Medikamente bei einer Nasennebenhöhlenentzündung

Einleitung

Bei der Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) unterscheidet man zwei Formen: die akute und die chronische Form. Die akute Form tritt über einen begrenzten Zeitraum auf, während man von der chronischen Form ab einer Dauer von ca. zwei bis drei Monaten spricht. Diese Unterteilung hat auch bei der angewendeten Behandlung Relevanz.

Ist eine Nasennebenhöhlenentzündung ansteckend? Informieren Sie sich unter Wie ansteckend ist eine Nasennebenhöhlenentzündung

Welche Medikamente kommen zur Anwendung?

  • Kortison
    Als Nasensprays werden neben den salzwasserhaltigen Sprays oft kortisonhaltige Nasensprays angewendet, da diese die Entzündung hemmen, wodurch die Nasennebenhöhlenschleimhaut abschwellen kann. Die Wirkung des Kortisons setzt verzögert nach ein paar Tagen ein, wobei es auch einige Patienten gibt, bei denen sich die Wirkung nicht entfaltet. Zum Teil treten Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen und Nasenbluten auf. Im Gegensatz zu den Cortisonsprays tritt die Wirkung von abschwellenden Nasensprays (Salzwassersprays) sofort ein.
    Lesen Sie mehr zum Thema: Nasenspray mit Cortison
  • Schmerzmittel
    Zur Behandlung der begleitenden Schmerzen können übliche Schmerzmittel wie ASS, Ibuprofen und Paracetamol angewendet werden. Diese bekämpfen allerdings nicht wie zum Beispiel Cortison die eigentliche Ursache der Entzündung, sondern sind nur symptomlindernd, sodass die Krankheitsdauer dadurch nicht verkürzt wird.
  • Abschwellende Nasensprays
    Abschwellende Nasensprays werden häufig von den behandelnden Ärzten empfohlen. Sie reduzieren mit schnellem Wirkungseintritt die Schleimhautschwellung, sodass eine bessere Nasenatmung möglich ist und man nachts besser schlafen kann. Diese Nasensprays wirken allerdings nicht wie Cortisonsprays entzündungshemmend, sodass sie nur einen kurzfristigen Effekt ausüben. Bei zu häufiger Anwendung kommt es zu einem sogenannten "Rebound-Effekt", bei dem es nach dem Abklingen der Wirkung unverzüglich wieder zu einem Anschwellen der Nasenschleimhaut kommt. Je häufiger man das Spray anwendet, desto stärker ist dieser Rebound-Effekt ausgeprägt. Aufgrund dessen sollte man diese abschwellenden Nasensprays nicht länger als maximal sieben bis zehn Tage anwenden.
    Im Zuge dessen besteht die Gefahr, dass sich eine Abhängigkeit entwickelt, sodass die Nasenschleimhaut nicht mehr ohne diese Sprays abschwillt. Man spricht dann von einer Rhinits medicamentosa oder einer Rhinitis atrophicans. Die Wirkstoffe zählen zu den sogenannten alpha-Sympathomimetika. Das sind Stoffe, die die Wirkung des Sympathikus nachahmen, indem sie eine vasokonstriktorische Wirkung ausüben, was bedeutet, dass die Gefäße der Nasenschleimhaut verengt werden, sodass die Schleimhaut abschwillt. Der häufigste Inhaltsstoff der abschwellenden Nasensprays ist Xylometazolin, desweiteren kommen häufig noch Oxymetazolin und Tramazolin als Inhaltsstoffe vor. Diese abschwellenden Sprays sind apothekenpflichtig, allerdings nicht rezeptpflichtig. Als Nebenwirkungen von abschwellenden Nasensprays können unter Umständen Kopfschmerzen und Schwindel auftreten.
    Lesen Sie mehr zum Thema: Nasenspray
  • Auch gibt es die Behandlungsmöglichkeit mit dem pflanzlichen Arzneimittel Sinupret ®forte oder Sinupret® Tropfen.

Antibiotikatherapie bei einer Nasennebenhöhlenentzündung

Antibiotika werden selten zur Behandlung der Nasennebenhöhlenentzündung eingesetzt, da Antibiotika nur gegen Bakterien wirken und eine Nasennebenhöhlenentzündung meistens durch Viren ausgelöst wird, bei denen Antibiotika keine Wirkung zeigen. Auch wenn ein bakterieller Erreger als Ursache nachgewiesen wurde, helfen Antbiotika nur den wenigsten, denn meistens heilt eine Nasennebenhöhlenentzündung auch ohne medikamentöse Intervention aus. Wenn die Beschwerden allerdings länger anhalten sollten, kann eine Antibiotikaeinnahme nochmal ärztlich in Betracht gezogen werden.

Insgesamt gilt wie bei anderen Erkrankungen, dass Antibiotika weder unnötig noch bei leichten Erkrankungen eingesetzt werden sollten, um eine zunehmende Resistenzbildung der Erreger zu vermeiden. Sollte sich ein schwerer Verlauf abzeichnen, ist der Einsatz von Antibiotika allerdings unersetzlich, um vor weiteren Komplikationen, wie zum Beispiel eine Gehirnhautentzündung, zu schützen. Merkmale für einen schweren Verlauf sind hohes Fieber, Schwellungen im Augenbereich, starker Gesichtsschmerz, Lichtempfindlichkeit, entzündliche Hautrötungenen sowie Nackensteife.

Lesen Sie umfangreiche Informationen unter unserem Thema: Therapie einer Nasennebenhöhlenentzündung mit Antibiotika

Was sind die Antibiotika der Wahl?

Bei der akuten Nasennebenhöhlenentzündung ist das Mittel der ersten Wahl das Antibiotikum Amoxicillin. Dieses wird in der Regel für eine Dauer von 5 bis 10 Tagen in der Dosierung 500 mg drei Mal täglich verschrieben. Amoxicillin wirkt gegen die häufigen Erreger der akuten Nasennebenhöhlenentzündung und ist gut verträglich. Nebenwirkungen wie allergische Reaktionen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfälle können auftreten.

Alternativ kann Azithromycin in derselben Dosierung verschrieben werden. Eine weitere Alternative, beispielsweise bei einer Unverträglichkeit gegenüber der ersten beiden Antibiotika, stellt das Cefuroxim dar. Es wird in einer Dosierung von 250 mg zwei Mal täglich verschrieben. Neben den Antibiotika der ersten Wahl existieren auch Medikamente der zweiten Wahl. Diese können zum Einsatz kommen, wenn die Antibiotika der ersten Wahl nicht vertragen werden oder nicht gut wirken. Antibiotika der zweiten Wahl sind beispielswiese Makrolide, Doxycilin oder Amoxicillin+Clavulansäure. Welches Antibiotikum sich dann am besten eignet, wird anhand verschiedener Kriterien festgelegt. Dazu gehören beispielsweise die Verträglichkeit, der Allgemeinzustand des Patienten und örtlich bekannte Resistenzen bei Erregern. Bei der chronischen Nasennebenhöhlenentzündung ist der Nutzen von Antibiotika sehr umstritten. In Einzelfällen kann ein mehrwöchiger Therapieversuch mit dem Antibiotikum Roxithromycin in der Dosierung 150mg pro Tag oder Cefuroxim/Amoxicillin + Clavulansäure erwogen werden.                                                                                      

Naturheilmittel gegen eine Nasennebenhöhlenentzündung

Nicht immer muss medikamentös eingeschritten werden, auch Naturprodukte werden oft angewendet. Mit am häufigsten wird bei einer Nasennebenhöhlenentzündung das ätherische Öl der Myrte von Ärzten empfohlen. Es wirkt enzündungshemmend und ist in Kapsel-Form in der Apotheke erhältlich. Ebenfalls wirksam sind die Wurzeln der Schlüsselblume. Die Inhaltsstoffe verflüssigen das Sekret und fördern so den Auswurf. Die Wurzeln kann man in Form eines Tees zu sich nehmen. Zur Anwendung kommt auch oft ein Dampfbad, welches mit Thymian, Kamille und Lavendel versetzt wird.

Jedes der drei Kräuter hat seine eigene Wirkung. Thymian wirkt keimhemmend und schleimlösend, während Kamille entzündungshemmend wirkt und das Wachstum von Bakterien begrenzt. Lavendel fördert zudem die Durchblutung. Für das Dampfbad werden die Kräuter zunächst abgekocht. Auch der Extrakt der Kapland-Pelargonie-Wurzel (Umckaloabo) kann generell bei Atemwegsinfektionen angewendet werden. Umckaloabo hat eine antimikrobielle Wirkung und stärkt insgesamt die Körperabwehr. Bei der Anwendung von ätherischen Ölen sollte man vor allem bei Kindern aufpassen, da diese oft Menthol oder ähnliche Stoffe enthalten, die bei kleinen Kindern zu einem Atemstillstand führen können. Kinder unter zwei Jahren sollten nicht in die Berührung mit ätherischen Ölen kommen, bei älteren Kindern sollte man ebenfalls vorsichtig in der Anwendung sein.

Ebenfalls fördernd für die Heilung kann eine Bestrahlung mit Rotlicht über eine Infrarotlampe sein, da wiederholte Bestrahlungen mit Rotlicht die Entzündung eindämmt.

Wann werden Antibiotika zur Therapie einer Nasennebenhöhlenentzündung verschrieben?

Nasennebenhöhlenentzündungen werden in den meisten Fällen von Viren verursacht. Erkrankungen, die von Viren ausgelöst werden, sprechen auf Antibiotika nicht an. Antibiotika sind lediglich gegen Bakterien wirksam. Daher macht eine generelle Gabe von Antibiotika bei Nasennebenhöhlenentzündungen keinen Sinn. Dadurch kann der Heilungsprozess nicht beschleunigt werden und der unbedachte Verbrauch von Antibiotika fördert zusätzlich nur, dass Bakterien resistent werden und weniger gut auf Medikamente ansprechen. Daher werden Antibiotika bei einer Nasennebenhöhlenentzündung nur sehr zurückhaltend verschrieben. Es gibt jedoch Fälle, in denen ein Antibiotikum durchaus sinnvoll ist.

Selten sind Nasennebenhöhlenentzündungen auch durch Bakterien bedingt. Meist handelt es sich dann jedoch um eine sogenannte Sekundärinfektion. Das bedeutet, dass zunächst ein Virus die Entzündung verursacht hat. Dann heftet sich ein bakterieller Erreger zusätzlich an und es entsteht eine bakterielle Sekundärinfektion. Es ist jedoch in der Praxis nicht immer so einfach, eine bakterielle Infektion von einer Virusinfektion zu unterscheiden. Daher werden Antbiotika nur bei sehr starken Schmerzen mit hohem Fieber über 38,5 °C und hohen Entzündungswerten im Blut verschrieben. Gemessen werden der CRP-Wert, welcher ab einem Wert von 10 mg/l als hoch bewertet wird, und die Blutsenkungsgeschwindigkeit (Männer >10mm/ h, Frauen >20 mm/h). Ein weiterer Grund für eine Therapie mit Antibiotika sind drohende Komplikationen, wie beispielsweise ein Abszess oder eine Venenthrombose. Letztlich ist bei einem gesicherten Nachweis bestimmter Bakterien (Pneumokokken, Moraxella Catarrhalis, Haemophilus influenza) im Nasenabstrich ein Antibiotikum als sinnvoll zu erachten. Bei Menschen mit einer Immunschwäche ist der Einsatz von Antibiotika auch ohne Vorliegen dieser Kriterien in Betracht zu ziehen. Bei einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung ist es sehr umstritten, ob Antibiotika überhaupt einen Nutzen haben. In manchen Fällen kann eine mehrwöchige Therapie erwogen werden. Dies wird individuell entschieden.

Chronische Nasennebenhöhlenentzündung

Liegt eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung vor, sollte immer der behandelnde Arzt aufgesucht werden, um die Ursache abzuklären. Auch hier finden Nasenspülungen und Inhalationen mit Salzwasser ihre Anwendung, um den Schleim innerhalb der Nasennebenhöhlen zu lösen. Oft verschreibt der Arzt noch lokal wirksame Kortison-Präparate, die sich gegen die Entzündung richten. Zum Teil kann eine Nasennebenhöhlenentzündung auch durch eine Allergie provoziert werden, in diesem Fall kommt dann eine Desensibilisierung in Betracht. Meist muss eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung operativ behandelt werden, da gewisse anatomische Begebenheiten die Entstehung einer Nasennebenhöhlenentzündung begünstigen, wie zum Beispiel eine schiefe Nasenscheidewand, verengte Ausführungsgänge der Nebenhöhlen oder Nasenpolypen, die entfernt werden müssen.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.05.2015 - Letzte Änderung: 12.01.2023