Rundrücken

Definition

Unter einem Rundrücken (lat.: Hyperkyphose, Gibbus) versteht man eine zu starke Krümmung der Brustwirbelsäule nach hinten.
In der Umgangssprache wird hierbei auch von einem „Buckel“ gesprochen.

Natürlicherweise findet sich im Brustbereich immer eine nach hinten konvexe Krümmung der Wirbelsäule (physiologische Kyphose).

Ist die Wirbelsäule im Brustwirbelsäulenbereich um mehr als 40° gekrümmt, spricht man von einem Rundrücken (pathologische Kyphose).

Man unterscheidet außerdem zwischen einer funktionellen und einer fixierten Form des Rundrückens. Während die Fehlstellung bei der funktionellen Form durch ausgleichende Bewegungen noch korrigiert werden kann, ist sie bei der fixierten Form durch Veränderungen am Knochen in dieser Stellung fixiert.

Ursachen

Ein Rundrücken kann angeboren sein (z.B. bei Fehlbildungen einzelner Wirbelkörper). Häufiger entsteht ein Rundrücken allerdings erst im Laufe des Lebens.
Ursächlich hierfür können sein:

Die verschiedenen Ursachen, die für die Entstehung eines Rundrückens (Kyphose) in Betracht kommen, können grob dahingehend unterteilt werden, ob sie einen angeborenen Rundrücken oder einen mit der Lebenszeit erworbenen Rundrücken bedingen. Generell muss bedacht werden, dass der Krümmungsgrad der Wirbelsäule nicht bei jedem Menschen gleich ist, sodass die jeweiligen, individuellen anatomischen Verhältnisse von Geburt an einen bestimmten Grad an Rundrücken und Hohlkreuz vorgeben können. Ein übermäßiger Rundrücken, der von Geburt an schon sichtbar besteht, hat in der Regel Fehlbildungen im Skelett- bzw. Wirbelsäulensystem als ursächliche Grundlage. Demnach kann beispielsweise das Vorliegen von Blockwirbeln (miteinander verschmolzene Wirbelkörper) oder Halbwirbeln (nur halb angelegte, keilförmige Wirbelkörper) zu den charakteristischen Wirbelsäulenverkrümmungen im Brustbereich führen. Im Laufe des Lebens erworbene Rundrücken haben in den meisten Fällen muskuläre Ungleichgewichte im Rumpfbereich als Ursache, die durch generellen Bewegungsmangel, Fehlbelastungen im Training und dauerhafte, unnatürliche Haltungspositionen im Alltag, sowohl im Sitzen als auch im Stehen, entstehen. Somit kann eine zu stark ausgeprägte oder verkürzte Brustmuskulatur bei gleichzeitig zu schwach ausgeprägter Schultermuskulatur und Rückenmuskulatur auf Dauer zu einem (symptomatischen) Rundrücken führen.

Aber auch bestimmte Grunderkrankungen des Skelettsystems können zu Verformungen im Brustwirbelsäulenbereich führen. Bei (vorwiegend älteren) Menschen, die an einer Osteoporose leiden, können im Verlauf sogenannte Sinterungsbrüche in den einzelnen Wirbelkörpern entstehen, die dazu führen, dass sich die betroffenen Wirbel keilförmig verformen und es somit zu einem Rundrücken kommen kann. Aber auch chronisch-entzündliche, rheumatische Erkrankungen des Wirbelsäulen- und Gelenkssystems wie der Morbus Bechterew oder die Arthritis/Polyarthritis, können durch dauerhafte Umbauprozesse in der Wirbelsäule zu charakteristischen Verkrümmungen führen. Darüber hinaus sind Entwicklungsstörungskrankheiten, wie der Morbus Scheuermann, ebenfalls mögliche Ursachen für die Entstehung eines Rundrückens, sodass z.B. Verknöcherungsstörungen zu Wirbelkörperverformungen und Wirbelsäulenverkrümmungen verursachen können. Daneben können allerdings auch Traumata im Bereich der Brustwirbelsäule (durch z. B. Unfälle) oder Tumorgeschehen im Skelettsystem (z.B. Knochenmetastasen, Plasmazytom) die Ausbildung eines Rundrückens bedingen. Übrig bleibt jedoch auch immer noch eine kleine Anzahl an völlig unbekannten Ursachen, sodass durchaus ein sogenannter idiopathischer Rundrücken vorliegen kann, ohne dass dafür eine körperliche Ursache nachgewiesen werden kann.

Besondere Formen des Rundrücken

  • Morbus Scheuermann (Adoleszentenkyphose):
    Durch eine Störung bei der Verknöcherung wachsen Vorder- und Rückseite der Wirbelkörper im Brustbereich ungleichmäßig, was zur Ausprägung eines Rundrückens führt. Diese Erkrankung betrifft Jugendliche, wobei Jungs doppelt so häufig betroffen sind.
  • Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans):
    Hierbei führt eine chronische, rheumatisch-entzündliche Erkrankung zu Versteifungen an der unteren Wirbelsäule, wobei sich in der Folge häufig ein Rundrücken im Brustbereich ausbildet. Meist wird diese Erkrankung im Alter zwischen 15 und 30 Jahren diagnostiziert.
  • Pott‘scher Gibbus (Spondylitis tuberculosa):
    Dieser kann als Spätkomplikation einer Tuberkulose an der Wirbelsäule auftreten.

Symptome

Schmerzen gehören zu den typischen Beschwerden bei Menschen mit ausgeprägtem Rundrücken. Besonders Patienten, die bereits seit der frühen Kindheit unter der Ausbildung eines Rundrückens leiden klagen häufig über ausgeprägte Schmerzen. Typischerweise intensivieren sich die Beschwerden nach langem stehen oder langsamem Gehen.

Patienten mit einem Rundrücken leiden häufig unter Rückenschmerzen, z.T. wird auch über Kopfschmerzen geklagt. Außerdem können im Verlauf Bewegungseinschränkungen, aber auch Gefühlsstörungen durch Schädigungen des Rückenmarks auftreten. Ursache dafür kann eine Einengung der aus dem Wirbelkanal austretenden Nervenfasern sein. Durch die zunehmende Fehlstellung der einzelnen Wirbelsegmente kommt es zu Kompressionen der Bandscheiben und auf lange Sicht zur Beeinträchtigung der Nervenfasern.
Darüber hinaus kommt ein bei Patienten mit ausgeprägtem Rundrücken oftmals zu einer deutlichen Fehlbelastung der Muskeln im Bereich des Rückens. Die Folge sind schmerzhafte Muskelverspannungen die ohne gezielte Therapie sehr schwer behoben werden können. Ein weiterer Grund für die Schmerzen bei Vorliegen eines Rundrückens ist eine Beeinträchtigung der Wirbelgelenke und der Knochenhäute. Durch die übermäßige Belastung dieser Strukturen können Reizungen und/oder entzündliche Prozesse entstehen.

Die Symptomatik beschränkt sich dabei nicht bloß auf den Bereich des Rückens.
Auch die Funktion von Herz und Lunge kann bei stark ausgeprägtem Rundrücken beeinträchtigt werden. Patienten leiden zudem häufiger an Schlafstörungen und Depressionen, u.a. wegen der kosmetisch ungünstigen Rückenform.

Schmerzen bei einem Rundrücken

Ein Rundrücken führt klassischerweise zur Einschränkung der Schulterbeweglichkeit.
Durch die falsche Krümmung der Wirbelsäule hängen die Schultern nach vorne unten und die Schulterblätter stehen nach hinten oben.

Aufgrund der falschen Körperhaltung durch den Rundrücken kann es zu einer Verspannung der Nackenmuskulatur sowie Rückenmuskulatur kommen. Nacken- beziehungsweise Rückenschmerzen sind die Folge.
Die Schmerzen werden durch Bewegungen meist noch verschlimmert, weshalb Betroffene dazu neigen, Schonhaltungen einzunehmen und Bewegungen der Schulter und des Rückens zu vermeiden. Bestimmte Bewegungsabläufe, wie Drehbewegungen des Körpers, können zur Ausstrahlung der Schmerzen führen und Kreuzschmerzen auslösen. Je nach Schweregrad des Rundrückens ist sogar eine Schmerzausstrahlung bis in die Gliedmaßen möglich.
Zusätzlich leiden die Betroffenen nicht selten unter Schlafstörungen. Eine häufige Folge der Schlafstörungen sowie des Rundrückens selbst sind dauerhafte Kopfschmerzen, die sehr belastend sein können.

Diagnostik

Der Rundrücken wird vom Arzt oft schon beim Betrachten des Patienten erkannt. Um die Diagnose zu objektivieren, werden spezielle Röntgenaufnahmen der Wirbelsäule angefertigt, um den genauen Winkel der Krümmung (Cobb-Winkel) bestimmen zu können.
Computertomographie oder Magnetresonanztomographie sind ergänzende Untersuchungen, die z.T. Aufschluss über die Ursache geben können.

Therapie

Je nach Ausprägung und Form des Rundrückens werden Physiotherapie, Korsetts oder Operationen angewandt.

  • Physiotherapie:
    Ist der Rundrücken leicht ausgeprägt und nur funktionell, kann spezialisierte Physiotherapie angewandt werden. Hierbei soll die Wirbelsäule durch Training der Rücken- und Brustmuskulatur aufgerichtet werden.
    Regelmäßiges gezieltes Rückentraining kann der Ausbildung eines Rundrückens durch Fehlhaltung vorbeugen.

    Tägliches Bewegungstraining mit gezielten Muskelübungen und ausgiebigem Dehnen kann bei einer Vielzahl von Patienten erstaunliche Erfolge erzielen. Dem Rundrücken kann auf diese Weise innerhalb kurzer Zeit entgegengewirkt werden.

    Beim Training sollte das Dehnen des großen und kleinen Brustmuskels nicht vernachlässigt werden. Patienten sollten dabei jedoch die unterschiedlichen Verlaufsrichtungen dieser beiden Muskeln beachten. Darüber hinaus sollte der große Rückenmuskel (M. latissimus dorsi) in täglichen, kurzen Trainingseinheiten gestärkt und gedehnt werden.

  • Korsett (Orthese):
    Bei stärkerer Ausprägung kann das Tragen eines Korsetts nötig sein. Dies wird vor allem im Kindesalter angewandt und soll den Rundrücken ausgleichen, indem das Wachstum der Wirbelsäule durch das Korsett gelenkt wird.

    Ein Korsett (Fachwort: Orthese) ist ein medizinisches Hilfsmittel, welches der Stabilisierung, Entlastung, Ruhigstellung, Führung und/oder Korrektur der Wirbelsäule dienen kann. Mit Hilfe eines Korsetts wird die Wirbelsäule des Patienten mit Rundrücken aufgerichtet und die einzelnen Wirbel auf diese Weise entlastet.
    Um den Erfolg einer Behandlung des Rundrückens durch das Tragen eines Korsetts muss jedoch darauf geachtet werden, dass die vom Facharzt verordnete tägliche Tragezeit strikt einzuhalten ist und dass die Passform des medizinischen Hilfsmittels in regelmäßigen Abständen überprüft wird. Reibende, Scheuernde und/oder Drückende Stellen am Korsett beeinträchtigen nicht bloß die Bewegungsfreiheit des Patienten sondern können auch das Behandlungsergebnis negativ beeinflussen.
    Gerade bei Kindern mit Rundrücken kann die Therapie mit Korsett während der Wachstumsphase überzeugende Ergebnisse erzielen. Grund dafür ist die Tatsache, dass das Wachstum der Wirbelsäule durch das Tragen von einem Korsett in eine gewünschte Ebene gelenkt werden kann. Der Rundrücken wächst sich demnach im Zuge des Längenwachstums einfach aus.

  • Operation:
    In besonders schweren Fällen kann eine operative Maßnahme den Rundrücken verbessern. Die Kyphoplastie (Aufrichten des Wirbels mithilfe eines Ballons und Einbringen von Knochenzement) und die Spondylodese (Versteifung von Wirbelkörpern mithilfe von Schrauben) sind Methoden, die v.a. eingesetzt werden, wenn Wirbelbrüche oder Osteoporose dem Rundrücken zugrunde liegen.
    Die Kyphoplastie als OP eignet sich vor allem für Patienten die auf Grund von Wirbelkörperbrüchen einen Rundrücken entwickelt haben. Diese OP-Methode wird zu den minimalinvasiven Verfahren gezählt und dient in erster Linie der Reparatur des beschädigten Wirbels.
    Die Spondylodese (Synonym: Wirbelsäulenversteifung) hingegen ist ein OP-Verfahren, bei dem Teile der Wirbelsäule mit Hilfe von Implantaten versteift werden. Mit Hilfe dieser Methode kann ein Rundrücken effektiv korrigiert und die Symptomatik des Patienten gelindert werden.
    Ein Rundrücken kann in den meisten Fällen mit Hilfe sogenannter konservativer (nicht-operativer) Verfahren behandelt werden.
    Patienten die jedoch an einem fortschreitenden Rundrücken mit deutlicher Deformität der Wirbelsäule leiden, kann die OP eine sinnvolle Korrekturmethode sein.
    Eine OP zur Korrektur des Rundrückens birgt jedoch einige Risiken. Vor allem bei Durchführung einer Spondylodese kann es zu entzündlichen Prozessen im Bereich der Weichteile kommen. Darüber hinaus sind starke Beeinträchtigungen der Atmung möglich. Wie bei jeder OP kann es während und nach dem Eingriff zu Blutungen und Verletzungen von Nervenfasern kommen. Zudem sollte bei operativer Korrektur des Rundrückens beachtet werden, dass bei ungefähr 5% der Patienten trotz optimalen OP-Bedingungen, innerhalb von fünf Jahren weitere chirurgische Maßnahmen durchgeführt werden müssen.

Rundrücken Training

Ein Rundrücken, der nicht durch bestimmte Grunderkrankungen wie dem Morbus Bechterew oder den Morbus Scheuermann entstanden ist, sondern durch muskuläre Dysbalancen hervorgerufen wird, kann durch gezieltes Muskeltraining verbessert oder sogar behoben werden. Der sogenannte funktionelle Rundrücken entwickelt sich immer dann, wenn durch Fehlbelastungen oder Fehlhaltungen bestimmte Muskelgruppen (die Brustmuskulatur) eine höhere Ruhespannung als die ihnen entgegenwirkenden Muskelgruppen (die Schultermuskulatur/Rückenmuskulatur) haben. Sind die Brustmuskeln also zu stark und die Rücken- und Schultermuskeln zu schwach, entstehen eine Dysbalance und ein dauerhafter, überwiegender Zug am Skelettsystem in Richtung der Brustmuskeln, sodass die charakteristische Rundrückenform entsteht. In erster Linie sind besonders der Musculus trapezius, der obere Rückenstrecker, der Musculus serratus anterior und die Romboidmuskeln zu schwach und der Musculus pectoralis sowie der Musculus latissimus dorsi zu verspannt bzw. zu stark. Durch gezieltes Dehnen der Brustmuskeln und muskuläres Stärken der zu schwachen Rückenmuskeln (durch z. B. Kreuzheben, Rudern), kann dem Rundrücken demnach entgegengewirkt werden.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Übungen gegen Rundrücken

Dehnen bei einem Rundrücken

Regelmäßige Dehnübungen und Sportübungen trainieren die Rückenmuskulatur und Brustmuskulatur und können so zur Aufrichtung und muskulären Stabilisierung der Wirbelsäule beitragen.
Am Morgen kann der Rundrücken noch sehr steif sein, weshalb Sie die Dehnübungen am Besten nachmittags oder abends durchführen sollten. Achten Sie darauf, den Rücken nicht zu viel zu dehnen. Bewährte Übungen sind beispielsweise die sogenannten Rückbeugen, bei der eine Gegenbewegung zum Rundrücken durchgeführt wird. Die Brust wird hierbei nach vorne gestreckt und die Schultern gleichzeitig zurückgezogen.

Eine weitere Rückbeuge, die sich positiv auf Schultern- und Rückenmuskulatur auswirkt findet in flacher Bauchlage statt. Die Beine sind hierbei lang gestreckt und angespannt. Die Hände liegen dem Körper eng an und die Ellenbogen zeigen nach hinten. Der Blick ist nach unten gerichtet und die Schultern werden zurückgezogen. Wichtig ist die regelmäßige Durchführung der Dehnübungen, um den Rundrücken zu verringern.
Vor den Dehnübungen sollte der Körper unbedingt durch ein paar Streckübungen aufgewärmt werden. Dehnen Sie nicht zu viel! Dadurch kann die Muskulatur überfordert werden und einen negativen Effekt auf den Rundrücken haben. Achten Sie außerdem immer auf eine korrekte Sitzhaltung im Büro, am Küchentisch usw..
Hier empfiehlt sich eine gerade, jedoch entspannte Körperhaltung, optimalerweise zeigen die Schultern beim korrekten Sitzen nach hinten unten. Ein Therapieschema aus der Krankengymnastik ist die sogenannte Schroth – Methode, eine dreidimensionale Therapie zur Behandlung des Rundrückens. Die Säulen dieser Methode basieren auf dem:

  1. Aufrichten der Rückenmuskulatur
  2. der Atemtherapie und aus den
  3. Bewegungsstrategien

für den Alltag. Die hier zusätzlich durchgeführten Atemtechniken verhelfen, die falsch belastete Muskulatur zu entspannen und zu entlasten. Wichtig ist bei einem Rundrücken so früh wie möglich mit den Dehnübungen anzufangen, um bleibenden Schäden an dem Rücken frühzeitig entgegen zu wirken.

Das Korsett bei einem Rundrücken

Eine weitere Therapiemöglichkeit des Rundrückens ist die Anlage eines stützenden Korsetts, medizinisch auch Orthese genannt. Es handelt sich um eine stabile Konstruktion aus reinem Kunststoff oder einer Kombination aus Leder und Kunststoff zur Stützung des Rumpfes. Das Korsett sollte nicht allein, sondern ergänzend zu anderen Behandlungsmaßnahmen, wie Krankengymnastik, getragen werden.
Es ist ein medizinisches Hilfsmittel, das vom Arzt nach einer ausführlichen Untersuchung des Rundrückens verordnet werden kann. Die Wahl für das richtige Korsett wird meist vom Arzt und Orthopädietechniker gemeinsam getroffen. Das Korsett ermöglicht Fehlstellungen durch den Rundrücken zu korrigieren und Fehlbelastungen entgegen zu wirken.

Die Funktionen des Rückens sollen hierdurch aufrechterhalten bleiben und Schmerzen gelindert werden. Für das Korsett existieren unterschiedliche Versionen mit jeweils entsprechenden Eigenschaften. Heutzutage finden vor allem die aktiven Rückenorthesen Verwendung. Aufgrund ihrer optimalen Trageeigenschaften eignen sie sich besonders für Kinder. Bei dieser Form des Korsetts kommt es zu einer dynamischen Oberkörperaufrichtung durch Federzugelemente und einer aktiven Bewegung von Wirbelsäule, Muskulatur und Rumpf.
Außerdem verfügt es über einen angenehmen Tragekomfort, im Gegensatz zu den traditionellen steifen Rückenorthesen (passives Korsett). Bei diesen herkömmlichen Korsetts (z.B. Milwaukee – Korsett), findet eine passive Stabilisierung des Rückens statt, was wiederum natürliche Bewegungen des Körpers unterdrückt. Dadurch werden erwünschte sowie schädliche bewegende Effekte verhindert. Soll die passive Rückenorthese nicht mehr getragen werden, so wird ein muskuläres Aufbautraining von Nöten sein. Dies ist bei einem aktiven Korsett nicht notwendig.

Die OP als letzte Maßnahme

In schweren Fällen ist der Rundrücken zunehmend fortschreitend und führt zu einer ausgeprägten Deformität des Rückens, bei der es zur Zerstörung von Wirbelkörpern kommen kann.
Hier bieten sich unterschiedliche operative Verfahren zur Stabilisierung und Wiederaufrichtung der Wirbel an. Durch eine sogenannte Kyphoplastie besteht die Möglichkeit einen Rundrücken zu richten, der meist auf dem Boden eines Wirbelbruchs entstanden ist.

Diese Operation dient der Aufrichtung geschädigter Wirbel. Ein Ballonkatheter, eine Art Sonde mit Schlauchsystem, wird in den geschädigten Wirbel eingebracht und aufgeblasen. Im Anschluss wird der Wirbel über den Katheter mit Zement aufgefüllt. Eine ähnliche Methode ist die sogenannte Vertebroplastie, bei der Zement direkt ohne Katheter in den Knochen eingebracht wird.
Ein operativer Eingriff empfiehlt sich bei einem Rundrücken mit einem Krümmungsgrad über 65°, bei nicht beherrschbaren Schmerzen und bei neurologischen Ausfallerscheinungen wie Lähmungen oder Taubheitsgefühlen. Liegt eine ausgeprägte Verschiebung der Wirbelkörper durch den Rundrücken vor, so kann der betroffene Wirbel mittels eines Schraub – Stabsystems in seine natürliche Stellung zurückgezogen und versteift werden.

Rundrücken und Hohlkreuz

Das Hohlkreuz (Hyperlordose) ist neben dem Rundrücken eine weitere Fehlhaltung der Wirbelsäule, wobei der Bereich der Lendenwirbel verstärkt nach vorne gekrümmt ist, sodass sich der Bauch vor und das Becken sowie der Brustkorb hinter die Körperachse verlagert. Als Ursachen kommen verschiedenste Möglichkeiten in Frage, wobei jedoch häufiger ein erworbenes Hohlkreuz vorliegt als ein von Anfang an angeborenes. In den meisten Fällen ist eine muskuläre Dysbalance Schuld, die durch Fehlhaltungen im Alltag (z.B. vieles, falsches Sitzen, schweres Tragen, häufiges Laufen/Stehen auf hohen Absätzen) oder Fehlbelastungen beim Training entsteht. Ein verkürzter Hüftbeuger bei gleichzeitig zu schwachen Hüftstreckern und schwache Bauchmuskeln, Rückenmuskeln und Gefäßmuskeln führen dabei auf Dauer zu einer Verkürzung von Sehnen und Bändern im Lendenwirbel- und Beckenbereich, sodass es dauerhaft zu einer Verkrümmung der Wirbelsäule in diesem Bereich kommt. Bei einem markant ausgeprägten Hohlkreuz kann der hinter die Körperachse verlagerte Brustkorb zudem den Anschein eines Rundrückens verursachen. In einigen Fällen starker muskulärer Dysbalance entlang der kompletten Wirbelsäule, bei der die gesamte Rumpfmuskulatur in einem Ungleichgewicht steht, können durchaus sogar ein Hohlkreuz und ein Rundrücken gleichzeitig bestehen.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Thema Rundrücken finden Sie hier:

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 20.06.2013 - Letzte Änderung: 30.03.2024