Schmerzen nach einer Knie-OP

Definition

Operationen am Kniegelenk sind sehr häufig. In Deutschland werden jährlich ca. 175.000 neue Kniegelenke eingesetzt.
Doch auch wenn keine Knieprothese eingebaut wird, ist das Knie ein häufig operiertes Gelenk, da es besonders bei Sportarten wie Skifahren oder Fußball leicht zu Verletzungen der Menisken oder der umliegenden Bänder kommt.

Bei den durchgeführten Prozeduren handelt es sich im Allgemeinen um sehr sichere Verfahren, die häufig durchgeführt werden. Dennoch kann nie ausgeschlossen werden, dass es während einer OP nicht doch zu einer Komplikation kommt, die zu Schmerzen führt. Dabei kann es sich um Nachblutungen, Infektionen oder Verletzungen von Nerven handeln.

Mehr Information zu diesem Thema unter: Postoperative Komplikationen

Ursachen

Generell sind Knieschmerzen in der Phase direkt nach einer Knie-OP nichts Ungewöhnliches oder Beunruhigendes. Schmerzen gehören zu jeder Wundheilung dazu und beruhen auf der Tatsache, dass im Rahmen jeder OP Körperstrukturen unweigerlich verletzt werden.

Sollten die Schmerzen jedoch außergewöhnlich stark bzw. langanhaltend sein, mit Fieber und übermäßiger Schwellung oder weiteren Beschwerden einhergehen, so ist es vermutlich zu einer ungeplanten Komplikation gekommen. Hierbei kann es sich um eine Nachblutung handeln, die sich zu einem starken, schmerzhaften Bluterguss im Knie entwickeln kann.

Außerdem kann auch eine Infektion mit Entzündung des Gelenks vorliegen. Des Weiteren können auch Wundheilungsstörungen auftreten oder es können Nerven verletzt oder irritiert worden sein.

Wundschmerzen

Wundschmerz bezeichnet Schmerzen, die im Bereich einer Wunde auftreten. Die Beschwerden bestehen nicht nur direkt nach der Verletzung, sondern auch während des Heilungsprozesses und bleiben in seltenen Fällen auch nach der Heilung bestehen.

Auch eine Operation am Kniegelenk kann auslösend für Wundschmerz sein. Allgemeint gilt dabei, dass der Schmerz mit der Größe der Wunde zunimmt. Daher ist der Wundschmerz nach minimal-invasiven Maßnahmen generell geringer als nach offenen Operationen mit viel Gewebsverletzungen.

Um Wundschmerzen zu lindern, sollte eine Infektion der Wunde unbedingt verhindert werden. Außerdem helfen antientzündliche Schmerzmittel und kühlende Verfahren bei der Schmerzlinderung. Der akute Wundschmerz nach einer Knie - OP sollte bereits innerhalb weniger Tage abnehmen.

Weitere Informationen zu diesem Thema unter: Wundheilungsphasen und Schmerzen

Infektion

Wenn das Knie nach einer OP schmerzhaft geschwollen und außerdem auch gerötet und überwärmt ist, so sind dies Anzeichen für eine Infektion.

Das bedeutet, dass entweder während der OP Keime in das Kniegelenk eingedrungen sind oder, dass der Körper durch die leichte Immunschwäche nach der OP anfällig für bereits vorhandene Keime geworden ist. Die Besiedelung des Kniegelenks mit Keimen löst eine Entzündungsreaktion aus und kann dem Gelenk nachhaltig schädigen.

In fortgeschrittenem Stadium der Infektion kann es auch zu Fieber kommen. Wenn die Diagnose einer bakteriellen Infektion gestellt wurde, sollte möglichst schnell eine Therapie mit Antibiotika eingeleitet werden. Je nach Quelle liegt die Rate an Infektionen nach Einbringen einer Knie-Prothese bei 0,3 % bis 5 %.

Mehr Information zu diesem Thema unter: OP einer Knieprothese

Verletzung eines Nervs

Ein Nerv kann während einer OP entweder durch eine komplette oder teilweise Durchtrennung des Nervs oder aber durch eine anhaltende Druck- oder Zugbelastung Schaden nehmen.

Außerdem kann es auch nach der OP noch zu einer Nervenschädigung kommen, wenn sich z.B. ein starker Bluterguss ausbildet, der den Nerv einklemmt. Die Nervenschädigung kann sich entweder durch verlorene Gefühlsempfindlichkeit im Bereich des Knies oder Unterschenkels zeigen oder durch eine Muskelschwäche unterhalb des Knies und einen verminderten Achillessehnenreflex.

Weitere Information zu diesem Thema unter: Nervenschaden

Hämatom

Bei jeder Knie-OP kommt es zu einem kleinen Blutverlust. Besteht jedoch auch nach der OP und nach Entfernung der Drainagen noch eine Blutung, so sammelt sich das Blut in der Kniegelenkshöhle.
Da sich das Gewebe dort nur begrenzt weiten kann, kommt es zu einer schmerzhaften Schwellung. Ein solcher, blutiger Gelenkerguss wird auch Hämarthros genannt.

Außerdem kann das Gelenk durch den Bluterguss in seiner Beweglichkeit eingeschränkt sein. Geringe Blutmengen können problemlos vom Körper innerhalb von mehreren Tagen abgebaut werden. Ist der Erguss jedoch zu groß, kann er vom Orthopäden mittels einer dünnen Hohlnadel im Rahmen einer Gelenkpunktion entlastet werden.

Durchblutungsstörungen

Während einer OP können auch Blutgefäße zu Schaden kommen. Wenn es sich dabei um große Gefäße handelt, wird der Schaden direkt während der OP behoben und das Gefäß wieder repariert.
Kleinere Gefäßverletzungen führen in der Regel nicht zu bleibenden Durchblutungsstörungen, da in der Regel mehrere kleine Blutgefäße eine Region des Körpers mit Blut versorgen und den Ausfall eines Gefäßes kompensieren können.

Es kann jedoch in seltenen Fällen im Rahmen der OP zu einem Übertritt von kleinen Fetttröpfchen aus dem Fettgewebe des umliegenden Gewebes in das Blutsystem kommen. Diese können Blutgefäße verschließen und so zu einer arteriellen Thrombose mit folgender Minderversorgung des betreffenden Körperabschnittes führen.

Weitere Informationen zu diesem Thema unter: Durchblutungsstörungen

Thrombose

Die Thrombose ist eine der gefürchtetsten Komplikationen nach Operationen im Allgemeinen, spezieller noch nach Operationen an den Beinen und Füßen. Dabei handelt es sich um ein Blutgerinnsel (=Thrombus), welches sich in einer Vene (also einem Gefäß, das Blut zum Herzen transportiert) bildet.

Gerade in den Beinvenen spielt Bewegung eine große Rolle beim Bluttransport. Durch die Aktivierung der Muskulatur beispielsweise in der Wade, wird das Blut zusätzlich nach oben in Richtung des Herzens gepumpt. Fehlt diese Aktivität beispielsweise dadurch, dass jemand nach einer Knie-OP nicht auftreten darf, bewegt sich das Blut langsamer und ungeordneter durch die Vene. Dadurch ist die Gefahr einer Thrombusbildung stark erhöht.

Kommt es zu einer Thrombose, schwillt das betroffene Bein unterhalb des Blutgerinnsels an, häufig überwärmt es auch, die Haut spannt und das Bein kann schmerzen. Die größte Gefahr besteht darin, dass sich der Thrombus löst und durch größere Venen bis in die Lunge gelangt. Dort kann er so große Gefäße verstopfen, dass es zu einer lebensgefährlichen Atemnot kommt.

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Zur Prophylaxe (Vorbeugung) bekommt man nach einer Knie-OP die „Thrombosespritze“. Diese enthält einen Blutverdünner (Heparin) und verhindert dadurch die Bildung von Gerinnseln.

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Wasser im Knie

Als Wasser im Knie bezeichnet man umgangssprachlich jede Art von Flüssigkeit, die sich im Knie ansammelt. Meist handelt es sich dabei um eine klare körpereigene Flüssigkeit, die natürlicherweise im Gelenk vorkommt, die Gelenkflüssigkeit.

Bei einer Knie-OP werden an dem Gelenk Manipulationen vorgenommen, dies führt zu einer vermehrten Produktion der Gelenkflüssigkeit. Dadurch werden Zellen ins Kniegelenk transportiert, die die entstandenen Gewebeschäden wieder reparieren sollen. Bei der OP kann es zusätzlich durch die Verletzung kleiner Gefäße zu Einblutungen kommen, wodurch die Schwellung im Knie verstärkt werden kann.

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Schmerztherapie nach einer Knie-TEP

Nach dem Einbau einer Knie-TEP wird sofort mit einer guten Schmerztherapie begonnen, da nur die Linderung der Schmerzen ermöglicht, dass die notwendigen Bewegungsübungen direkt am ersten Tag nach der OP begonnen werden können.

Die Schmerzmedikamente werden angepasst an den Bedarf des Patienten für ca. zwei bis drei Wochen eingenommen. Die Schmerzen verringern sich nach einer Woche stetig und sollten bei guter Medikation generell nicht sehr stark sein.

Da die Schmerzempfindung sehr subjektiv ist und von vielen individuellen Faktoren abhängt, kann man nicht allgemein festlegen, wie lange oder wie intensiv die Schmerztherapie für alle Menschen sein muss. Generell gilt aber, dass Schmerzen lange genug und ausreichend behandelt werden müssen um den Leidensdruck zu senken.

Mehr Information zu diesem Thema unter: Schmerzen bei einer Knieprothese und Schmerztherapie

Schmerztherapie nach einer Arthroskopie

Eine Arthroskopie des Kniegelenks stellt eine schonendere OP-Technik als eine offene OP dar, da es im Allgemeinen zu weniger Gewebsverletzungen kommt.

Auch der Zugang zum Gelenk geschieht durch deutliche kleinere Schnitte. Daher verläuft auch die Heilung schneller und Schmerzen halten weniger lange an.

Generell ist jedoch zu unterscheiden, ob es sich um eine rein diagnostische Arthroskopie handelt oder ob auch therapiert wird, indem beispielsweise störendes Gewebe entfernt wird. In letzterem Fall halten die Schmerzen etwas länger an.

Weitere Informationen zu diesem Thema unter: Komplikationen einer Arthroskopie

Schmerztherapie nach einer Kreuzband-OP

Die Dauer der Schmerzen nach einer Kreuzband-OP hängt davon ab, wie gut das OP-Gebiet verheilt.

Wenn es zu einem Kniegelenkserguss kommt, halten die Schmerzen mindestens so lange an, bis sich der raumfüllende Erguss verkleinert hat. Allgemein gilt jedoch auch hier, dass eine gute Schmerztherapie nicht nur ein besseres Bewegungstraining ermöglicht und so die Genesung beschleunigt, sondern auch dazu führt, dass die Schmerzen möglichst gering gehalten werden.

Oft ist bereits nach fünf bis sieben Tagen keine Schmerzmedikation mehr nötig. Eine wirklich schmerzfreie Bewegung ist jedoch erst nach ca. vier bis sechs Wochen möglich.

Weitere Informationen zu diesem Thema unter: Vorderer Kreuzbandriss und Hinterer Kreuzbandriss

Begleitende Symptome

Generell kommen im OP-Bereich kurz nach der OP Blutergüsse und Schwellungen vor. Außerdem kann das Kniegelenk meist nicht in vollem Maße gebeugt bzw. gestreckt werden.Je nach Komplikationen können die Schmerzen nach einer Knie – OP aber auch von verschiedenen weiteren Beschwerden begleitet werden.

So zeigt sich ein Kniegelenkserguss zumeist mit einer starken Schwellung und Bewegungseinschränkung des Gelenks.

Eine Infektion des Gelenks hingegen geht mit den klassischen Entzündungszeichen einher. Diese umfassen neben einer schmerzhaften Schwellung auch eine Rötung und Überwärmung des Gelenks. Auch in diesem Fall ist das Knie nicht voll funktionstüchtig. Starke Infektionen können auch zu einem eingeschränkten Allgemeinbefinden und Fieber führen.

Falls Nerven im Rahmen der OP verletzt wurden, kann es zu Gefühlsverlusten kommen und die Muskelkraft kann vermindert sein. Auch die Muskeleigenreflexe sind in diesem Fall vermindert.

Taubheit des Schienbeins

Wenn es zu einer Gefühlsstörung des Schienbeins kommt, handelt es sich vermutlich um eine Nervenläsion.

Der Nerv muss dabei nicht unbedingt komplett geschädigt sein, es kann sich auch um eine vorübergehende Druckläsion handeln. Diese kann z.B. im Rahmen eines starken Ergusses oder aufgrund einer Schwellung den Nerv in seinem Verlauf einengen.

Das Schienbein wird von zwei verschiedenen Nerven versorgt, die für die Gefühlsempfindung zuständig sind. Deshalb ist, wenn die Taubheit auf eine Störung der Nerven zurückzuführen ist, tendenziell eher entweder nur die rechts- oder linksseitige Hälfte des Schienbeins betroffen.

Schmerzen in der Wade

Wenn es nach einer Knie – OP zu Schmerzen in der Wade kommt, sollte immer eine tiefe Beinvenenthrombose ausgeschlossen werden. Aufgrund der eingeschränkten Beweglichkeit nach der OP verbringen viele Patienten mehr Zeit als gewöhnlich im Liegen. Dies steigert trotz präventiver Blutverdünnung mit Heparinspritzen das Risiko für die Ausbildung einer Thrombose.

Die Zeichen einer Thrombose sind Wadenschmerz,  bläuliche Verfärbung des Unterschenkels und Blässe, sowie die Schwellung des betroffenen Beins. Bei Auftreten dieser Symptome sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden, um die lebensbedrohliche Komplikation einer Lungenembolie zu verhindern.

Diagnose

Die Antwort auf die Frage, ob die Schmerzen nach einer Knie – OP noch zu den unbedenklichen, die Heilung begleitenden Schmerzen gehören, oder, ob eine Komplikation vorliegt, die die Schmerzen verstärkt, kann am besten von einem Arzt gegeben werden.

Der Spezialist ist in diesem Falle in erster Linie der Orthopäde, der das Knie operiert hat. Dieser weiß, wie das Gelenk während der OP ausgesehen hat und welche Reaktionen zu erwarten sind. Zur Diagnosesicherung kann neben der körperlichen Untersuchung auch ein Ultraschall angewendet werden, um z.B. die Ergussmenge zu bestimmen.

Falls der Verdacht auf eine eitrige Infektion besteht, kann unter Umständen auch eine Punktion des Gelenks sinnvoll sein.

Behandlung und Therapie

Die Schmerztherapie nach einer Knie – OP wird in der Regel zunächst mit so genannten Nichtsteroidalen Antirheumatika durchgeführt. Dazu gehören Ibuprofen, Diclofenac und Novalgin®. Der Vorteil dieser Medikamente ist, dass sie nicht nur Schmerz reduzieren, sondern auch entzündungshemmend sind.
Paracetamol kann zur Fiebersenkung verwendet werden.
Falls die Schmerzen sehr stark werden, können die Medikamente mit Opioiden kombiniert werden.

Neben der Schmerztherapie gilt es, wenn möglich, die Ursache der Schmerzen zu beheben.
Dazu kann z.B. ein starker Kniegelenkserguss punktiert und so entlastet werden. Dies führt meist zu einer Schmerzlinderung und kann auch dazu führen, dass durch Druck irritierte Nerven entlastet werden.
Wenn der Nerv nur leicht irritiert wurde, heilt das Taubheitsgefühl in der Regel von selbst ab. Ist der sensible Nerv jedoch komplett durchtrennt worden, so kommt das Gefühl wahrscheinlich eher nicht wieder.

Wenn eine Thrombose vorliegt, sollte eine Blutverdünnung mit Heparin durchgeführt werden und das Bein mittels eines elastischen Wickelverbandes oder angepasster Kompressionsstrümpfe für mindestens drei Monate komprimiert werden.

Dauer der Schmerzen

Nach einer Knie-OP sind Schmerzen bis zu einer gewissen Grenze vollkommen normal. Meist werden die Operationen mittlerweile arthroskopisch durchgeführt, es werden also nur kleine Löcher in die Haut geschnitten, durch die Instrumente bis zum Knie vorgeschoben werden können. Dadurch entstehen keine großen Hautschnitte mehr, der Schmerz durch die Schnitte an der Haut ist dadurch maßgeblich reduziert.

Lesen Sie mehr zum Thema: Arthroskopie des Kniegelenks

Eine Ausnahme bilden beispielsweise große Kniegelenksersatz-Operationen, dabei sind weiterhin größere Schnitte notwendig um die Knieprothese im Knochen einzubringen. Bei den Knie-OPs werden jedoch nicht nur oberflächliche Schnitte gesetzt, auch im Knie werden verletzte Strukturen entweder herausgeschnitten oder möglicherweise wieder zusammengenäht. All dies führt zunächst zu Schmerzen, die postoperativ allerdings gut mit Schmerzmitteln behandelbar sind. Daher ist es typisch, dass man nach einer Knie-OP für einige Tage bis Wochen Schmerzmedikamente (häufig Ibuprofen®) auch in einer etwas höheren Dosis erhält.

Lesen Sie mehr zum Thema: OP einer Knieprothese

Je nach Größe der Operation sollten die Schmerzen der Operation nach einer bis mehreren Wochen verklungen sein.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 06.09.2017 - Letzte Änderung: 21.07.2023