Schmerzen bei einem Rippenbruch

Einleitung

Bricht man sich eine oder mehrere Rippen bei einem Unfall, kommt es zu sehr starken Schmerzen. Rippenbrüche gehören zu den schmerzhaftesten Knochenbrüchen überhaupt, da der Bruch nicht durch einen Gips oder eine Schiene ruhig gestellt werden kann und es durch die Bewegung des Brustraums beim Atmen ständig zu Schmerzen kommt. Bei einer günstigen Lage des Bruchs kommt es zu keinen oder nur leichten Schmerzen, in den meisten Fällen ist ein Rippenbruch jedoch äußerst schmerzhaft. Bei komplizierten Brüchen kann es außerdem zu weiteren Verletzungen wie einer Einblutung in die Brusthöhle (Hämatothorax) kommen. Dadurch wird die Atmung erschwert und es kann zu einem Blutverlustschock kommen.
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Bei der Verletzung der Lunge kann Luft in den Pleuraspalt (welcher normalerweise mit einer Flüssigkeit gefüllt ist) gelangen und sich im Brusfkorb ansammeln, es kommt zu einem Pneumothorax. Auch diese Verletzungen führen zu starken Schmerzen und müssen umgehend behandelt werden.

Ohne eine Röntgenuntersuchung ist es häufig schwierig, zwischen einer Rippenprellung und einem Rippenbruch zu unterscheiden, da die Prellung mit ähnlich starken Schmerzen einhergeht, manchmal verursacht sie sogar stärkere Schmerzen. Häufig dauert die vollständige Heilung bei einer Rippenprellung auch etwas länger als bei einem Bruch. Da es in der Therapie aber keinen Unterschied macht, ob man an einem Rippenbruch oder einer Rippenprellung leidet, kann auf ein Röntgenbild häufig verzichtet werden.

Schmerzen beim Liegen

Ein Rippenbruch bereitet in fast allen Positionen Schmerzen, allerdings empfinden viele den Schmerz besonders deutlich, wenn man liegt. Dies liegt zum einen daran, dass man beim Liegen oder Schlafen wenig Ablenkung hat und die Schmerzen bewusster wahrgenommen werden. Zum anderen können die beiden Bruchenden je nach Liege-Position weiter auseinander gedrückt werden, was die Schmerzen fördert. Unter Umständen kann es sinnvoll und hilfreich sein, sich nachts aktiv auf die Bruchseite zu legen. Die Belastung auf den Rippenbruch führt dazu, dass die Bruchenden aufeinander gepresst werden und das sensible neue Knochengewebe durch die fehlende Bewegung entlastet wird, was zu einer Linderung der Schmerzen führt und ein schmerzfreieres Schlafen ermöglicht.

Schmerzen beim Atmen

Sehr typisch für die ausgeprägten Schmerzen bei einem Rippenbruch ist die Angewöhnung einer Schonatmung. Die gebrochenen Rippen werden beim Atmen ständig bewegt, es kommt zu keiner Ruhigstellung der Verletzung, weshalb jeder Atemzug Schmerzen bereitet. Eine Atemtherapie kann den Heilungsprozess eines Rippenbruchs unterstützen, da der Betroffene mithilfe eines Therapeuten lernen kann, trotz der Verletzung möglichst effektiv und schmerzarm zu atmen. Ohne eine geeignete Therapie (Atemtraining, Schmerzmedikamente) kann die Atembewegung aufgrund der Schmerzen stark eingeschränkt sein und eine Lungenentzündung (Pneumonie) kann sich entwickeln, was auf jeden Fall verhindert werden sollte.

Schmerzen am Rücken

Die Rippen können an unterschiedlichen Stellen gebrochen sein. Vor allem bei einem Sturz nach hinten (z.B. bei einem Sturz vom Pferd) kann es zu einem Rippenbruch im Bereich des Rückens kommen. Aber auch wenn die Rippen vorne im Brustbereich gebrochen sind, kann es vorkommen, dass die Schmerzen besonders im Rücken wahrgenommen werden. Beim tiefen Einatmen oder Husten werden die Rippen auseinander gedrückt und es kommt zu Schmerzen. Auch das Vorbeugen oder Drehen des Oberkörpers kann bei einem Rippenbruch zu Schmerzen im Rücken führen. In vielen Fällen sind Rippenbrüche im Rückenbereich schmerzarmer als an anderer Stelle, da die starke Rückenmuskulatur die Bruchstücke stabilisiert und relativ ruhig hält.

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Therapie - Wie kann man die Schmerzen lindern?

Ein Rippenbruch gilt im Regelfall nach etwa 12 Wochen als geheilt. Solange brauchen die Knochenfragmente, um wieder zusammenzuwachsen. In den ersten vier Wochen wird das defekte Knochengewebe abgebaut und die beiden Bruchenden mit einem weichen knöchernen Gewebe (Kallus) verbunden, welches kaum belastbar ist. Sobald der Kallus gebildet worden ist, lassen die Schmerzen durch den Rippenbruch nach und es kommt zu einer Linderung der Beschwerden. Es gibt keine wirklichen Therapiemaßnahmen, um diesen Heilungsprozess zu beschleunigen, da der Körper wie bei jedem anderen Bruch auch zunächst neue Knorpelmasse bilden muss. Allerdings ist die Einnahme von Schmerzmitteln sinnvoll, um die Beschwerden zu lindern und mögliche Schonhaltungen durch die Schmerzen zu verhindern. Häufig enthalten schmerzlindernde Medikamente zusätzlich entzündungshemmende Stoffe, die der Entzündung im verletzten Gewebe entgegenwirken. Selten wird ein operativer Eingriff angewendet, um die beiden Bruchstücke miteinander zu verbinden. Dies kommt beispielsweise bei einem Rippenserienbruch zum Einsatz, wenn mehrere nebeneinanderliegende Rippen gebrochen sind oder wenn Rippen gesplittert sind. In der Operation werden die Rippenstücke miteinander verschraubt oder mit Platten fixiert.

Diagnose

Eine Rippenfraktur kann häufig schon aus der Schilderung des Unfallhergangs und der Beschwerden (Anamnese) ermittelt werden. Eventuelle Grund- oder Vorerkrankungen wie eine Osteoporose werden durch den Arzt abgefragt und geben weitere Hinweise auf die Diagnose. Rippenbrüche sind in manchen Fällen als tastbare Stufe von außen tast- oder sichtbar. Bei einer Beeinträchtigung der Atmung kommt es zusätzlich zu Symptomen wie Luftnot bis hin zur Blaufärbung der Lippen und Haut (Zyanose), zu einer schnellen und oberflächlichen Atmung (Tachypnoe) und einem schnellen Herzschlag (Tachykardie). Die eindeutige Diagnose kann durch eine Röntgenuntersuchung gestellt werden, bei der der Brustkorb in zwei Ebenen dargestellt wird. Diese Untersuchung ist außerdem wichtig, um Begleitverletzungen der Lunge auszuschließen oder zu beurteilen. Weitere Untersuchungen wie ein Ultraschall des Bauchraums (Sonographie) oder eine Echokardiographie (Ultraschall des Herzens) können je nach Art des Unfalls notwendig sein, um weitere Verletzungen auszuschließen.

Prognose – Wie lange Dauern die Schmerzen beim Rippenbruch?

Ein Rippenbruch kann nicht durch einen Gipsverband ruhig gestellt werden. Das liegt daran, dass ein Gipsverband keine Bewegung des Brustkorbs zum Atmen mehr ermöglichen würde. Die Heilungsdauer eines Rippenbruchs ist individuell unterschiedlich und ist von mehreren Faktoren wie dem Bruchtyp und dem Alter des Betroffenen abhängig. Vor allem wenn sich die Bruchenden gegenüberliegen heilen Rippenbrüche jedoch in der Regel relativ komplikationslos ab. Insbesondere Rippenbrüche im Bereich des Rückens heilen gut ab, da die starke Rückenmuskulatur den Bruch automatisch stützt. Solange Schmerzen vorhanden sind oder Medikamente zur Schmerzstillung eingenommen werden müssen, sollten Sport und körperliche Aktivitäten vermieden werden. Der individuelle Heilungsverlauf kann bei einem Rippenbruch sehr unterschiedlich sein, weshalb mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden sollte, wann eine volle Belastung wieder möglich ist.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 11.11.2015 - Letzte Änderung: 30.03.2024