende Verfahren wie CT und MRT der LWS können bei der Suche nach einer Komprimierung eines solchen Nervs helfen oder dies als Ursache weitestgehend ausschließen.

Meralgia paraesthetica

Bei der Meralgia paraesthetica handelt es sich um eine Einengung des Nervens, der den äußeren Oberschenkel sensibel versorgt. Es kommt zu Empfindungsstörungen wie Taubheits- und Kribbelgefühlen sowie zu Schmerzen am äußeren Oberschenkel.

Eine Druckerhöhung im Bauchraum bei einer Schwangerschaft oder aufgrund von Übergewicht kann die Meralgia paraesthetica auslösen. Auch eine Einengung von außen durch Gürtel, Korsetts oder Hosenbunde kann den Nerven irritieren. Daher hat diese Erkrankung auch den Namen Jeanshosenläsion. Wird die auslösende Ursache entfernt, verschwinden auch die Beschwerden meist spontan.

Lesen Sie hier mehr zum ArtikelMeralgia paraesthetica.

Oberschenkelschmerzen beim Sitzen

Oberschenkelschmerzen sind bei Menschen, die lange sitzen, weit verbreitet. So kann es durch eine Fehlhaltung bei sitzender Tätigkeit (Bürojob) zu einer Überspannung der Muskulatur und folglich zu Schmerzen kommen. Werden die Beine im Sitzen lange übereinandergeschlagen, kann dies ebenfalls zu Fehlhaltungen und Schmerzen, besonders auf der Innenseite des Oberschenkels führen.

Zu langes Sitzen kann auch den Nerven einklemmen, der den vorderen Oberschenkel versorgt. Hierbei kann es dann neben Schmerzen auch zu Taubheits- und Kribbelgefühlen kommen. Vor allem bei dünnen Menschen, bei denen es aufgrund des fehlenden Fettpolsters zu einer stärkeren Belastung der Sitzbeine kommt, kann es zu Schmerzen im Gesäß kommen, die in die hinteren Oberschenkel ausstrahlen.

Die begleitenden Symptome

Die Taubheit als Symptom

Taubheitsgefühle sind ein Zeichen für eine Irritation oder Schädigung der Nerven. So können Muskelverspannungen, die beispielsweise durch starke Belastung oder Fehlhaltungen hervorgerufen werden können, umliegende Nerven irritieren.

Auch eine Wirbelsäulen- oder Rückenproblematik (Hexenschuss, Bandscheibenvorfall) kann sich durch Taubheitsgefühle im Oberschenkel bemerkbar machen.

Lesen Sie auch den Artikel: Taubheitsgefühl am Oberschenkel und  Symptome eines Bandscheibenvorfalls.

Der Oberschenkelkrampf als Symptom

Ein Krampf im Oberschenkel kann durch eine starke Beanspruchung der Muskulatur hervorgerufen werden. Der Krampf kommt spontan und bildet sich meist nach wenigen Sekunden bis Minuten wieder zurück. Auch Elektrolytstörungen, die bei einer Störung des Wasserhaushaltes entstehen können, sind eine mögliche Ursache für Krämpfe.
Der Elektrolythaushalt des Körpers kann beispielsweise bei einer starken Wasserausscheidung wie nach starkem Schwitzen, Durchfall oder Erbrechen beeinflusst werden. Auch eine zu geringe Trinkmenge kann den Wasser- und somit Elektrolythaushalt stören.

Zudem kann es durch Medikamente zu Krämpfen im Oberschenkel kommen. Besonders bei der Einnahme von Statinen (Fettsenker) kann es zu einem Muskelzerfall kommen, der im schlimmsten Fall zu einem akuten Nierenversagen führen kann. Daher sollte dieses Medikament bei Nebenwirkungen unbedingt wieder abgesetzt werden.

Ein Brennen im Oberschenkel

Das Brennen auf der Haut ist ein Symptom, das auftritt, wenn Nerven irritiert oder geschädigt werden. Es kann im Verlauf eine Meralgia paraesthetica auftreten, bei der der die Oberschenkelaußenseite versorgende Nerv eingeengt wird.

Auch die sogenannte Polyneuropathie, die besonders durch langjährigen Alkoholismus oder bei Patienten mit Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) auftritt, kann Gefühlsstörungen am Oberschenkel mit Brennen, Taubheit, Ameisenlaufen und Schmerzen verursachen. Der Verlauf der Erkrankung ist meist schleichend und beginnt oftmals an den Füßen.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Polyneuropathie.

Lymphknotenschwellung am Oberschenkel

Die Lymphknoten des Oberschenkels liegen in der Leiste. Diese können aufgrund verschiedener Auslöser geschwollen sein. Das Anschwellen der Lymphknoten zeigt generell an, dass das Immunsystem arbeitet.

Kommt es zu Infektionen im Bereich des Oberschenkels, beispielsweise einem Abszess (einer Eiteransammlung) oder einer bakteriellen Entzündung der Haut, können die Lymphknoten anschwellen. Auch Krebserkrankungen im Bereich der Oberschenkel können eine Lymphknotenschwellung hervorrufen.

Bei einer neu aufgetretenen Lymphknotenschwellung in der Leiste sollte ein Arzt aufgesucht und die zugrundeliegende Ursache abgeklärt werden.

Schmerzen des vorderen Oberschenkels

Wenn der Oberschenkelschmerz vor allem die Vorderseite des Oberschenkels betrifft, ist meist von einer Reizung des Femoralnervs auszugehen, der die vordere Oberschenkelseite und den Musculus quadrizeps femoris, der den größten Anteil der vorderen Oberschenkelmuskulatur darstellt, sensibel und motorisch versorgt.

Zu der Nervenreizung kann es durch Überbelastung des Oberschenkels im Rahmen von häufigen Hüftbeugebewegungen und körperlicher Aktivität kommen, oder durch langes Sitzen, das zu einer Einklemmung und damit einer mechanischen Reizung des Nervs in der Leiste führen kann. In diesem Fall treten neben den Schmerzen auch Taubheitsgefühl oder Kribbeln auf.

Eine weitere Ursache für den vorderen Oberschenkelschmerz sind Fehlhaltungen und Fehlstellungen im Rücken, in der Hüfte oder in den Füßen. Zum Beispiel führt das ständige Einknicken in einer Hüfte während dem Stehen zu einer einseitigen Verhärtung des Quadrizeps, was dann wiederum zu Oberschenkelschmerzen führen kann.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Schmerzen im vorderen Oberschenkel

Schmerzen des inneren Oberschenkels

Auch der Schmerz an der Oberschenkelinnenseite kann durch eine Überbeanspruchung der Muskulatur, der sogenannten Adduktorengruppe, oder durch eine Reizung des versorgenden Nervs bedingt sein. Der Nerv, der die Oberschenkelinnenseite innerviert wird Nervus obturatorius genannt.

Ein kleiner Teil der inneren Oberschenkelmuskulatur wird vom Nervus genitofemoralis versorgt. Wenn dieser in seinem Verlauf gereizt oder geschädigt wird, kommt es neben den Schmerzen im Oberschenkel auch zu Schmerzen in Leiste und Schmerzen im Hoden, da diese Körperregionen ebenfalls von einem Ast des Nervs versorgt werden.

Zur Überbeanspruchung der Muskulatur kommt es vor allem durch die Sportarten Reiten und Fußball. Auch kann es bei Unfällen, wie etwa dem Ausrutschen auf Glatteis, was unweigerlich zu einer Ausfallbewegung nach außen mit Spreitzen der Beine führt, zu einer Überbeanspruchung oder sogar Zerrung der Adduktoren kommen. Falsche Körperpositionen und Sitzhaltungen, wie etwa das Sitzen mit übereinandergeschlagengen Beinen, kann diese Muskulatur ebenfalls überbelasten.

Durch Entzündungen oder Knochenbrüche im Bereich des Beckens sowie Operationen am Unterleib kann es zu einer Nervenreizung des Nervus obturatorius kommen, welche sich ebenfalls durch innere Oberschenkelschmerzen äußert.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Schmerzen im inneren Oberschenkel

Schmerzen des äußeren Oberschenkels

Die Oberschenkelaußenseite wird durch den Nervus cutaneus femoris lateralis versorgt, welcher den äußeren Oberschenkel versorgt.

In diesem Bereich wird die Muskulatur von einer großen Sehne, dem Tractus iliotibialis überdeckt, der häufig den Ausgangspunkt des Schmerzereignisses darstellt. Durch falsche Belastung oder durch eine Verklebung dieses sehnigen Tractus kann es zu isolierten Schmerzen im äußeren Oberschenkel kommen. Eine falsche und übermäßige Belastung entsteht zum Beispiel durch breitbeiniges Gehen oder durch das vorliegen von X-Beinen. Häufig sind in diesem Fall auch die Knie durch die Fehlstellung betroffen und vermehrt belastet, was zu Degeneration und Bewegungseinschränkung führt. Außerdem kann der versorgende Nerv durch die Unterkreuzung des Leistenbandes komprimiert und dadurch gereizt werden.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Schmerzen im äußeren Oberschenkel

Schmerzen des hinteren Oberschenkels

Schmerzen im Bereich der Oberschenkelrückseite werden meist mit dem Ischiasnerv in Verbindung gebracht. Diese kann an verschiedenen Stellen in seinem Verlauf eingeklemmt und gereizt werden und kann neben den Oberschenkelschmerzen auch Rückenschmerzen, Steißbeinschmerzen, Gesäßschmerzen oder sogar Schmerzen im Unterschenkel und im Fuß auslösen. Der Nerv geht ebenfalls auf Höhe der unteren Lendenwirbelsäule aus dem Wirbelkanal hervor und verläuft durch ein Loch im Becken, das durch den Musculus piriformis geteilt wird, entlang der inneren Oberschenkelrückseite bis zur Kniekehle. Er wird in seinem Verlauf unmittelbar durch die hintere Oberschenkelmuskulatur bedeckt.

Ursächlich für die Reizung dieses Nervs kann ein lumbaler Bandscheibenvorfall sein oder eine Verhärtung der Gesäßmuskulatur. Hierbei ist vor allem der Musculus piriformis wichtig, denn dieser befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Nerv und ist häufig angespannt und kann zu einer dauerhaften Kompression des Nervs führen. In vielen Fällen führt auch die falsche Sitzhaltung zu einer vermehrten Belastung der Oberschenkelrückseite oder des Gesäßes. Zum Beispiel führt eine liegende Position im Stuhl, die zunächst einen entspannten Eindruck gewinnen lässt, zu einer dauerhaften Anspannung der hinteren Oberschenkelmuskulatur. Neben dieser häufigen nervalen Ursache kann es auch zu einer Verklebung der Muskelfaszien auf der Oberschenkelrückseite kommen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Schmerzen im hinteren Oberschenkel

Oberschenkelschmerzen nachts

Bei Oberschenkelschmerzen, die vor allem Nachts und in Ruhe auftreten, kann es sich unter anderem um die Erkrankung Meralgia paraesthetica handeln. Hierbei kommt es zu einer Kompression des Nervus cutaneus femoris lateralis, der die äußere Oberschenkelmuskulatur versorgt. Auslöser dieser Erkrankung sind Infektionen, Giftstoffe oder operative Eingriffe.
Es kommt zu Empfindungsstörungen, Schmerzen und Brennen vor allem an der Außenseite des Oberschenkels. Diese Symptome treten meist einseitig auf. Die Schmerzen treten vor allem bei gestreckten Beinen oder durch Verstärkung des Druckes in Seitenlage, wie es in der Nacht der Fall sein kann, auf. Durch einen gezielten Griff des untersuchenden Arztes mit Druck auf den vorderen oberen Darmbeinstachel kann die Verdachtsdiagnose erhärtet werden.

Eine weitere mögliche Ursache der Oberschenkelschmerzen im Ruhezustand stellt die Reizung der Nervenwurzeln an ihren Austrittspunkten aus dem Wirbelkanal oder im Verlauf dar. In einigen Fällen kann auch eine Hüftgelenksarthrose zu dieser Symptomatik führen (siehe: Hüftarthrose Symptome).

Oberschenkelschmerzen in der Schwangerschaft

Neue körperliche Beschwerden sind in der Schwangerschaft nicht ungewöhnlich. Diese treten vor allem daher auf, weil der Körper durch die Gewichtszunahme ungewohnten Lasten ausgesetzt wird. Bänder werden aufgrund der Hormonumstellung elastischer, was die Stabilität im Becken und in der Folge in den Beinen einzuschränkt. Es kommt zu einer Fehlbelastung, die wiederum zu Schmerzen führen kann.

Zudem kann die Mehrbelastung der Muskulatur zu Verspannungen und Schmerzen führen. Sanfte Dehnungsübungen können helfen, Beschwerden in der Schwangerschaft entgegenzuwirken.

Informieren Sie sich hier rund zum Thema: Schwangerschaft

Was tun bei Oberschenkelschmerzen?

Um den Oberschenkelschmerz langfristig zu lindern und ein erneutes Auftreten zu verhindern, ist eine kausale Therapie, also eine Behandlung der Grunderkrankung, sinnvoll.

Sind die Oberschenkelschmerzen lediglich durch eine körperliche Überanstrengung bedingt, so sollte das Sportverhalten verändert werden. Der Elektrolythaushalt des Sportlers kann zusätzlich durch die Gabe von Magnesium stabilisiert werden, welches bei körperlicher Aktivität vermehrt eingenommen werden sollte.

Bei schwerwiegenderen Ursachen gibt es verschiedene Therapieoptionen, die am Besten im Rahmen eines Beratungsgespräches mit einem fachkundigen Arzt und abhängig vom Einzelfall besprochen werden. Gerade bei degenerativen Veränderungen wie Bandscheibenvorfällen ist eine operative Therapie jedoch sorgsam abzuwägen, da dies meist ein großer Eingriff ist und die Erfolgsaussichten nicht immer vielversprechend sind (siehe: Bandscheibenvorfall LWS Therapie). In seltenen Fällen liegt eine Verletzung des Knochens als Ursache für den Oberschenkelschmerz zugrunde. Diese sollte dann operativ versorgt werden (siehe: Oberschenkelbruch).

Schmerzmittel

Neben der kausalen Therapie sollte bei Bedarf des Patienten eine medikamentöse Schmerztherapie erfolgen (siehe: Schmerzmittel).

Hierzu eignen sich vor allem die Medikamente, die als Gruppe der NSAR zusammengefasst werden. Diese Abkürzung steht für den Namen Nichtsteroidale Antirheumatika. Zu ihnen zählen unter anderem Ibuprofen® und ASS®. Neben der Schmerzlinderung können diese Medikamente auch die Entzündung hemmen.
Zudem können Muskelrelaxantien, also Medikamente, die die Muskulatur entspannen eingesetzt werden. Reichen diese Medikamente zur Schmerzlinderung nicht aus, können stärkere Schmerzmittel verordnet werden, die eine zentrale Schmerzdämpfung im Gehirn (Opiode) bewirken.
Sind Polyneuropathien, die durch eine bleibende Nervenschädigung verursacht werden, für die Schmerzen verantwortlich, werden neben Opioiden Antidepressiva und Antikonvulsiva (Medikamente, die bei Epilepsie gegeben werden) gegen die Schmerzen eingesetzt.

Jedoch muss unbedingt bei der dauerhaften Schmerzmittelgabe darauf geachtet werden, dass der Patient nicht abhänging von diesen wird. Auch sollte Nebenwirkungen, wie etwa der Säurebelastung für den Magen, bei dauerhafter Ibuprofeneinnahme Beachtung geschenkt werden.

Weitere Optionen zur Schmerzlinderung

Neben der medikamentösen Therapie eignen sich physikalische Anwendungen in Form von Wärme oder Kältetherapie, Krankengymnastik und Muskelaufbau in einer schmerzfreien Phase. Durch Physiotherapie können schmerzhafte Verspannungen und Blockierungen der Muskulatur gelöst werden, sodass bereits schnell eine Linderung der Symptome erfolgt.

Eine weitere Therapiemöglichkeit stellt die Injektion von Lokalanästhetika zur Betäubung des Schmerzes dar. Diese werden meist mit entzündungshemmenden Substanzen in Form von Kortison gemischt. Sie können gezielt in den Ort der Nervenreizung injiziert werden. Dies kann zum Beispiel auf Wirbelsäulenebene durch eine computertompgraphisch überwachte Injektion in die Spinalnervenwurzel erfolgen, oder auch im weiteren Verlauf des Nervs. Häufig reicht jedoch eine einzige Betäubung des Nervs nur für einen begrenzten Zeitraum aus, sodass das Verfahren wiederholt werden muss. Wenn keine langfristige Besserung erzielt werden kann, besteht die Möglichkeit, eine dauerhafte Schmerzinjektion über einen sogenannten Schmerzkatheter anzulegen.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Lokalanästhetika - die örtliche Betäubung.

Die Dauer von Oberschenkelschmerzen

Die Dauer von Oberschenkelschmerzen hängt von der zugrundeliegenden Ursache ab. Generell haben Oberschenkelschmerzen aber eine gute Prognose, da zumeist muskuläre Probleme dahinterstecken. Ein Krampf der Oberschenkelmuskeln ist meist nach wenigen Sekunden bis Minuten wieder verschwunden.

Sind die Schmerzen durch eine Wirbelsäulenproblematik entstanden, können sich die Schmerzen noch bis zu mehrere Wochen nach beispielsweise einem Bandscheibenvorfall bemerkbar machen. Die Schmerzen aufgrund einer Meralgia paraesthetica (Jeanshosenläsion) verschwinden meist spontan, sobald der Auslöser entfernt wird. Ein Muskelkater ist meist nach maximal einer Woche wieder verschwunden.

Weiterführende Informationen

Weitere Themen zum Thema Oberschenkelschmerzen finden Sie hier:

Eine Übersicht aller orthopädischen Themen finden Sie hier: Orthopädie A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 06.06.2016 - Letzte Änderung: 30.03.2024